("Sarah bei der Fernbedienung des Fernsehers helfen." - "Oh, kannst Du mir dabei auch mal helfen, wenn wir hier raus sind?" - Wolfgang Wagner und Sascha Draeger in DEAD ZONE)
c.n.-tonfilm schrieb: Ich sprach auch vom "Live-Charakter", sprich: der Spontaneität, die bei manchen Formaten einfach zählt und ohne die so ein Format tot ist. Das ist wie ein Fußballspiel, eine Woche nachdem es vorbei ist, auf Video ansehen. Genausowenig wie man ein fremdes Staatsoberhaupt synchronisieren kann, wenn es eine Rede hält.
Über diese Problematik habe ich auch schon nachgedacht. Wenn eine Produktion Live-Charakter haben soll oder Prominente mit mangelnder (Schauspiel-)Sprechausbildung auftreten, ist das immer ein Problem. Es ist schwerer zu texten bzw. da richtig draufzusprechen, dass es nicht draufgesprochen wirkt und dennoch lippensynchron ist. Trotzdem kann oder will man es aus bestimmten Gründen nicht vermeiden. Das Ergebnis ist freilich wechselhaft.
Ein gelungenes Beispiel, das mir hier einfällt, ist der Film VOLL FRONTAL, der fast durchgegend auf dokuhaft gemacht ist. Synchron-Höhepunkt ist ein langer, improvisiert wirken sollender Rap, der über mehrere Minuten geht. Rap-Synchro mit Live-Charakter - für manche doppelte Blasphemie, für andere ein hartes Stück Arbeit...
Ein recht schräges Beispiel, bei dem ich mir die Problematik vielleicht erstmals richtig bewusst wurde, war eine Folge der Sitcom HÖR' MAL, WER DA HÄMMERT! Ex-Präsident Jimmy Carter hatte da ein (aufgezeichnetes) Cameo und wirkte auch da schon ziemlich senil. Synchronisiert wurde er da von Hans Müller-Trenck (seine letzte mir bekannte Rolle übrigens). Er klang zwar auch nicht so glatt wie andere, zu der Zeit regelmäßiger synchronisierende Kollegen, aber aufgesetzt wirkte es trotzdem.
Gruß, Tobias -- "Diese Signale wurden gesendet, um auf sie aufmerksam zu machen."
Das krasseste Beispiel, das mir einfällt: von der Doku THE MEN WHO MADE THE MOVIES: VINCENTE MINELLI (die auf der VORHANG AUF ! DVD von Warner enthalten ist - allerdings nur im Original) gibt es auch eine Synchronfassung fürs deutsche Fernsehen aus den 70ern. Da sitzen Vincente Minelli und Kollegen tatsächlich da und erzählen über ihre Arbeit - komplett synchronisiert, kein Voice-Over. Absolut zum Davonlaufen.
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Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
vorhin lief oliver's twist auf rtl2 und dort war eine blonde frau zu gast bei jamie, die von bettina weiß gesprochen wurde. sie sprach aber nicht wirklich viel, nur so kurze sätze wie, 'lecker!', 'schmeckt gut!', usw...
von der Doku THE MEN WHO MADE THE MOVIES: VINCENTE MINELLI (die auf der VORHANG AUF ! DVD von Warner enthalten ist - allerdings nur im Original) gibt es auch eine Synchronfassung fürs deutsche Fernsehen aus den 70ern.
Das hätte ich zumindest gerne mal gesehen. Aus dem Star Trek - Bereich habe ich da auch was: das Special "Wie alles begann", bei dem Herbert Weicker seinen Text lippensynchron zu Leonard Nimoys Moderation spricht.
Wünschenswert wäre für mich aber, wenn bei solch Sachen als Voice-Over-Sprecher zumindest die für den Schauspieler vertraute Stimme benutzt wird und nicht irgendeine Einheitsstimme. Bei den Sondersendungen zu Sex and the City, Ally McBeal und Smallville hat man das zum Beispiel schön gemacht oder auch in "25 Jahre Star Trek", wo tatsächlich (fast) jeder Hänsel, der da zu Wort kommt, eine eigene Stimme verpasst bekommen hat.
Gruß, Tobias -- "Diese Signale wurden gesendet, um auf sie aufmerksam zu machen."
Das Synchronisieren von Film-Dokumentationen war anscheinend in den 70er und 80er Jahren eine Praxis. Ich habe auch schon Dokus aus dieser Zeit über John Huston, Katharine Hepburn und Spencer Tracy gesehen, die komplett synchronisiert wurden. Am interessantesten erschien mir dabei, dass man versucht hat, die Stammsprecher der Stars zu verpflichten: GGH für Paul Newman, Niendorf für Mitchum und Marquis für Kirk Douglas etwa, die deutsche Fassung also sehr aufwändig produziert wurde (im Gegensatz zu heute, wo man bei DVD-Extras meist nicht mal die deutsche Voice-Over-Fassung lizensiert).
Über die Angemessenheit kann man streiten: für spontane Live-Events wirkt die Synchro tatsächlich aufgesetzt für mich, bei den erwähnten Dokus, deren Statements überlegt und montiert sind, war der Effekt für mich nicht so störend; es hat einen gewissen Kuriositätenwert...