Riethmüller war's in den 70ern, ist auch für die ganzen Neusynchros der alten Disney verantwortlich gewesen. Lutz Riedel und Frank Lenart kümmern sich meist heutzutage um die Übersetzung der aktuellen Disneys.
Mir gefielen die Riethmüllers nie so wirklich (bis auf das DSCHUNGELBUCH, Übersetzung der Dialoge und Songtexte waren hier ganz großes Tennis), die Lenarts und Riedels gefallen mir da wesentlich besser.
Wenn man die aktuellen Disney-Synchros von Riedel und Lenart mit Riethmüllers (im doppelten Sinne!) "klassischen" Bearbeitungen vergleicht, muss man natürlich bedenken, dass es sich hier um ganz verschiedene Stilepochen handelt. Es wäre natürlich interessant, sich eine Riethmüller-Bearbeitung eines aktuellen Disney- (oder sonstigen Animations-)films oder umgekehrt die Synchronfassung eines Klassikers von Riedel oder Lenart vorzustellen. Wenn man sie trotzdem miteinander vergleichen will, sollte man vielleicht (z. B. anhand von Textbeispielen) klären, was für den Stil des jeweiligen Regisseurs/Autors "typisch" sein soll.
Ich finde Untertitel eigentlich besser, kann mich aber auch mit Synchrongesang anfreunden, wenn der Titel gut übersetzt wird, d.h. nah am Originaltext liegt.
Gute Beispiele für Synchrongesang finde ich z.B. Mary Poppins, My fair lady, Basil,der große Mäusedetektiv, Arielle, die Meerjungfrau (selbstverständlich die 1990er-Fassung) und Singin' in the rain(na gut, der letztere Film ist nicht immer 100% nah dran, ist aber trotzdem gut gesungen).
Hingegen finde ich Filme wie z.B. South Park - Der Film oder Anatevka in der OF mit Untertiteln besser.
Meine Meinung ist: Es kommt drauf an, was für ein Film es ist. Bei Kinderfilmen wie Mary Poppins oder die Disney- oder Asterix-Zeichentricks stört mich der deutsche Gesang gar nicht. Es geht auch gar nicht anders. Denn ein Disney-Film, bei dem die Kinder in den Kinos plötzlich mittendrin Untertitel lesen müssten, würde an den Kinokassen durchfallen wie nur irgendwas. Bei Zeichentricks ist es ja auch viel einfacher, deutschen Gesang drüberzulegen, weil man da so gut wie gar nicht auf Lippensynchronität achten muss.
"My Fair Lady" war ja auch ein besonderes Beispiel. Als der Film nach Deutschland kam, war das Bühnenstück hierzulande bereits ein Riesenerfolg in der Berliner Urbesetzung mit Paul Hubschmidt und Friedrich Schoenfelder. Die Schallplatte mit dem Mitschnitt der deutschen Theaterinszenierung war ein Bestseller. Jeder kannte die Melodien und den deutschen Text. Da waren die Synchronmacher so gut wie gezwungen, den Gesang einzudeutschen, sonst hätte das deutsche Kinopublikum den Film wohl durchfallen lassen. Der Verleiher (so schreibt Schoenfelder in seiner Autobiographie) hat damals sogar darauf bestanden, dass deshalb die Berliner Urbesetzung auch synchronisieren sollte. Daraus wurde dann aber nichts. Nur Schoenfelder war dabei (aber nicht in seiner Bühnenrolle, sondern eben als Rex Harrison) und einige wenige andere. Die Eliza wurde sogar von 2 Frauen übernommen (eine sang, die andere sprach).
Das ist übrigens auch etwas Unschönes an eingedeutschtem Gesang: Wenn da 2 Leute pro Rolle zu hören sind (einer spricht, der andere singt). Wobei das ja aber auch in der OF manchmal so ist, zB bei West Side Story. Da singen ja Natalie Wood und Richard Beymer nicht selbst.
Trotzdem bin ich heilfroh, dass bei "West Side Story" der Gesang nicht eingedeutscht wurde, denn das wäre entsetzlich gewesen!
In Antwort auf:Das ist übrigens auch etwas Unschönes an eingedeutschtem Gesang: Wenn da 2 Leute pro Rolle zu hören sind (einer spricht, der andere singt).
Finde ich nicht. Wenn die Trennung eindeutig ist und die Stimmen zueinander passen, warum nicht. Mir persöhnlcih wäre es bei den Disney-Synchros, die ich gut kenne nicht aufgefallen. Ausserdem kann man imho selten von der Sprechstimme auf die Gesangsstimme schließen - aber vielleicht geht es nur mir so.
Beim SOuthpark Kinofilm - den ich übrugens auf Deutsch sehr schätze, die Synchro ist imho sehr gefällig - fiel es mir nur deshalb auf, weil die Gesangsstimme von Cartman plötzlich Santiago Zismer war. Zismer ist als Sprecher zu bekannt um unauffällig zu bleiben und stellt einen starken Kontrast zu Cartman's Sprechstimme Stuttmann da. Wer Cartman in der Serie singt, weiss ich nicht. Vielleicht ist es sogar Stuttmann selbst. Auf jeden Fall fällt mir kein Wechsel auf.
Übrigens: Im Original unterscheidn sich Sprecher und Sänger auch manchmal. Zum Beispiel im Prinz von Ägypten.
In Antwort auf:Wer Cartman in der Serie singt, weiss ich nicht. Vielleicht ist es sogar Stuttmann selbst. Auf jeden Fall fällt mir kein Wechsel auf.
Oh Himmel, nein. Es ist ein herrlich schräg singender Tommy Amper.
Zu Lenart VS. Riethmüller: Entweder man mag Riethmüller'sche Texte oder nicht, sie sind eben frei. Ich persönlich LIEBE sie dafür. Was Lenart betrifft, läßt sich da IMO eine wesentlich objektivere Aussage machen: Seine Texte sind fast grundsätzlich stellenweise völlig sinnleer, noch nicht einmal grammatikalisch okay - ich kann nicht und werde nie verstehen, was man an seinen Texten mag - für den, der ZUHÖRT, sind sie sicher nichts. Melodisch stimmig, textlich aber sehr arm und von den Reimen - wie jemand schon sagte - ebenfalls nicht besonders. Seeehr häufig reimt es sich eben nicht. Zum Thema gute Reime ist heutzutage wohl Hommelsheim der eindeutige König. Alles natürlich Meinungsfrage...
Auch bei "South Park" ist es einfach so, dass die Tracks dann nen ganz anderen Charakter bekommen. Der "Deutsche machen Original nach"-Effekt ist immer da.
Gerade bei SOUTH PARK muss man ziemlich differenzieren. Im Original kommt dieser Billig-Charme voll zum Tragen: Zwei Leute sprechen und singen beinahe alle männlichen Rollen und wenden professionelle Methoden an, um sympathisch-billig zu wirken. Bei der deutschen Synchro hat man das schon das schon aufgelockert, um dem deutschen Publikum gerecht zu werden: Viele Sprecher machen die Serie fürs deutsche Ohr bunter. Beim SP-Kinofilm ist man dann noch einen Schritt weitergegangen: Der Gesang ist hier fürs große Kinopublikum tauglicher professioneller Gesang mit supergenialen, sprachlich ausgereiften und lustigen Texten von Andreas Hommelsheim. Beim Gesang der Serie ist man jedoch in genau die andere Richtung gegangen: Viel mehr als bei Dialogsynchro an sich, haben Amper & Co es wirklich verstanden, die Art des Originals nachzuempfinden. Dieser verzerrte Klang, aber auch die Art, wie die Charaktere gesungen werden. Cartman hat mit Tommy sehr viel vom "Charme" ;-) des Original-Cartmans.
Sehr spannende wäre mal, wie DIE SIMPSONS mit einer Blackbird/Hommelsheim-Gesangssynchro klänge...
Achja, ich LIEBE die Riethmüller/Cronshagen-Gesangsynchros. ASTERIX UND KLEOPATRA und MARY POPPINS zählen zu meinen Allzeit-Lieblingen.
Gruß, Tobias -- "Diese Signale wurden gesendet, um auf sie aufmerksam zu machen."
Zitat von Stefan der DEFA-FanAuch wenn ich mich dabei auf's Glatteis begebe: die Disney-Synchronisationen der 70er haben gezeigt, wie es geht. Mag sich Riethmüller auch immer wieder vom Original entfernt haben - seine Texte sind musikalisch absolut sauber und ordentlich gereimt (wohingegen die Liedtexte von Riedel oder Lenart ausgesprochen hölzern sind und mitunter Reime haben, die einfach keine sind). Unter dieser Voraussetzung und der, daß die Synchronsprecher wirklich singen können (wieder als Beispiel die Riethmüller-Synchros), befürworte ich Synchrongesang unbedingt. Gruß Stefan
Hat Riedel je die Liedtexte geschrieben? Ich dachte, dass war immer Hommelsheim, genau wie Lenart doch meistens mit Thomas Amper arbeitet, was die Musik angeht. Ansonsten stimme ich dir zu, wobei ich Lenarts Texte teilweise noch ganz gut finde. Man darf jedoch nicht zu hart sein. Es gibt einfach Stoffe, die sich gut für eine Übersetzung eignen und andere gar nicht. Man nehme etwa Musicals. Während Phantom der Oper einen erträglichen deutschen Text hat, geht Starlight Express für mich gar nicht auf deutsch (was auch noch daran liegt, dass die deutschen Sänger keine deutschen sind.) Total unbrauchbar ist die deutsche Version von Jesus Christ Superstar, was daran liegt, dass die Bibelpassagen im Englischen einfach viel singbarer sind, als im Deutschen. Auf Deutsch wirkt alles sofort wie eine Sonntagsmesse und das ist auch nicht zu vermeiden.
Generell bedarf eine brauchbare Gesangssynchro einer Sache unbedingt: Noch mehr Kreativität und Mut zur künstlerischen Freiheit als bei gesprochenen Synchros. Und da widersprechen leider schon diejenigen, die denken, das Synchros dann am besten sind, wenn man sich sklavisch ans Original hält.