weiß jemand, ob das seit langem annoncierte Buch über Siegfried Schürenberg von Andreas Neumann (dem Parodisten) endlich erscheint?
Es war ja zuletzt für Oktober 2005 angekündigt, vermutlich zur Buchmesse, und ich habe es beim Schwarzkopf-Verlag seit langem vorgemerkt. Doch nun kommt nix.
Hat jemand nähere Informationen? Ich habe absolut nicht gegen eine Verspätung, das Laurel-und Hardy-Buch von Aping etwa rechtfertigt die vielen Verschiebungen vollauf, aber ich bin wirklich neugierig...
Das Buch "Sir John jagt den Hexer" ist inzwischen erschienen. Was die Synchronarbeit von Siegfried Schürenberg angeht, ist das Buch leider nicht soooo ergiebig. Es ist halt nur ein Aspekt seines beruflichen Schaffens in einer umfassenden (und wirklich lesenswerten) Biographie. Immerhin gibt es ein eigenes, 4-seitiges Kapitel, das sich mit dem Synchronisieren beschäftigt: "Clark Gable spricht deutsch", chronologisch aufgehängt an der Synchronisation des Films "Vom Winde verweht" (1953), woran sich ein Rekurs auf den Sprecher Schürenberg knüpft.
Auch ein nicht ganz schmeichelhaftes Fazit Schürenbergs ist zitiert: "Es macht zwar keinen Spaß, in jeden Armleuchter reinzusprechen, aber es bringt wenigstens Geld!" Diesen Satz scheint Neumann aus einem der persönlichen Gespräche mit Schürenberg zu entnehmen, der ihn in den 80er und 90er Jahren gelegentlich empfing; der über 80-jährige Schürenberg, so macht es bei den Zitaten des Buches den Eindruck, gab gerne den Grantler, weswegen dieser Ausspruch m.E. nach, und bei aller professionellen Einstellung Schürenbergs, wohl eher Koketterie sein dürfte. Es wäre in dieser Hinsicht schön (aber wohl auch schwierig) gewesen, wenn Neumann die bärbeißige Schale geknackt hätte, um wichtige Beiträge einer "oral history" der frühen Synchronisation zu erhalten. Doch vielleicht hat er ja sogar diesbezüglich noch Material in petto, und das Buch könnte eine (spezielle) Fortsetzung finden...
Zuletzt sei noch erwähnt, dass es neben den vielen schönen Bildern dieses Bandes auch mehrere seltene Aufnahmen von Schürenberg bei Synchronarbeiten gibt: unter anderem ein (Publicity)-Bild der Aufnahmen zum Film "Meine Frau betrügt mich", zusammen mit zwei (ungenannten und mir unbekannten) Damen...
Nun die Synchronarbeit ist schon ein ganz zentraler Aspekt in Schürenbergs Schaffen und jedenfalls weit umfangreicher als seine Filmarbeit. Wie umfangreich ist denn die Synchron-Filmographie gegenüber der Kaul-Datenbank und unseren Listen hier aus dem Forum ?
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Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
In Antwort auf:Auch ein nicht ganz schmeichelhaftes Fazit Schürenbergs ist zitiert: "Es macht zwar keinen Spaß, in jeden Armleuchter reinzusprechen, aber es bringt wenigstens Geld!"
Da bin ich doch etwas verwundert, denn gerade Schürenberg ist DER Sprecher, von dem ich überhaupt keine schlechten Synchronrollen kenne (mit Ausnahme des Bischofs in DER HUND VON BASKERVILLE vielleicht ). Er sprach doch eigentlich immer die Charakter-Rollen, und das sind meistens die interessantesten überhaupt (eine meiner liebsten: Drayton in DER MANN, DER ZUVIEL WUSSTE). Er hätte lieber über den 'Deutschen Film' schimpfen sollen, der ihm immer stereotype Rollen anbot - wie vielschichtig waren da doch die Rollen (und die Schauspieler), die er synchronisierte.
Da fällt mir ein: im Grunde war Clark Gable doch der einzige Hauptdarsteller, dessen Stammsprecher er war, oder (mal abgesehen von Joel McCrea vielleicht, den er aber nicht soo oft gesprochen hat)? Vielleicht gefiel ihm ja das nicht - dass er immer Nebenrollen sprach?
über die Synchronfilmografie bin ich doch einigermaßen enttäuscht. Sie nimmt zwar etwas mehr als eine Doppelseite des Buches ein, ist aber im Layout sehr großzügig mit Freiräumen versehen - sie umfasst knapp 100 Synchronrollen. Aber leider leider sind da nur der Originaltitel, der deutsche Titel und das Erscheinungsjahr genannt (falls in der Synchronisation abweichend, dann auch das der Deutschen Erstauffführung). Was vollkommen fehlt, ist eine Rollen- oder Schauspielerzuordnung...das ist doch irgendwie schwach. Aber der Fototeil ist in der Tat grandios!
Zitat von Frank BrennerAber leider leider sind da nur der Originaltitel, der deutsche Titel und das Erscheinungsjahr genannt (falls in der Synchronisation abweichend, dann auch das der Deutschen Erstauffführung). Was vollkommen fehlt, ist eine Rollen- oder Schauspielerzuordnung
Das finde ich auch geradezu absurd, zumindest der synchronisierte Schauspieler hätte genannt werden können...
Ein Frage stellt sich mir bei dem Film "San Francisco". Neumann schreibt im Buch, dass dieser erste Film, in dem Schürenberg Clark Gable sprach, bereits im Produktionsjahr des Films, 1936, synchronisiert worden sei. Das deckt sich mit der Aussage Bräutigams (im Personenteil des Lexikons), dass diese Paarung schon aus den 30er Jahren stammt. Arnes Datenbank gibt für die Bearbeitung aber das Jahr 1955 an. Läuft der Film also noch heute in der Fassung der 30er Jahre oder wurde hier neu, wieder mit Schürenberg, synchronisiert?
Gruß Markus
P.S.: Ich versuche, mir die Frage mal selbst zu beantworten: Die Besetzung bei Arne sieht typisch nach 50er/60er Jahren aus. Weiß man näheres über die Erstsynchro?
In Antwort auf:Läuft der Film also noch heute in der Fassung der 30er Jahre oder wurde hier neu, wieder mit Schürenberg, synchronisiert? [...] P.S.: Ich versuche, mir die Frage mal selbst zu beantworten: Die Besetzung bei Arne sieht typisch nach 50er/60er Jahren aus.
Japp, die Fassung, die man im TV immer zu sehen bekommt, ist die 50er-Jahre-Fassung! Wie in MEUTEREI AUF DER BOUNTY merkt man den Altersunterschied auch hier überhaupt nicht.
Von MEUTEREI AUF DER BOUNTY gibt es in jedem Fall zwei Synchronfassungen. Der Film hatte am 08.09.1936 allerdings zunächst im OmU seine deutsche Premiere; wurde aber schon wenig später durch eine Synchronfassung ersetzt. Hier war Siegfried Schürenberg für Clark Gable, Erich Ponto für Charles Laughton und Erich Fiedler für Francis Lister zu hören. Das deutsche Buch stammte von Paul Mochmann; die Dialogregie lag in Händen von Wilhelm Reinking. Reinking war an sich Bühnenbildner u.a. am Kölner Opernhaus; aber nicht arisch. In den Jahren 1934-1937 konnte er sich zunächst durch Synchronarbeiten als Dialogregisseur für die deutsche MGM über Wasser halten. Reinking selbst zählt 14 Spielfilme auf, die er vor dem Krieg synchronisiert hat.
SAN FRANCISCO lief jedenfalls am 31.12.1936 in Deutschland an. Ob in Deutsch oder im Original weiß ich nicht; ebensowenig habe ich Angaben zur Besetzung. Möglicherweise ist die Synchronfassung von MEUTEREI AUF DER BOUNTY erst nach Dezember 1936 entstanden. Ich tippe jedenfalls stark darauf, daß es von SAN FRANCISCO auch eine deutsche Vorkriegsfassung gab, in der Siefried Schürenberg Clark Gable gesprochen hat.
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Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
Ist in dem Buch eingentlich Schürenbergs kurzer Gastauftritt im italienischen Film "Eine Laus im Pelz" (1975) erwähnt - er spricht sich sogar selbst, obwohl es nur ein Satz ist.
Kann mich nicht daran erinnern, glaube es aber nicht. Der Film sagt mir nichts, daher meine Querfrage: Kann es sich um einen Schnipsel aus der italienischen Tonspur handeln? (Ich weiß ja nicht, was er an dieser Stelle sagt.)
Danke. Ja, das ist eindeutig synchronisiert - Schürenberg legte offenbar größten Wert darauf, immer mit eigener Stimme zu hören zu sein. Allerdings bringt mich sein Kieksen auf die Idee, dass er bzw. der Regisseur vielleicht die Gelegenheit genutzt haben könnte, ihn in einer stark verstellten Zweitrolle zu besetzen. Den ganzen Film daraufhin durchzuschauen, habe ich allerdings nicht die Zeit - zumal das wirklich nur eine vage Idee ist.