ich habe dieses Forum erst kürzlich gefunden und bin begeistert über den wahnsinnigen Informationsgehalt. In dieser riesigen Fundgrube stöbere ich nun schon seit ein paar Tagen herum und lese mich von Thema zu Thema.
Dabei bin ich auch (hauptsächlich über Tinos Website) auf verschiedene Synchron-Reportagen gestoßen, die tiefere Einblicke in das Geschäft bieten. Gerade sehe ich nun das Interview aus den Extras von "Sledge Hammer" mit von Nordhausen, Buchholz und Didi der Diva. Mal davon abgesehen, dass dieses Interview eine handfeste redaktionelle Bearbeitung vertragen hätte, bin ich doch ziemlich überrascht davon, wie selbstverständlich unter den Augen einer Kamera über abwesende Kollegen, Autoren und Regisseure abgelästert wird. Hauptaussage: Alle anderen sind blöd, haben keine Ahnung, keine Ausbildung, können unser Genie nicht erkennen, und man ist erst ein 'guter' Synchronschauspieler, wenn man angeblich eine geschlagene Stunde braucht, um gewisse Laute abzunehmen und umzusetzen bzw. mindestens hundertmal in den O-Take reinhört, um nun endlich mitzukriegen, was die da auf der Leinwand eigentlich macht...
Zudem fallen einem dann mal Namen bekannter Kollegen nicht ein, früher war alles besser, und überhaupt ist die ganze Branche angeblich völlig heruntergekommen und überfüllt mit halbwegs talentlosen, ostdeutschen Aushilfssynchronschauspielerdarstellern.... ;)
Ich arbeite beim Hörfunk und kenne daher einige Attitüden von Schauspielern; das 'Interview' klingt ziemlich genau nach dem üblichen Kantinentratsch unter seinesgleichen. Was mich allerdings wundert ist, dass gerade die Herrschaften Nordhausen/Buchholz sich überhaupt nicht daran zu stören scheinen, dass die ganze Lästerei aufgezeichnet und veröffentlicht wird!
Mich persönlich hat diese peinliche Selbstdarstellung ziemlich schnell genervt, zumal ich mir jetzt ein sehr gutes Bild machen kann, wie 'gut' es sich mit einem Herrn von Nordhausen offenbar arbeiten lässt.
Nun meine Frage an die Auskenner: Ist das normal, also sind die ALLE so? Oder haben wir es hier zufällig mit 2 besonders zickigen Exemplaren der Gattung zu tun? Oder ist das einfach nur ein berliner Problem?
Würde mich sehr über eure Einschätzungen freuen. :)
Ach, Quatsch, so wild, wie Du es beschreibst, ist das nun wirklich nicht. Und dass es da große regionale Unterschiede gibt, wage ich auch zu bezweifeln. Mancher ist halt so, ein anderer so - und das gibt's wohl überall und auch in jeder Branche.
Gruß,
Hendrik
("Es wäre schade, wenn Du aufhören würdest, zu atmen." - "Also, das fände ich auch schade." - Silke Matthias und Sonja Scherff in EMERGENCY ROOM)
Also so wie du es beschreibst habe ich es noch nie erlebt. Ich finde es ausgesprochen unprofessionell vor anderen zu lästern oder über andere herzuziehen. Man kann ja seine Meinung haben, aber schlecht reden mag ich gar nicht! Ich kann auch nicht behaupten, dass hier in München die Branche "völlig heruntergekommen und überfüllt mit halbwegs talentlosen, ostdeutschen Aushilfssynchronschauspielerdarstellern" ist. Hier gibt es viele sehr gute und auch nette Kollegen.
Und SO krass negativ fand ich es übrigens gar nicht, was Engelbert von Nordhausen und Karin Buchholz da erzählt haben. War doch eine recht nette Sache, und von einer redaktionellen Bearbeitung hätte ich gar nix gehalten. Letztendlich ist es ja auch tatsächlich so, dass sich die Branche eben sehr stark verändert hat... Aber, wie gesagt, man kann in das Gesagte da auch etwas zu viel hinein interpretieren...
ob es das Interview auch in schriftlicher Form gibt, weiß ich nicht. Du findest es aber als Film unter http://www.tino-kiessling.de/synchron_media_video.html (dort auf der Seite ziemlich weit nach unten scrollen und nach "Sledge Hammer - Die Synchronstimmen (56:15 min)" suchen. :)
Lohnt sich auf jeden Fall, da mal reinzuschauen, ist ganz interessant... und aufschlußreich!
Ich hatte Tinkerbell schon eine PM geschickt, hatte aber leider vergessen, das hier zu erwähnen - sorry... Ansonsten die Seite bitte nicht so oft verlinken!
Also, in der Tat ein sehr schräges Interview. EvN spricht sehr offen, K.B. will ihn immer wieder zurückhalten. Ich muss sagen, dass ich es gut finde, dass EvN nicht irgendwas sagt, damit es gesagt ist, sondern wirklich SEINE Meinung äußert. Außerdem finde ich, dass es wirklich interessante Dinge äußert und z.B. mit einer Aussage etwas anspricht, das ich mir auch schon oft gedacht hab: Warum klingen eigentlich alle Jungsprecher gleich?
Zweitens: Kurios ist, wie total geil er Branding imitiert, kurioser hingegen, dass er als Fred nicht unbedingt so sehr nach Branding klingt wie er es eigentlich könnte, sondern eher wie seine lustige Cartoonstimme, die er immer wieder mal einsetzt.
Drittens: Seltsam, dass er sich beschwert, dass manche Sprecher am Mikro anders klingen, denn das tun selbst die Besten. Ich denke im Extremfall an Gudo Hoegel, bei dem ich im Enterprise Interview sehr überrascht war, aber überhaupt an die, die im Normalfall eben doch einen gewissen Restdialekt haben, den sie beim Schauspielen dann unterdrücken. Des Weiteren gibt es ja bestimmte Atemtechniken, die man einfach im "Real Life" nicht anwenden will, die aber zur klaren Lautbildung dazugehören und auch die resultierende Stimmlage mitbeeinflussen. Das ist eine schräge Beschwerde.
Und was er über die Kollegen sagt und dass sie ihm teils nicht namentlich einfallen, nun, das ist irgendwie sein Bier. Wo auch immer man arbeitet, man mag vielleicht nicht jeden und das muss man auch nicht. Und wenn ihm da und hier was nicht passt, ist es mir ehrlich gesagt lieber, dass er es sagt, als dass er irgendwas schönredet.
Ich denke auch nicht, dass man da auf Probleme innerhalb der Branche schließen sollte.
nun mal butter bei die fische: was die berliner synchron, jüngst in eine aktiengesellschaft umgewandelt, demnächst plant, passt auf keine kuhhaut. potentielle synchronsprecher sollen direkt von der schauspielschule "abgeworben" werden, um dann in der hauseigenen >>akademie der medien<< zu synchronsprechern ausgebildet zu werden, die danach dann mit festen preisen (!) bei der berliner synchron ag angestellt werden sollen!!!! selbst leute, die heute topstars sind, sind nicht von heute auf morgen durch einen kurs zu synchronsprechern geworden, die man fest hätte anstellen und direkt auf hauptrollen hätte besetzen können. selbst leute wie christian brückner, arne elsholtz, joachim tennstedt und co. haben jahrelang kleinstrollen synchronisiert und sich langsam hochgearbeitet, denn dieser job ist eben einer, der learning-by-doing funktioniert. man _braucht_ die jahrelange erfahrung und routine einfach. doch die berliner synchron plant nun offenbar die professionelle abschaffung der qualität - inklusive niedrigen preisen.
In Vorbereitung Ausbildung zum SYNCHRONSPRECHEN Da immer mehr fremdsprachige Produktionen für Kino und TV von deutschen Medienunternehmen angekauft werden, steigt der Bedarf an Synchronsprechern deutlich an. Der Bedarf ist gröβer geworden ohne dass genügend ausgebildete Synchronsprecher zur Verfügung stehen. Auch gibt es bisher noch keine allein auf Synchronsprechen gezielte Ausbildung.
Die AKADEMIE DER MEDIEN GmbH richtet in Zusammenarbeit mit der BSAG daher einen Lehrgang ein mit dem Ziel, junge Schauspieler und Radiosprecher zu SYNCHRONSPRECHERN auszubilden, bzw. weiterzubilden.
Synchron-Regisseure, erfahrene Synchronsprecher der BSAG werden die Ausbildung sowohl beratend wie in der Lehre begleiten.
Die Ausbildung besteht neben der selbstverständlichen Vermittlung von Theorie und Atemkenntnis vor allem aus Arbeit in der Praxis.
Dazu stellt die BSAG ihre Studios bei Bedarf zur Verfügung. Die unterschiedlichen Anforderungen eines Synchronunternehmens werden berücksichtigt.
Die ausgebildeten Synchronsprecher haben gute Chancen bei der BSAG einen Arbeitsplatz zu erhalten. Auβerdem wird eine Arbeitsvermittlungsagentur, angesiedelt im Hause der BSAG, die ausgebildeten Synchronsprecher an andere Synchronunternehmen weitervermitteln.
Für die Aus/Weiterbildung wird eine Studiengebühr erhoben. In Einzelfällen kann auf Antrag ein Kredit über die BSAG gewährt werden.
viele lechzen wahrscheinlich jetzt danach, dass so der lang gehegte traum, synchronsprecher zu werden, wahr werden könne. doch das ist einfach abzocke von der BSAG, die die qualität in der berliner branche ruinieren wird. schöne neue welt!
Um ehrlich zu sein würde es mich ja im Normalfall freuen frischen Wind im Sinne von neuen Stimmen (mal von Stammsprechern abgesehen) in der aktuellen Synchrowelt zu hören. Aber das klingt mir eher dannach falls dieses Konzept irgendwie erfolgreich laufen sollte, die Qualität wohl stark abnehmen wird.
Hoffen wir mal das dieses Phänomen wenigstens nicht "wieder" nach München rüberwandert. ---
Ich finde eine Art "Schule" wo man zum gezielt Synchronschauspieler etc. ausgebildet wird nicht sooo falsch. Gibt es auch in anderen Ländern. ABER es ist eben eine "normale" Privatschule, soviel ich weiß.
Was die Berliner Synchron da veranstalten will ist doch echt der erste Schritt zum Untergang. Okay, klingt hart und ist vermutlich/hoffentlich übertrieben. Aber stellt euch vor, sie werben direkt die Leutchen vonner Schauspielschule ab und (jetzt kommt ja der Hammer) stellen die nachher fest als Sprecher ein (was sowieso totaler Blödsinn ist aargh!!!). Somit wird dann von der BS wohl verstärkt auf diese Leute zurückgegriffen. Yeah, noch mehr "Immer die Selben"-Gedanken bei Synchros. Supie! ____________
Die Tochtergesellschaft Akademie der Medien GmbH (Gesellschaftsanteil 96 %), soll dieses Jahr mit der Ausbildung von Synchronsprechern starten. Ziel ist es, etwa 100-150 junge Schauspielschulabsolventen pro Jahr in einmonatigen Kursen zu Synchronsprechern auszubilden. Diese sollen dann verstärkt von der Berliner Synchron zum Einsatz kommen und somit eine deutlich höhere Planungssicherheit haben. Verbunden mit einer Neugestaltung der Sprecherhonorare (wichtigster variabler Kostenfaktor, "Materialaufwand") soll dies zu einer Reduzierung der Produktionskosten führen. Entsprechende Kostensenkungen sind in unseren Prognosen im TV-Bereich anteilig berücksichtigt. Sollte der kostensenkende Effekt auf weitere Produktionsbereiche ausgeweitet werden können, würde sich hieraus zusätzliches Potential zur Verbesserung der Margen ergeben. Außerdem werden Kursgebühren der Teilnehmer zu direkten Umsätzen führen.
Die Produktionskosten lassen sich vor allem durch Skaleneffekte, aber auch durch die Reduzierung der variablen Kosten senken. Damit besteht künftig mehr Spielraum für Preisnachlässe zur Gewinnung von Aufträgen. Das Unternehmen sieht vor allem im preissensiblen Bereich der TV-Serien bzw. Telenovelas und bei der Nachsynchronisation von älteren Produktionen für die TV- und DVD-Verwertung erhebliches Potenzial.
sprich: saubillige seriensynchros mit herangezüchteten sprechern, die in einem monat das können und die erfahrung von jahrelanger arbeit erhalten sollen. und falls das funktioniert, will man das auch auf kino-synchros übertragen, um insgesamt so noch mehr aufträge zu erhalten. ich hoffe, die anderen berliner synchronfirmen versuchen gegen diese dumpingstrategie zu halten. vor allem die interaudio tonstudios gmbh der firmen interopa, rc production und ffs berlin, wird da hoffentlich einiges bewegen, um nicht auch im fahrwasser des qualitätsabfalls mitschwimmen zu müssen.