Zitat Dennoch weiß ich, trotz aller Argumentationsversuche, wie verhasst Euch diese Synchros sind. Aber beim allgemeinen Tenor hier im Forum führt ja eh keinesfalls ein Weg am dicken B vorbei und selbst Münchner Synchros scheinen bestenfalls geduldet zu sein, wenn ich immer wieder von Münchner „Alternativen“ oder Ähnlichem lese.
"Verhasst" ist imo der falsche Ausdruck, letztendlich ist und bleibt es aber so, dass im direkten Vergleich die Unterschiede relativ deutlich hörbar sind (man könnte natürlich den Vergleich auch nur auf die entsprechenden Synchros beschränken, evtl. schneidet dann auch eine Stuttgarter Synchronfirma in diesem Vergleich besser ab, als wenn man nur immer die besseren Synchros zum Vergleich heranzieht. Und das liegt eben nicht nur an ungewohnteren/unbekannteren Stimmen.
Was Berlin angeht, da konzentriert sich nunmal aktuell die Auftragsvergabe mit all den sich daraus ergebenden Vor- und Nachteilen. Für den Synchronfan ist eine solche Konzentration auf nur eine Region keinesfalls das gewünschte Optimum (schließlich schränkt das die Auswahl der verfügbaren Sprecher leider erheblich ein), denn man würde wohl immer eher entsprechende Mischsynchro bevorzugen, wenn dies das Budget bzw. andere Bedingungen häufiger zulassen würden. Insofern liegt diese Entwicklung zum Teil aber eben auch an den Firmen selbst.
In diesem Zusammenhang verstehe ich aber auch nicht so ganz, wieso man dann quasi an weiteren "Nebenplätzen" noch eine Synchronfirma gründet (gibt ja eher eh schon zuviel am Markt als zuwenige), wenn die größeren Standorte schon mit entsprechenden Problemen zu kämpfen haben. Klar muss man sich immer erst etablieren, aber es wird ja auch niemand gezwungen eine solche Firma an weniger geeigneten Standorten zu gründen (zum Beispiel nicht in einer Region, in der sich eben nicht gerade die Synchronbranche konzentriert, was sich ja zwangsläufig auf die "preiswerte" Verfügbarkeit der Sprecher auswirkt oder soll man ernsthaft glauben, dass wenn die Möglichkeiten besser wären, trotzdem noch unerfahrenere Sprecher gegenüber etablierten Sprechern bevorzugt werden würden, das ist doch ehrlicherweise in der Regel eher immer nur eine Frage des Budgets) und wenn dann die Qualität aus naheliegenden Gründen noch nicht gegeben ist, was soll man denn sonst noch zu solchen Synchronisation sagen?
Soll ich mich etwa freuen, dass eine eher unbekannte Synchronfirma scheinbar diverse Billigaufträge abgreift, aus diesem Grund aber eben eine nicht gerade üppige Auswahl in der Sprecherwahl hat und sich das dann in wenigen bekannteren Sprechern oft nur in den Hauptrollen niederschlägt. Damit man mich nicht falsch versteht, diesen "Billigmakel" hat man leider auch oft genug bei Synchros, die von etablierteren Firmen stammen (leider ist auch die Besetzung von bekannteren Sprechern nicht immer automatisch ein Qualitätsmerkmal), am Gesamteindruck kann man leider allzu oft ziemlich genau festmachen, wieviel Geld dafür zur Verfügung stand bzw. wieviel Aufwand die jeweilige Firma/die Verantwortlichen investiert hat/haben. Dabei ist es letztendlich egal, ob es sich dabei um die großen Firmen oder völlige Nonamefirmen handelt.
Du bringst Vieles auf den Punkt, Avenger. Aber man darf nie vergessen – bei der thematisierten Stuttgarter Firma handelt es sich nicht um ein paar Nerds, die gerne synchronisieren, aber keine Ahnung davon haben. Nein – es ist ein ernsthaftes Unternehmen, von dem Existenzen, ja sogar Familien abhängen. Auch handelt es sich nicht um kapitalistisch denkende Ignoranten. Fakt ist, dass es für unterschiedlich „wertige“ Filme auch unterschiedliche Budgets gibt. Es sind ja nicht nur die Studios, die den Preis vorgeben. Ebenso Fakt ist, dass kleinere Studios mit kleineren Filmen in keinerlei Konkurrenz zu den großen Studios stehen und das auch nicht wollen. Wie sich das Dumping mancher (kleiner) Firmen anhört weiß ich leider auch und empfinde dies als Respektlosikgeit vor der Kunst der Synchronisation allgemein.
Es ist auch schade, dass man hier allen Sprechern, die in Berlin oder München noch wenig bis keine Erfahrung sammeln konnten, von vornherein keinerlei Chance gibt und sie kritischst beäugt oder gleich ganz ablehnt. Es sind doch schließlich allesamt Schauspieler und auch hier wurde – den Hörgewohnheiten des Publikums entsprechend – die Spreu vom Weizen getrennt. Wie oft werden denn Rufe nach „neuen, unverbrauchten Stimmen“ an anderer Stelle laut?
Es sind einfach die (nicht immer guten) Umstände in der Branche und das digitale Zeitalter (ich weiß, schon 1000Mal gehört), die für so manche Umstrukturierung, auch die Standorte betreffend, gesorgt hat. Was kleinere Firmen daraus machen wollen, bleibt letztens ihre Entscheidung. Viele geben sich aber große Mühe und – zur Beruhigung aller – die Dinos bleiben die Dinos und niemand will ihnen das Butter vom Brot nehmen
Zitat Aber man darf nie vergessen – bei der thematisierten Stuttgarter Firma handelt es sich nicht um ein paar Nerds, die gerne synchronisieren, aber keine Ahnung davon haben.
Mein Kommentar war nicht als genereller Vorwurf in dieser Richtung gemeint, letztendlich sind aber gerade Synchronfans (imo auch häufiger zurecht) nunmal kritischer in der Bewertung und Erwartungshaltung als der durchschnittliche Konsument, ob die Firma nun dieser Erwartung & Bewertung wirklich gerecht wird/werden kann, spielt dabei keine Rolle. Ich finde zum Beispiel diesen ständigen Verweis auf eine meist auf Hörgewohnheiten oder durch andere Umstände "etablierte" Kontinuität nicht immer angebracht. Dazu ist mir die ganze Sache der Wahrnehmung von Stimmen und deren Wirkungen (zwangsläufig) individuell viel zu subjektiv.
Zitat Auch handelt es sich nicht um kapitalistisch denkende Ignoranten. Fakt ist, dass es für unterschiedlich „wertige“ Filme auch unterschiedliche Budgets gibt. Es sind ja nicht nur die Studios, die den Preis vorgeben. Ebenso Fakt ist, dass kleinere Studios mit kleineren Filmen in keinerlei Konkurrenz zu den großen Studios stehen und das auch nicht wollen. Wie sich das Dumping mancher (kleiner) Firmen anhört weiß ich leider auch und empfinde dies als Respektlosikgeit vor der Kunst der Synchronisation allgemein.
Gut das ist dann der allseits bekannte Systemfehler, dem sich natürlich leider auch diese eigentlich kreative Branche zwangsläufig immer mehr unterordnet, der aber langfristig zumindest nichts zur eigentlich gewünschten Qualitätssteigerung beitragen kann. Es ist schwierig, dass in solch einer Situation als Firma wirklich gut hinzubekommen, der Grat zwischen eigenem Anspruch und gewissen Notwendigkeiten zum letztendlichem Dumping ist bekanntlich immer sehr schmal. Und der "undankbare" Konsument, vermag das in den meisten Fällen dann noch nicht einmal bemerken oder in guten Fällen wirklich zu würdigen.
Zitat Es ist auch schade, dass man hier allen Sprechern, die in Berlin oder München noch wenig bis keine Erfahrung sammeln konnten, von vornherein keinerlei Chance gibt und sie kritischst beäugt oder gleich ganz ablehnt. Es sind doch schließlich allesamt Schauspieler und auch hier wurde – den Hörgewohnheiten des Publikums entsprechend – die Spreu vom Weizen getrennt. Wie oft werden denn Rufe nach „neuen, unverbrauchten Stimmen“ an anderer Stelle laut?
Das ist wohl so, nur gibt es diese unverbrauchten Sprecher ja eigentlich auch immer direkt vor Ort, auch wenn das selbst hier den wenigsten auffällt. Vermeintliche "Newcomer" werden bekanntlich erst dann wirklich wahrgenommen, wenn man sie in "größeren" Rollen bewusst erlebt. Und dieser Aspekt lässt sich wieder allein auf die subjektive Wahrnehmung reduzieren. Man kann soetwas eben nie wirklich objektiv bewerten. Dazu sollte man ehrlicherweise auch anmerken, dass man nicht jeden Newcomer (egal aus welcher Region) wirklich die Eignung zutraut/bescheinigen kann, auch wenn dieser sich doch irgendwie in der Branche durchsetzt. Diese Eignung beschränkt sich ja nunmal nicht allein auf den Status Schauspieler, noch ist dieser Status allein ein brauchbares Kriterium für einen guten Sprecher.
Zitat Es sind einfach die (nicht immer guten) Umstände in der Branche und das digitale Zeitalter (ich weiß, schon 1000Mal gehört), die für so manche Umstrukturierung, auch die Standorte betreffend, gesorgt hat. Was kleinere Firmen daraus machen wollen, bleibt letztens ihre Entscheidung. Viele geben sich aber große Mühe und – zur Beruhigung aller – die Dinos bleiben die Dinos und niemand will ihnen das Butter vom Brot nehmen
Die Wahrnehmung echter oder vermeintlicher Chancen will ich nicht in Abrede stellen. Nur dann weiß man ja eigentlich auch, dass man zwangsläufig gerade in dieser Branche nichts geschenkt bekommt, schon garnicht irgendeine Anerkennung für erbrachte Leistungen. Synchronisation ist für die meisten Menschen in erster Linie eine Dienstleistung nicht mehr und nicht weniger. Die jeweilige Firma entscheidet weitgehend selbst, wie und was man aus einem vorgegebenen Budget/Auftrag macht. Manche Firmen lösen diese Aufgabe eher besser und andere eben schlechter. Was mich an der generellen Entwicklung stört, ist dass in meiner subjektiven Wahrnehmung als Konsument, der individuelle Anspruch in den letzten Jahren eher zu sinken scheint. Es ist schön, wenn ein Synchronsprecher extra betont, er wäre ein Synchronschauspieler und auf diesen Aspekt besonderen Wert legt, aber wenn man sich manche aktuellere Synchros (eben selbst mit gestandenen Sprechern) so anhört, scheint mir doch eine gewisse Kluft zwischen diesem Anspruch und der Wirklichkeit zu bestehen. Man kann es drehen und wenden, wie man will, aber das betrifft ja dann eigentlich immer alle an einer Synchronisation beteiligten Personen. Mir nützen eben auch die besseren Sprecher herzlich wenig, wenn die Regie nicht auf demselben Niveau agiert und ähnlich sieht es sicherlich auch bei den anderen Berufsgruppen, die für eine gelungene Synchronisation ihren notwendigen Beitrag leisten aus. Wenn das Gesamtpaket nicht stimmt, ist es egal, ob dafür eine gestandene oder kleine Firma die Verantwortung trägt. Der oft angesprochene Preisdruck ist zum Teil selbst verschuldet, wenn man sich jahrelang immer weiter nach unten drücken lässt und scheinbar die Dumpingmentalität immer weiter um sich greift, muss man sich über die Auswirkungen und damit verbundene negative Entwicklung innerhalb der Synchronbranche nicht wundern. Die Großen sehen ihre Position bedroht und die Kleinen versuchen sich halbwegs zu etablieren oder besetzen eben Nischen. Billigaufträge entstehen aber erst gerade dadurch, dass es offenbar immer jemanden gibt, der sich letztendlich auch für die Umsetzung unter solchen Bedingungen findet.
Ich weiß, gerade in der heutigen Zeit herrscht ja immer mehr diese "Friss oder Stirb" Mentalität vor, aber einen solchen Teufelskreis können und werden auf Dauer nicht viele überleben und daran schließt sich noch ein spezielles Problem der Synchronbranche als solches an, der Masse der Konsumenten fehlt die tatsächliche Bindung zur eigentlichen Sache. Synchronisation wird von den meisten wohl "nur" als Selbstverständlichkeit wahrgenommen, ohne damit automatisch einen hohen Anspruch zu verbinden. Dieser Wahrnehmung hätte man schon vor Jahren entschiedener entgegen wirken müssen, aber dazu braucht es eigentlich auch etwas mehr, als mal hin und wieder eine Besetzungsliste zu veröffentlichen. Der Stellenwert der Synchronisation in Deutschland scheint sich auf ihre bloße Existenz zu beschränken, durchaus nützlich für den Großteil, aber eben in der Hauptsache nur dazu da, dass man eben keine UT lesen muss. Vielleicht hat man sich ja in der Branche einfach mit diesem Status irgendwie abgefunden und vielleicht lassen sich einige Gurkensynchros evtl. auch darauf zurückführen. Qualität und deren Umsetzung kosten oft mehr Geld, da das Geld verdienen bei allen Beteiligten zwangsläufig im Mittelpunkt steht, wird ebenso zwangsläufig zuoft mit dem geringstmöglichem Aufwand agiert. Ich schiebe diese Entwicklung letztendlich allen Beteiligten zu, ob nun dem Auftraggeber, dem die Synchronisation nicht mehr wert war (immer weniger wert ist), der Synchronfirma, die solch einen unterfinanzierten Auftrag annimmt, dem Sprecher, der sich zuoft ebenfalls unter Wert abspeisen lässt oder dem Konsumenten, dem die Synchronisation allenfalls als Gewohnheit aber nicht als zu würdigende Kreativleistung zuträglich ist.
Vielen Dank für Deine Ausführungen! Ich habe mich in vielen Argumentationen wiedererkannt. Genau so ist es und es bleibt für mich im Moment nichts hinzuzufügen! (Der Ironiefilter ist ausgeschaltet).
mich stört nur immer, dass manche Firmen langfristig die alten Synschtonstudios in den Ruin treiben werden, weil sie einen Gesamtpreis anbieten, der nicht mehr zu unterbieten ist... Habe was von wenigen 1000€, nicht mal 10000€ für einen ganzen Spielfilm gehört... klar, dass DTP od. KNM od. Koch Media dort produzieren lassen... aber das wird die Runde machen... und irgendwann sollen alle so billig produzieren... dann ist mir ehrlich gesagt egal, ob da eine Familie gegen 100 Arbeitsplätze steht. Die Preise sind schon schlecht in der Branche. Und Synchronisierungen in kleinen Studios von irgendwo mit billigen Mischungen sind einfach nichts. So werden nach und nach immer mehr zum Original greifen, weil nach und nach immer mehr hier gut Englisch sprechen können. Sieh dir die Jugend an. Immer mehr schauen schon original... Einige Beispiele an grauenhaften Vertonungen (und mit grauenhaft meine ich regiefrei, ablesend und nichtspielend): "Dogtooth", "Rage", "Memories to go", "Killer Movie", "Noise" und z.B. auch "Schuldig bei Anklage" - und die Liste ist lang und wird erstaunlicher weise mit dazukommenden Jahren immer länger... in der Vergangenheit sucht man da schon länger. Bei sowas möchte man einfach nur noch original mit Untertitel schauen. (Und glaubt mir ich erhalte beruflich bedingt viel Feedback von Konsumenten solcher Filme, die sich darüber beschweren und auslassen - es ist denen also nicht egal. Schließlich soll doch der Endabnehmer zufrieden sein, sonst könnte man es ja gleich auf englisch lassen)
Reid Dalton (als Crosby Gage) - Raik Singer Cheryl McConnell (als Lucille) - Margot Rothweiler Martin Thompson (als Vaughn Guess) - Horst Kiss Veda Wilson (als Mrs. Shirley) - Tatjana Milicevic Viktor Hernandez (als Estaquio) - Simon Mora Juan Piedrahita (als Jose) - Jürgen Heimüller