Zwischen 1965 und 1968 produzierte der bekannte Irvin Allen vier Agentenfilme nach Romanen von Donald Hamilton. Dieser war nicht im Übermaß davon begeistert, da die Filme doch in eine etwas andere Richtung gingen als seine Bücher. Klarerweise war der Erfolg der Bond-Filme der Auslöser für diese kurzlebige Reihe. Allerdings ging man von Vornherein einen etwas anderen Weg, nämlich den der Persiflage. Dabei wanderte man auf einem schmalen Grat zwischen Ernst und Parodie, denn letztendlich sollte es ja an Action und Spannung nicht fehlen. Ernst nehmen sich die Filme nicht und durch den Hauptdarsteller Dean Martin bekamen sie auch einen speziellen Flair, weil zahlreiche Dialoge auf ihn zugeschnitten wurden (etwa: "Woher stammen Sie denn?" - "Aus der Bar!" - "Ah, da hab ich Verwandte!") und er sich selbst und sein Image auf den Arm nimmt (so springt etwa eine seiner Gespielinnen nur auf Frank Sinatra-Nummern an, wo Helm bevorzugt Dean Martin hört). Die Qualität der Filme ist unterschiedlich, unterhaltsam sind sie allesamt und sie waren auch vergleichsweise erfolgreich. Ein fünfter Film, "The Ravagers" / "Mit Dynamit geht alles besser" wurde am Ende des vierten Teiles noch angekündigt, jedoch nicht mehr hergestellt. Der Superagentenfilm hatte sich Ende der 60er doch totgelaufen-mit Ausnahme des guten alten 007. In den 70ern gab es eine erfolglosen Versuch, Matt Helm als Fernsehserie zu installieren. Allerdings kam es nur zum Pilotfilm und Helm war darin nur mehr ein gewöhnlicher Detektiv. Hervorragend ist bei den filmen die Musik, die mit Elmer Bernsteins eher traditionellem Score beginnt und nach echtem "Mission Impossible"-Klang von Lalo Schifrin in den beiden letzten Teilen bei Hugo Montenegro endet. Dessen fantastische Scores mit viel E-Gitarren und "Bababa"-Gesang sind Easy Listening-Thriller-Soundtracks allererster Qualität (und leider nie auf Tonträger veröffentlicht).
Holger Hagen war ein ausgezeichneter Sprecher für Dean Martin, zu dem in dieser Rolle Klaus Miedel sicher nicht gepaßt hätte. Insgesamt haben die Filme eine solide Münchener Besetzung, für den zweiten Film wurde aber auch Heinz Petruo ausgeborgt. Film 2 ist bei der Aura Film entstanden, das habe ich in einem alten Presseratschlag entnommen. Doch trotz kleinerer Kontinuität gegenüber dem ersten film glaube ich, daß die anderen drei nicht dort entstanden. In der eindeutigen "Goldfinger"-Parodie "Rollkommando" ist Thomas Reiner ganz herrlich als Bösewicht anzuhören (für Nigel Green). Trotz zweier Auftritte hat es seltsamerweise Herbert Weicker in der Reihe zu keinem Bösewicht gebracht. Also mal eine nette abwechslung!
Soundsamples kann ich keine machen, vielleicht kann jemand ergänzen! Gegenüber den Listen Synchronkartei / -datenbank konnte ich einiges hinzufügen.
LEISE FLÜSTERN DIE PISTOLEN (USA, 1965)
(The Silencers)
Regie: Phil Karlson / Drehbuch: Oscar Saul / Musik: Elmer Bernstein / Produktion: Irving Allen / Verleih: Columbia
Deutsche Fassung (1966): Firma: / Dialogbuch: / Dialogregie: Deutsche Erstaufführung: 9. April 1966
Es spielen und sprechen:
Dean Martin (Matt Helm) Holger Hagen
Victor Buono (Tung Tze) Anton Reimer
Stella Stevens (Gail Hendricks) Heidi Treutler
Daliah Lavi (Tina) Rosemarie Kirstein
Arthur o´Connel (Joe Wigman) Robert Klupp
Robert Webber (Sam Gunther) Christian Marschall
James Gregory (MacDonald) Arnold Marquis (Ackva bei Arne und in der Synchronkartei ist falsch)
Nancy Kovack (Barbara) Helga Trümper
Roger C. Carmel (Andreyev) Wolf Ackva
Cyd Charisse (Sarita) nur Gesang (ihre Gesangstimme ist Vikki Carr)
Beverley Adams (Loveley Kravezit/ DF: Hättsgern) - Kerstin de Ahna
Richard Devon (Domino) Herbert Weicker
David Bond (Dr. Naldi) ???
Frank Gerstle (Frazer, ICE-Hauptquartier) ???
Grant Woods (Funker) Klaus Kindler
Patrick Waltz (Hotel- Rezeptionist) Norbert Gastell
Todd Armstrong (Wache) kein Text
Robert Glem (FBI-Agent) Fred Klaus
Robert Phillips (Bewaffneter Mann) Erich Ebert
Harry Holcombe (Agent X) John Pauls Harding
DIE MÖRDER STEHEN SCHLANGE (USA, 1966)
(Murderer´s Row)
Regie: Henry Levin / Drehbuch: Herbert Baker / Musik: Lalo Schifrin / Produktion: Irving Allen / Verleih: Columbia
Deutsche Fassung (1967): Firma: Dialogbuch: Marcel Valmy Dialogregie: John Pauls-Harding Deutsche Erstaufführung: 25. März 1967
Es spielen und sprechen:
Dean Martin (Matt Helm) Holger Hagen
Ann-Margret (Suzie) Heidi Fischer
Karl Malden (Julian Wall) Heinz Petruo
Camilla Sparv (Coco Duquette) Jovita Dermota
James Gregory (MacDonald) Wolf Ackva
Beverley Adams (Lovey Kravezit / Hättsgern) Kerstin de Ahna
Richard Eastham (Dr. Solaris) Ernst Schlott
Tom Reese (Ironhead) Adalbert Kemna
Ted Hartley (Wächter, der Rogas Neffe ist) Manfred Schott
Marcell Hillaire (Pol. Cpt. Deveraux) Anton Reimer
Corinne Cole (Miss Januar) ???
Robert Terry (Dr.Rogas) Erik Jelde
Vincent Barbi (Mann unter dem Bartisch) ???
George Takei taucht nur ganz kurz und textlos auf.
WENN KILLER AUF DER LAUER LIEGEN (USA, 1967)
Regie: Henry Levin / Drehbuch: Herbert Baker / Musik: Hugo Montenegro / Produktion: Irvin Allen / Verleih: Columbia
Deutsche Fassung (1968): Firma: / Dialogbuch: / Dialogregie: Deutsche Erstaufführung: 13. April 1968
Es spielen und sprechen:
Dean Martin (Matt Helm) Holger Hagen
Senta Berger (Francesca Madeiros) sie selbst
Janice Rule (Sheila Somers) Eva Pflug
James Gregory (MacDonald) Wolf Ackva
Albert Salmi (Jose Ortega) ???
Kurt Kasznar (Quintana) Herbert Weicker
Beverley Adams (Lovey Kravezit / Hättsgern) Kerstin de Ahna
David Mauro (Nassim) Werner Uschkurat???
Reg Jenson (Karl) Willy Friedrichs
John Brascia (Rocco) Norbert Gastell
Linda Foster (Linda) Doris Jensen
Joe Gray (Arzt) Alexander Allerson
Karin Feddersen (Mädchen beim Training) Doris Jensen
John Indrisano (Gullen) Horst Raspe
Mauritz Hugo (Mann im Zug) John Pauls Harding
ROLLKOMMANDO (USA, 1968)
Regie: Phil Karlson / Drehbuch: William McGivern / Musik: Hugo Montenegro / Produktion: Irvin Allen / Verleih: Columbia
Deutsche Fassung (1969): Firma: / Dialogbuch: / Dialogregie: Deutsche Erstaufführung: 11. April 1969
Nun ja - Marcel Valmy und Wolfgang Schnitzler sind ja zwei Namen für eine Person, insofern haben wir ja beide recht. Wenn die Aura in einer Pressemeldung stand, wird's wohl stimmen, aber es verblüfft mich doch ziemlich, deshalb gebe ich meinen Gedanken nicht so schnell auf. Könnte es vielleicht sein, dass es sich um den dritten Film handelte statt um den zweiten und die Columbia in der Zwischenzeit zur Aura Film gewechselt hatte? Anfang der 60er ließ Columbia ja abwechselnd bei der Ultra Berlin/München und bei der Arena München synchronisieren, 1968 dagegen war es bei "Das Gold von Sam Cooper" laut Abspann die Aura Film (allerdings mit komplett berliner Besetzung!).
Gruß Stefan
fortinbras
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11.08.2014 17:45
#9 RE: Die Matt Helm - Filme mit Dean Martin (1965 bis 68)
Ganz ausschließen kann ich eine Verwechslung natürlich nicht, aber in der zweiten Hälfte der 60er ließ die Columbia auch öfters bei der Aura synchronisieren. Ich muß mal nachschauen, ob ich meine Quelle noch finde. Die Zuordnung von Dialogregisseuren/autoren fällt mir nicht so leicht, weil ich mich fast nur mit der Materie der Sprecher/innen befasse. Da gebe ich natürlich schon viel auf Leute, die sich hier auskennen.
Mondry bleibt mir nie im Ohr, obwohl er sehr viel gearbeitet hat im Synchronstudio. Im Film gibt's ja mehrere Funker, die Rollenzuordnung habe ich mit Internethilfe zusammengestellt. Muß nochmal reinhören/schauen. Kindler ist ja doch ein Sprecher, den man im Schlaf kennt und der nicht leicht zu verwechseln ist - außer ich hab schlampig hingehört.
Ich würde mich hier der Theorie von Stefan anschließen, die Kombination Schnitzler/Pauls-Harding deutet sehr stark auf die Ultra. Bei "Scharfe Sachen für Monsieur" gab es exakt diese Paarung übrigens bereits einmal. Conrad von Molo hat bei seiner Aura meines Wissens (fast) immer selbst Regie geführt, das Dialogbuch übernahm oft seine Frau Beate oder er selbst. Er war mit seiner Firma sowohl in München als auch in Berlin ("Das Gold von Sam Cooper") tätig, saß allerdings auch für die Ultra im Regiestuhl, um die Verwirrung an dieser Stelle perfekt zu machen. Beide Firmen waren vor allem für Columbia/Warner-Columbia aktiv, die Ultra auch für United Artists, Arena aber vor allem für Universal. Um auf das eigentliche Thema zurückzukommen, auch der erste Matt Helm-Film wurde mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bei der Ultra bearbeitet, die Cameo-Rollen von Harding in Film 3 und 4 wären ebenfalls ein Hinweis auf seine Regie und somit die Ultra. Die Erwähnung der Aura ist in diesem Zusammenhang also in der Tat sehr verwirrend.
fortinbras
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13.08.2014 14:04
#13 RE: Die Matt Helm - Filme mit Dean Martin (1965 bis 68)
Wozu kennt man Leute, die wen kennen, der auch wen kennt...also, die Info stammt von einem Dean Martin-Sammler und demzufolge soll sich die Sache so verhalten:
Teil 1 - Ultra Teil 2 - Ultra Teil 3 - Aura im Auftrage der Ultra Teil 4 - Ultra
Synchronbuch/regie in allen Valmy/Pauls-Harding
Kann diese Angabe korrekt sein und gab es öfters solche "Auftragsarbeiten" zwischen diesen Firmen?
Zitat von Willoughby im Beitrag #12Beide Firmen waren vor allem für Columbia/Warner-Columbia aktiv, die Ultra auch für United Artists, Arena aber vor allem für Universal.
Bisher dachte ich, Filme im Verleih der Universal seien hauptsächlich bei der BSG bearbeitet worden?
Die Arena Filmproduktion (nicht zu verwechseln mit der Arena Synchron in Berlin), die Stefan bereits oben erwähnte, war eine Münchner Firma. Es bezog sich folglich nur auf die Bearbeitungen in München.