Ist auf der Warner-DVD die alte Kino-Synchro von 1955 mit Ernst Schröder und Carl Raddatz, die nur auf RTL und RTL 2 lief, oder die Neusynchro; die immer auf der ARD und den dritten Programmen lief ?
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Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
Ich hab die DVD dieses großartigen Sturges-Films. Es ist die alte Synchro! Wußte gar nicht, daß es eine Neusynchro gibt. Wer spricht denn da? Vor allem: Warum gibt es eine Neusynchro?
Übrigens kann man, meine ich, das Bild durchaus als sehr gut bezeichnen (der Film ist ja von 1954) und auch der (deutsche)Ton ist recht ordentlich...
Da ich im Forum gelesen hatte, dass ARD und Co. öfters die DEFA-Fassung von 1986 zeigen, habe ich die Ausstrahlung gestern aufgezeichnet. Es lief wieder die DEFA-Fassung.
Erfreulich, aber: Weiß jemand warum? Ist die MGM-Synchro gekürzt oder verändert?
Das Master war vermutlich eine restaurierte deutsche Kopie im Originalformat. Bildqualität (nur) gut: in den Farben schwach und oft überstrahlt. [Ergänzung: Es handelte sich anscheinend auch um die Kopie der DEFA, weil im Vorspann der DDR-Titel "Eine(!) Stadt in Angst" eingesetzt war. Das Format war, aufgrund des "Super-Scope" 1:2.55, doch etwas gecropped: auf ca. 1:2.35]
Ich würde vermuten, daß die Kinofassung im deutschen Dialog drastisch entschärft war - der Film ist immerhin eine bittere Abrechnung mit dem alltäglichen US-amerikanischen Faschismus - und dieser John-Sturges-Klassiker war dem DDR-Fernsehen eine Neufassung wert (quasi auch politisch wertvoll). Das wäre auch eine Erklärung dafür, daß die ARD sich ausnahmsweise für die DEFA-Fassung entschieden hat, da sie wahrscheinlich dem Original viel eher entspricht. Vertraute Stimmen auf bekannten Gesichtern vermisst man in der Kinofassung sowieso.
Ich kenne keine der beiden Fassungen, aber ich hab gehört, dass bei der DEFA Walter Niklaus auf Spencer Tracy besetzt wurde. Wenn es stimmt: Passt diese Kombination?
In Antwort auf:Vertraute Stimmen auf bekannten Gesichtern vermisst man in der Kinofassung sowieso.
Was meinst du mit dem Vermissen von "vertrauten Stimmen auf bekannten Gesichtern"? Ernst Schröder, Alfred Balthoff und Carl Raddatz haben ihre Darsteller schon mehrmals synchronisiert; vor allem Carl Raddatz ist phantastisch auf Robert Ryan - allein seinetwegen gebe ich der Kinosynchro eindeutig den Vorzug!
Also - Ernst Schröder bringe ich gar nicht mit Spencer Tracy in Verbindung, das wären entweder Walter Suessenguth oder O.E. Hasse. Robert Ryan kannte ich bisher mit Klaus Miedel, Rene Deltgen, Wolfgang Lukschy, Wolf Ackva - Raddatz noch nicht. Und ähnlich ist es mit Walter Brennan. Kann sein, daß mir die entsprechenden Filme noch nicht untergekommen sind - aber Stammkräfte waren sie allesamt nicht. Nichts anderes meinte ich.
Gruß Stefan
P.S.: Rolf Römer klingt ungewohnt für Ryan, ist aber umso überzeugender und Raddatz auf jeden Fall ebenbürtig.
Für Raddatz war es damals aber, nach aktuellem Stand der Erkenntnisse, der erste Auftritt auf Robert Ryan (bis auf "König der Könige" habe ich auch keinen anderen Film in meiner Liste...) und Ernst Schröder hat Spencer Tracy zwar immerhin dreimal gesprochen, aber ist nun wirklich nicht unbedingt die Idealbesetzung (wobei ich ihn mir für Tracy anhand der Takes, die ich schon kenne, insgesamt doch viel besser als für James Cagney vorstellen kann, den er damals fast zeitgleich in "Mein Wille ist Gesetz" kurioserweise in einer Rolle sprach, die ursprünglich Spencer Tracy spielen sollte...) und vom Typ her ist Schröder vor allem auch weit von dem weg, wie man Tracy hier sonst durch verschiedenste andere Sprecher kennt... Will heißen: Stefans Aussage über die Kinosynchro an sich macht schon Sinn.
Nach Ausleihen der DVD kann ich die Frage selbst beantworten: Mir ist beim Vergleich zwischen Original und Kinosynchro nur aufgefallen, dass in der Synchro auch dann von "Japanern" die Rede ist, wenn im O-Ton von "Japsen" gesprochen wird. Im Dialog zwischen Macreedy (Spencer Tracy) und Reno Smith (Robert Ryan) über den verschwundenen Komoko wurde entfernt, dass Smith Japaner als "Ratten" und "tollwütige Hunde" bezeichnet. Sein kurz danach gemachtes Bekenntnis, wenn er einen tollwütigen Hund sehe, würde er diesen erschießen, ohne auf dessen Angriff zu warten, wurde allerdings nicht entfernt oder verwässert. Von einer leichten Abschwächung kann man zwar sprechen, aber nicht so verfälschend, dass sie allein eine Neusynchro rechtfertigen würde. Die Kinofassung wurde offenbar auch nicht gekürzt, da auf der DVD keine Passagen im Original oder mit neuen Sprechern enthalten sind.
Dann könnte es sein, dass die Rechte der DEFA-Fassung für die ARD preiswerter waren als die der Kinofassung. Wäre eine Erklärung dafür, dass einige italienische Filme letztens in der DDR-Fassung ausgestrahlt wurden. Macht mir Hoffnung, dass einige wirklich gute DEFA-Fassungen bei eventuellen MDR- oder ARD-Ausstrahlungen wieder ausgegraben werden (mir schwebt da die viel längere Fassung von "Die Elenden" vor).
Bei zumindest 2 dieser Filme waren ja bekanntlich wohl aber auch Weststellen drin. Musste die ARD etwa hier also nur für die zahlen und nicht gleich für den ganzen Film in der BRD-Fassung?