Für meine (geburtsjahrbedingte) Wahrnehmung haben eigentlich ausgerechnet die ASTERIX-Filme der 80er und später der 90er Jahre die sowohl in der Branche als auch bei den Synchron-Nerds höchst umstrittenen Promi-Synchros eingeläutet.
Beginnend mit Frank Zander, dann für ein paar Takes Sascha Hehn - über Chris Howland, Jürgen von der Lippe, Günther Strack - bis hin zu Ottfried Fischer. Über den Promistatus im Synchron bei Peer Augustinski und Christian Tramitz lässt sich streiten. Beide waren auch davor "ohne Gesicht" fest im Synchron verankert.
Dennoch waren die aufgezählten Namen größtenteils feste Schauspielgrößen oder in den kommerziellen Medien zumindest erfahren genug, um ihren Aufgaben im Synchron einigermaßen gewachsen zu sein. Um bekannte Schauspieler, die das Synchronfach ebenfalls bedient haben - wie in vorherigen Jahrzehnen Georg Thomalla oder Harald Juhnke, auch im Trickbereich - soll es hier nicht gehen.
Und dann kamen zuerst die Comedians, dann die Sportler, dann die Fernsehköche und schließlich die Influencer...
Reichen für Euch die Wurzeln der Promisynchros auch so weit zurück? Seht Ihr die Anfänge ähnlich wie ich oder beginnt es für Euch noch früher oder später?
Zu welchem Zeitpunkt hat man Eurer Meinung nach das Talent und die für das Produkt auch künstlerisch passende Entscheidung gegen die Namen eingetauscht?
Zitat von DoMo77 im Beitrag #1Zu welchem Zeitpunkt hat man Eurer Meinung nach das Talent und die für das Produkt auch künstlerisch passende Entscheidung gegen die Namen eingetauscht?
Die Frage kann ich schon mal fix beantworten (auf die anderen nicht weniger interessanten Fragen gehe ich vielleicht bei Gelegenheit später mal ein). Für mich fing das mit dem Beginn der Ära der computeranimierten Animationsfilme an und dem Ende der Ära der klassisch animierten Trickfilme fürs Kino an mitte der 2000er Jahre.
"Große Haie - Kleine Fische" oder "Himmel und Huhn" sind da Paradebeispiele, wo der Name klar vor Talent ging.
Beginn der Promi-Synchro? Eindeutig "Robin Hood" mit Peter Ustinov und Reinhard Mey 1974. Eigentlich schon "Lucky Luke - Daisy Town" dank Lukas Ammann (völlig fehlbesetzt, aber gerade äußerst populär als "Graf Yoster").
Allerdings lange noch nicht ein Tausch Popularität gegen Talent.
Dass man Hans Hessling 1985 im Film „Sieg über Cäsar“ durch Frank Zander austauschte, ist sowieso das größte Verbrechen, das jemals im Synchron begangen wurde. Keine Ahnung, was die sich dabei damals gedacht haben.
Auch bei Asterix der Gaillier verstehe ich nicht, wie man die 2. Synchronfassung der 1. vorziehen kann. Das Duo Hessling/Ott bleibt für mich bis heute unerreicht.
Zitat von BoomClash im Beitrag #4Dass man Hans Hessling 1985 im Film „Sieg über Cäsar“ durch Frank Zander austauschte, ist sowieso das größte Verbrechen, das jemals im Synchron begangen wurde.
Der Begriff "Überbewertung" - sagt dir der was? Vielleicht in Kombination mit dem Adjektiv "extreme"?
Also Promisynchros gerade im Trickbereich begannen sicher nicht erst in den 00er Jahren. Gerade die 90er waren schon voll mit Promis was aktuelle Disneyfilme anging. Hella von Sinnen in König der Löwen (evtl sogar Ilja Richter, der aber zumindest etwas Erfahrung hatte), Anke Engelke in Tarzan, Til Schweiger in Hercules, Otto und Cosma Shiva Hagen in Mulan... Das sind alles Sprecher die Aufgrund ihres Bekanntheitgrads gecastet wurden und nicht wegen ihrer Arbeit als Synchronsprecher. Vor den 90ern waren es eher die Ausnahmen (wie die genannten in Robin Hood beispielsweise). Würde auch sagen dass hierzulande die ersten Promisynchros im Zeichentrick die Asterix Filme und anschließend die Disneyfilme ab mitte der 90er der Anfang waren, wo man es Medienwirksam und zum bewerben getan hat. Damals allerdings halt noch mit Personalien die entweder Schauspieler waren, oder nah an der Schauspielerei dran waren als Comedians, Moderatoren usw. Dass Völlig fachfremde Promis randurften ist tatsächlich eher ein Ding des neuen Jahrtausends.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #5Der Begriff "Überbewertung" - sagt dir der was?
Zander war so ein Downgrade für die Rolle. Im Original hat Roger Carel auch durchgehend synchronisiert. So hätte man es auch in der deutschen Fassung beibehalten können. Zumindest bis Anfang der 90er solange hat Hessling noch synchronisiert, bevor er sich zurückzog.
Vielleicht sollte man vorher definieren (auch wenn ich ungefähr verstehe, was gemeint ist), wer "Promi" ist und wer nicht. Da gibt es nämlich auch diverse Unterschiede und Ansichten...
Bspw. eine Besetzung von Fahri Yardım in GotG könnte man eigentlich auch als Promisynchro sehen.....aber er ist ausgebildeter Schauspieler, hat Theater gespielt und ist damit prinzipiell gleichwertig, wie ein Klaus Sonnenschein, der einen ähnlichen Werdegang hatte, nur eben mehr Synchron gemacht hat. Gleichsam müsste die von mir kürzlich thematisierte Synchro von "Die blonde Versuchung" auch als "Promisynchro" gelten.....
Da fällt mir unweigerlich "Der tapfere kleine Toaster" ein, der in deutschen Fassung offenbar ausschließlich mit damals halbwegs bekannten Comedians (?) besetzt wurde. Das dürfte wohl der erste richtig extreme Fall einer Promi-Synchro sein. Im Vergleich zu anderen Kinosynchros aus der Zeit (1991) ist es jedenfalls ein qualitativer Absturz. Was die Angelegenheit noch skuriller macht: Der Film wurde offenbar nie mit seiner Besetzung beworben, sodass mit Ausnahme von Thomas Hermanns bis heute keine Sprechernamen bekannt sind.
Passend dazu: Hat jemand bei dem Film vielleicht noch irgendwelche Ideen zur Besetzung? Ich habe für eine Rolle Otto Waalkes im Ohr (als Fernseher), aber da wird mir meine Erinnerung wohl einen Streich spielen. Der Sprecher des Radios geht so in Richtung Ron Williams/Rik DeLisle, also wohl ein Deutschamerikaner. (Hubertus Bengsch, der in der Synchronkartei steht, ist es jedenfalls nicht)
Zitat von HalexD im Beitrag #6Marius Müller-Westernhagen als Willi in „Supermarkt“ (1974). Hat aber toll funktioniert, passt perfekt zum Gesicht.
Zu diesem Zeitpunkt war Westernhagen noch nicht prominent…
Nein, noch nicht. Da war er noch ganz am Anfang und hatte seine Debüt-LP "Das erste Mal" herausgebracht, auf der u. a. "Taximann" drauf ist. 1976 war er schon etwas bekannter und war auf Roman Polanski in "Der Mieter" zu hören, wo er erstens erstaunlich gut passt und auch relativ nah an Polanskis Originalstimme rankommt.
Zitat von Wilkins im Beitrag #11Da fällt mir unweigerlich "Der tapfere kleine Toaster" ein, der in deutschen Fassung offenbar ausschließlich mit damals halbwegs bekannten Comedians (?) besetzt wurde. Das dürfte wohl der erste richtig extreme Fall einer Promi-Synchro sein. Im Vergleich zu anderen Kinosynchros aus der Zeit (1991) ist es jedenfalls ein qualitativer Absturz. Was die Angelegenheit noch skuriller macht: Der Film wurde offenbar nie mit seiner Besetzung beworben, sodass mit Ausnahme von Thomas Hermanns bis heute keine Sprechernamen bekannt sind.
Zitat von Ludo im Beitrag #9Vielleicht sollte man vorher definieren (auch wenn ich ungefähr verstehe, was gemeint ist), wer "Promi" ist und wer nicht. Da gibt es nämlich auch diverse Unterschiede und Ansichten...
Strenggenommen könnte man auch beispielsweise Thomas Fritsch als Promi bezeichnen.
Zitat von Wilkins im Beitrag #11Da fällt mir unweigerlich "Der tapfere kleine Toaster" ein, der in deutschen Fassung offenbar ausschließlich mit damals halbwegs bekannten Comedians (?) besetzt wurde. Das dürfte wohl der erste richtig extreme Fall einer Promi-Synchro sein. Im Vergleich zu anderen Kinosynchros aus der Zeit (1991) ist es jedenfalls ein qualitativer Absturz. Was die Angelegenheit noch skuriller macht: Der Film wurde offenbar nie mit seiner Besetzung beworben, sodass mit Ausnahme von Thomas Hermanns bis heute keine Sprechernamen bekannt sind.
Die Sprecher, die da stehen, können das auf keinen Fall sein. Höchstens ab dem Nachfolger Film. Ich habe da mal eben reingehört und nie im Leben wird Chris, die Freundin vom erwachsenen Robert, von Uschi Hugo gesprochen.