Ich ließ es mir als aus Lübeck stammender Münchner - dieselbe Herkunft wie die jenes Mannes, dessen dieser Nekrolog gedenkt - nicht nehmen, ihn bei mehreren Lesungen zu bewundern, wann immer sich die Gelegenheit ergab. Klassische Stücke präferierend, wie es sich für einen Literatur-Ästheten und Sprachwissenschaftler gehört, genoss er solche Momente offenkundig, wieweil er immer wieder wohl recherchierte Hintergründe zum Text lieferte, zwischendurch launig kommentierte, nur um sich dann wieder mit furioser Wortgewalt in den Text zu stürzen.
Sprache sprach zu ihm, adaptiv bettete er sie auf Tönen, die von jenseits konventioneller Weisheit zu kommen schienen. Ich habe weder davor noch danach jemanden erlebt, der die Syntax und Intonation eines beliebigen Sprachkonstrukts mit so spielerischer Leichtigkeit und ohne Verzögerung erfassen konnte, der die darin verborgenen Gedanken so behutsam und wohlwollend hervorhob und in den Äther entließ.
Doch nicht nur die Stimme wird fehlen.
Zu selten ließ der gelüftete Vorhang den Blick auf den "ganzen" Schauspieler Joachim Höppner zu. Doch Sporadisches gewinnt mitunter durch seine Punktualität. Mir immer in Erinnerung bleiben wird sein Spiel im Dezember 2005 in einer Weilheimer Aufführung vom "Hauptmann von Köpenick". Mehr zufällig darauf aufmerksam geworden, einem Impuls in letzter Sekunde nachgebend, schlitterte ich mit meinem besten Freund durch das stark verschneite Bayern, um in einem entlegenen Stadttheater Platz zu nehmen, an dem Zeit und Subventionsmangel genagt hatten.
Das Stück begann, die Darstellerschar gab sich beredt der Introduktion sämtlicher Protagonisten hin, doch schnell ward der Fokus des Stücks sichtbar: Joachim Höppner. In der Titelrolle spielte er das gesamte mehr als passable (damit wir uns nicht falsch verstehen) Ensemble an die Wand. Sicher im Berlinern, wa, die Körpersprache janz scheen schlackernd, den intellektuellen Grundtenor mit ein paar imaginären Halben zu viel wegwischend, so war er voll drin und drauf, und machte er vergessen, dass man hier in einem verschneiten Städtchen am Ende des Nichts in harten Schalensitzen hockte. Was ihn und den Rest der munteren Schar bei Gott dem Allmächtigen eh nicht scherte.
Hier galt es ein Stück zu Leben zu erwecken, das nicht weniger als Bravour verdient, und dem, wie ich sowohl in meiner persona publica als Kulturjournalist wie auch schlichtweg als Genießer von Kunst mit Dankbarkeit bekunden möchte, an diesem Abend Gerechtigkeit widerfuhr.
Höppners Körper war viriles Gefäß eines immensen Sachverstandes und jenseits der nüchternen Ebene Spielplatz eines quicklebendigen Geistes, eines untrüglichen Gespürs für Schein und Sein, für das erfundene Ego jenseits der zu erlernenden Worte.
Was wohl die bereits erwähnte unglaubliche Weisheit seiner Stimme erklärt - ein Einfühlungsvermögen in jeden Charakter. Länglich wirkend, ohne übergroß zu sein, füllte er an diesem Abend den Raum aus. Sein Schatten LEBTE. Er besaß Aura. Jenes Etwas, das einem keine Schauspielschule antrainieren kann.
Aus ihm sprach etwas, und das meine ich todernst, Göttliches. Sein Atem hauchte etwas von der Urkraft der Schöpfung selbst in die Welt hinaus - und war im wahrsten Sinne des Wortes inspirierend. Er erleuchtete all die Wunder dieser Welt. Die wir alle sind. Die stets um uns herum sind.
So war er.
An diesem Abend, an vielen davor, an zu wenigen danach - doch für die Bewunderer seiner Kunst auch weiterhin. Ein Fanal befreiter Co-Existenz von Wort und Geist. Einer Transzendenz. Würde der Metatron am Mikro stehen, er klänge wie dieser Mann.
Leben Sie wohl, Herr Höppner, wo immer Sie jetzt weilen mögen! In respektvoller Dankbarkeit für die feinen Tonwaren
Ich hoffe, dass man jemanden findet, der ihn würdig auf Clint Eastwood, Jon Voight und Ian McKellen "ersetzen" kann... Sollte man sich im Gedenken an ihn auch bald gute Gedanken machen, wenn sich die Trauer n bissl gesetzt hat.
------------------------------------------- IN MEMORIAM: Joachim Höppner (1946-18. November 2006) "Aus ihm sprach etwas, und das meine ich todernst, Göttliches. Ein befreites Co-Existieren von Wort und Geist. Eine Transzendenz. Würde der Metatron am Mikro stehen, er klänge wie Joachim Höppner." (DubberDuckDuck im "Joachim Höppner verstorben..."-Thread)
Ich melde selten in diesem Forum zu Wort, da ich hier eher recherchiere. Doch jetzt kann ich nicht still sein.
Ich sitze hier in meinem Büro, schaue mir kurz die Startseite von Wikipedia an, sehe es und will es nicht glauben. Mittlerweile ringe ich seit einer viertel Stunde schwer mit meinen Tränen. Wie andere, hatte ich nie die Chance in live zu erleben, doch seine Stimme war zu jeder Zeit ein Erlebnis. Ein Genuss wie kaum ein anderer. Seine Warme, herzliche und liebevolle Stimme hat mich immer sofort in ihren Bann gezogen. War er in "Herr der Ringe" grandios, so war er in "Sakrileg" in Hochform. Ein Meisterwerk!!! Was soll nun werden? Für Clint Eastwood gibt es nun überhaupt keine adäquate Stimme mehr und an Ian McKellen kann ich ohnehin niemand anderen akzeptieren. Wie schön kann ein "Galileo"-Bericht nun noch werden? Er und Franziska Pigulla haben es immer geschafft einen an jeden Bericht zu fesseln. Selbst wenn es um Themen wie "Fußpilz" ging, hätte man nicht wegzappen können. Nun ist sie fort.... die Stimme die mir immer den Großvater vor Augen hielt, den ich nie hatte und mir stets ersehnte.
Liebster Herr Höppner, ich kannte Sie nicht, doch Sie werden mir fehlen! Machen Sie es gut, wo immer Sie nun auch verweilen mögen! Ich wünsche Ihnen von Herzen die schönste Wolke, die da oben zur Verfügung steht! Mein ganzes Mitleid gilt Ihren Angehörigen, aus deren Mitte sie viel zu früh entrissen wurden!
Vanessa-Nina ____________________________ "Also wenn du das immer noch nicht verstanden hast, Martin, dann bin ich wirklich enttäuscht von dir, das muss ich dir sagen. ES GAB NIE EINEN AARON!" (Andreas Fröhlich in Zwielicht)
Oh nein... Ich bin total geschockt...auch mir war er erst seit HdR richtig bekannt und ich habe seine Stimme geliebt! Das macht mich ziemlich traurig...
_______________________________________________ " Wissen Sie, bevor ich Kaffe getrunken habe, bin ich zwar da, aber ich bin nicht ganz da." (Claus Biederstaedt als Peter Falk in "Columbo")
Bitte mal reinschauen, falls jemand Interesse hat:
In Antwort auf:Es gibt immer wieder Meldungen, die man sich im ersten Moment für absurd erklärt, da man sie einfach nicht glauben will. Und leider sind sie trotzdem wahr. Das lässt einen eigentlich nur noch sprachlos zurück.
^^^so gings mir, als ich es eben per Mail erfahren habe. Man will es schlicht weg nicht akzeptieren und glauben schon gar nicht, aber dann kommt - wenn sich der Schock gelegt hat - die Einsicht, dass niemand, auch großartige Stimmen, gegen den Tod gewapnet sind...
Dieser Mann war großartig, nicht nur als Synchronstimme auch als Stimme in Dokumentationen und natürlich in Hörspiel und Hörbuchproduktionen. Die erwähnte HERR DER RINGE-Lesung ist auch ein Beispiel wie gut er war. Es sind 17 CDs, aber durch Herrn Höppner kommt das nicht wie eine rieeeeeesen Länge an, sondern wie 1 Stunde. Erst kürzlich sagte ich zu Svenni: "Denn man kann man Jahre hören (ohne Pause) und nicht genug bekommen".
Mein Beileid and die Familie, die sicherlich jetzt eine schwere Zeit durchmachen, wenn man schon als kleiner Fan so berührt ist, wie muß es ihnen dann gehen?!
wirklich sehr traurig, ich kann es auch noch kaum glauben. Dieses Jahr war Achim Höppner übrigens noch auf dem Filmfest München, wo er den Film "Morgen, Findus, wird's was geben" vorstellte. Leider schaffte ich es aus Zeitgründen damals nicht, bei der Pressekonferenz anwesend zu sein. Dort entstand dann aber dieses Foto:
Nebenbei gefragt: Habe ich einfach was überlesen, oder gab es hierzu nicht mal in den diversen Videotexten eine kurze Meldung? Oder habe ich solche Meldungen einfach "verfehlt"?
In Antwort auf:Nebenbei gefragt: Habe ich einfach was überlesen, oder gab es hierzu nicht mal in den diversen Videotexten eine kurze Meldung? Oder habe ich solche Meldungen einfach "verfehlt"?
...geht mir genauso! Gerade _diesen_ Sprecher hätte man ruhig mal in den Medien erwähnen können. Bisher hab ich nur nen Mini-Text von BR-Online gefunden. Traurig, wenns wirklich der Einzige ist...