Das Quiller Memorandum (The Quiller Memorandum) Kinopremiere: 24.02.1967 Verleih: Rank Deutsche Bearbeitung: Berliner Union Film GmbH & Co. Studio KG Dialogbuch: Ursula Buschow Synchronregie: Karlheinz Brunnemann
Quiller (George Segal) Gert Günther Hoffmann Oktober (Max von Sydow) Heinz Petruo Pol (Alec Guinness) Friedrich Schoenfelder
Grauber (Ernst Walder) Ernst Walder Frau Schröder (Edith Schneider) Edith Schneider Hassler (Günter Meisner) Gerd Martienzen Oktober's Mann (John Rees) Gerd Martienzen Bowlingbahn-Manager (Victor Beaumont) Wolfgang Amerbacher Doctor Loewe (Paul Hansard) Gerd Martienzen Mann im Motel (Philo Hauser) Gerd Martienzen
Die Mehrfachbesetzung von Gerd Martienzen ist hier schon grenzwertig, aber sonst ist die Synchro durchaus gelungen. Auch GGH, Friedrich Schoenfelder und Curt Ackermann passten ganz gut, Heinz Petruo's Leistung war natürlich einsame Spitze. Die Dialoge sind mir jetzt auch nicht als gravierend schlimm aufgefallen wie Mücke das mal im Sternstunden-Thread erwähnt hat.
Zitat von Silenzio im Beitrag #1Die Mehrfachbesetzung von Gerd Martienzen ist hier schon grenzwertig, aber sonst ist die Synchro durchaus gelungen.
Beim erneuten Sehen ist es mir ziemlich krass aufgefallen. Dass man Martienzen auf Meisner besetzte, wenn dieser verhindert war, kann ich noch verstehen, zumal Stimme und Gesicht hier (wenn man das Original nicht im Ohr hat) einigermaßen harmonieren. Aber ihn daneben noch in drei weiteren Rollen zu besetzen, ist schon heftig, zumal John Rees und Paul Hansard bei den Szenen im Hauptquartier teilweise sogar gemeinsam zu sehen sind. Ebenfalls heftig: Bei seinem dritten und letzten Auftritt führt Meisner/Hassler Segal/Quiller zu dem verlassenen Haus, in dem die Agenten ihr Versteck hätten und verschwindet, während Quiller sich zum Haus schleicht. Als er es betritt und dort erwischt wird, wird er als erstes von einem der Spione mit Martienzens Stimme angesprochen. Ob hier wohl eine absurde Absicht dahintersteckte? Oder war es wirklich nur so, dass Brunnemann Martienzen gerade im Studio hatte, ihn einfach mehrere Rollen sprechen ließ und hoffte, die Zuschauer seien entweder schwerhörig oder so von der "spannenden" Geschichte abgelenkt, dass es ihnen nicht auffallen würde?
Und noch eine Sache, diesmal die "Entnazifizierung" des Films betreffend. In einem Buch über Senta Berger wurde behauptet, diese hätte sich bei der Synchronisation dieses Films geweigert, verfälschende Dialogstellen zu sprechen, weshalb ein "Stimmdouble" bei diesen Passagen übernommen hätte. Als ich diese Stelle vor Jahren erwähnte, reagierte Stefan eher skeptisch und meinte, in diesem Fall hätte Brunnemann die Rolle eher komplett neu besetzt. Nachdem ich die DVD neulich ausleihen konnte, kam es mir nirgends so vor, als wäre jemand anders zu hören. Und ganz davon abgesehen, fiel mir bei ihren Sätzen im Vergleich kein inhaltlicher Unterschied zum Original auf. Zwar habe ich den Film nicht komplett nochmal im O-Ton gesehen, aber anhand einiger längerer Szenen kommt es mir so vor, als sei der Dialog nur an zwei Stellen entscheidend verändert worden: Einmal bei der ersten Begegnung von Quiller und Pol und später bei Quillers erstem Besuch in der Schule, als er sich nach einem Lehrer erkundigt, der sich erhängt hatte. Im Original war dessen Vergangenheit als Kriegsverbrecher ans Licht gekommen, in der Synchronisation dessen Mitgliedschaft in einem Agentenring. Falls beide Fassungen komplett vergleichen konnte: Liegen noch in anderen Szenen gravierende Veränderungen vor?
Dann wäre noch etwas: Laut diesem Artikel verlangte die FSK nach Fertigstellung der deutschen Fassung Änderungen. http://www.zeit.de/1967/09/entnazifizierung/komplettansicht Mir ist bei der Szene im Olympiastadion aufgefallen, dass sich der Anfang eines Satzes von Pol nach einem Tonschnitt anhört. Falls jemand die DVD zur Hand hat: Es ist der, der mit den Worten "Es ist natürlich äußerst kompliziert ..." beginnt. Darin geht es darum, Angenten der "anderen Seite" zu erkennen. Da er genau an dieser Stelle im Original meint, diese würden "heute" nicht mehr durch Uniformen äußerlich als Nazis zu erkennen sein, habe ich mich gefragt, ob diese Sätze vielleicht zunächst "originalgetreuer" synchronisiert und dann ausgetauscht wurden. Dagegen würde allerdings sprechen, dass Pol die Gegner bereits einige Sätze früher als "Nazis", in der deutschen Fassung dagegen nur als "harte Burschen" bezeichnet.
Zitat von Silenzio im Beitrag #1Die Dialoge sind mir jetzt auch nicht als gravierend schlimm aufgefallen wie Mücke das mal im Sternstunden-Thread erwähnt hat.
Damals meinte er, die Synchro sei "fürchterlich" und "voller dämlicher Sprüche":Synchron-Sternstunden (34) Mir ist allenfalls Aufgefallen, dass Segal sich in einer Stelle als "der liebe Quiller" vorstellt, während er im Original nur "My name is Quiller" sagt oder in mehreren Szenen davon spricht, sich eine Zigarette "ins Gesicht (zu) stecken". Ansonsten fand ich die Dialoge relativ "normal", allerdings stammt das Buch ja auch von Ursula Buschow, und Brunnemann selbst fing um diese Zeit erst damit an, "schnoddrig" zu werden. Alexander Missler kommt in seinem Buch "Alec Guinness. Seine Filme - sein Leben" kurz auf diesen Film zu sprechen. Da er die Gegenspieler als "deutsche Neo-Nazis" bezeichnet und die Änderung der Synchronfassung nicht erwähnt, kann man davon ausgehen, dass ihm diese nicht vorlag. Er spricht von "hinreißend pointierten und ironischen Dialogen", die den Streifen "zu einem witzigen und ironischen Film" machten, der allerdings keine "dramaturgisch klare Struktur" habe (S. 184f.). Abgesehen vom letzten Punkt kann ich diesem Urteil nicht zustimmen, da die Originaldialoge für mich relativ konventionell und nicht sonderlich humorvoll klingen.
Diese typischen Einwürfe gehen wahrscheinlich auf Brunnemann selbst zurück - der Dialog, den Quiller auf deutsch mit einigen Passanten führt, wurde auch nicht wörtlich übernommen, sondern seltsamerweise etwas abgeändert (ohne den Sinn damit zu verändern) - das ist typisch für den "Chef" und scheint üblich gewesen zu sein bei der BU/DS; auch in "Sie verkaufen den Tod" (ZDF-Fassung) erhielt das saubere Dialogbuch von Buschow einige Einsprengsel, die eindeutig auf den Synchronregisseur (hier Michael Richter) zurück gingen.
Da du die Dialoge (wahrscheinlich auch des Originals) kennst: Kannst du bestätigen, dass nur in den erwähnten zwei Szenen sinnverändert wurden? Und klingt der Anfang des einen Satzes im Stadion für dich auch nach einem Tonschnitt?
Da verlangst du zuviel Detailskenntnis - ich habe nur mal vor Jahren stichprobenartig verglichen, da ich an erwähnter Stelle den Eindruck hatte, dass hier auch im Original deutsch gesprochen werden müsse. Zum Tonschnitt müsste ich erst mal meine Aufzeichnung befragen.
Ist das irgendein Buch über Senta Berger gewesen oder waren das ihre eigenen Erinnerungen? Vielleicht auch Erzählungen, die man übernommen hat. Hab nie was von oder über die Berger gelesen, aber Fortinbras und mein Daddy haben mal über die Erinnerungen von Senta Berger diskutiert. Soviel ich mitbekommen habe, sollen die teils etwas zurechtgemacht sein und anderen Berichten derselben Geschichten deutlich widersprechen. Eine Rezension, die mein Daddy vorn in das Buch geklebt hat (vielleicht sollt ichs mal lesen), nennt einen nicht unerheblichen Teil des Buches >beinahe Seemannsgarn<.
Verstehe bis heute nicht, warum hier Brunnemann Senta Berger selbst sprechen ließ. Die geht absolut nicht. Da hätte es so tolle Alternativen gegeben, von Beate Hasenau über Ursula Herwig bis sonst jemanden... Aber die Berger selbst ... nein, nein, nein!!
Zitat von S.T.O.F.F.E.L. im Beitrag #9Ist das irgendein Buch über Senta Berger gewesen oder waren das ihre eigenen Erinnerungen? Vielleicht auch Erzählungen, die man übernommen hat. Hab nie was von oder über die Berger gelesen, aber Fortinbras und mein Daddy haben mal über die Erinnerungen von Senta Berger diskutiert. Soviel ich mitbekommen habe, sollen die teils etwas zurechtgemacht sein und anderen Berichten derselben Geschichten deutlich widersprechen. Eine Rezension, die mein Daddy vorn in das Buch geklebt hat (vielleicht sollt ichs mal lesen), nennt einen nicht unerheblichen Teil des Buches >beinahe Seemannsgarn<.
Das würde mich interessieren. Vielleicht könnt ihr mal ausführlicher werden, am besten in einem Berger-Thread.
Mein Daddy meinte gestern, das wär jetzt der richtige Zeitpunkt, das Forum wieder zu verlassen, wenn man schon einen Senta Berger-Thread ins Leben rufen wolle...! Mir selbst sagt die gar nix, obwohl ich sie oft gesehen habe. Fortinbras meinte mal, dass ihre Memoiren starke Konkurrenz wären zu Maria Schells berühmten Geschichten. Aber die Frau Schell sagt mir genauso nix, obwohl ich die ebenso schon gesehen habe.
Ich weiss nur, dass wir mal zusammen GEHEIME WEGE ansahen und Fortinbras und mein Daddy haben dann immer so schief den Kopf gehalten und in den Bildschirm gegafft. Was ihr Trotteln da machts, wollt ich wissen. Antwort: Schauen, ob der Widmark seine Hände irgendwo auf ihr hat. Angeblich soll er sie die ganzen Dreharbeiten über sexuell bedrängt und belästigt haben. Offenbar war sie dem durch andere auch immer ausgesetzt (kann ja was dran sein), aber scheinbar übertreibt sie da ihre Schilderungen sehr. Mit Kerwin Mathews war was und mit Christopher Lee. Da sagte mir der Fortinbras mal, dass die Maria Schell mal wo behauptete, sie habe Lees wahres Potential erkannt und wäre nur deswegen in einem Film mit ihm aufgetreten, weil sie für volle Kassen sorge und Lee so andere Leute sehen. Durch ihr Zutun wäre er dann ein echter Star geworden. Schweift jetzt ab, sooooooorry! So was steht da nicht drin. Hab meinem Daddy gestern nur rausgekitzelt, dass die Berger anstelle von spannenden Theater- und Filmerlebnissen (sie war ja schließlich wer!) hauptsächlich erzählt über jene, mit denen sie im Bett war, die mit ihr wollten (sie aber nicht) und wo sie wollte, die aber nicht (gab's wohl nur beim schwulen Kerwin Mathews). Wenn der Fortinbras zurückkommt, kann er sicher a bissal mehr erzählen.