Hier wäre es angebracht den „synchronton“ genau zu definieren. Es ist ein Unterschied ob man seine spielerischen Schubladen öffnet oder einfach nur drückt und sich mit unnatürlichen Bögen von Take zu Take schwingt. Ich finde keiner der oben genannten hat einen wirklichen „synchronton“. Desweiteren ist es Aufgabe der Regie darauf zu achten. Also ist es meiner Meinung nach nicht die Schuld des Sprechers.
Also ich habe Synchronton immer so verstanden, dass wenn jemand Bögen schlägt wie ein Tagesschausprecher...also dieses rauf, runter, wieder rauf...dieser Singsang. Im Falle Mellies meine ich das bspw: https://youtu.be/SIF0hqEgnX0?si=hSKvra4tfDg5TFpR
Wenn man Mellies seit spätestens 2000 mit seinen früheren Aufnahmen vergleicht (egal ob Synchron oder anderweitig aufgenommene Texte), ist er auf jeden Fall (soweit ich das im Blick habe - man kann nicht alle Rollen kennen) in einen ziemlichen Singsang verfallen. Ich war ziemlich enttäuscht von seiner Rübezahl-Lesung und bei der Weihnachtsgeschichte hat man sogar den direkten Vergleich mit Schoenfelder, der nach meiner Meinung weit vorn liegt. Ich könnte mir vorstellen, dass er sein eigenes Ding durchzog und die Regie vielleicht keine Chance hatte - es scheint ja auch schon zu DDR-Zeiten nur weniger Regisseure gegeben zu haben, die ihn öfter besetzten (was natürlich auch mit Zeitmangel aufgrund Theater- und Filmarbeit hätte zu tun haben können). Auf jeden Fall gehört er für mich zu den Sprechern, die mit den Jahren von der Natürlichkeit abdrifteten und auf dem Bild lagen statt damit zu verschmelzen.
Zitat von elcaballerooscuro im Beitrag #18Das Beispiel mit Otto Mellies ist kein Synchronton.
Dann definiere bitte deine Variante von "Synchronton". Bis jetzt hast du nur geschrieben, was es deiner Meinung nach nicht ist.
Ich würde sagen, dass Mellies eher spielerisch eingeschlafen war. Arne Elsholtz hatte auch einen besonderen Singsang in seiner Stimme, wie viele andere Sprecher. Da gleich von einem Synchronton zu sprechen finde ich übertrieben.
Tja, wie lässt sich der Synchronton in Worte fassen. Schwierig. Im Prinzip kann jeder guter Sprecher da reinrutschen. Ich würde sagen, dass die meisten Leute ohne Schauspielausbildung das Problem haben. Dann ist es Sache der Regie… Mir fällt es sehr schwer das zu beschreiben. Beispiele könnte ich bringen, aber das fände ich unfair gegenüber den Leuten und wie ich merke, definiert das ja jeder anders.
Ja, das ist schwer in Worte zu fassen und absolut nicht trennscharf. Ich würde auch nicht per se von einer negativen Bewertung sprechen, wenn ich Synchronton erwähne. Das kommt immer auch ein Stück weit auf die Produktion an und was vllt. auch gewollt oder angebracht ist. In großen Hollywood-Produktionen kann so ein Synchronton auch einfach das Gegenstück zu dem sein, was im Original vorgegeben wird. Also larger than life. Kritisch sehe ich es dann, wenn das Original sehr nuanciert und natürlich kommt, aber in der Synchro mit "Synchronton" glatt gebügelt wird.
Einen natürlichen Singsang haben viele Synchronschauspieler. Aber wenn der zunehmend gleich abgespult wird ohne Raum für Nuancen, kann man das kritisieren. Ich sehe hier auch die Regisseure in der Verantwortung die Schauspieler in die richtigen Bahnen zu lenken. Und da gibt es nun etliche Regisseure, die das besser hinbekommen als andere. Der viel zitierte Heinz Freitag ist auch für mich das Paradebeispiel, der selbst aus einem Uli Krohm wunderbar natürliches Schauspiel herausgekitzelt bekam. Und der steht für mich wie kein zweiter für einen gewissen Synchron-Sound.
Teil des Synchrontons ist für mich auch dieses oftmals aufgesetzte Sprechen. Das hat immer etwas Theatralisches/Übertriebenes, so würde niemand jemals wirklich sprechen.
Am Ende kommt es natürlich sehr auf die Regie an, aber es gibt auch Sprecher, die es von Haus aus nicht bedienen. Bei der älteren Generation sind es Wolfgang Condrus oder Stephan Schwartz. Aber auch bei den jüngeren gibt es positive Beispiele, wie Amelie Plaas-Link oder Nina Schatton, die egal bei welchem Projekt immer super authentisch klingen.
Zitat von elcaballerooscuro im Beitrag #20Ich würde sagen, dass die meisten Leute ohne Schauspielausbildung das Problem haben. Dann ist es Sache der Regie…
Und was ist mit den vielen begabten Kindersprechern, die nicht selten ihre erwachsenen Kollegen übertreffen? Und den vielen Schauspielern mit Ausbildung, die trotzdem nicht gegen den immer gleichen Tonfall gefeit sind? Natürlich gehört eine straffe Regie dazu, aber wer nicht auch über sich selbst eine gewisse Kontrolle hat und Selbstkritik, der sollte die Sache hart überdenken.
Zitat von CrimeFan im Beitrag #24Teil des Synchrontons ist für mich auch dieses oftmals aufgesetzte Sprechen. Das hat immer etwas Theatralisches/Übertriebenes, so würde niemand jemals wirklich sprechen.
Ja, und dieser "Ich bin einfach ein cooler Typ, der alles kann"-Tonfall, der gerade so in den letzten 25 Jahren aufkam... Klar, bei so Superheldenblockbustern, muss der bedient werden, aber es gibt und gab Produktionen wo ich den ziemlich unangebracht fand. Oft ist es aber so, dass der vorrangig bei angloamerikanischen Produktionen angeworfen wird, bei britischen oder gar nichtenglischen Prodduktionen kommt der eher weniger vor. Wahrscheinlich taucht der schon im Original auf.
@Ludo: Dem stimme ich zu. Bei vielen heutigen Synchros kann man von der Sprachmelodie her heraushören, ob es sich um eine amerikanische oder etwa französische Produktion handelt.
In den 60ern und 70ern war der Unterschied da weniger ausgeprägt, aber schon ab den 80ern hat man m. E. immer mehr begonnen, diesen "coolen Ami-Duktus" zu übernehmen.
Mir ist der Synchronton lieber als das, was viele deutsche Schauspieler heute abliefern, wenn sie in Serien und Filmen „natürlich“ klingen wollen. Im Vergleich zu den großartigen Theaterdarstellern der 50er bis 80er Jahre – die kraftvolle Stimmen hatten und natürlich, aber trotzdem deutlich und sauber gesprochen haben – klingen viele heutige Schauspieler wie unausgebildete Sprecher: Sie nuscheln, betonen falsch und lassen grammatische Endungen weg.
Ein besonders negatives Beispiel ist der aktuelle Drei Fragezeichen-Film mit Julius Weckauf. Als junger Hape Kerkeling war er überzeugend, aber seitdem entwickelt es sich in die falsche Richtung. Seine Aussprache ist undeutlich, Endungen sind oft falsch, und die Betonung stimmt nicht. Das scheint Teil einer neuen Schauspielschule zu sein: möglichst „authentisch“, bloß nicht mehr deutlich, nicht mehr akzentuiert, nicht mehr regelgerecht sprechen.
Im Synchronbereich ist das noch anders. Der Synchronton mag manchmal überhöht wirken, bleibt aber verständlich und klingt nach Schauspiel – nicht wie dahin genuschelt. Natürlich gibt es auch dort Routinen, etwa Sprecher, die immer gleich klingen. Aber früher war mehr Wandelbarkeit zu hören, wie etwa bei Thomas Danneberg, der acht Schauspieler auf acht unterschiedliche Arten vertonen konnte. Dennis Schmidt-Foß klingt auf acht Schauspielern zwar achtmal gleich – aber immerhin gut.
Zitat von CrimeFan im Beitrag #9Wobei Wietzorek auch heute noch natürlich klingen kann.
Absolut! Grundsätzlich ist Kritik bei Frau Wietzorek Meckern auf hohem Niveau. Es ist auch nicht so, dass sie heute unnatürlich klingt, eher sauberer, dem Synchron angepasster.
Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #11Da kennen ich leider keine aktuelleren Beispiele, wo man ihm das für eine Rolle einmal ausgetrieben hatte.
In Arte-Synchro: "Are You Lonesome Tonight?" aus dem letzten Jahr klang er seit Langem wieder richtig natürlich. Die deutsche Fassung hatte allgemein einen hohen künstlerischen Anspruch.
Schön zu hören. Dann passt DSF auch ganz gut in diesen Thread.