Inspiriert von einem Gespräch, das ich hatte. Es gibt Sprecher, die den üblichen Synchronton haben und ihn in den meisten Produktionen auch anwenden, aber es gibt durchaus Ausnahmen, wo man zeigt, dass es auch anders geht. Fallen euch da Beispiele ein?
Erich Räuker. Zwar wird es auch an seinen üblichen Rollenprofil liegen, aber oftmals spult er sein Programm ab. Jedoch gibt es durchaus Ausnahmen, wo man einen ganz anderen Räuker hört. Paradebeispiel sind seine Einsätze unter Freitag, wo er immer einen super natürlichen Klang in der Stimme hat. Aber auch auf Luis Tosar wirkt er von seinem ganzen Spiel viel lockerer.
Am meisten merkt man es aber wohl bei Alexandra Wilcke. Sowohl bei "Die Spiele der Frauen" als auch bei "Der Fluch der goldenen Blume" hätte ich sie ohne einen Blick in die SK niemals erkannt. Das ist wirklich eine komplett andere Art von Spiel. Das mag auch an der Regie liegen, aber der fehlende Ton macht so dermaßen viel aus.
Es gibt dann auch Fälle, wo sich Sprecher den Synchronton erst über die Jahre drauf gespielt haben. Norman Matt. In Köln und in seinen ersten Berliner Jahren klang er oft noch ziemlich frisch. Natürlich ist er heute noch einer der besten, die wir haben, aber er hat sich doch sehr angepasst.
Ich hatte jetzt an eine Verwandtschaft der beiden Threads geglaubt; denn dass manche aus der Branche in Interviews oder auch vor der Kamera anders als in Synchros klingen, könnte ja auch damit zu tun haben, dass sie sich bei der Arbeit im Studio eventuell einen bestimmten "Ton" (oder auch eine etwas andere Diktion) zulegen.
Innerhalb der Branche werden - oft, nicht immer und natürlich abhängig von der Produktion - gern die "Nicht-Synchrontöne" bevorzugt. Zwei gute Beispiele dafür aus München sind, bzw. waren Philipp Moog und Jaques Breuer.
Alexander Doering ist für mich jemand, der je nach Regie und Projekt fließend zwischen "Synchron-Ton" und Natürlichkeit wechseln kann. Letzteres vor allem in kleineren Filmen, teils auch asiatischen Produktionen und somit zwangsläufig natürlich auch unter Heinz Freitag.
Bernhard Völger hört man zu 95% mit seiner "Synchron-Stimme", dabei kann er tatsächlich auch ganz anders und das sogar unheimlich gut. z.B. für Vincent Cassel in "Tödliche Bekenntnisse". Auf dem Papier eine völlig abwegige Besetzung, aber Völger ist hier kaum zu erkennen.
Luisa Wietzorek klang in ihrer Anfangszeit (ca. um 2010 herum) noch deutlich natürlicher als heute. (Ihre Rolle in Transformers 2 und Staffel 3 von Californication fallen mir da ein. Da war noch etwas ungeschliffenes, natürliches, beinahe rotziges in ihrer Stimme, das man heute bei ihr nicht mehr hört. Finde ich schade, denn das hatte etwas erfrischend echtes.
Wobei Wietzorek auch heute noch natürlich klingen kann. In "Ride On" von 2023 fand ich sie richtig schön (zusammen im Dialog mit Gossler): https://voca.ro/1ceR9j4oVa4o
Kaspar Eichel ist wohl ein gutes Beispiel. In vielen DDR-Synchros klingt er natürlich, routiniert und kann auch schön schnoddrig klingen, was er eindrucksvoll in "Steelyard Blues" (DF 1988) für Donald Sutherland unter Beweis gestellt hat. Schön gespielt, gut geführt. Später spielt er leider sein Programm eines tragisch klingenden Mannes ab. Schade.
Zitat von Phönix im Beitrag #8Luisa Wietzorek klang in ihrer Anfangszeit (ca. um 2010 herum) noch deutlich natürlicher als heute. (Ihre Rolle in Transformers 2 und Staffel 3 von Californication fallen mir da ein. Da war noch etwas ungeschliffenes, natürliches, beinahe rotziges in ihrer Stimme, das man heute bei ihr nicht mehr hört. Finde ich schade, denn das hatte etwas erfrischend echtes.
Gleiches auch bei Dennis Schmidt-Foß. In jungen Jahren klang er so schön natürlich wie etwa in "The Green Mile". Über die Jahre hat er sich seinen bekannten "Synchron"-Sprech angeeignet. Da kennen ich leider keine aktuelleren Beispiele, wo man ihm das für eine Rolle einmal ausgetrieben hatte.
Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #11Da kennen ich leider keine aktuelleren Beispiele, wo man ihm das für eine Rolle einmal ausgetrieben hatte.
In Arte-Synchro: "Are You Lonesome Tonight?" aus dem letzten Jahr klang er seit Langem wieder richtig natürlich. Die deutsche Fassung hatte allgemein einen hohen künstlerischen Anspruch.
K. Dieter Klebsch klingt mittlerweile in vielen Rollen auch sehr künstlich bzw. nach Studio leider. War nicht immer so: In seinen Rollen aus den 90ern (z. B. Jurassic Park) klang er noch sehr natürlich.
Irgendwie habe ich ja das Gefühl, dass wir dieses Thema schon mal irgendwo hatten....na ja, egal... Der mit einer beeindruckenden Stimme gesegnete Otto Mellies hat ab den 1990ern auch eher sein Standardprogramm abgefahren, habe ich ja vor einigen Wochen zu "Road to Perdition" angemerkt. Selbst seine Paraderolle Saruman hatte insbesondere in Teil 1 Anwandlungen Schema F zu sein. Ab Teil 2 hat er dann allerdings noch andere Töne zeigen können. In eine ähnliche Richtung geht auch Christian Rode, der spätestens ab den 1980ern viele Rollen in seiner zackig-preußischen Sprechweise recht ähnlich bediente und vorallem leider sehr oft nach Mikrophon klang.
Allerdings muss man sagen, dass beide auch ungewöhnlich oft ähnlich geartete Rollen bedienen mussten, vielleicht lag es daran.
Janin Stenzel klang für mich seit jeher immer sehr natürlich und sticht dadurch auch in vielen Synchros hervor. Mittlerweile meine ich mir aber einzubilden, dass sie sich leicht anpasst und etwas "synchroniger" klingt.