Im Prinzip trifft das Thema auf die meisten Dialogregisseure zu, die in ihren Synchros kleine Rollen übernehmen. Also konkret solche die man wirklich eher in dieser Funktion kennt. Inzwischen gibt es ja auch etliche Regisseure, die früher auch viel synchronisierten - z.B. Frank Schaff, Andreas Fröhlich, Sven Hasper. Ich meine da speziell eher Leute wie Peter Wesp, Karlheinz Brunnemann oder im DEFA-Bereich Thilo Henze, Frieder Kranz, Hans-Robert Wille. Manche sind sicherlich auch nicht für Haupt- oder größere Nebenrollen geschaffen. Peter Wesp als Beispiel - ich finde seine Synchros sehr solide und größtenteils ziemlich einfallsreich besetzt, aber seine Stimme ist schon sehr speziell und teilweise auch unsauber. Ähnliches gilt wohl für Brunnemann und Henze.
Kennt jemand die Namen, aber besonders die Stimmen hauptsächlicher Dialogregisseure und -autoren aus den Fünfziger-, sechziger und Siebziger- Jahren, die in Klein- und Kleinstrollen zu hören waren? Ich habe nämlich inzwischen die Vermutung, dass der geheimnisvolle "Gennarino-Sprecher" möglicherweise vorher oder damals sogar noch aktiv in einer dieser Funktionen (oder in beiden) tätig gewesen sein könnte. Das halte ich insofern für nahe liegend, weil bisher nach meiner Erinnerung bisher ausschließlich solche kleine Rollen dank einiger Mitglieder zum Vorschein gekommen sind.
Das wäre klasse, aber ich glaube eher daran, dass man "Gennarino" unter den Kabarettisten seiner Zeit suchen muss - er war, soweit ich das überblicke, ausschließlich in komischen und karikierenden Rollen zu hören und auch praktisch immer im Umfeld der berliner "Schnodderschnauzen" (selbst beim "Schut", wo Rainer Brandt zumindest eine Hauptrolle sprach).
Ich habe den Eindruck, dass Leon Rainer lange Zeit sowas, wie der Matthias Klages von München war. Er war Ende der 70er und in den 80ern in extrem vielen Synchronisationen zu hören, aber hauptsächlich in Kleinstrollen und kleinen Nebenrollen (häufig auch mehrere in einem Film) . Größere Rollen scheint er in dieser zeit nur sehr wenig gehabt zu haben. ich will damit weder Matthias Klages noch Leon Rainer in ein schlechtes Licht rücken, aber die Häufigkeit in der diese beiden Sprecher in Kleinstrollen besetzt werden ist sehr auffällig, wie ich finde.
Wurde der grandiose Uwe Jellinek etwa noch nicht hier erwähnt? Dann wird's höchste Zeit.
Jellinek ist unter den Kleinstrollensprechern einer meiner Favoriten. Unaufdringlich, wandelbar und doch irgendwie eingängig. Interessanterweise erinnern mich manche Facetten seiner Stimme an andere: Nach unten gepresst klingt er Erich Räuker verblüffend ähnlich, und in jungenhafter Tonlage hat er eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Stefan Krause.
Uwe Jellinek hat - analog zu Leuten wie Andreas Müller oder Matthias Klages - auch größere Rollen gesprochen. Die kenne ich aber alle nicht. Wie hat er sich denn z.B. in KOBRA, ÜBERNEHMEN SIE geschlagen?
Seine Leistung in KOBRA kann man schwer beurteilen. Kommt ganz gut vom Gesicht, ansonsten ist ja Peter Lupus derjenige vom Kobra-Team, der den wenigsten Dialoganteil hat. Ingesamt finde ich ihn aber besser als seine ARD-Sprecher Gastell und Fred Klaus. Mit denen wirkte Lupus irgendwie ziemlich tumb.
Ein weiteres Beispiel ist Hugo Schrader, er hat zwar mit seiner hohen Stimme einen unglaublich Wiedererkennungswert konnte sich aber nie so recht als Stammsprecher für irgendjemanden qualifizieren. Man hört ihn fast ausschließlich in Nebenrollen, häufig kauzig wirkende Typen sowohl in ernsten als auch in lustigen Filmen.
Ein Spezialist für (skurrile) Nebenrollen war er sicher, aber für "kleine" nicht unbedingt. Mitunter konnten diese schon relativ umfangreich und innerhalb der Geschichte von Bedeutung sein ("Old Wabble" in den Karl-May-Filmen mit Stewart Granger, Yoda in "Das Imperium schlägt zurück"). Als wirkliche Hauptrolle könnte man allenfalls den auf uralt geschminkten Dustin Hoffman in der Rahmenhandlung von "Little Big Man" bezeichnen, da er durch seine Erzählpassagen im gesamten Film präsent ist. Oder Peter Lorre in der ZDF-Synchro des Episodenfilms "Schwarze Geschichten".
Typische Beispiele sind für mich Otto Czarski und Heinz Palm. Palm sprach in der frühen Nachkriegszeit einige Hauptrollen, dann rutschte er in den Nebenrollenbereich ab und musste Jahrzehnte warten, bis "Winnie Puh" ihm nochmal eine Hauptrolle gönnte. Für Czarski war seine Rolle in "Frasier" die erste Synchronhauptrolle überhaupt - bis zum Ende konnte er sie leider nicht mehr ausfüllen. Und Ingo Osterloh wäre noch so ein Beispiel - eine einzige Hauptrolle: "Hexenjagd". Das hatte allerdings auch seine hörbaren Gründe ...
Stefan Bräuler ist auch so ein Kandidat. Man hört ihn gefühlt ständig, aber nur als Passant A oder B. Abseits von seiner Rolle als Goku oder Ezekiel (1. Stimme) hat er sich kaum in Hauptrollen bemerkbar gemacht.