Ich möchte mich hier einem Thema nähern, dass mich im Moment sehr beschäftigt. Im Vergleich zu älteren Filmen, klingen heutige Synchronspuren meiner Meinung nach nicht nur zu steril (durch das X-en), sondern auch zu perfekt. Die Stimmen werden von hochwertigen Mikros und durch die Nachbearbeitung am PC künstlich aufgeblasen und verlieren ihren natürlichen Klang. Manchmal haben wir ja das Gefühl, eine Stimme sei im Lauf der Jahre einfach tiefer geworden - oft liegts aber auch an der furchtbaren Technik, die heute eingesetzt wird. Stimmen werden voluminös aufgeblasen und scheinen dann vor der Leinwand zu schweben - wie eine Trailerstimme. Trotz Synchro hatte man früher öfters den Eindruck, die Synchronstimme gehöre zum Schauspieler. Das ist bei heutigen 5.1 Abmischungen imho nicht mehr so. Die Stimmen sind oft unnatürlich fett. Ich finde, man kann das im Blade Runner Thread gut hören - dort gibts einen Synchro Vergleich Kinosynchro Alt und Final Cut Neu. Die Stimmen im Original Cut wirken natürlich - im FC fast schon überladen. Das liegt nicht daran, das Pampel tiefer geworden ist - (ist er vermutlich auch) - aber hauptsächlich an der Abmischung. Bäh.
Man sollte wirklich wieder schlampiger werden und damit gleichsam bessere Synchros erzeugen. Der Originalton klingt doch wesentlich natürlicher als das künstliche Gebläse, das bei uns in den Studios erzeugt wird.
Na an den Mikros liegt das nicht. Die Mischung ist halt nicht gut wenn es nicht natürlich klingt, das hat nix mit schlampig zu tun. Es ist viel mehr Arbeit.
Sehr interessantes Thema! Da möchte ich gerne mal die 2. Synchronfasung von "Das Fenster zum Hof" erwähnen, die ich vom Klang her niemals in die 80er eingeordnet hätte. Liegt es daran, dass noch analog aufgenommen wurde oder weil eben NICHT ge-xt wurde? Oder ist es, wie erwähnt, "nur" eine super Mischung gewesen, die diesen Klang vermitteln kann?
Ich fand die Abmischungen in den 80ern auch besser. Heut klingt das alles so künstlich und übertrieben. Wenn alte Filme vom Ton her neu aufbereitet werden kann es passieren das die Sprache sehr in den Hintergrund gedrängt wird. Wenn ich mir alte Filme auf DVD kauf schauich drauf das eine Steriotonspur drauf ist.
In Antwort auf:Da möchte ich gerne mal die 2. Synchronfasung von "Das Fenster zum Hof" erwähnen, die ich vom Klang her niemals in die 80er eingeordnet hätte.
Das fiel mir bei dieser Synchro auch auf. Erstaunlich positiver Ausnahmefall, der zeigt, wie's gehen kann.
Heutige 5.1 Spuren sind ohne Nachbearbeitung, zumindest sind sie das, was die Tontechniker draus machen. Die alten Filmen haben in aller Regel keinen 5.1 Ton im Original vorzuweisen sondern sind dann diese Upmixe - oder Neusynchros (Pfui).
Im Endeffekt ist es aber egal, aus wievielen Lautsprechern es scheppert - für mich ist aber Tatsache, dass die Stimmen heutzutage nicht mehr natürlich klingen, sondern stets und ständig "überproduziert" werden. Das klingt dann immer wie ne Trailerstimme oder in der Werbung. Umgebungen werden künstlich erzeugt mit diversen Hall und Effektfiltern, aber auch da hört man die "Künstlichkeit" stark heraus. Klar, in den Umgebungen dem Originalton nahezukommen ist fast unmöglich, aber "echt" wirkt das alles nicht. Das war früher mit "undigitalen" Mitteln scheinbar besser gelöst worden.
Ich finde auch, dass die moderne Tontechnik die Wirkung einer Synchronisation ein wenig zerstört. Woher kommt es denn sonst, dass manche Sprecher - tut mir wirklich leid - heutzutage so sehr nach "Soundbett" (O-Ton Mücke) klingen?
Ein großer Teil rührt meiner Meinung nach auch daher, dass die Sprach- und Stimmbildung heute ein anderes Niveau hat. Das soll auf keinen Fall eine Pauschalverurteilung jüngerer Sprecher sein, auch keine prozentuale Abschätzung, aber so mancher Sprecher der jüngeren Generation hat seine Stimme nicht so im Griff wie es bei Schauspielern früherer Generationen sein musste - ohne Kikifax wie Headsetmikrofone und dergleichen. Stimmbeherrschung gibt's sehr wohl noch, man kann sich nur nicht mehr in dem Maße wie früher darauf verlassen. Wenn man in einem Theaterraum oder gar im Freien die letzte Reihe erreichen muss, lernt man, die Stimme bis da hin klingen zu lassen. Ich habe leider schon so manchen jungen Schauspieler kennen gelernt, der keine "Stütze" hat, dem die Stimme schon nach wenigen Minuten versagt oder der Halsschmerzen bekommt. Aus dieser Sicht würde ich auf jeden Fall unterschreiben, dass Tontechnik Stimmen "kaputt" machen kann, weil sie ein Training verhindert. In einem anderen Thread wurde gefragt, ob es keine Stimmen jüngerer Generation mehr gibt, die vorm Mikro richtig abdrehen und schreien. Ja, da wird mehr vorgeblich geschrien als tatsächlich - nur macht das die Stimme bequem und man erkennt auch, dass es falsch klingt. Dass viele sich daran gewöhnt haben und bestimmte Produzenten (vorrangig von Werbespots und dergleichen) genau die gleiche Leier immer haben wollen, steht auf einem anderen Blatt. Und ich glaube, dass es solche Stimmen/Sprecher durchaus gibt - sie werden nur nicht besetzt oder man verlangt etwas Anderes von ihnen.
ICH HALTE ES FÜR UNVERZICHTBAR! Verzeihung für meine schriftliche Lautäußerung, aber abseits der Stimmbildung - wie soll denn selbst ein scheinbares Zusammenspiel (da ja nur noch ge-xt wird) funktionieren, wenn man kein echtes mehr kennt? Das kriegst du nur noch im Theater hin, alles Andere (auch Film, da hier wiederum die Rolle auseinander gerissen wird) wird ja nur noch gestückelt gemacht. Ich muss an dieser Stelle einfach mal sagen, dass ich sehr froh bin, dass ich noch auf die alte Weise "sprechen" gelernt habe, denn egal, was ich mache - ich werde nicht heiser. Und wenn ich richtig Gas vorm Mikro gebe, muss fast jedes Mal die Aufnahme wiederholt werden, weil ich noch zu stark ausgepegelt und übersteuert war.
Bin gespannt, ob jetzt jemand altklug fragt, warum ich dann kein bekannter Synchronsprecher bin ...
Ehrlich gesagt ist mir das bisher noch nie aufgefallen. Wenn man allerdings sich mal einen Film im O-Ton ansieht und dann einfach mal zur synchronisierten Tonspur wechselt, dann merkt man schon einen Unterschied. Das liegt aber eher daran, dass im O-Ton die Stimmen nicht in einem Studio aufgenommen werden (es sei denn es wird nachgedubbt) sondern direkt am Set. Dadurch ist das Mikro auch nicht direkt vor den Schauspielern und es zeichnet auch mehr von den Umgebungsgeräuschen auf was natürlich einen anderen Eindruck vermittelt.
Ich finde diesen Unterschied allerdings nicht wirklich störend, manchmal bin ich sogar froh darüber bei dem was die englischen Darsteller manchmal so nuscheln. Mich stört da eher sowas wie bei den alten Bud Spencer/Terence Hill Filmen. In den Filmen ist die Synchro Spur naja nicht übersteuert, aber es hat alles so einen Verzerrungseffekt, die Höhen sind deutlich leiser und man hört auch immer ein bisschen lispeln. Das ist bei den Filmen aus den 60gern und 70gern eigentlich noch in Ordnung, aber selbst bei den 80ger Jahre Filmen ist das der Fall. Aber es ist auch nicht allzu nervig und ich gucke die Filme trotzdem gerne. Ich glaube lediglich Die Troublemaker hat diese "Effekte" nicht, die scheinbar damals einfach durch die Aufnahmetechnik enstanden sind.