Hat mich berührt, als ich das im Autoradio gehört habe. Den habe ich sehr, sehr gern gesehen. Ein ewig scheinender Garant für souveränes, zurückgenommenes, charismatisches Spiel - für mich gefühlt immer im Einklang mit "seiner" Stimme Jürgen Thormann.
Ich werde es vermissen, dieses Duo bei neuen kreativen Exkursionen zu erleben.
Sein Auftritt in "Pelle, der Eroberer" ist einer der vielen Höhepunkte (Friedrich W. Bauschulte, überragend!). Sehr sympathisch auch im Film "Gestohlene Herzen" (Hoger Hagen, passt auch sehr gut). Beeindruckend als Offizier, der erkennt, dass er sein Leben sinnlos vertrödelt hat, in "Die Tatarenwüste" (Jürgen Thormann; auf den bin ich aber nicht so fixiert). Als fanatischer Richter in "Die Macht und ihr Preis" (auch Thormann). Und die Bergman-Filme! "Das siebente Siegel" (Harald Leipnitz) oder "Licht im Winter" (Arnold Marquis). Als aalglatter Bankier in "Der Denunziant" (nochmal Hagen) oder als väterlicher Kardinal neben Mastroianni in "Verschwörung im Dunkeln" (nochmal Bauschulte), die Liste ist endlos...
Es gibt nur eine Handvoll Schauspieler, die in so unterschiedlichen Rollen und mit so unterschiedlichen Sprechern immer gleichermaßen überzeugend sind!
Klingt vermutlich albern, bei den ganzen Überfilmen, in denen Sydow gespielt hat, aber meine liebste Rolle von ihm bleibt die des Leland Gaunt in der unterschätzten King-Verfilmung "In einer kleinen Stadt". Idealbesetzung.
Ist nicht albern, sehe ich ähnlich. Von Sydow ist das beste Beispiel dafür, dass Film auch einfach unterhalten darf. Der Mann hat in allen Genres einen Reiz gefunden und ist dem Ruf gefolgt, ob in großen oder kleinen Rollen. Und hat das dann, wie im Falle Gaunt, mit großer Lust vorgetragen.
Dieses Unprätentiöse war eine seiner ganz großen Stärken.
Einer der letzten GANZ großen Schauspieler, der wie kaum ein Anderer, die Veränderungen der (Film-) Branche im laufe der viele Jahrzehnte gut überstanden hat, ohne etwas von seiner schauspielerischen Qualität einzubüßen. Traurig fand ich es nur, wenn sein Potential einfach "verwurstet" wurde (wie z.B. in STAR WARS: FORCE AWAKENS).
In den frühen Jahren mochte ich Wilhelm Borchert auf ihn am liebsten (unvergessen die Leistungen von Spieler und Sprecher in der Rolle des fanatischen Reverends in HAWAII). Leider wurde Von Sydow in vielen früheren Bergman-Filmen von A. Marquis besetzt (den ich zwar schätze, aber NICHT auf von Sydow). Jürgen Thormann sprach von Sydow seit Anfang der 70er (wenn leider auch nicht durchgehend) immer wieder und ist für mich daher auch seit Jahrzehnten immer "seine" Stimme gewesen. Umso größrer war jedesmal meine Enttäuschung, wenn es dann doch mal ein anderer Sprecher wurde (ganz schlimm unpassend: G.G. Hoffmann in DUNE, Kieling in SAG NIEMALS NIE und Schut in HANNAH UND IHRE SCHWESTERN). Auch in den letzten Jahren fand ich es immer sehr unpassend, wenn man Jürgen Thormann nicht auf ihn besetzte, doch zum Glück wurde er es ja meistens. Und ich glaube mich zu erinnern, dass Herr Thormann auch irgendwann mal erwähnte, dass von Sydow "sein" Lieblingsschauspieler sei. Kein Wunder ;-).
Danke Max, für die vielen, vielen, tollen Rollen, die du uns geschenkt hast. Nun Ruh` dich aus und hab`eine gute Reise, Antonius Block!
Zitat von Pip im Beitrag #51Einer der letzten GANZ großen Schauspieler, der wie kaum ein Anderer, die Veränderungen der (Film-) Branche im laufe der viele Jahrzehnte gut überstanden hat, ohne etwas von seiner schauspielerischen Qualität einzubüßen. Traurig fand ich es nur, wenn sein Potential einfach "verwurstet" wurde (wie z.B. in STAR WARS: FORCE AWAKENS).
Dem kann ich nur zustimmen! Selbst wenn er in schwachen Filmen oder undankbaren Rollen verheizt wurde, bewahrte er sich trotz allem eine gewisse Würde; Musterbeispiel dafür wäre seine Rolle als Ming im trashigen "Flash Gordon", wo er zusätzlich albern geschminkt wurde. Als Blofeld war er im Prinzip eine hervorragende Besetzung, wurde aber leider verheizt, da er bei seinen drei Szenen kaum Akzente setzen konnte. Meine Lieblingsrolle ist der Killer Joubert in "Die drei Tage des Condor": Zu Beginn jagt er einem durch seine Präzision und Kälte Schauer über den Rücken, aber gegen Ende ist er einem (so unglaublich sich das anhört) fast sympathisch. Ebenso wie von Sydow im Original trifft Thormann hier sowohl die kalten als auch die sanften und fast warmherzigen Momente perfekt.
Wirklich ein echter Charaktermime, der immerhin ein stolzes Alter erreicht hat.
Zitat von Chow Yun-Fat im Beitrag #48Klingt vermutlich albern, bei den ganzen Überfilmen, in denen Sydow gespielt hat, aber meine liebste Rolle von ihm bleibt die des Leland Gaunt in der unterschätzten King-Verfilmung "In einer kleinen Stadt". Idealbesetzung.
Die TV Spielfilm wies einmal darauf hin, dass er hier als der Leibhaftige ebenso überzeugend sei wie 30 Jahre zuvor als Jesus. Beide Rollen verkörpert zu haben können wohl nur wenige Schauspieler für sich verbuchen. Wer weiß, ob einige Jahre zuvor Vincent Price Gaunt gespielt hätte?
Zitat von kogenta im Beitrag #47Als fanatischer Richter in "Die Macht und ihr Preis" (auch Thormann).
Es ist zwar 18 Jahre her, dass ich den Film gesehen habe, aber mir ist besonders eine Szene in Erinnerung geblieben: Als der Kommissar (Lino Ventura) ihn auf mögliche Justizirrtümer anspricht, entgegnet der Richter, wenn er bei der Rechtsprechung an diese Möglichkeit denken würde, wäre dies so, als wenn ein katholischer Priester während der Messe nicht daran glaube, dass Brot und Wein zu Leib und Blut Christi würden. Daneben ereifert er sich über eine Jugend, die durch das Gedankengut moderner Philosophen ("Schwachsinn") verdorben worden sei. Exzellent gespielt und synchronisiert!
Zitat von berti im Beitrag #52Als Blofeld war er im Prinzip eine hervorragende Besetzung, wurde aber leider verheizt, da er bei seinen drei Szenen kaum Akzente setzen konnte.
Im "James-Bond-Buch" von Klaus-Peter Walter heißt es zu dieser Interpretation der Rolle: "Max von Sydow, geprägt von seinen psychologisch höchst problematischen Rollen bei Ingmar Bergman, spielt den Blofeld sehr entrück alt müden Todesbotschafter - weise und freundlich, doch bei aller weißbärtigen Opahaftigkeit höchst gefährlich. Das sinistre Dreinblicken überläßt er der fiesen weißen Angora-Katze auf seinem Schoß. Eine persönlich Begegnung des Helden findet - anders als zum Beispiel in Diamantenfieber - mit ihm nicht statt." (S. 75)
Meine Lieblingsrolle von ihm ist allerdings der Killer in "Die 3 Tage des Condor" ("Ich werde nicht schreien." - "Oh doch, das werden Sie." - fehlt immer im TV).
Zitat von Lord Peter im Beitrag #56("Ich werde nicht schreien." - "Oh doch, das werden Sie." - fehlt immer im TV).
Tatsächlich? Die Szene war auf meinem lange in Ehre gehaltenen Mitschnitt (Kabel 1, Februar 2002) nach meiner Erinnerung enthalten, bei anderen Ausstrahlungen ebenfalls. Dafür fehlte ein Teil des ersten Dialogs von Joubert und Leonard Atwood, den habe ich erst auf DVD gesehen.
Bei mindestens zwei späteren Ausstrahlungen fehlte der Dialog (ebenso wie die von Dir genannte Szene). Ich habe erst durch die DVD erfahren, daß Joubert bei dem Massaker am Anfang anwesend war.
Den Mitschnitt von damals habe ich zwar nicht mehr greifbar, aber die Art, WIE Thormann diese Sätze sagt, haben mich damals beeindruckt (ebenso wie der im Tonfall völlig andere Dialog mit "Condor" am Ende). Und als 2003 das Lexikon der Filmzitate erschien, hatte ich ihn beim Lesen dieser Stelle sofort im Ohr, der Dialog war mir nicht unbekannt. Aber dass von einem Film bei verschiedenen Ausstrahlungen (selbst auf demselben Sender!) unterschiedliche Schnittfassungen existieren können, ist ja nichts Neues.
Ohne Frage eine von Thormanns besten Leistungen. Wäre vielleicht mal was für den Sternstunden-Thread, aber dafür müßte ich mir den Film mal wieder ansehen.
Es war beide Male eine 20:15-Ausstrahlung, insofern wenig überraschend. Die zweite Ausstrahlung hatte ich auch aufgezeichnet, war mE mit der ersten identisch. Auch ohne Kenntnis des Originals war die Massenexekution am Anfang merkbar verstümmelt, von Sydow tauchte wie gesagt gar nicht mehr auf, und alle Erschießungen waren verkürzt. Später (da hatte ich allerdings die DVD schon) lief der Film mal auf Arte, und da war das Gespräch zwischen Joubert und Atwood im OmU (trotz vorliegender Synchronisation). Der Gag ist wohl, daß von Sydow im Original an dieser Stelle französisch spricht, während die Synchro komplett auf deutsch ist.