In Antwort auf:... dass bei Untertitelungen - wie bereits von mir ausgeführt - meist überaus oberflächlich gearbeitet wird ...
Klar gibt's das, aber zum einen ist das keineswegs 'meistens', sondern eher selten der Fall, zum anderen sind die Ansprüche an eine Nachsynchro natürlich höher als bei Untertiteln, wo man generell nicht alles komplett und präzise wiedergeben kann. Unpräzise Untertitel ruinieren zumindest nicht die Atmosphäre*** des Films.
Anders gesagt: Lieber gut nachsynchronisieren als schlecht untertiteln - einverstanden, aber lieber schlecht untertiteln als schlecht nachsynchronisieren.
Jetzt werde ich vermutlich wieder auf den Scheiterhaufen gestellt, aber ich denke, mit den Untertiteln haben vor allem jene ein Problem, die sonst niemals untertitelte Filme ansehen. Deutsch synchronisieren um jeden Preis, und sei es noch so mies gemacht: NEIN! Nur wenn es gut gemacht wird, und das ist bei nachsynchronisierten Szenen leider fast nie der Fall.
*** Für mich zählt die stimmige Atmosphäre eines Films mehr als alle Dialoge oder die Logik der Handlung. Drum hab' ich vermutlich hier und da eine andere Meinung als derjenige, der andere Prioritäten setzt. Ein Beispiel: 'Spiel mir das Lied vom Tod' kann von mir aus auf chinesisch mit japanischen Untertiteln laufen, die Wirkung des Films bliebe nahezu die Gleiche.
ich mische mich noch mal ein: Also eine gute Synchro ist besser als eine schlechte, eine gute Untertitelung ist ebenfalls besser als eine schlechte. Bis dahin: Konsenz. Im Detail ist es aber so: Auch die beste Untertitelung (kommt natürlich auf den Film an und wie komplex die Dialoge sind) erfasst ein Drittel bis die Hälfte des tatsächlich Gesprochen. Das Medium 'Untertitel' kennt nur einen Rhythmus: den-sieben-Sekunden- Leserhythmus und darin werden (um das Lesen zu erleichtern) möglichst Wörter mit maximal drei Silben verwendet. Dh Filme, die mangels Text und Hintergründigkeit der Dialoge diesen Vorgaben untergeordnet werden können, können auch 'gut' untertitelt werden. Und genau darin liegt auch die Krux: Der Film wird plötzlich einer Nachbearbeitung, die ganz andere Formalien erfüllen muss, untergeordnet statt umgekehrt. Sofern ich die Ausgangssprache verstehe, stelle ich auch immer wieder fest, dass Witz, Doppelbedeutungen, selbst sprachliche Besonderheiten den UT regelmäßig zum Opfer fallen. Gut, wenn man die Sprache nicht beherrscht, fällt einem das natürlich nicht so sehr auf, nach dem Motto: Was man nicht kennt, vermisst man auch nicht.
Eine Synchronisation arbeitet sich dagegen prinzipiell am Rhythmus des Films entlang und versucht eine _Imitation_ der gesamten, wie soll ich sagen?, Laut- Atmosphäre. Innerhalb eines Films zwischen Synch und UT hin und her zu wechseln, ist daher in meinen Augen so ungefähr das Schlimmste, was man einem Film antun kann.
Insofern bleibe ich auch nach der Lektüre aller weiteren Antworten dabei: Eine kpl. Neusynchronisation ist das Mittel der Wahl.
BTW Bei literarischen Übersetzungen ist das übrigens üblich. Und natürlich kann man sich nach der Böll- Übersetzung des 'Fängers im Roggen' sehnen oder nach der 50er Jahre Übersetzung von 'Ulysses', aber die Zeit hat beide längst überholt.
Zitat von EddieEine Synchronisation arbeitet sich dagegen prinzipiell am Rhythmus des Films entlang und versucht eine _Imitation_ der gesamten, wie soll ich sagen?, Laut- Atmosphäre. Innerhalb eines Films zwischen Synch und UT hin und her zu wechseln, ist daher in meinen Augen so ungefähr das Schlimmste, was man einem Film antun kann.
Das finde ich nicht, solange die fehlenden Stellen, wie ich schon schrieb, ein gewisses Maß nicht überschreiten, sprich 10-12 Minuten, vielleicht auch 15. Mehr sollten es aber auf keinen Fall sein, denn dann würde ich die fehlenden Stellen entweder neu synchronisieren oder mir den Film gleich im Original anschauen, denn bei Filmen bei denen richtig viel fehlt ist es sehr irritierend und auch störend sowie nervenaufreibend immer zwischen Synchronisation und Originalsprache hin- und herzuspringen. Selbst die fehlenden Stellen neu zu synchronisieren fände ich keine gute Lösung, da selbst dort, wenn es nicht gut gemacht wird was ja desöfteren wohl der Fall ist, auffällige Sprecherwechsel zu hören sind. Aber einen kompletten Film neu zu synchronisieren sollte man lassen. Besonders bei klassischen Kinosynchros ist das nicht zu empfehlen, da dies desöfteren schon in die Hose ging.
Zitat von Lammerssiehe "Bis zum letzten Mann" (USA 1948) [...] wo [...] 32 Minuten [...] fehlen
Im ZDF oder auf ARTE lief in den 90ern mal eine Uncut-Fassung, wo die fehlenden Szenen untertitelt waren. Hat die zufällig jemand? Auf der DVD ist ja - wie z.B. auch bei "Atoll K" - die Langfassung drauf, aber halt nur auf englisch und die gekürzte dt. Fassung leider separat.
Zitat von MückeAuf der DVD ist ja - wie z.B. auch bei "Atoll K" - die Langfassung drauf, aber halt nur auf englisch und die gekürzte dt. Fassung leider separat.
Die englische Fassung von "Atoll K" auf DVD ist ganz und gar nicht ungekürzt, sondern noch stärker verstümmelt als die deutsche Fassung - man kann ihr lediglich einige kurze Szenen entnehmen, um die deutsche Fassung um 1 min zu erweitern (fehlen aber immer noch 6 min). Lediglich die russische DVD ist ungekürzt.
Zitat von EddieBTW Bei literarischen Übersetzungen ist das übrigens üblich. Und natürlich kann man sich nach der Böll- Übersetzung des 'Fängers im Roggen' sehnen oder nach der 50er Jahre Übersetzung von 'Ulysses', aber die Zeit hat beide längst überholt.
Interessantes Beispiel - da fällt mir nämlich als Argument für die klassischen Synchronisationen ein, dass gerade bei Klassikern wie "Tom Sawyer" oder "Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk" sich seit vielen Jahrzehnten die tadellose, alte Übersetzung der Bücher hält und hält ... und das sogar in beiden deutschen Staaten (so lange sie noch existierten).
Variante C geht gar nicht. Stört mich immer, zB bei 'Der Mann, der vom Himmel fiel' mit David Bowie oder 'Es war einmal in Amerika'. Wenn dann nachsynchronisieren, auch wenn es andere Sprecher sind, egal - Hauptsache deutsch.