Naja, ich für meinen Teil fänds einfach scheisse unter solchen umständen zu synchronisieren. Man kann sich doch gar nicht der Mimik oder Situation anpassen, was soll denn das? Klar kriegt man da Geld für, und manche brauchen das vielleicht sogar... trotzdem würde ich da nicht mitmachen.
Dazu fiel mir wieder ein Interview mit Timmo Niesner ein. Sein Kommentar zur Synchro für Herr der Ringe: der Film war oft eine Arbeitskopie, bei der nur so viel sichtbar war wie nötig.Oft war nur der Mund sichtbar, gerade so viel, daß man synchronisieren konnte. Sobald der Dialog beendet war, ging der Schwarzbalken wieder zu, so daß man von den Actionszenen nichts sehen konnte.... beim zweiten Film lief ein Schriftzug quer duchs Bild, teilweise genau über den Mund bei Großaufnahmen, grotesk. Beim dritten Teil war es noch abenteuerlicher. Da wurde das Bildmaterial nur aktweise ausgeliefert, teilweise kam es erst zur Endmischung an.
Mir ist schleierhaft, wie die Sprecher so die Atmosphäre des gesamten Films transportieren sollen?? Um so mehr Respekt habe ich vor dem Hintergrund davor, wie gut die Synchro geworden ist!!
Zitat von moonchild5Dazu fiel mir wieder ein Interview mit Timmo Niesner ein. Sein Kommentar zur Synchro für Herr der Ringe: der Film war oft eine Arbeitskopie, bei der nur so viel sichtbar war wie nötig.Oft war nur der Mund sichtbar, gerade so viel, daß man synchronisieren konnte. Sobald der Dialog beendet war, ging der Schwarzbalken wieder zu, so daß man von den Actionszenen nichts sehen konnte.... beim zweiten Film lief ein Schriftzug quer duchs Bild, teilweise genau über den Mund bei Großaufnahmen, grotesk. Beim dritten Teil war es noch abenteuerlicher. Da wurde das Bildmaterial nur aktweise ausgeliefert, teilweise kam es erst zur Endmischung an. Mir ist schleierhaft, wie die Sprecher so die Atmosphäre des gesamten Films transportieren sollen?? Um so mehr Respekt habe ich vor dem Hintergrund davor, wie gut die Synchro geworden ist!!
Ausgerechnet diese Filme sind ein schlechtes Beispiel für das Problem, da m.M. die Synchros vorzüglich sind.
Mein Bild vom "Synchron" an sich war irgendwie immer geprägt von alten Fotos, auf denen zu sehen war wie Curt Ackermann oder Georg Thomalla vor einer großen Leinwand am Pult stehen und dort schauspielern - oder vor allem der wahnwitzigen Vorstelllung, in der Wolfgang Hess und Thomas Danneberg mit Brunnemann und Brandt ein Fass aufmachen und Spencer/Hill Filme bearbeiten (das ist natürlich total naiv-übertrieben - aber witzig ). In natura war das mit Sicherheit halt auch nur Arbeit, die oft auch schwer war - aber (so glaube ich) schon grundsätzlich Spaß machte.
Aber ein solches Kasperletheater mit schwarzen Balken und so - das ist ja schlimmer als Fließbandarbeit ... vielleicht ist es aber auch nur das exakte Spiegelbild dessen, wie die Arbeit als Synchronschauspieler wirklich ist - fern ab von allen Vorstellungen, die man als begeisterter Branchenferner so hat...
Mal ketzerisch: Wer weiß, vielleicht hilft das sogar, sich aufs Wesentliche, nämlich die Stimme, zu konzentrieren. Die transportiert alles, was man als deutscher Synchronsprecher benötigt. Niesner muss nicht wissen, wie der Nazgul aussieht, der gerade vor ihm in der Luft schwebt. Er muss die Performance des Originals einfangen und auf die Lippen kriegen - nicht weniger, aber auch nicht mehr. Sie sind halt nicht die Akteure, denen man selbst im schlimsmten Fall bei Blue- oder Green Screen wenigstens über Pre Viz einen Eindruck vom fertigen Bild vermittelt. Sondern Zuarbeiter.
In Antwort auf:Mal ketzerisch: Wer weiß, vielleicht hilft das sogar, sich aufs Wesentliche, nämlich die Stimme, zu konzentrieren. Die transportiert alles, was man als deutscher Synchronsprecher benötigt. Niesner muss nicht wissen, wie der Nazgul aussieht, der gerade vor ihm in der Luft schwebt.
Würde ich nicht sagen. Sich alleine auf die Stimme zu konzentrieren, bringt sehr wenig. Wenn man noch die Gestik dazunimmt, ist das eine noch größere Hilfe für den Schauspieler, denn so kann er sehen, wie sich der Original-Darsteller bewegt, wie seine Mimik aussieht, wie er gestikuliert usw. Überleg mal, was für ein Nachteil das sowohl für den Synchronregisseur als auch für den -schauspieler ist, wenn der Darsteller auf der Leinwand bzw. Bildschirm völlig ausrastet oder wenn eine Liebesszene, Verfolgungsjagd, Schlägerei etc. stattfindet und man nur die Münder von den Darstellern sind und ihre Stimme hört. Dann ist das eine ziemlich große Schwierigkeit, die Szene zu synchronisieren, weil man nicht weiß, was genau dort vor sich geht. Ich denke, dass bei diesem Verfahren die Synchronisation wegen diesen Methoden doch ungeheuer leiden muss, weil man eben nur die Münder zu sehen bekommt.
In Antwort auf:Sie sind halt nicht die Akteure, denen man selbst im schlimsmten Fall bei Blue- oder Green Screen wenigstens über Pre Viz einen Eindruck vom fertigen Bild vermittelt. Sondern Zuarbeiter.
Moment. Synchronleute als Zuarbeiter zu bezeichnen, finde ich ungerecht. Sie sind zwar nicht vor der Kamera, aber was die Damen und Herren im Studio vor dem Mikrofon leisten, ist wirklich harte Arbeit, weil sie ja alles nachspielen (nicht einfach nur sprechen) müssen und zwar möglichst gut. Gut, sie arbeiten im Hintergrund aber deswegen den Begriff "Zuarbeiter" zu verwenden gefällt mir nicht.
Aber sie sind Zuarbeiter. Das ist nicht im Mindesten abwertend gemeint. Elementar wichtig, aber das ist der Kameramann auch, der Beleuchter, letztlich sogar der Key Gaffer - oder der armseligen Synchronübersetzer;-). Film ist Zahnrad. Unser Name ist Legion, keiner von uns ist wichtiger als der Rest (bis auf Schauspieler, Drehbuch, Regie). Und wieso sollte ein SynchronSPRECHER wissen müssen, wie eine Figur läuft, sich prügelt, irgendwem ein Lichtschwert zwischen die drei Augen donnert? Sie müssen die Stimme nachahmen. Wenn sie den Ton und den Mund haben, sollte das gelaufen sein. Denn die Stimmte passt ja nun ganz offensichtlich automatisch zum Restbild, ist ja nicht so, dass da was nacherfunden werden müsste.
Ich wage die These, dass HdR gerade auch deshalb so exzellent geworden ist - das Stichwort lautet Konzentration. Fragen wir doch Ekki Belle, der im "Die zwei Türme" einen Ork gesprochen hat. War der Job da irgendwie schwerer?
In Antwort auf:Und wieso sollte ein SynchronSPRECHER wissen müssen, wie eine Figur läuft, sich prügelt, irgendwem ein Lichtschwert zwischen die drei Augen donnert?
Wie ich schon sagte, wenn man die Szene kennt, d.h. man weiß genau, was dort vor sich geht, kann man vielleicht noch etwas besser auf die Emotionen eingehen, als wenn man nur die Mundpartie sieht. Das wäre zumindest meine Vermutung.
Kann sein. Ich habe leider noch kein Synchronstudio von innen gesehen (wäre aber mal interessant). Aber der Beruf des Schauspielers ist ja bekanntermaßen ein Künstlerberuf und auch die Synchronisation von Spielfilmen und Serien hat irgendwo was mit Kunst zu tun.