Ich finde trotzdem, dass man Kirch nicht zu schlecht reden sollte. Ich möchte nicht wissen, wie es um einige klassische Filme stünde, hätten nur Vereine wie KOCH Media oder das Free-TV die Macht darüber gehabt.
Kirch hat sich um den Erhalt vieler Filme in guter Qualität durchaus verdient gemacht und in gewisser Weise sogar mehr als beispielsweise die Murnau-Stiftung. Ich würde die Tatsache, dass das deutsche Free-TV quasi verwahrlost ist, nicht nur Faktoren wie Kirch, die sozusagen all das gute Programm in den Pay-Bereich abgezogen haben, in die Schuhe schieben wollen. Man sollte auch mal andersrum denken und es eher so sehen, dass gewisse Filme dadurch auch gerettet wurden, denn nicht alle von denen wären auch im Free-TV so gut erhalten gezeigt worden, wie es bei Kirch passierte. Wahrscheinlich sogar nicht annähernd alle.
Kirch war vor allem auch nie jemand, der anfing dem Publikum irgendwelche angeblichen Vorlieben nachzusagen, die völlig im Delirium entstanden sein müssen, nur weil er in einem Anflug geistiger Umnachtung plötzlich der Meinung war, seinen zahlenden Kunden etwas "Besonderes", "Einzigartiges" - einschließlich massiver Fehlinterpretation dieser Begriffe - bieten zu müssen. Der hat einfach die Filme in guter Qualität gesendet. Fertig. Da wurden keine "Retro-Rahmen" gebastelt und auch kein Ton zerfiltert, keine 16:9-Balken draufgekracht, nur um "hipper" zu sein und keine Neusynchros gemacht, nur um in Stereo senden zu können usw. usf. 4:3, gutes Bild, guter Mono-Ton. Neusynchros nur, damit man Filme überhaupt senden konnte, die noch keine Synchro oder keine MEHR hatten, heißt quasi: verschollene Filme wurden fürs deutsche Publikum wieder zugänglich gemacht. So einfach kann Fernsehen sein. Auch Pay-TV. Amen.
Ich bin echt kein CDU-Freund und schon gar kein Helmut-Kohl-Freund und Leo Kirch war sehr dick mit dem, aber wenn jemand effektiv was leistet, bin ich das auch bereit anzuerkennen. Von daher: R.I.P. Leo Kirch!
Besonders die Bemühungen um die Laurel & Hardy Filme sollten hier nicht vergessen werden: Die Synchron-Aktion 1960 aller verfügbaren Kurzfilme (welche Mängel sie auch immer aufweisen mögen) und vor allem die Restaurierung aller nur greifbaren Filme in den 90ern verdienen besondere Erwähnung - hier zeigte sich Kirch als echter Cineast.
Naja vom Programm her hätte ich seine damaligen Sender rund um die Uhr schauen können. Auf Sat.1 und besonders Pro 7 liefen in den 90ern fast nur US-Serien. Und da es damals noch nicht diese Manie gab, soviele Folgen einer Erfogsserie wie möglich zu senden, dami auch ja keine Chance besteht eine vielfältigeres Programmangebot zu haben, wurden auch alle möglichen und ganz viele verschiedene Serien ausgestrahlt und nicht nur viermal "King of Queens". Leider gibt es das heute nur noch im mir nie verfügbarem Premiere (Und selbst da werden Abspänne seltener). RTL-Serien wurden auch häufiger neusynchronisiert ("Magnum", "Mord ist ihr Hobby", "Hör mal, wer da hämmert!") als Kirch-Serien, wo öfter nur fehlende Folgen nachsynchronisiert wurden ("Kobra, übernehmen Sie!", "Hawaii 5-0"). Letzteres finde ich allerdings nicht unbedingt besser. Sinnvolle, einheitliche Neusynchros sind mir lieber als gekürzte, sinnenstellte Erstsynchros.
Bei MAGNUM kann man über die Neusynchronisation froh sein. Andernfalls hätten wir die ARD-Folgen (und das ist die überwiegende Mehrheit der Serie) nur in mehr oder weniger stark gekürzten Fassungen vorliegen. Da ist eine Neusynchronisation doch das kleinere Übel.
Bei "Magnum" oder dem "A-Team" verbietet sich die Bezeichnug "Neusynchronisation" allerdings auch fast, da wir hier von Synchros reden, die binnen weniger Jahre entstanden. Das mit demselben Begriff zu umschreiben, wie Filme, die nach 50 Jahren irgendwann nochmal neu synchronisiert wurden, ist relativ unsinnig, da der Bruch in der Wirkung, der dadurch entsteht, ein völlig anderer ist.
Mein herzlichstes Beileid an die Familie von Herrn Kirch! Diesem Mann hab ich eine Programmvielfalt und Qualität zu verdanken, welche heutzutage quasi nicht mehr Existent ist. Diese sogenannten "Eintagsfliegen" haben mich in meiner Kindheit über Wochen unterhalten!(z.B. Adderly, Stingray, Booker) Die heutigen, kurzlebigen Serien, werden ja völlig hirnrissig verwurstet, nach dem Motto, war ja in den Staaten eh ein Flop! Ich würde nur zugerne Wissen, wie sich bei richtiger Vermarktung und sinnvoller Ausstrahlung Formate wie Terminator SCC, Surface, Jericho, Firefly, oder die noch nicht gesendeten V, Invasion´oder The Event gemacht hätten?
Ist zwar ein alter Spruch, aber früher war alles besser! (Jedenfalls was das Fernsehen betrifft)
Kritisieren tue ich an der Kirch-Gruppe die kürzungen von Serien. Ansonsten haben wir ihr viel zu verdanken!!!
Stimmt, die 13 Folgen, die von den größten Flops gerade nur produziert wurden, waren in Deutschland schon mehr als genung um eine Serie zum Renner werden lassen zu können.
(Stimmt faktisch so nicht, überzeichnet aber das bis heute mir unverständliche Phänomen, wie im krassen Gegensatz zu den USA, die Anzahl der gesendeten Folgen in keinerlei Relation zum Erfolg hierzulande steht.)