So naiv finde ich 300EUR für eine Privatveranstaltung nun nicht. Eher würde ich bei 1200EUR fragen, ob die den Arsch offen haben? Ich will doch keinen Imagefilm gesprochen haben, sagt mal... es ist ja nicht mal Werbung, denn die, die das hören, sind ja schon da. Einfach nur privat. Es ist ja eher ein Gag. Das sind dann nur raffgierige Blödmänner, die dazwischensitzen und nicht den Unterschied zwischen kommerziellem Projekt und einer netten Sache einsehen. Hess selbst wird davon nie erfahren haben, nehme ich an. Die Schauspieler sind in den allermeisten Fällen ganz cool. Sie müssen zwar auch Brötchen verdienen, aber wenn man ein Studio in deren Heimatstadt bucht und dann mit 300EUR ja wirklich ein sehr höfliches Angebot ("Unkostenentschädigung") macht, würden das die meisten wohl mitmachen. Das Studio kostet vielleicht einen Hunni, eher drunter.
Bei Stimmgerecht frage ich nicht an. Kostet ja auch so viel. Dachte eher mit Studio, kurz eingesprochen, ohne gross Rechnung, einfach bezahlen und gut ist.
Man sollte nicht vergessen, dass die Agenturen (und soweit man auch direkt an die Sprecher herankommt, auch diese) vermutlich mit derlei Kleinst-Anfragen überhäuft werden. Ich habe kürzlich nochmal Stimmgerecht am Telefon gehabt, und dort meinte man, das solche Anfragen tagtäglich ins Haus flattern... besonders Studenten, die Sprecher für irgendwelche Abschlussarbeit-Filme suchen, sind wohl oft dabei. Und preislich liegt selbst dann der Posten "Studiomiete" bei mehr als 100 Euro. Also offenbar ist die Angabe "Kurzfristig im Tonstudio" auf ihrer Website nicht für solchen "Kleinkram" ausgelegt, sondern eher für kommerzielle Eilaufträge.
Am besten fährt man sicherlich im Direktkontakt mit Sprechern, die die Möglichkeit haben, etwas bei sich zuhause aufzunehmen. Dort ist dann ein einzelner Satz auch nicht mit Unsummen verbunden. Ein konkretes (wenn auch nicht ganz passendes) Beispiel gibt es mit Wolfgang Pampel, den ich über Stimmgerecht mal für die Hörbuch-Version eines "Indiana Jones"-Fanromans angefragt habe. Er hat tatsächlich ein eigenes Studio, für das er bei kommerziellen Produktionen aber ebenfalls Studiomiete verlangt. Für ein nichtkommerzielles Fan-Projekt, wie eben jenes Hörbuch, hätte er allerdings auf die Studiomiete verzichtet und auch seine Gage etwas zurückgedreht. Daran sieht man, dass es durchaus hilfreich ist, einen Sprecher zu finden, der einem bei sowas entgegenkommt (bzw. überhaupt entgegenkommen kann, wenn denn eine eigene Aufnahmemöglichkeit existiert).
Es sollte aber auch klar sein, dass - sollte sowas mal zustande kommen - ein Sprecher befürchten muss, dass er dann mit Anfragen nach Anrufbeantwortersprüchen, Geburtstagsgrüßen und dergleichen überrannt wird.
Studiomiete schön und gut, aber was die Berliner Agenturen sich da vorstellen, ist schon an der Realität vorbei. Ich kenne Synchronateliers, die - mit Tonmeister - günstiger sind als die technisch zwar einwandfreien, aber doch vergleichsweise niedlichen Studios der Agenturen. Und den Sprechern schlagen sie ja auch Provision drauf.
Natürlich ist das immer so eine Sache. Studentenfilme, Fans, etc. - man muss irgendwie damit umgehen. Aber es lässt sich ja schon differenzieren. Ein Studentenfilm bspw. muss nicht wie Imagefilm berechnet werden, sondern sollte wie Doku gehandhabt werden. Man kann diese ganzen Zahlen sowieso ins Absurde verdrehen. Da bieten die dir an, diese fünf Minuten Film für zighundert Euro zu sprechen. Dann sagst du, okay, wir taken es ein. Hopplahopp hast du vierzig Takes und bist fair aus der Sache draußen. Solange es nicht werblich ist, ist das auch absolut korrekt.