Hell's Angels '70 (Hell's Angels '69) Kinopremiere: 15.07.1970 Verleih: Constantin Deutsche Bearbeitung: Deutsche Synchron KG Karlheinz Brunnemann Dialogbuch: Rainer Brandt Dialogregie: Karlheinz Brunnemann
Chuck (Tom Stern) Arne Elsholtz Wes (Jeremy Slate) Rainer Brandt Betsy (Connie Van Dyke) Ursula Herwig Apache (Steve Sandor) Michael Chevalier Sonny (Sonny Barger) Alexander Welbat Terry (John Tracy) Joachim Kemmer Skip (Clifford Workman) Manfred Grote Tiny (Tiny Walters) Christian Brückner Detective (G.D. Spradlin) Heinz Petruo
Autoeinparker Friedrich Wilhelm Bauschulte Cabriofahrer Karlheinz Brunnemann Mann im Caesar's Palace Wolfgang Draeger Assistent des Captains Jochen Schröder Portier Friedrich Wilhelm Bauschulte Bankier Jürgen Thormann Polizist im Hotel Kurt Waitzmann Verkäufer Fritz Tillmann
Ein nettes Bikerfilmchen mit Brunnemann/Brandt-Kalauern, das wesentlich besser als der zweite seiner Art ist ("Die Rasenden Rocker vom Thunderstrip").
Alexander Welbat ist am coolsten drauf, der ein prominentes Mitglied der Hells Angels - Sonny Barger - spricht.
...wobei man hier schon echt drum streiten kann, ob das nicht an volksverdummende Verharmlosung grenzt, wenn man einen Film über ne organisiert kriminelle Vereinigung, der sogar nach ihr benannt ist und in dem sogar Originalmitglieder mitspielen, mit Kalauern übersät. Dabei ist es auch völlig egal, wie anspruchsvoll das Ding nun im Original ist, ob es sich nun um nen Actionreißer oder ne Sozialstudie handelt.
Es ist mehr als fragwürdig, Kriminellen aus eigenen Stücken einfach coole Sprüche in den Mund zu legen. Scheint mir ein relativ gutes Beispiel zu sein, dass Brandt teilweise wirklich bedenklich wenig reflektiert hat. Zwar waren die "Angels" hierzulande damals noch nicht als kriminell eingestuft, aber man darf nicht vergessen, dass der Film in Deutschland - im Gegensatz zur Original-VÖ - quasi unmittelbar nach der Ermordung von Meredith Hunter auf einem Stones-Konzert (durch nen "Angel") veröffentlicht worden ist (etwas mehr als ein halbes Jahr später). So blöd, das übersehen zu haben, kann und darf man in dem Job eigentlich nicht sein.
Der Film hätte sauber durchsynchronisiert gehört, aber die Leute zusätzlich zu glorifizieren, indem man ihnen lockere Sprüche in den Mund legt, verbietet sich hier ganz besonders. Was anders wäre es, wenn die Typen auch schon im Drehbuch so dargestellt worden wären, aber was hinzuzudichten, was den Coolness-Effekt, so nach dem Motto: "Hey, die sind lustig, die Angels!" steigert oder möglicherweise gar erst eintreten lässt, ist bedenklich. Sehr bedenklich sogar.
Brunnemann/Brandt waren halt in der Beziehung nicht sehr zimperlich. Da braucht man sich ja nur mal "Blutrausch" herzunehmen. Im Original ist Telly Savalas ein kaltblütiger Killer und in der Synchro macht Edgar Ott aus ihm einen totalen Deppen und miesen Sprücheklopfer.
Das ist was anderes. Da kann man zwar von ner völlig abwegigen Abwandlung des Films sprechen, aber es geht nicht um ne Verharmlosung bzw. Lustigmacherei von REALEN Problemen oder nicht lustigen (kriminellen) REALEN Personen. Es mag sein, dass der Film das ohnehin tut, aber das gehört dann zumindest definitiv nicht auch noch potenziert.
Zur Unterstreichung ersteren Punktes, also durch Brandt vollzogene völlig abwegige Abwandlungen von Filmen, ist es ja schon beinahe sinnlos, ein einzelnes Beispiel, wie den von dir besagten Film, heraus zu greifen, denn massive Abwandlungen hat Brandt doch an jedem dritten oder vierten Film durchgezogen, der ihm vor die Mikros kam. Aber das ist ein anderes Kaliber, dass man mögen kann oder nicht.
Im Fall "Hell's Angels" ist das Ganze m.E. anders gelagert. Sowas ist über künstlerische Freiheit nicht mehr zu rechtfertigen.
Zitat von MückeFür durch Brandt vollzogene völlig abwegige Abwandlungen von Filmen, ist es ja schon beinahe sinnlos, ein einzelnes Beispiel, wie den von dir besagten Film, heraus zu greifen, denn genau DAS hat Brandt doch mit jedem dritten oder vierten Film gemacht, der ihm vor die Mikros kam.
Ich nehme an, von diesem Urteil nimmst du seine "seriösen" Arbeiten ("Die Bounty", "Sag niemals nie" "Eine Reise nach Indien" etc.) ausdrücklich aus?
Nein. Da ich ja ohnehin von jedem dritten oder vierten Film sprach.
Zu den "Ausnahmen" zählen natürlich auch Filme, die ohnehin Komödien waren, wobei Brandt selbst da teilweise massive Sinnentfremdungen bzw. Humorwandlungen "geglückt" sind, die den Filmen nicht unbedingt immer weitergeholfen haben, was man im Grunde zu "völlig abwegigen Abwandlungen" zählen muss und hinzu kommen natürlich auch lächerlich gemachte ernst zu nehmende Filme, wie "Verflucht in alle Ewigkeit" oder, m.E. auch dazu zu zählen, "Das war Roy Bean". Ich sprach in dem Zusammenhang aber auch nur von "massiven Abwandlungen" (hatte mich korrigiert) und DAS hat Brandt vor allem in seiner Frühphase eigentlich so gut wie immer gemacht. Das heißt ja noch nicht, dass es deswegen immer gleich sinnfremd oder völlig abwegig wurde. Es ging aber oft genug nach hinten los. Dass ich gewisse ernste Arbeiten von Brandt, wie "Marschier oder stirb" (trotz der eher peinlichen Sprecheinlage von ihm selbst), sehr schätze, habe ich hier aber ohnehin schon mehrfach betont, weshalb deine Frage eigentlich überflüssig war.
Oder "Vier Fäuste für ein Halleluja", der im Original zwar auch schon eine Westernparodie ist, aber Brandt lenkte seine Fassung trotz allem in eine andere Richtung.
Es überrascht dich nur deswegen, weil du mich falsch verstehst. Du hast mich gefragt, ob ich die Filme aus meinem Urteil ausklammere, was ich verneinte, da das Urteil ohnehin nicht pauschal sagte, dass Brandt nur Kalauer-Synchros abliefert oder ähnliches, also Filme, wie die von dir besagten, von vorn herein (logischerweise) nicht einfasste. Mal ehrlich: Wenn ich davon rede, dass er jeden dritten Film "verwurstete"/frei Hand verarbeitete, werde ich zu den nicht verwursteten wohl nicht gerade "Sartana - Noch warm und schon Sand drauf" zählen, während ich die "Reise nach Indien" aburteile, oder?!
Dass ich gewisse ernste Arbeiten von Brandt, wie "Marschier oder stirb" (trotz der eher peinlichen Sprecheinlage von ihm selbst), sehr schätze, habe ich hier aber ohnehin schon mehrfach betont, weshalb deine Frage eigentlich überflüssig war.
Ich habe dich falsch verstanden, wenn mich das Urteil "jeder dritte oder vierte Film" auf Brandts Gesamtwerk bezogen überrascht, obwohl er in bestimmten Phasen offenbar überwiegend ernsthaft gearbeitet hat? Es kann natürlich sein, dass seine verkalauerten oder auch massiv sinnverändernden rein quantitativ stärker in´s Gewicht fallen. Da fehlt mir der Gesamtüberblick, wann er die meisten Filme bearbeitet hat.
Dass Brandt, auch auf sein Gesamtwerk bezogen, sich bei jedem dritten oder vierten Film eine sehr freie Handschrift erlaubt hat, ist, glaube ich, nicht übertrieben. Übertrieben wäre nur, zu sagen, dass Brandt jeden dritten oder vierten Film in's Abwegige getrieben hätte. Es gibt vier Arten von Brandt-Synchros:
- saubere, die eng am Original sind - verwurstete/abwandelnd wirkende, die auf ihre Weise funktionieren und die Filme tatsächlich aufwerten - verwurstete/abwandelnd wirkende, die auf ihre Weise funktionieren, aber eigentlich unnütze Mühe waren, da sie das Original nicht toppen (in dem Fall finde ich persönlich: im Zweifel für das Original und GEGEN nicht effiziente "künstlerische Freiheit" bei der Synchro) - verwurstete/abwandelnd wirkende, die den Film kaputt machen, sinnfremd und stupide sind
Problematisch ist nur letztere Kategorie, aber auch die zweite und dritte darf/sollte man zu "massiven Abänderungen" zählen.
Frei?! Brandt hat sich doch eigentlich immer recht eng an seinen Stock gehalten...wobei er gegen Ende der 70er, glaube ich, tatsächlich etwas offener geworden sein könnte, was ggf. aber positiv zu bewerten ist (ich weiß nicht genau, worauf dein Einwurf da jetzt konkret anspielte).