Es gab Phasen, da hab ich sie in fast jedem Film gehört. Sie war eigentlich der weibliche Marquis. Eine ähnlich ausgefallene Stimme, im Grunde genauso überdurchschnittlich rauh und trotzdem überall dabei und quasi jeden Star mal gesprochen. Nervt auf die Dauer.
Zitat von CesareBei den neueren Synchros fällt mir immer wieder auf, dass es heutzutage offenbar nur wenige weibliche Synchronsprecher mit einer markanten Stimme gibt. Eine Gisela Trowe, Edith Schneider oder Tilly Lauenstein sucht man doch heute vergeblich.
Geht mir ähnlich, wobei das eigentlich - in etwas geringerem Maße viellecht - auch auf heutige Männerstimmen zutrifft. Heutige Synchros zu so alten Filmen kann ich deswegen auch oft nicht ansehen/-hören. Bis in die späten 90ern hinein war das noch anders: Da waren wohl noch genügend Sprecher "vom alten Schlag" aktiv, so dass es für mich wesentlich häufiger fuktionierte.
Ich fand die Synchro zu IN A LONELY PLACE (so heißt der Film ) allerdings doch sehr gelungen. Hat mir tatsächlich Spaß gemacht, den Film jetzt auch mal in deutsch zu sehen. Ein besonderes Lob von meiner Seite deswegen an Buch und Regie, denn dass man bei solchen "Retro-Arbeiten" sehr viel falsch machen kann, hat man ja schon häufig erlebt. Auch die Sprecherin von Gloria Grahame machte ihre Sache gut. Etwas nervig war vielleicht die Stimme des Mordopfers, aber das war vermutlich sogar der Rolle angemessen.
Belle auf Bogart war keine schlechte Idee. Im Gegensatz zu Mücke finde ich zwar, dass er zum O-Ton kaum passt (seine Stimme ist dafür zu weich, warm und tief), aber eine gute Lösung, wenn man sich in Richtung Joachim Kemmer orientiert hat. Ich hätte ja in München mit Frank Engelhardt gerechnet, der Bogart schon häufiger gesprochen hat und den ich nicht schlecht fand. Zwar liegen seine Einsätze auf Bogart schon um die 20 Jahre zurück, aber er sprach damals ja ausschließlich für den jüngeren Bogart, so dass er vielleicht auch jetzt gepasst hätte. Ich hab die aktuelle Stimme von Engelhardt aber zu wenig präsent, um das richtig beurteilen zu können.
Danke für den Hinweis. Durch meinen Enthusiasmus ist mir wohl dieser Fehler (natürlich heißts "In a lonely place") unterlaufen. Aber es kommt halt selten vor, daß mich aktuelle Synchros dermaßen begeistern.
Dt. EA der synchronisierten Fassung: 02.01.2012 (arte) Deutsche Bearbeitung: FSS, München (im Auftrag des ZDF) Dialogregie: Cosima Kretz Deutsches Buch: Cosima Kretz
Dixon Steele HUMPHREY BOGART Ekkehardt Belle Laurel Gray GLORIA GRAHAME Melanie Manstein Det. Brub Nicolai FRANK LOVEJOY Pascal Breuer Capt. Lochner CARL BENTON REID Achim Geisler Mel Lippman ART SMITH Tobias Lelle Sylvia Nicolai JEFF DONNELL Marieke Oeffinger Mildred Atkinson MARTHA STEWART Annina Braunmiller Charlie Waterman ROBERT WARWICK Norbert Gastell Frances Randolph ALIX TALTON Angela Wiederhut Martha RUTH GILLETTE Claudia Schmidt Junior LEWIS HOWARD Claus-Peter Damitz wütender Ehemann CHARLES CANE Michael Brennicke
Zitat von SilenzioAn Tobias Lelle kann ich mich auch noch erinnern, Achim Geisler dito (obwohl ich den manchmal mit Walter von Hauff verwechsle).
Kannst Du sagen, ob die Zuordnung so passt? Tobias Lelle, Achim Geisler und Pascal Breuer wurden von arte beim Vorspann als Sprecher eingeblendet, aber halt ohne Nennung von Rolle/Darsteller.
Zitat von lupoprezzo Kannst Du sagen, ob die Zuordnung so passt?
Leider nein. Aber wenn man nach Alter/Bildersuche geht, dürfte die Zuordnung bei Lovejoy stimmen. Bei Reed und Smith könnte es theoretisch auch andersrum sein, aber da klingt die Zuordnung auch plausibel.
Ja, Lelle für Art Smith ist korrekt ... eine total kuriose Besetzung, die ich einfach nicht nachvollziehen kann. Belle für Bogey war ganz okay, obwohl er ihn eine Spur zu energisch angelegt hat, der Rest der Besetzung hat mir ganz und gar nicht zugesagt, vor allem in den weiblichen Rollen.
Von Rays Namen sollte man sich auch nicht in die Irre führen lassen und zu viel von dem Film erwarten: ein unterdurchschnittliches Bogart-Werk, das man nicht unbedingt gesehen haben muss, erst recht nicht in der deutschen Synchro.
Det. Brub Nicolai FRANK LOVEJOY Pascal Breuer (?) [nein] Capt. Lochner CARL BENTON REID Achim Geisler [ja] Mel Lippman ART SMITH Tobias Lelle [ja] Sylvia Nicolai JEFF DONNELL Annina Braunmiller (?) nein -> Marieke Oeffinger wütender Ehemann Charles Cane Michael Brennicke Frances Randolph Alix Talton Susanne von Medvey
am überzeugendsten war Norbert Gastell, der den abgehalfterten Schauspieler, dessen Zeit längst vorbei ist, klasse gesprochen hat. Lelle war eine Fehlbesetzung und seine Bemühungen, die offensichtliche Diskrepanz zwischen Stimme und Darsteller schauspielerisch zu heilen, waren leider nicht erfolgreich. Hier wäre eine anderes Stimmkaliber notwendig gewesen. Ich hätte Gastell auf Lippman und Brennicke auf Waterman eingesetzt.
An einigen Stellen war die Regie m.E. nicht bei der Sache: Belle röhrt manchmal viel zu kräftig; auch wenn der Charakter des Dixon Steele ambivalent ist, klang er an einigen Stellen viel zu *tja* Fiesoduck-mäßig. Hier hätte man mit einer passenden Dosierung insbesondere für die Schlußszene einen viel besseren Effekt erzielen können. Auch Manstein haucht manchmal übertrieben sexy, was sich deutlich mit der Vorlage beißt. Zum Dialogbuch: eine zeitgemäßere Wortwahl wäre schön gewesen. Wenn Gray etwa das Wort "Preview" benutzt, mag das zwar heutzutage gebräuchlich sein, aber nicht für einen synchronisierten Film aus den 50ern. Hier merkt man dann sehr deutlich, eine "moderne" Synchronisation zu hören.
MfG,
Jayden
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Ein einsamer Ort - Det. Sgt. Brub Nicolai.mp3
Ein einsamer Ort - Junior.mp3
Ein einsamer Ort - Martha.mp3
Ein einsamer Ort - Mildred Atkinson.mp3
Zitat von John ConnorVon Rays Namen sollte man sich auch nicht in die Irre führen lassen und zu viel von dem Film erwarten: ein unterdurchschnittliches Bogart-Werk, das man nicht unbedingt gesehen haben muss, erst recht nicht in der deutschen Synchro.
Da wird's Dich schockieren Fehmi, dass es der Film bei mir sowohl bei Rays Films als auch bei Bogarts Filmen in meine persönliche Top 10 schafft. ;) Unter den Filmen, die Bogart mit seiner eigenen Produktionsfirma produziert hat, ist's denke ich der beste. Wenn man einen "richtigen" Bogey-Film erwartet, muss man allerdings zwansläufig enttäuscht werden, das ist klar.
Die Synchro fand ich gut anhörbar, was von meiner Seite für eine neue Synchro eines so alten Films im Prinzip das höchstmögliche Lob ist. Ich kann sowas sonst auch oft nur wenige Minuten ertragen. Erkannt hab ich nur Belle und Gastell.
@Jayden Interessanter Punkt, das mit dem Wort "Preview". Ist mir jetzt nicht negativ aufgefallen, weil ich vermuten würde, dass das Wort selbst in den 50ern in Kreisen von Filmschaffenden (wo ja der Film spielt) nicht unbekannt gewesen sein dürfte. Und zu dem Typ Marke "überheblicher Jungstar" passte es sogar noch besonders. Mir fällt jetzt ehrlich gesagt auch gar kein deutsches Wort dafür ein...
Mücke
(
gelöscht
)
Beiträge:
22.01.2012 19:26
#26 RE: EIN EINSAMER ORT - IT'S A LONELY PLACE (USA 1950/DF:?)
Ehrlich gesagt würde mich ja mal interessieren, was alle an Joachim Kemmer für Bogart so gut finden. Ich fand Frank Engelhardt wesentlich glaubwürdiger. Kemmer hat eigentlich permanent nur die coole Sau markiert, die ab und zu mal eine Träne verdrückte. Ich fand das nicht sonderlich überzeugend, zumal ihm Bogarts "rough talking"-Image völlig abging und er eher eine Art Danny Ocean aus ihm machte. Kemmers Gepose für Bogart fand ich teilweise regelrecht unfreiwillig komisch. Da entsteht für mich in gewisser Weise eine gedankliche Verbindung zu manchen Chuck-Norris-Facts.
Ein einsamer Ort - Det. Sgt. Brub Nicolai.mp3 -> doch Pascal Breuer, aber merkwürdig Ein einsamer Ort - Junior.mp3 -> Claus-Peter Damitz Ein einsamer Ort - Martha.mp3 -> Claudia Schmidt Ein einsamer Ort - Mildred Atkinson.mp3 -> Annina Braunmiller (? - dann aber noch merkwürdiger)
Ich fand die Besetzung von Tobias Lelle auch sehr merkwürdig und er kam mir viel zu jung vor, aber eigentlich passte er sogar ziemlich genau zum damaligen Alter des Darstellers. Hätte ich nicht gedacht ... und hätte ich selber vermutlich auch ignoriert.
Zitat von Mücke Kemmers Gepose für Bogart fand ich teilweise regelrecht unfreiwillig komisch.
Du wirst lachen, aber - und das sage ich als großer Bogart-Fan - auch Bogart im Original kann mit "seinem Gepose" teilweise unfreiwillig komisch wirken, insbesondere wenn Buch und Regie nicht absolut auf den Punkt sind. Wobei - wenn man das jetzt auf typische Bogart-Rollen (so in der Tradition von THE MALTESE FALCON) bezieht - sogar diese Wirkung nicht unbedingt kontraproduktiv sein muss: Es gibt da z.B. diese tolle Szene in der er in besagtem Film gegenüber Sidney Greenstreet eine große Show abzieht, wenn er dann das Zimmer verlässt betrachtet er seine eigene Hand und sie zittert. Sowas in der Art schwingt bei vielen späteren Filmen auch mit. Er spielt schon häufiger Typen, die gerne "Posen".
Nachtrag: Zu Kemmers Verteidigung würde ich noch sagen, dass er bei "anspruchsvollen" Bogart-Rollen durchaus sehr nuanciert spielen konnte. Bei Klischee-Besetzungen wie mehreren frühen Gangster-Nebenrollen und z.B. auch in DER GROSSE GANGSTER oder AGENTEN DER NACHT haut Kemmer dagegen schon ziemlich auf die Kacke, aber sowas macht in dieser Art von Filmen ja auch ziemlichen Spaß.
Zitat von Stephen Da wird's Dich schockieren Fehmi, dass es der Film bei mir sowohl bei Rays Films als auch bei Bogarts Filmen in meine persönliche Top 10 schafft. ;) Unter den Filmen, die Bogart mit seiner eigenen Produktionsfirma produziert hat, ist's denke ich der beste. Wenn man einen "richtigen" Bogey-Film erwartet, muss man allerdings zwansläufig enttäuscht werden, das ist klar.
Tatsache? Nun, bei den gerade Mal ein Dutzend Filmen, die Ray gemacht hat, ist die Top-Ten-Platzierung dieses Films so ungewöhnlich wohl nicht! Ein Ray-Fan bin wahrlich nicht, aber WENN FRAUEN HASSEN fand ich schon sehr cool.
Aber einer von Bogeys Besten!? Seine Santana-Filme finde ich generell sehr schwach, aber wenn, dann würde ich SCHACH DEM TEUFEL mit seinem laid-back-Charme doch den Vorzug geben.
Stimmt, Kemmer hat Bogart schon ziemlich trashig angelegt, aber er passte zu den jeweiligen Rollen immer. Was mich aber immer wieder verwundert: was habt ihr alle an Marquis in DIE SPUR DES FALKEN auszusetzen? Von all seinen Spätsynchro-Sprechern finde ich Marquis (inbesondere in dieser Rolle) am besten.
Zitat von John Connor Aber einer von Bogeys Besten!? Seine Santana-Filme finde ich generell sehr schwach, aber wenn, dann würde ich SCHACH DEM TEUFEL mit seinem laid-back-Charme doch den Vorzug geben.
Ach, das war auch noch ein Santana... den hatte ich jetzt nicht auf dem Schirm. SCHACH DEM TEUFEL hab auch unheimlich gerne, der liegt dann evtl. noch knapp vor LONELY PLACE. Dafür reichts bei Ray wohl sogar für die Top 5.
Gegen Marquis auf Bogart hab ich gar nix und die FALKEN-Synchro ist Kult! Man könnte sagen: Auf ihre Weise erzielt die Synchro einen Effekt, der manchen Schnodder-Synchros nicht ganz unähnlich ist, deswegen ist sie halt für Puristen, die es möglichst nah am Orginal haben wollen, absolut nix.