Dieses wunderschöne Musical von Jacques Demy mit Catherine Deneuve und Francoise Dorleac lief vor kurzem auf ARTE. Am 24. Januar 1969 wurde der Film in der DDR unter dem Titel DIE FRÄULEIN VON ROCHEFORT in einer synchronisierten Fassung uraufgeführt. In der BRD kam er damals nicht in die Kinos. Existiert diese Synchro noch irgendwo? Im Frensehen lief der Film, soviel ich weiß, bisher nur im französischem Original mit deutschen Untertiteln. Gene Kelly spielt auch noch mit und sein Part mußte für die französische Sprachfassung nicht synchronisiert werden, da er selbst fließend französisch spricht.
Hallo, das Filmprogramm zu FRÄULEIN hat den Vermerk "Synchronisation Westdeutschland", was nicht ganz stimmen dürfte, denn der Film wurde ja erst ein Jahr später in der ARD gezeigt. Ich vermute, daß auch im DDR-Kino eine OF mit Untertitelung gezeigt wurde. Eine Synchro hätte diesem Film bestimmt geschadet. Bemerkenswert: Michel Piccoli singt nicht selbst. Gruß, Rolf
Danke, dennoch kann ich mir nicht vorstellen, das der Film damals im französischen Original in den Kinos lief. Gene Kelly ist wahrscheinlich der einzige, der hier selbst singt. Auch Deneuve/Dorleac wurden (sehr gekonnt) gedoubelt. Vermute, das die FRÄULEIN VON ROCHEFORT durchgängig synchronisiert worden sind. Bei SINGIN IN THE RAIN wurden damals im Kino auch die Songs eingedeutscht präsentiert...
Es wäre möglich, dass der Film zwar für die BRD-Kinos synchronisiert wurde, dann der Verleih aber kalte Füße bekam und ihn doch nicht in die Kinos brachte, die Synchronisation aber (vielleicht im Rahmen eines Austauschs) in die DDR verkauft wurde ... Umgekehrt wurde im Falle von "Donner über dem Indischen Ozean" die DEFA-Synchronisation in der BRD sogar früher gezeigt als in der DDR. Vielleicht nicht die wahrscheinlichste Erklärung, aber dennoch möglich. Denn das im Filmprogramm "Synchronisation Westdeutschland" steht, dann aber eine DEFA-Fassung gezeigt wird, halte ich für weitaus unwahrscheinlicher. Und Untertitel gehörten nicht zum Alltäglichen in der DDR.
Bin aus Österreich. Habe diesen Film schon 1976 nur im ORF in Original mit deutschen Untertiteln gesehen.
Ca. 1999/2000 gab es in einem der Dritten Deutschen Fernsehprogramme (weiß leider nicht mehr genau welches) eine Fassung mit deutschem Overvoice-Kommentar plus einer Dokumentation über den Film mit dem Titel "Die Fräulein von Rochefort sind 25 Jahre alt geworden" (F1993, Regie: Agnes Varda).
Finde es schade daß diese nicht gezeigt wurde. Kann mir eher weniger vorstellen daß der Film deutsch durchsynchronisiert wurde - zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Films wurden in Filmmusicals zwar die Dialoge deutsch synchronisiert aber die Songs im Original belassen.
Dass Gene Kelly bei den Gesangparts aufgrund seines "geringen Stimmenvolumens" gedoubelt worden sein soll, mag man ja nicht so recht glauben, aber in dem Ausschnitt (ab 1:24) hört man meines Erachtens in der Tat nicht Gene Kelly singen - ich vermisse die für ihn typische Heiserkeit, oder liegt es vielleicht daran, dass er französisch singt? Hmmm...
Das stimmt, weder Sprech- noch Singstimme klingen nach Kelly. Ist er tatsächlich gedoubelt worden, obwohl er den Lippen nach französisch spricht/singt?
Demy selber hat dies einmal im Interview gesagt. Gene Kelly habe nicht einmal den Versuch unternommen, die Partituren zu singen, da er über die Begrenztheit seiner Stimme wußte (Ich meine zwei Oktaven). Das heißt nicht, daß er eine schlechte Stimme hatte oder die Lieder anspruchslos gewesen seien, nur wußte er genau Bescheid, wie die Orchestrierungen zu setzen waren. Wenn man genau hinhört, dann kann man dies auch in all seinen Klassikern hören. Seine Tonlage ist begrenzt, aber dennoch von großen Technik. In seinen Duetten mit Judy Garland kann man dies gut heraushören, daß die Garland eine wesentlich "größere" Stimme hatte. Bei Demy dürfte man auch Nachweise für die Gesangssynchronstimme finden.
Damals wurde zeitgleich eine englische Sprachversion gedreht und für diese Fassung sang Gene Kelly selbst - nicht sehr gut wie ich anmerken muss. Leider habe ich diese englische Version nie gesehen, aber es gibt eine englische Soundtrack - LP mit den Songs von den amerikanischen Stimmdoubeln (außer Danielle Darieux versuchte sich keiner der französischen Darsteller in irgendeiner Sprache selbst an den Songs). In der französischen wurde Kelly wirklich von Georges Blaness gedoubelt und der macht seine Sache sehr gut, Kellys Timbre zu treffen. Ob wirklich eine deutsche Synchronfassung existiert, würde mich auch brennend interessieren. Das DDR Filmprogramm wäre ja ein Hinweis. Außerdem ist in dem Buch "Vom Singen im Regen" aus dem Henschel - Verlag der damaligen DDR über diesen Film als "Die Fräulein von Rochefort" über mehrere Seiten hinweg die Rede.
Lt. "Vom Singen im Regen" beklagt sich Gene Kelly wegen der gesanglichen (stimmlichen) und tänzerischen Qualitäten seiner Partner. Einzig Danielle Darrieux genügte danach seinen Ansprüchen. Leider geht aus dem Artikel nicht hervor, ob alle gesungen haben (Piccoli scheidet ja schon mal aus, das ist klar zu hören). Eigentlich hätte er danach auch selbst singen müssen... Gruß, Rolf
Bleibt die Frage, was es mit der DEFA-Synchro und dem Vermerk im DDR-Filmprogramm „Synchronisation Westdeutschland“ auf sich hat.
Theorie 1: Der Film war in der BRD zur Synchronisation vorgesehen und bereits ein entsprechender Austausch mit der DDR verhandelt. Als sich abzeichnete, dass der Film international nicht der erwartete Erfolg werden würde (im Gegensatz zum Welterfolg „Les Parapluies de Cherbourg“) entschloß sich der Verleih, den Film nicht in der BRD zu starten und blies die Synchronisation ab. Für das DDR-Filmprogramm wurde später eine Angabe aus den entsprechenden Einkaufs- bzw. Import-Unterlagen ungeprüft übernommen und abgedruckt.
Theorie 2: Der westdeutsche Verleih hatte eine Synchronisation erstellt, brachte den Film wegen des zu erwartenden Mißerfolgs aber dann doch nicht heraus. Man versuchte, die Synchronkosten aber zumindest insoweit zu amortisieren, indem man die Synchro an die DDR verkaufte. Dies ist imho die unwahrscheinlichste Möglichkeit. Würde eine BRD-Synchro existieren, hätte die ARD diese sicherlich für die Erstausstrahlung 1970 übernommen. Man hätte insbesondere eine teure (Gesangs- ?) Synchronisation auch fürs Kino eher nicht völlig brach liegen lassen sondern versucht sie an einen kleineren Verleiher abzugeben.
Theorie 3: Die DDR zeigte den Film im Original mit Untertiteln. Laut DDR-Synchro-Kennern scheinbar aber wohl eher unwahrscheinlich??
Theorie 4: Die DDR fertigte eine Deutsch übersprochene Fassung an. Interessanter Weise sendete der WDR am 16.06.1999 eine Fassung mit Deutsch übersprochenen Liedern, die ich nicht gesehen habe http://www.kabeleins.de/filmlexikon/yy/f...yy/filmnr/29890 Grundsätzlich ist das eine sehr ungewöhnliche Präsentation und besonders für den WDR, der zum damaligen Zeitpunkt noch über eine durchaus umsichtige und von gewissem Anspruch motivierte Filmredaktion verfügte. Hier stellt sich die Frage, ob es sich dabei nicht um die DEFA-Version gehandelt haben könnte? Immerhin soll das Übersprechen von Musicals in der DDR ja eine weiter verbreitete Praxis gewesen sein und da in dem Film primär gesungen wird, könnte man hier auf die Synchro der Dialoge verzichtet haben und also alles übersprochen haben.
Theorie 5: Die DDR fertigte eine Synchronisation mit Deutsch untertitelten Liedern an – kann ich nicht beurteilen, wie wahrscheinlich so etwas wäre.
Theorie 6: Die DDR fertigte eine vollständige Gesangssynchronisation an. Hier kann ich ebenfalls nicht beurteilen, ob in der DDR zu der Zeit das künstlerische Potential und Know-How vorhanden gewesen wäre, eine Synchronisation auf dem Niveau von Filmen wie „My Fair Lady“, „Mary Poppins“ oder „Dr. Dolittle“ herzustellen? Gibt es Beispiele für andere zeitgenössische Musical-Synchronisationen, die in der DDR angefertigt wurden?
Fest steht: eine durchgängige Gesangssynchronisation für diesen Film wäre sicherlich eine anspruchsvolle Aufgabe, jedenfalls im Westen aber keineswegs unmöglich und sogar wahrscheinlich gewesen, sofern eine Kinoauswertung nicht unbedingt von vorn herein als Arthouse-Film gedacht war, wie bei „Les Parapluies de Cherbourg“. In Spanien z.B. wurde eine durchgehende Gesangssynchronisation produziert, die ich - ohne der Sprache mächtig zu sein - als sehr gelungen empfinde und Fans des Films und der Musik uneingeschränkt empfehlen kann. Hier war es so, dass die produzierende Firma schon seit Jahrzehnten nicht mehr existierte und die spanische Fassung lange als verschollen galt. Sie wurde für die spanische DVD schließlich erstmalig von der einzigen Spanisch synchronisierten Kopie des Films restauriert, die noch aufzutreiben war.
Gute Theorien, c.n.-tonfilm. Bleibt spannend! Bisher ist noch niemand aufgetaucht, der den Film damals in der DDR im Kino gesehen hat, oder? Wie viele Menschen in der damaligen DDR verstanden denn überhaupt die französische Sprache? Wie viele französische Filme fanden überhaupt ihren Weg in die dortigen Kinos? Konnte man Französisch als Fremdsprache erlernen, oder galt das als regimefeindlich? Ich würde zu gerne mal die englische Fassung sehen oder die spanische Synchronisation hören.