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Dieses Thema hat 23 Antworten
und wurde 1.375 mal aufgerufen
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Seiten 1 | 2
fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

13.01.2014 14:59
Mit Knoblauch, Pfahl und Kruzifix: Van Helsing und Co. GmbH Zitat · antworten

Nachdem ich einen Thread verfasst habe zum Thema "Der Fürst der Finsternis: Graf Dracula und seine Stimmen", darf natürlich das Gegenstück nicht fehlen. Ein Held ist immer nur so gut wie der Bösewicht-und umgekehrt. Nicht immer, aber meistens. Dracula hatte manchmal auch ein Pseudonym, ob Yorga, Krolock oder besonders originell "Alucard"-erkennbar war er immer. Und auch hieß der Vampirjäger nicht immer Van Helsing, allerdings lief dieser kaum je inkognito herum und hatte eine ganze Menge Kollegen.

Nun mal zu den bekanntesten (Synchron-) Vampirjägern:

Dracula (1930) hatte Bela Lugosi in der Titelrolle, der den Film mit Präsenz und seiner unglaublichen Stimme beherrschte. Rolf Boysen als sein Sprecher wird sehr kontroversiell gesehen. Edward Van Sloan als Van Helsing mit einer 1000 Dioptrin-Brille hielt sich wacker-tapfer. Ihn sprach Konrad Wagner, dessen Stimme perfekt zum Vampirjäger passte. Sie strahlte eine gewisse Väterlichkeit aus, aber auch Wissen und Autorität. Eine besonders sympathische Figur war dieser Van Helsing nicht, er war auch relativ passiv. Wagner sprach die Rolle aber so glaubhaft, wie Van Sloan sie spielte.


Die Fortsetzung "Draculas Tochter" (1936) wurde erst zu Beginn dieses Jahrtausends für den Dvd-Markt synchronisiert. Hier gab es wieder Edward Van Sloan zu sehen. Hier bekam er sie Stimme von Horst Sachtleben, der zu dem Zeitpunkt natürlich das passende Alter hatte. Ganz gelungen ist das allerdings nicht, wenngleich Sachtleben noch der beste Sprecher dieses Filmes ist. Er paßt zwar zu Van Sloan an sich, wirkt aber insgesamt leicht quengelig. Der Professor wird für einen Spinner gehalten, ist aber keiner. In der deutschen Fassung kann Sachtleben die Ernsthaftigkeit des Professors und seine Intentionen für mein Gespür kaum glaubhaft nachbilden.

Die weiteren Universal-Draculas hatten keinen wirklichen Vampirjäger, es spielte auch Dracula mehr und mehr eine Nebenrolle. "Draculas Sohn" (in dem allerdings der Papi selbst auftrat) hatte J. Edward Bromberg, aber da weiß ich den Sprecher nicht-der nicht im mindesten überzeugte in dieser schnell und billig gemachten Synchronfassung.

Der vielleicht angesehenste und wunderbarste Van Helsing ist der von Peter Cushing. Er wollte ihn 1958 nicht als alten Klischeeprofessor spielen, denn da könnte man doch gleich einen optisch passenden Schauspieler verpflichten. Der Entschluss, ihn im natürlichen Alter zu lassen, war kongenial. Cushing gab einen ernsthaften, glaubwürdigen, stoisch von seiner Arbeit überzeugten Van Helsing. Er konnte emotional werden in sämtliche Skalenrichtungen, war aber immer um nüchternes Auftreten bemüht-so als müsse er sich selbst vor dem Grauen mental fernhalten. Cushing hatte in jedem seiner Auftritte als Van Helsing eine andere Stimme, hatte allerdings durchwegs Glück damit. In"Dracula" (1958) bekam er Erich Schellow, der Cushings Spiel absolut 1:1 einfing und in der deutschen Fassung genauso glaubwürdig ist wie das Original. Das ist eine Synchronsternstunde und wer auch immer auf diese Besetzung kam, sie war kongenial.
Für "Dracula und seine Bräute" war zunächst Paul Klinger vorgesehen, den ich mir ehrlich gesagt für Cushing nicht wirklich vorstellen kann. Da er aber ausfiel (wenngleich sein Name im Filmprogramm und in offiziellen Listen erhalten blieb), wurde er von Wolfgang Eichberger ersetzt. Dieser hatte Cushing bereits in "Beherrscher der Meere" gesprochen. Interessant an dieser Besetzung ist allerdings, daß Eichberger im vorangegangenen Film Christopher Lee als Dracula synchronisierte! Auch Eichberger war nüchtern, teils dynamisch und überzeugend in der Rolle.
Nachher gab es über zehn Jahre Pause, ehe Cushing wieder in die Rolle des Van Helsing schlüpfte, wenngleich er in der einen oder anderen Weise durchaus gegen das Böse gekämpft hatte. Was allerdings hier nicht fehlen darf, ist Hammers 1970 entstandener Film "Gruft der Vampire". Darin spielt Cushing einen General, dessen Tochter Vampiren zum Opfer fällt. Am Ende kommt er zurück mit allem, was man über das Böse wissen muß und rächt nicht nur seine Tochter, sondern vernichtet die Vampirin. In dieser Rolle wird er von Friedrich Schoenfelder synchronisiert, der das wie gewohnt superb macht. Er darf eben wegen der Tochter auch recht emotional sein zwischendurch. Im 1971/72 folgenden "Dracula jagt Minimädchen" war Cushing ähnlich, da durfte er wieder emotional eingebunden sein, denn seine Film-Enkelin war in Gefahr. Der Film verlangte von Cushing einiges ab körperlich und er mußte recht dynamisch sein. Friedrich Schoenfelder synchronisierte Cushing einmal mehr sehr glaubwürdig, ernsthaft und seriös, aber auch verletzlich und ängstlich. Interessant ist, daß Schoenfelder für die Synchronfassung eigens nach München geholt wurde, was schon bedeuten kann, daß man ihn damals sehr mit Cushing verband.
"Dracula braucht frisches Blut" folgte 1973, darin wurde Cushing von Christian Marschall absolut ernsthaft, düster und fast resignativ in einigen Szenen gesprochen (wenn er über das Böse in der Welt spricht, hat man fast den Eindruck, er glaube nicht daran, daß es jemals vernichtet werden könne). Das war aber keine Münchener Synchronfassung, sondern eine Berliner, für die wiederum Marschall (eigens?) nach Berlin geholt wurde, der zu diesem Zeitpunkt Cushing noch nicht gesprochen hatte. bzw kann "Nachts, wenn das Skelett erwacht" in diese Zeit fallen, aber kaum eine Rolle gespielt haben. Vor Ort wäre Schoenfelder gewesen, oder andere. Dieser Besetzungsaustausch hat mich immer irgendwie vor Rätsel gestellt.
In Hammers letztem Vampir-Opus "Die sieben goldenen Vampire" (1974) sprach Holger Hagen für Peter Cushing. Persönlich bin ich damit nicht so ganz glücklich, da mir die Stimme zu kräftig und heroisch für den hageren Mann erschien. Aber es hatte auch Stärken: in den Erzählpassagen des Filmes, wo man Hagen nur hörte, war er absolut wunderbar.
Nicht vergessen werden darf Cushings Rolle als Gustav Weil in "Draculas Hexenjagd" (1971), in dem Dracula nicht vorkommt-aber Vampire. Weil ist ein religiöser Fanatiker, der Hexen jagt (bzw Frauen und alle, die sexuell irgendwie aktiv sein könnten)-diese vielschichtige, erstaunliche Rolle wird von Siegmar Schneider facettenreich gesprochen. Er bringt Verzweiflung, Fanatismus, Gottgewolltheit, Überschätzung, Manie und Depression gut zum Ausdruck.

Nigel Davenport in Dan Curtis "Dracula" (1974)war ein an sich sehr guter Van Helsing, der Film war aber etwas schwierig wegen seiner teils sehr betulichen Inszenierung, aber auch wegen Jack Palance in der Hauptrolle. Curtis brachte übrigens als erster die Reinkarnationsgeschichte samt Liebe in die filmische Vampirwelt, was Coppola später in seinem üblichen Selbstverherrlichungstrip für sich in Anspruch nahm. Davenport gelang eine eigenständige, starke Interpretation der Rolle. Leider paßte Jürgen Thormann nicht so besonders gut in die Rolle, er klang fast weinerlich-tranig und wenn er den kongenialen Satz sagen durfte "Verglichen mit dem, was Miss Mina fehtlt, wird der biss der gefährlichsten Schlange der Welt zu einer banalen Unpässlichkeit!", dann hörte er sich nach Kings Jason persönlich an. Hier hätte Christian Rode perfekt gepaßt, allerdings muß man sagen, daß der ganze Film eine eher dürftige Synchronisation hat und Thormann stimmlich den Film immerhin trägt.

Laurence Olivier war ein großartiger Van Helsing. Ein alter Mann, dessen Tochter von Dracula getötet wurde. In John Badhams "Dracula" (1979) ist Van Helsing ein gebrochener Mann, in dem aber unglaubliches Wissen schlummert und der nach und nach die Stärke aufbringt, sich dem Bösen zu widersetzen. Dieser unterschätzte Film, der mit seinem erotisch-sexuellen Subtext Coppola haushoch überlegen ist, hat nicht nur Laurence Olivier zu einer hervorragenden Leistung angespornt. Siegfried Schürenberg fing jede einzelne Emotion dieses Mannes ein und war absolut glaubwürdig. Olivier wollte die Rolle ursprünglich etwas ironischer spielen, ließ sich darin aber beraten von seinem alten Freund Peter Cushing. Diesem, so olivier, haber er die Ernsthaftigkeit seiner Rolle zu verdanken.

Francis Ford Coppolas aus meiner Sicht peinlicher und effektüberladener Soft-Porno "Bram Stokers Dracula" (1992) warf alles über einen Haufen und war trotz aller Bekundungen nicht viel weniger frei adaptiert als Hammers Dracula. Gary Oldman war ein kaum greifbarer Graf und Anthony Hopkins, der diese Rolle später sehr kritisch betrachtete, war wie ein infantil angehauchtes Kind unterwegs. Rolf Schult paßte sich dem Spiel absolut an, aber dieser Van Helsing wirkt so oder so wie eine unfreiwillige Parodie auf die Figur.

Bleiben natürlich noch andere Vampirjäger. In der halblustigen Persiflage "Liebe auf den ersten Biss" darf Harry Wüstenhagen für Richard Benjamin auf Vampirjagd gehen, was er dem Humor des Filmes entsprechend auch erledigt. In den Hammer-Filmen ohne Cushing gab es verschiedene Vampirjäger: Andrew Keir war Vater Shandor in "Blut für Dracula (1965). Wolfgang Lukschy synchronisierte die Rolle erstklassig, mit Männlichkeit, Würde, Ernsthaftigkeit, aber auch gesundem, bodenständigem Humor. Er war auch sehr glaubwürdig und hätte sicher auch zum normalen Van Helsing gut gepaßt, allerdings weniger zu Peter Cushing, denke ich. "Draculas Rückkehr" (1968) hat Rupert Davies als Monsignore Müller, allerdings ist dieser eher inaktiv und stirbt auch, ohne eine wirkliche Konfrontation mit dem Grafen zu haben. Seine Arbeit und den kampf gegen das Böse führt dann Barry Andrews aus, der junge Held. Davies wird von Konrad Wagner synchronisiert, der den tiefen Glauben und seine Überzeugung ähnlich ernsthaft rüberbringt, wie er es für Fredric March tat in "Wer den Wind sät". Randolf Kronberg für Barry Andrews war eine junge Heldenstimme aus dem Bilderbuch. "Wie schmeckt das Blut von Dracula?" (1970) hatte keinen wirklichen Vampirjäger, erst gegen Ende setzt John Carson (Leo Bardischewski) den jungen Anthony Corlan (Norbert Langer) auf den alten Beisser an. Das selbse Problem, nämlich keinen wirklichen Gegenspieler, hat auch "Dracula-Nächte des Entsetzens" (1970). Hier schult Pfarrer Michael Gwynn (Leo Bardischewski / Reinhard Glemnitz) zwar den jungen Dennis Waterman (Tommi Piper / ?) ein, aber das ist kein echter Gegner.

Dann gab es noch Herbert Lom als Van Helsing in Jess Francos Zelluloid-Schlaftablette "Nachts, wenn Dracula erwacht" (1969/70). Lom war ein großartiger Gegenspieler zu Christopher Lee, er war sehr ernsthaft und doch mit einer gewissen Furcht vor dem Bösen. In mancherlei Hinsicht war er der vielleicht sinisterste Van Helsing der Kino-Geschichte. Auch wenn die Synchronbesetzung mit Klaus Miedel einer gewissen Kontinuität geschuldet war, so gefiel er mir persönlich in der Rolle weniger-er war keineswegs schlecht, aber ein wenig "ölig" zwischendurch. So nüchtern und düster wie Lom spielte, hätte ich mir gut Helmo Kindermann vorstellen können.

Übrigens finde ich es bis heute schade, daß niemals die BBC-Produktion von 1977 mit Louis Jourdan, "Count Dracula", deutsch synchronisiert wurde. Jourdan spielte einen aalglatten, geschmeidigen Grafen, der die Art, wie Anthony Hopkins den Dr. Lecter spielte, in vielerlei Hinsicht vorweg nahm. Frank Finlay spielte einen dynamischen, belesenen und konsequenten Van Helsing. In meiner Fantasie hätte ich zu gerne Erik Schumann als Dracula und Rolf Schult als Van Helsing gehört.

Bliebe noch...jaaaa! Jack MacGowran als Professor Abronsius in "Tanz der Vampire" von 1967. Dieser ist, wie man weiß, dusselig, naiv, fast infantil, zerstreut, leicht zu beeindrucken,... eine absolut geniale Karikatur, die Verkörperung aller Witze, die es je über zerstreute Professoren gab. Alfred Balthoff macht das absolut umwerfend, aus meiner Sicht sogar besser als MacGowran selbst. Es war ja leider Balthoffs letzte Synchronrolle, aber vielleicht seine berühmteste. Interessant ist, daß in diesem Film nicht nur das Böse einen Buckligen/Gehilfen hat, sondern auch der Vampirjäger, was eher selten ist. Meistens hat dieser Begleiter, die notgedrungen mit auf Vampirjagd gehen, da sie mit Draculas Opfer verbunden sind. Aber einen Gehilfen gibt es kaum je für den jeweiligen Professor.
Die Gehilfen der Bösen sind meist dümmer als diese, der Gehilfe des Guten ist in Polanskis Film in typischer Umkehrung der Norm an sich klüger als der Gelehrte, wird aber immer wieder gehindert, etwas zu machen. Aber das geht jetzt in Filmanalyse, wir sind bei Synchronarbeit. Für Roman Polanski als Alfred durfte Horst Gentzen eine seiner schönsten Synchronrollen sprechen, ganz frei von Jerry Lewis-Manirismen.

Es gibt natürlich noch viele andere Vampirfilme und Vampirjäger, aber die alle zu erfassen, sprengt den Rahmen des Grundbeitrages. Das überlasse ich gerne anderen.

Übrigens-aller guten Dinge sind zwar angeblich derer drei, aber keine Sorge: einen Thread zu Draculas Opfern wird es nicht geben!

berti


Beiträge: 17.847

13.01.2014 15:58
#2 RE: Mit Knoblauch, Pfahl und Kruzifix: Van Helsing und Co. GesmbH Zitat · antworten

Sehr interessante Ausführungen zu einem relativ speziellen Teil der Horrofilm- und Synchrongeschichte!

Zitat von fortinbras im Beitrag #1
Der vielleicht angesehenste und wunderbarste Van Helsing ist der von Peter Cushing. Er wollte ihn 1958 nicht als alten Klischeeprofessor spielen, denn das könnte man doch gleich einen passenden Schauspieler verpflichten. Der Entschluss, ihn im natürlichen Alter zu lassen, war kongenial. Cushing gab einen ernsthaften, glaubwürdigen, stoisch von seiner Arbeit überzeugten Van Helsing. Er konnte emotional werden in sämtliche Skalenrichtungen, war aber immer um nüchternes Auftreten bemüht-so als müsse er sich selbst vor dem Grauen mental fernhalten. Cushing hatte in jedem seiner Auftritte als Van Helsing eine andere Stimme, hatte allerdings durchwegs Glück damit. In"Dracula" (1958) bekam er Erich Schellow, der Cushings Spiel absolut 1:1 einfing und in der deutschen Fassung genauso glaubwürdig ist wie das Original. Das ist eine Synchronsternstunde und wer auch immer auf diese Besetzung kam, sie war kongenial.

Ich kenne zwar bisher nur drei von Cushings fünf Auftritten in dieser Rolle, aber Schellow gefiel mir auch mit Abstand am besten, zumal er neben ungeheurer Willensstärke und Disziplin auch unterschwellig eine gewisse Wärme und ein Mitgefühl durchklingen ließ.

berti


Beiträge: 17.847

13.01.2014 16:05
#3 RE: Mit Knoblauch, Pfahl und Kruzifix: Van Helsing und Co. GesmbH Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #1
Laurence Olivier war ein großartiger Van Helsing. Ein alter Mann, dessen Tochter von Dracula getötet wurde. In John Badhams "Dracula" (1979) ist Van Helsing ein gebrochener Mann, in dem aber unglaubliches Wissen schlummert und der nach und nach die Stärke aufbringt, sich dem Bösen zu widersetzen. Dieser unterschätzte Film, der mit seinem erotisch-sexuellen Subtext Coppola haushoch überlegen ist, hat nicht nur Laurence Olivier zu einer hervorragenden Leistung angespornt. Siegfried Schürenberg fing jede einzelne Emotion dieses Mannes ein und war absolut glaubwürdig. Olivier wollte die Rolle ursprünglich etwas ironischer spielen, ließ sich darin aber beraten von seinem alten Freund Peter Cushing. Diesem, so olivier, haber er die Ernsthaftigkeit seiner Rolle zu verdanken.

Was Siegfried Schürenberg in dieser Rolle betrifft, bin ich hin und her gerissen: Einerseits gibt es an seiner schauspielerischen Leistung nichts auszusetzen und da es sich um eine seiner letzten Synchronrollen handelte (vielleicht sogar um die allerletzte?), ist seine Besetzung in jedem Fall bedeutsam. Aber andererseits klang er mir teilweise fast zu sonor für den gerade in diesem Film sehr ausgezehrt und geschwächt aussehenden Olivier (der zu dieser Zeit gesundheitlich angeschlagen war). Der zwar etwas jünger, aber eben auch deutlich schmaler klingende Siegmar Schneider z. B. hätte möglicherweise noch einen Tick besser gepasst.

berti


Beiträge: 17.847

13.01.2014 16:15
#4 RE: Mit Knoblauch, Pfahl und Kruzifix: Van Helsing und Co. GesmbH Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #1
Übrigens-aller guten Dinge sind zwar angeblich derer drei, aber keine Sorge: einen Thread zu Draculas Opfern wird es nicht geben!

Da Vampire zwar eine Vorliebe für attraktive junge Damen haben, es darunter aber bekanntlich auch die unterschiedlichsten Typen gibt und auch ansonsten Angehörige aller Klassen und Generationen nicht verschmähen, wäre das wohl auch ein zu weites Thema.

Ich hätte noch ein Beispiel aus dem "klassischen" Rahmen: In "Das Zeichen des Vampirs" spielt Lionel Barrymore den Vampirjäger Professor Zelen. Gesprochen wird er von Hans Paetsch, obwohl dieser ansonsten hauptsächlich in Hamburg synchronisierte, der "Vampir" aber aus München ist.
Paetsch gibt der Rolle eine Mischung aus Autorität, Würde, Grantigkeit und Gewitztheit, so dass man sich niemand anderen vorstellen kann. Ob der Synchronregisseur ihn gezielt im Auge hatte und deswegen extra kommen ließ? Oder war er (trotz seiner engen Verbundenheit mit Hamburg) nur rein zufällig vor Ort? Da die Liste seiner Synchronrollen vergleichsweise überschaubar ist (er war ja mit Lesungen und Hörspielen mehr als ausgelastet!), ist mir diese besonders im Gedächtnis geblieben.

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.231

13.01.2014 17:12
#5 RE: Mit Knoblauch, Pfahl und Kruzifix: Van Helsing und Co. GesmbH Zitat · antworten

Interessant ist, dass Paetsch auch für "Der Auslandskorrespondent" nach München geholt wurde, obwohl es durchaus einige alte Profis gab, die Bassermann hätten synchronisieren können (ich bin trotzdem froh über die Besetzung). Spontan hätte ich vermutet, dass beide Filme in einem Ritt bearbeitet wurden, aber es liegen 4 Jahre dazwischen.
Gibt es eventuell Angaben zur Regie von "Vampir"? Das könnte Aufschluss geben über den unbekannten Bearbeiter des Hitchcock-Filmes ...

Gruß
Stefan

berti


Beiträge: 17.847

13.01.2014 17:31
#6 RE: Mit Knoblauch, Pfahl und Kruzifix: Van Helsing und Co. GesmbH Zitat · antworten

Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #5
Gibt es eventuell Angaben zur Regie von "Vampir"? Das könnte Aufschluss geben über den unbekannten Bearbeiter des Hitchcock-Filmes ...

In der Synchronkartei und -datenbank wird leider nur das Studio (Beta) angegeben. Allerdings synchronisierte er Barrymore laut diesen Quellen auch einige Jahre zuvor in "Lebenskünstler"; diese Fassung entstand ebenfalls in München (bei der Bavaria).

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

13.01.2014 17:44
#7 RE: Mit Knoblauch, Pfahl und Kruzifix: Van Helsing und Co. GesmbH Zitat · antworten

Erstmal zu Beginn-habe gerade den Hauptbeitrag noch etwas korrigiert und Herbert Lom hinzugefügt, sowie kurz den nicht synchronisierten BBC-Dracula von 1977 erwähnt. Beides ist mir vorhin abhanden gekommen.

Nun mal ein paar Kommentare von mir, zunächst zu Peter Cushing als Van Helsing:

ich finde es interessant, daß es hier einen gewissen Bruch gibt. Nicht nur deshalb, weil es an sich Van Helsings Enkel ist, der in den ersten beiden 1970er-Filmen gegen Dracula kämpft, sondern weil er hier irgendwie emotionaler und fast "menschlicher" ist. Der Van Helsing, der in den ersten beiden Dracula-Filmen auftritt, der hat in meiner Vorstellung absolut keinen Sinn für Familie oder Nachwuchs. Insofern neige ich dazu, die ersten Auftritte nicht mit den späteren direkt zu vergleichen. Schellow war in jeder Hinsicht ein Glücksgriff, er spielt die Rolle absolut traumhaft.

Zu Siegfried Schürenberg und Laurence Olivier, da finde ich persönlich nicht, daß die Synchronstimme sonorer oder zu kräftig für den gebrochenen Mann ist. Aber das ist ja Geschmacksache, bzw hat jeder einen anderen emotionalen Zugang dazu. Was ich schade finde ist, daß man die Szene nicht synchronisierte, in der Van Helsing in der feuchten Kaverne seiner Vampir-Tochter begegnet. Mir gefällt es ausgezeichnet, daß sie holländisch miteinander sprechen. Das hätte man ja vielleicht beibehalten können, aber Schürenberg hätte das einsprechen müssen. Das wäre eine echte Herausforderung gewesen. In manmcher Hinsicht allerdings würde ich eine deutsche Synchronisation der Szene dennoch auch dieser Passage vorziehen-denn der akustische Bruch zwischen Oliviers eigener Stimme und der Schürenbergs ist einfach zu groß. Olivier sprach im Original einen überzeugenden holländischen Akzent. Hier bin ich froh, daß man das nicht deutsch zu imitieren versuchte, auch wenn die Rolle dadurch vielleicht etwas verliert. Weil dann hätte man ja gleich Rudi Carrell nehmen können...

berti


Beiträge: 17.847

13.01.2014 17:55
#8 RE: Mit Knoblauch, Pfahl und Kruzifix: Van Helsing und Co. GmbH Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #1
Dann gab es noch Herbert Lom als Van Helsing in Jess Francos Zelluloid-Schlaftablette "Nachts, wenn Dracula erwacht" (1969/70). Lom war ein großartiger Gegenspieler zu Christopher Lee, er war sehr ernsthaft und doch mit einer gewissen Furcht vor dem Bösen. In mancherlei Hinsicht war er der vielleicht sinisterste Van Helsing der Kino-Geschichte. Auch wenn die Synchronbesetzung mit Klaus Miedel einer gewissen Kontinuität geschuldet war, so gefiel er mir persönlich in der Rolle weniger-er war keineswegs schlecht, aber ein wenig "ölig" zwischendurch. So nüchtern und düster wie Lom spielte, hätte ich mir gut Helmo Kindermann vorstellen können.

Hätte Kindermann nicht viel zu schmal für Loms breites Gesicht geklungen?
Miedel war in diesem Fall vieleicht keine Idealbesetzung, aber bei dieser für Lom eher untypischen Rolle wüsste ich zu dieser Zeit in Berlin keinen wirklich idealen Sprecher (Herbert Weicker war damals sowieso noch kein Thema). Seien wir froh, dass man hier nicht auf Allzweckwaffe Arnold Marquis setzte!
Oder hätte Wolfgang Kieling (ich weiß, damals Hamburger, aber anscheinend durchaus "flexibel") funktioniert?

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

13.01.2014 17:57
#9 RE: Mit Knoblauch, Pfahl und Kruzifix: Van Helsing und Co. GmbH Zitat · antworten

Marquis? Da holen wir mal schnell ein Kreuz hervor...

Miedel war sicher noch die beste Lösung. Kindermann meinte ich eher so wegen der nüchternen Art, die dieser beim Sprechen gut rüberbringen konnte. Kieling hätte ich mir irgendwie sogar vorstellen können, eventuell hätte sogar Martin Hirthe funktioniert.

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

13.01.2014 23:40
#10 RE: Mit Knoblauch, Pfahl und Kruzifix: Van Helsing und Co. GmbH Zitat · antworten

In Hammers zwei "modernen" Dracula-Filmen 1972 un 1973 gibt es ja als Nebenfigur den von Michael Coles gespielten Inspektor Murray. Im ersten Film ist er primär Ermittler, wird aber von Van Helsing überzeugt, daß es Vampire gibt (in diesen Szenen war auch Schoenfelder Klasse, vor allem im Monolog bei einer frühen Begegnung). Im zweiten Film ist Murray dann von Vornherein mit von der Vampirjägerpartie.

Allerdings sind die Synchronbesetzungen von einem zum anderen Film drastisch verschieden. Zuerst wird er von Erich Ebert gesprochen, den ich hier absolut glaubwürdig und gut besetzt fand. Er ließ Coles trotz 70er-Haarschnitt sehr maskulin wirken, hart und konsequent, aber durchaus mit Verständnis und Bereitschaft, auch unorthodoxe Dinge akzeptieren zu können. So fand ich die Figur (wie auch im Original) als eine Bereicherung.

Im zweiten Film ist Murray deutlich aktiver, allerdings bei weitem nicht mehr so wirkungsvoll. Im Original macht Coles das so wie im Vorgänger, nur ist er ein wenig lockerer. Gerade aber in den Szenen mit William Franklyn und Richard Vernon ist er sehr ernsthaft und beunruhigt. Deutsch kommt das nicht mehr so gut zum Ausdruck, weil Thomas Danneberg den Inspektor eine Spur zu flippig wirken läßt und deutlich austauschbarer. Das fand ich etws schade, weil Ebert der Rolle wesentlich mehr Konturen gab.

berti


Beiträge: 17.847

17.01.2014 08:49
#11 RE: Mit Knoblauch, Pfahl und Kruzifix: Van Helsing und Co. GmbH Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #1
wer auch immer auf diese Besetzung kam

Klaus von Wahl

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

17.01.2014 11:36
#12 RE: Mit Knoblauch, Pfahl und Kruzifix: Van Helsing und Co. GmbH Zitat · antworten

Danke für die Info, Berti! Ich bin nur nicht immer restlos davon überzeugt, daß ein Synchronregisseur die Besetzung immer alleine macht, auch wenn es in den meisten Fällen so sein wird. Manchesmal wird schon ein kreativer Prozess dabei sein, in den mehrere involviert sind, bzw in dem Fall waren.

Schellow war wirklich optimal in der Rolle und absolut glaubwürdig. Kam in seinem Thread eh schon vor, aber trotzdem: es ist jammerschade, daß er nur so selten als Synchronsprecher tätig war.

Fällt mir ein-ich hab ja ganz "Dracula-Tot aber glücklich" vergessen, in dem Mel Brooks den Van Helsing spielt. Synchronisiert wird er von Wolfgang Völz, was allerdings der Kontinuität geschuldet sein dürfte.

Nun ja, der Film...er ist teils echt witzig, aber meistens einfach zu blöd. Da ging zuviel schief und die deutsche Fassung hat einige der ohnehin plumpen Gags noch mehr vergröbert. Leslie Nielsen paßt absolut nicht in den Film, ich hätte in Anlehnung an "Frankenstein Junior" mit Gene Wilder besetzt. Brooks als Van Helsing gab zwar eine nette Van Sloan-Parodie ab, aber die Figur hatte wenig Konturen. Wolfgang Völz kann man hier keinen Vorwurf machen, es übertrieben zu haben-er hat sich einfach dem Original angepaßt.

John Connor



Beiträge: 4.883

21.01.2014 23:56
#13 RE: Mit Knoblauch, Pfahl und Kruzifix: Van Helsing und Co. GesmbH Zitat · antworten

Zitat von berti im Beitrag #4
Zitat von fortinbras im Beitrag #1
Übrigens-aller guten Dinge sind zwar angeblich derer drei, aber keine Sorge: einen Thread zu Draculas Opfern wird es nicht geben!

Da Vampire zwar eine Vorliebe für attraktive junge Damen haben, es darunter aber bekanntlich auch die unterschiedlichsten Typen gibt und auch ansonsten Angehörige aller Klassen und Generationen nicht verschmähen, wäre das wohl auch ein zu weites Thema.



Ach was, dieser Thread schreit geradezu nach STOFFEL!

berti


Beiträge: 17.847

31.01.2014 23:19
#14 RE: Mit Knoblauch, Pfahl und Kruzifix: Van Helsing und Co. GmbH Zitat · antworten

Zitat von Gast im Beitrag #1
Der vielleicht angesehenste und wunderbarste Van Helsing ist der von Peter Cushing. Er wollte ihn 1958 nicht als alten Klischeeprofessor spielen, denn da könnte man doch gleich einen optisch passenden Schauspieler verpflichten. Der Entschluss, ihn im natürlichen Alter zu lassen, war kongenial. Cushing gab einen ernsthaften, glaubwürdigen, stoisch von seiner Arbeit überzeugten Van Helsing. Er konnte emotional werden in sämtliche Skalenrichtungen, war aber immer um nüchternes Auftreten bemüht-so als müsse er sich selbst vor dem Grauen mental fernhalten. Cushing hatte in jedem seiner Auftritte als Van Helsing eine andere Stimme, hatte allerdings durchwegs Glück damit. In"Dracula" (1958) bekam er Erich Schellow, der Cushings Spiel absolut 1:1 einfing und in der deutschen Fassung genauso glaubwürdig ist wie das Original. Das ist eine Synchronsternstunde und wer auch immer auf diese Besetzung kam, sie war kongenial.
Für "Dracula und seine Bräute" war zunächst Paul Klinger vorgesehen, den ich mir ehrlich gesagt für Cushing nicht wirklich vorstellen kann. Da er aber ausfiel (wenngleich sein Name im Filmprogramm und in offiziellen Listen erhalten blieb), wurde er von Wolfgang Eichberger ersetzt. Dieser hatte Cushing bereits in "Beherrscher der Meere" gesprochen. Interessant an dieser Besetzung ist allerdings, daß Eichberger im vorangegangenen Film Christopher Lee als Dracula synchronisierte! Auch Eichberger war nüchtern, teils dynamisch und überzeugend in der Rolle.
(...)
Im 1971/72 folgenden "Dracula jagt Minimädchen" war Cushing ähnlich, da durfte er wieder emotional eingebunden sein, denn seine Film-Enkelin war in Gefahr. Der Film verlangte von Cushing einiges ab körperlich und er mußte recht dynamisch sein. Friedrich Schoenfelder synchronisierte Cushing einmal mehr sehr glaubwürdig, ernsthaft und seriös, aber auch verletzlich und ängstlich. Interessant ist, daß Schoenfelder für die Synchronfassung eigens nach München geholt wurde, was schon bedeuten kann, daß man ihn damals sehr mit Cushing verband.
"Dracula braucht frisches Blut" folgte 1973, darin wurde Cushing von Christian Marschall absolut ernsthaft, düster und fast resignativ in einigen Szenen gesprochen (wenn er über das Böse in der Welt spricht, hat man fast den Eindruck, er glaube nicht daran, daß es jemals vernichtet werden könne). Das war aber keine Münchener Synchronfassung, sondern eine Berliner, für die wiederum Marschall (eigens?) nach Berlin geholt wurde, der zu diesem Zeitpunkt Cushing noch nicht gesprochen hatte. bzw kann "Nachts, wenn das Skelett erwacht" in diese Zeit fallen, aber kaum eine Rolle gespielt haben. Vor Ort wäre Schoenfelder gewesen, oder andere. Dieser Besetzungsaustausch hat mich immer irgendwie vor Rätsel gestellt.
In Hammers letztem Vampir-Opus "Die sieben goldenen Vampire" (1974) sprach Holger Hagen für Peter Cushing. Persönlich bin ich damit nicht so ganz glücklich, da mir die Stimme zu kräftig und heroisch für den hageren Mann erschien. Aber es hatte auch Stärken: in den Erzählpassagen des Filmes, wo man Hagen nur hörte, war er absolut wunderbar.

Nachdem ich alle Auftritte von Peter Cushing in dieser Rolle noch einmal erlebt habe, wollte ich zu seinen unterschiedlichen Stimmen etwas sagen:
Erich Schellow war ein Erlebnis und traf die Rolle perfekt, wie ich es selten erlebt habe. Wirklich schade, dass er Cushing nicht öfter sprach! Aber andererseits freue ich mich über jeden Einsatz, den er hier hatte, gerade weil es offenbar schwer war, ihn ins Studio zu bekommen. Er klang einerseits energisch und entschlossen, andererseits aber auch beherrscht, mitfühlend und insgeheim sehr menschlich.
Wolfgang Eichberger fand ich leider sehr farblos, er passte auch nicht so recht zur Rolle oder dem Gesicht, selbst wenn man nicht an seinen vorherigen Auftritt als Dracula-Stimme denkt. Zwar kann ich mir Paul Klinger auch nicht vorstellen, aber es hätte sicher noch andere Besetzungen gegeben.
Friedrich Schoenfelders Qualitäten stehen außer Fragen, und auch er hatte (wie Schellow) einige sehr emotionale und menschliche Momente, die er überzeugend traf. Nur leider litt seine Rolle unter einigen unfreiwillig komischen Dialogstellen und einem insgesamt reichlich absurden Drehbuch, dass den Vampirjäger teilweise fast senil wirken lässt, da er zwar schon nach einer knappen Stunde ahnt, dass Dracula sein Versteck in der alten Kirche hat, aber trotzdem seine verschwundene Enkelin zunächst nicht dort sucht, sondern erst andere Spuren verfolgt.
Christian Marschalls Besetzung finde ich sehr merkwürdig, da er für Cushing alles andere als etabliert war und auch nicht so gut passen wollte. Er klang mir etwas zu voll für das hohlwangige Gesicht, und seine Stimme geht auch in eine andere Richtung als die Schoenfelders, obwohl die Rolle ähnlich angelegt ist. Selbst wenn Schoenfelder in Berlin verhindert war, hätte es dort mit Siegmar Schneider, Wilhelm Borchert oder selbst Friedrich W. Bauschulte Sprecher gegeben, die naheliegender gewesen wären. Aber wenigstens nahm man nicht Arnold Marquis! Andererseits passt die reichlich merkwürdige Besetzung der Hauptrolle auch wieder zu dem abstrusen Drehbuch, das versucht, den (im wahrsten Sinne des Wortes!) ausgelutschten Vampirstoff mit Elementen des Agentenfilms zu vermischen und dabei Schiffbruch erleidet.
Holger Hagen klang zwar sonor und zugleich glatt, passte aber doch recht gut zu Cushing. Vielleicht war er keine Idealbesetzung, aber seine wohlklingende, kultivierte Stimme kam Cushings präzisem Organ recht nahe. Und da dieser gerade bei seinem ersten Auftritt viel aus dem Off zu hören ist, kamen Hagens Qualitäten als Erzählstimme gut zum Tragen. Zufall oder nicht: Gerade die Szenen, in denen Cushing und damit auch Hagen relativ viel Text hat, sind für mich die einzigen halbwegs effektvollen in diesem albernen Film.

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

01.02.2014 14:14
#15 RE: Mit Knoblauch, Pfahl und Kruzifix: Van Helsing und Co. GmbH Zitat · antworten

Das war jetzt eine schöne Retrospektive auf die Sprecher von Cushings Van Helsing-danke, Berti!

Schellow war tatsächlich unübertrefflich, allerdings finde ich persönlich Eichberger als durchaus stimmige Besetzung-wenngleich er mit Schellow nicht mithalten kann. Paul Klinger hätte ich mir aber nicht vorstellen können! Schoenfelder hatte tatsächlich das Pech, in seinem einzigen Van Helsing-Auftritt keinen besonders guten Film zu haben. Allerdings hatte ich nicht den Eindruck, daß das Drehbuch den Professor "senil" wirken lassen würde. Cushing hat einige, bzw die meisten, der guten Dialoge. Vor allem, wenn er dem Inspektor einen Vortrag hält über das Böse, fand ich ihn schon sehr überzeugend. Immerhin-als "Pseudo"-Van Helsing in "Gruft der Vampire" dchnitt er schon besser ab.

Bis heute finde ich es kurios, daß man für den ersten Film Schoenfelder nach München holte, für den zweiten aber Marschall nach Berlin-wo doch vor Ort tatsächlich genug Alternativen gewesen wären. Persönlich gefällt mir Marschall durchaus.

"Dracula braucht frisches Blut" mag ich sehr-weil es ihm durch die Agentenfilm-Vermischung durchaus gelingt, im Genre neue Akzente zu setzen. Die Ausgangsideen sind wunderbar, leider fielen auch sehr viele angedachte Szenen der kurzen Drehzeit zum Opfer, die alles schlüssiger gemacht hätten. Dracula als machtgieriger Finanzhai, der die Welt unterjochen will und mit der Pest vernichten, das hat was. Sogar heute noch. Halte ich für einen der unterschätztesten Genre-Beiträge, diesen Film-wenn er auch leider unausgereift bleibt und wenig aus seinem Potential macht. Zumindest rechne ich den Machern hoch an, daß sie aus den Fehlern des Vorgängers gelernt haben. Gilt noch heute, trotz allem Erfolg etwa von "Twilight": eine Gruppe Teenager oder junger cooler Leute machen noch lange keinen modernen Film!

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