Zitat von John Connor im Beitrag #2Ich hab da noch eine Rolle, die zumindest offiziell seine bislang letzte sein könnte: in DER HIMMEL VON HOLLYWOOD für Rod Steiger!
Der Film ist zwar von 2001, aber seine Deutschland-Premiere hatte er 2004!
Könnte vielleicht auch die Möglichkeit bestehen, dass die Synchro auf Halde lag?
Gut möglich, allerdings hatte der Film seine US-Premiere auch erst Ende 2002, sodass die Synchro dann eventuell erst 2003 entstanden sein könnte - so wie die Synchro zu DIE LIGA DER AUSSERGEWÖHNLICHEN GENTLEMEN auch, wo er David Hemmings sprach. Nominell betrachtet, wenn man die deutschen Erstaufführungsdaten zu Grunde legt, wäre wohl DER HIMMEL VON HOLLYWOOD offiziell sein letzter Synchron-Einsatz.
Also aktiv war er 2004 noch, wenn auch nicht unbedingt als Synchronsprecher. Aber man hört ihn in mehreren Tracks auf der im selben Jahr erschienenen CD von E Nomine: "Die Prophezeiung"
Michael Chevalier war ein ganz Großer der Branche und von enormer Vielseitigkeit.
Auch wenn er eine Zeit lang auf Actionhelden wie Richard Harris, Oliver Reed und Charles Bronson abonniert war, bot sich bei ihm doch auch eine Fülle vom Gegenteil an.
Robert Wagner als "Prinz Eisenherz" dürfte wohl eine seiner ersten Synchronhauptrollen gewesen sein, aber ich finde es interessant, dass er erst gegen Mitte der 1960er-Jahre zum richtigen Hauptrollensprecher wurde, wenngleich er auch immer wieder in kleineren Rollen zu hören war.
Interessant fand ich, dass er bei sämtlichen seiner Stars erst regelmäßig zum Sprecher wurde, als diese bereits sehr bekannt waren und schon mehr oder weniger bestehende Synchronpartnerschaften hatten. Hier würde ich Richard Harris (Horst Niendorf/Reinhard Glemnitz) oder Oliver Reed (Rainer Brandt) nennen. Seine Dauerbeziehung zu Omar Sharif war wieder ein anderes Blatt, da er diesen ja vom großen Durchbruch in "Dr. Schiwago" an regelmäßig sprach. Auch wenn später diese Beziehung durch Sharifs Popularitätsdurchhänger aufgeweicht wurde, kam man doch immer wieder auf sie zurück. Sharif ist keiner meiner Favoriten, aber er konnte ein hervorragender Schauspieler sein. So etwa in "Ein Hauch von Sinnlichkeit", hinter dessen Titel sich ein sehr gutes Drama um krankhafte Eifersucht versteckt. Hier war auch Chevalier ganz hervorragend und bis in die kleinste Nuance perfekt. Als Sharif ein kleines, aber bedeutendes Comeback mit dem bezaubernden Film "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" hatte, war ich über Chevaliers Abwesenheit sehr enttäuscht. Es war die Zeit, als er gerade beim Rückzug aus der Branche war, aber ich weiß auch nicht, inwiefern man sich um ihn bemühte. Uli Krohm sprach die Rolle ausgezeichnet und paßte auch zu Sharif, aber es gibt doch einen gewaltigen Unterschied zur Stimme Chevaliers: diese vermittelt "großes Kino" und kann, so kompetent unauffällig sie auch in Kleinrollen stets wirkte, bei großen Schauspielern im Nullkommanichts die entsprechende Aura einfangen, die sie brauchten.
Chevalier ist für mich auch so ein Paradebeispiel, wie herrlich unabhängig man als Synchronsprecher von seinem Äußeren ist. Wer Chevaliers Auftritte vor der Kamera kennt, der weiss, dass er schon als noch junger Mann übergewichtig war und keinem Schönheitsideal entsprach. Dennoch war er überproportional oft für attraktive Helden zu hören, das ist eben das Schöne am Synchronisieren - es gibt keine Schranken.
Bemerkenswert finde ich, dass von Chevaliers Stammkunden einige vom selben Kaliber waren: Reed, Harris, Sharif, Bronson, alle hatten sie heftige Karriere-Ups-and-Downs und nicht selten Probleme mit verschiedenem Suchtverhalten (Spiel, Alkohol, etc).
Chevaliers Stimme konnte ebenso hart wie zart klingen. Manchmal beides auf einmal. Neben GGH wohl eine der ganz großen Stimmen der 60er bis Mitte der 70er-Jahre, prägend und "kultig".
Richard Harris hatte ein ziemliches Comeback mit "Harry Potter". Zu dieser Filmreihe stehe ich zwar auf Distanz, aber dennoch war sie ein Riesenerfolg. Ohne Klaus Höhnes Erfolg schmälern zu wollen: die Rolle hätte eigentlich auch Michael Chevalier gehört.
Allerdings scheint man Richard Harris generell bei Synchronfassungen nicht mehr als bedeutsam genug eingestuft zu haben. Obwohl Oliver Reed auch kein Kassenmagnet mehr war, kam es hier noch öfters zu dieser Besetzung, als es bei Harris der Fall war. Diesem schanzte man oft sehr unpassende Sprecher zu(wie G. G. Hoffmann oder Klaus Kindler), obwohl Chevalier verfügbar war. In "Gladiator" gab man Reed Chevaliers Stimme und schanzte Harris die nicht schlechte, aber einfach nicht kinowirksame Stimme von Werner Ehrlicher zu. Lag es daran, dass der ohnehin bullige Reed im Alter feister wurde und Harris eher ausgemergelt wirkte und es früher dieses "Chevalier spricht Dicke"-Klischee noch nicht gab? Etwas fantasielos sind Besetzungsabteilungen mitunter ja schon. Harris war auch in seiner Blütezeit sehr drahtig und Chevalier füllig, dennoch passte das perfekt. Als "schwer" empfand ich Chevaliers Stimme nie, ausser sie hatte es zu sein.
Fehlbesetzt fand ich ihn für Steve McQueen, Sean Connery (hier ist GGH einfach zu stark) oder Burt Lancaster. Trotzdem fand ich Chevaliers Fehlbesetzungen nie so eklatant wie etwa Klaus Kindler bei Richard Harris.
Bei Robert Shaw gebe ich Heinz Petruo den Vorzug, aber Chevalier war auch perfekt. Generell mag ich "Der weisse Hai" nicht besonders, aber Shaw spielte darin ausgezeichnet und Chevalier fing das perfekt ein.
Ich hörte Chevalier auch sehr gerne in komischen Rollen, er war ein begnadeter Komödiant. Hier habe ich den frech-lausbübischen Robert Wagner in "Der rosarote Panther" in guter Erinnerung. Und einer meiner Favoriten: der schwule Herbert in "Tanz der Vampire". Gottseidank nahm man nicht Horst Gentzen, sondern setzte wie im Original auf eine sehr maskuline Stimme, wodurch der Widerspruch zum affektierten Gehabe erst richtig pointiert wurde.
das hat sich jetzt gelesen wie ein Nachruf. Für mich ist Michael Chevalier ein Synchronsprecher, der im selben Maße wie G. G. Hoffmann auf über 90 Prozent aller Schauspieler paßt. Mir gefiel er für Sean Connery durchaus, neben Heinz Drache die einzig funktionierende Alternative. ZARDOZ und Connerys fast lachhaftes Outfit kommt natürlich einer Fremdbesetzung sehr entgegen. Chevalier konnte auch Marlon Brandos schauspielerische Ticks übertönen. Er wäre für mich eine ideale Dauerstimme gewesen. Mochte Brando noch so alt und fett werden, er war immerhin ein Sexsymbol gewesen und ein wenig von dieser Attraktivität bewahrte er sich auch im Alter. Man hat ihm aber leider fast nur "hässliche" Stimmen gegeben. Chevalier war immer für eine Überraschung gut, so für Rock Hudson in EISSTATION ZEBRA, wo mich die akustische Anwesenheit des G. G. Hoffmann keine Sekunde lang ablenkte.
Als Nachruf war mein Beitrag eigentlich nicht gedacht, aber Chevalier ist ja schon lange nicht mehr in der Branche tätig.
Gerade bei so einem eigentümlichen Film wie "Zardoz", in dem Connery so grotesk auftritt, wäre meiner Meinung nach GGH noch wichtiger gewesen als sonst. Für mich erzeugt die Abwesenheit seiner Stimme sogar ein noch größeres Fremdgefühl gegenüber der Art, wie Connery hier präsentiert wird.
Einerseits ein interessanter Film, aber auch ein sehr schwieriger - die Dvd wollte ich mehrfach kaufen, überlegte es mir dann anders. 15 Euro war mir zuviel. Mittlerweile steckt sie um 5 Euro in den Körben, aber mitgenommen habe ich sie noch immer nicht...
Betreffend Rock Hudson, da gefiel mir Chevalier in "Eisstation Zebra" auch ausgezeichnet, GGH war perfekt für Patrick McGoohan. Der gab zwar einen Geheimagenten, aber einen sehr frostigen und ironiefreien. Chevalier verlieh Rock Hudson eine besonders maskuline Note, er war plötzlich etwas kantiger.
Zu diesem Sprecher wollte ich auch noch etwas schreiben, bin aber leider nicht früher dazu gekommen:
Michael Chevalier ist für mich jemand, bei dem man zwischen einer "frühen" und einer "späten" Stimme unterscheiden muss, da er im Laufe der Jahre deutlich markanter wurde. Bei seiner "jungen" Stimme war ich früher öfter überrascht, wenn aus einer Sprecherliste (etwa bei Bräutigam) hervorging, dass er dabei war. Der bereits genannte Robert Wagner im "rosaroten Panther" wäre so ein Fall, ebenso wie Dick York in "Wer den Wind sät". Nachdem seine Stimme deutlich rauher geworden war, konnte er mitunter Schauspieler/Rollen sprechen, die erheblich älter als er selbst waren; Charles Bronson wäre sicher das bekannteste Beispiel. Dass er in frühen Jahren öfter romantische Liebhaberrollen sprach, überrascht etwas, wenn man seinen "herberen" Klang aus der späteren Zeit kennt, der eigentlich gar nichts "romantisches" oder "jungenhaftes" zu haben schien. Als tuntiger Vampir war er wirklich herrlich gegen den Strich besetzt. Fortinbras möge mir verzeihen, aber für Richard Harris fand ich Klaus Kindler in "18 Stundne bis zur Ewigkeit" nicht schlecht besetzt; Omar Sharif war damals sicher der größere Name, da war es sicher naheliegend, Chevalier auf ihm zu belassen. Und da man in München war und es Kindler und Chevalier sowieso bei vielen Schauspielern zu Überschneidungen kam (Steve McQueen, James Caan, Clint Eastwood, Charles Bronson, Richard Harris, Sean Connery), war diese Entscheidung naheliegend. Mein Erstkontakt war Robert Charlebois in "Nobody ist der Größte": eine herrlich aufgedrehte Rolle, in der Chevalier (ohne seine sonstige Coolness) sein komödiantisches Talent zeigen konnte. Neben dem Aufdrehen ist ein Running Gag des Films, dass "Lokomotive" immer wieder wissen will, was hier eigentlich gespielt wird (ohne eine Erklärung zu bekommen); angesichts der verworrenen Handlung spricht er dabei meist genau das aus, was man als Zuschauer auch gerne fragen würde. Danach kam noch Oliver Reed in "Ein Unbekannter rechnet ab" als Identifikation. D. h., weder Bronson noch Sharif waren in diesem Fall meine Assoziationen, weshalb ich erst durch Bräutigam erfuhr, dass er beide regelmäßig sprach (damals hatte ich die beiden natürlich auch schon mit seiner Stimme erlebt). Die Überschneidungen mit Kindler sind wirklich auffällig; daneben habe ich den Eindruck, dass der "frühe" Chevalier öfter Rollen bekam, für die zu dieser Zeit auch Rainer Brandt (als dieser noch nicht schnodderte) denkbar gewesen wäre.
Mehr fällt mir im Moment leider nicht ein, allerdings wurde auch schon Einiges geschrieben, dem ich nur zustimmen kann.
Chevalier ist für mich die Stimme für Charles Bronson und William Conrad (obwohl Strack auch nicht schlecht war). So sehr ich Hess und Marquis schätze (bin Buddymania durch und durch) aber für Bronson sind sie alles andere als passend. Marquis vielleicht noch etwas passender als Hess. Kindler für Bronson ist für mich total fehlbesetzt. Chevalier ist auch für Al Lettieri in "Plattfuss in Hongkong" klasse.
Dass Chevalier in "Achtzehn Stunden bis zur Ewigkeit" für Sharif sprach, ist vollkommen legitim und in Ordnung. Ich hatte hier nie das Gefühl, er müsste auf Harris abwandern. Kindler gefiel mir für diesen aber gar nicht. Da hätte man in München problemlos auf Reinhard Glemnitz oder Harald Leipnitz zurückgreifen können.
Es stimmt sicher, dass Chevalier vom Stimmklang her in zwei Phasen teilbar ist. Für mich war er aber in späteren Jahren dennoch nicht fehlbesetzt, wenn er "dünnere" Schauspieler sprach.
Sein Auftritt als Herbert in "Tanz der Vampire" ist wie schon gesagt eine meiner allerliebsten Synchronrollen Chevaliers. Er hatte darin kleinere affektierte Anflüge, war aber vor allem maskulin, weswegen das umso lustiger wirkte (gottseidank wandelte man hier auf den Pfaden des Originales).
Wenn ich mich recht entsinne, habe ich mir Chevaliers Stimme über Richard Harris eingeprägt.
Zitat von fortinbras im Beitrag #12Dass Chevalier in "Achtzehn Stunden bis zur Ewigkeit" für Sharif sprach, ist vollkommen legitim und in Ordnung. Ich hatte hier nie das Gefühl, er müsste auf Harris abwandern. Kindler gefiel mir für diesen aber gar nicht. Da hätte man in München problemlos auf Reinhard Glemnitz oder Harald Leipnitz zurückgreifen können.
Wenn ich mich recht entsinne, habe ich mir Chevaliers Stimme über Richard Harris eingeprägt.
Nach meiner Erinnerung war meine erste nachhaltige Begegnung mit Michael Chevaliers einzigartiger Stimme seine Sprechrolle für Roy Thinnes als David Vincent in dem SciFi-Klassiker "Invasion von der Wega" im Jahre 1970, wo er eine seiner vielen Glanzleistungen abgeliefert hatte. Ich wünsche ihm noch viele glückliche Jahre in seinem wohlverdienten Ruhestand.
Übrigens gefiel mir Kindler auf Harris in "18 Stunden..." im Gegensatz zu Dir richtig gut, insbesondere als er sich im dramatischen Finale mit "Juggernaut" Kurt E. Ludwig in regelrechtes Psycho-Duell lieferte.
Schauspielerisch war Kindler für Harris natürlich perfekt, er passte für mein Empfinden nur nicht zu seinem Gesicht. Richard Harris ist ein Schauspieler, bei dem ich einen extremen Hang zu Chevalier habe, auch wenn mir Reinhard Glemnitz ausgesprochen gut gefallen hat und die Stimmen weit auseinandergehen.
Ich kann mich noch gut erinnern an meine erste bewußte Begegnung mit Chevalier als Schauspieler. Das war in "Der Zinker", da hatte ich seinen Namen vorab gelesen. Ich hatte ihn mir, ehrlich gesagt, ganz anders vorgestellt - um in der Wallace-Welt zu bleiben: eher so wie Walter Wilz oder Thomas Alder.
Zitat von fortinbras im Beitrag #14 Richard Harris ist ein Schauspieler, bei dem ich einen extremen Hang zu Chevalier habe, auch wenn mir Reinhard Glemnitz ausgesprochen gut gefallen hat und die Stimmen weit auseinandergehen.
Tatsache? Also ich weiß ich genau warum, aber ich finde Chevalier für Richard Harris ziemlich aufgesetzt. Deshalb fand ich die 'Alternativen' wie Klaus Kindler, Reinhard Glemnitz oder auch GGH meist passender.