Eine traurige Nachricht, aber im 91. Lebensjahr darf man schon in die ewigen Jagdgründe eingehen.
Peter Schiff-einer jener Sprecher, deren Existenz und Präsenz man zumeist als so selbstverständlich ansah, daß man leicht vergessen konnte, was ihm in vielen seiner Nebenrollen für Kabinettstückchen gelangen. Hauptrollen hatte er ja nicht so viele.
Für Louis de Funes war er ein kongenialer Nachfolger zu Gerd Martienzen, es dauerte bei mir sogar recht lange, bis ich den Unterschied erkannte. Leider waren es nicht Louis' beste Filme, die Schiff noch machen durfte. Immerhin: bei der oberflächlichen Synchro zu "Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe", die sich bemühte, fast alle getragenen und sensiblen Szenen zu eliminieren, war es Schiff, der dam alten Claude die Würde beließ und ihn als Mensch mit einer im Grunde zarten Seele erkennen ließ. Wenn Schiff den Abschiedsbrief an seine wiedererstandene Frau spricht, das ist berührend. Eine Schande, daß man "Louis, der Geizkragen" so vergewaltigt hat - Schiff mit seiner klassischen Theaterkarriere und seiner Vielseitigkeit als Charakterdarsteller hätte das mit Bravour gemeistert: in voller Länge!
Man vergißt oft, daß Schiff auch jugendliche Helden sprach, wie etwa Van Johnson in "Damals in Paris". Besonders gerne mochte ich ihn in echten Charakterrollen, häufig brillierte er für Kleinbürger, die schon mal über sich hinaus wachsen können oder als Feiglinge.
In erinnerung bleiben mir u.a. Ewan Hopper als Priester, der unfähig ist, sich gegen das Böse zu wehren, in "Draculas Rückkehr". Auch in "Wie schmeckt das Blut von Dracula?" war er genial für Peter Sallis und in "Frankenstein muß sterben" als kleiner Dieb, der das Fürchten lernt, brabbelte er so richtig schön aus allen Fugen.
Er war ein herrlicher Inspektor Lestrade für Frank Finlay in "Sherlock Holmes' größter Fall". Eine meiner Lieblingsrollen ist auch David Bauer als Morton Slumber in "Diamantenfieber": Schiff trifft perfekt den heuchlerisch-getragenen Tonfall des Bestattungsunternehmers, dem' im Grunde ja nur ums Geld geht.
Auch vor der Kamera war er ein vielseitiger Schauspieler, sowohl in Komödien, als auch in ernsten Rollen. Besonders eingeprägt hat sich hier seine wunderbare Rolle als Vater in der schönen 80er-Jahre Serie "Goldene Zeiten".
Sein umfangreiches Schaffen kann man kaum in wenigen Sätzen erfassen. Ich schätzte ihn sehr als profilierten Ensemblespieler, der aus jeder Rolle (ob groß oder klein) das Beste herausholte, ob im Synchronstudio oder vor der Kamera. Peter Schiff war einer, der die berühmte Schauspieler-Regel in die Tat umsetzte: "Es gibt keine kleinen Rollen, nur kleine Schauspieler."
Erwähnt werden sollten unbedingt auch sein tückischer sanfter HAL in "2001" und als Gegenpol sein fanatisch durchgedrehter, mit sich überschlagender Stimme brüllender Wahnsinniger in "Hängt ihn höher". Seine besten und differenziertesten Leistungen aber brachte er meiner Meinung nach in den vielen Kurt-Vethake-Hörspielen. R.I.F.
Zitat Seine besten und differenziertesten Leistungen aber brachte er meiner Meinung nach in den vielen Kurt-Vethake-Hörspielen.
Dem schließe ich mich an - Zumal er beim Synchron eher in Nebenrollen zu hören war, hier aber durchaus in größeren Parts. (Neben seinen diversen Erzählrollen bleibt mir vor allem sein Herr Taschenbier in den Sams-Hörspielen in Erinnerung).
Schon verrückt, letztens war noch die Rede von ihm und seinem späten Hörspiel-Comeback im "Jubiläen"-Thread. Gab diesbezüglich auch ein interessantes Interview in der "Playtaste".
Aber 90 Jahre sind schon ein stolzes Alter. Mein Beleid.
Mein Beileid. Leider war Schiff nie ein Sprecher der "ersten Garde", begeisterte dafür aber mit zahlreichen Nebenrollen. Darunter einer meiner Favoriten ist Paul Preboist in OSCAR. Genial wie sich er und Miedel (De Funes) gegenseitig die Bälle zuspielen.
Gestern erst an ihn und seine tolle Leistung als de Funes Sprecher gedacht. RIP!!
Auch mir erging es so, dass ich als Kind den Unterschied zu Martienzen erst gar nicht gehört habe. Im Gegenzug muß ich sagen, dass GEIZKRAGEN in seiner Kurzfassung einfach ein Stück Kindheit ist, dazu gehören auch die Sprüche und demnach seine sehr gute Leistung!
Zitat von Wilkins im Beitrag #7Neben seinen diversen Erzählrollen bleibt mir vor allem sein Herr Taschenbier in den Sams-Hörspielen in Erinnerung
Genau der hat sich auch mir in meiner Kindheit ins Gedächtnis eingebrannt. Dass ich Peter Schiff danach in Synchronisationen wiedererkannt und weiterhin sehr gerne gehört habe, dürfte ein ganzes Stück dazu beigetragen haben, dass ich Interesse an diesem Thema entwickelt habe. Möge er in Frieden ruhen.
Und schon wieder erst sehr kurz nach Niels Clausnitzer hat uns ein grosser beliebter Mann der geliebten alten Schauspieler- und Synchron-Garde verlassen, wobei genauso wie dieser natürlich schon lange leider kaum noch aktiv!! Sehr traurig, aber ja, er hat eben auch schon ein wirklich stolzes hohes Alter erreicht und bleibt uns mit einer Vielzahl von glanzvollen schauspielerischen Rollen (sei es nur stimmlich in der Synchronisation oder als selbst auftretender Mime im Gedächtnis erhalten. Sicher war einer der grössten Höhepunkte im Synchron, der sich zumindest noch vor Jahren bestimmt auch einigen eingeprägt hat sogar der Zeichentrickfilm "Wenn der Wind weht" mit ihm und Brigitte Mira als Sprecher, in dem ein englisches Rentnerpaar in seinem Haus den nötigen Schutz vor einem Atomkrieg suchen möchte, schließlich aber unweigerlich und bitterlich hineingerät (habe ich sowohl im TV (dort lief er bedauerlicherweise schon bestimmt fast 20 Jahre nicht mehr!) und zweimal im Religionsunterricht in der Schule geschaut); im Jahr der deutschen Bearbeitung davon 1986 verkörperte er gemeinsam mit Mira auch in der schönen TV-Komödie "Vicky & Nicky" mit wahrem 80er-Jahre-Berlin-Flair einen netten Antiquitätenhändler, der nachdem er zuvor vergeblich versucht hatte Ware an sie zu verkaufen, mit ihr zusammen im Auto Gauner (einer war Manfred Lehmann) verfolgt und schließlich stellt und in Zaum hält (wurde vor ein paar Jahren mal noch mehrfach beim ZDF-Theaterkanal wiederholt; aber auch Louis de Funes hat er wunderbar und passend gesprochen, wenn das Erbe von Gerd Martienzen auch sehr schwer zu bewältigen war; er war für mich schnell ein unverkennbarer, weiterer Louis ohne Störung und hat alles mit großer Spielfreude gemeistert! Er war wohl auch eines der letzten echten Berliner Originale mit einer sympathischen Ausstrahlung und Stimme, der mir so auch schon als Kind in vielen Serien wie "Drei Damen vom Grill", "Praxis Bülowbogen" usw. auffiel! Mach´s gut, Peter und vielen herzlichen Dank für alles und so viele schöne TV-Stunden, die dich durch weitere Wiederholungen hoffentlich noch häufig wiederauferstehen lassen und uns von neuem erfreuen werden! Grüß auch Brigitte ganz lieb! Mein herzliches Beileid an die Familie, Kollegen, Freunde und Bekannten!
Zitat von Pete im Beitrag #11Sicher war einer der grössten Höhepunkte im Synchron, der sich zumindest noch vor Jahren bestimmt auch einigen eingeprägt hat sogar der Zeichentrickfilm "Wenn der Wind weht" mit ihm und Brigitte Mira als Sprecher, in dem ein englisches Rentnerpaar in seinem Haus den nötigen Schutz vor einem Atomkrieg suchen möchte, schließlich aber unweigerlich und bitterlich hineingerät (habe ich sowohl im TV (dort lief er bedauerlicherweise schon bestimmt fast 20 Jahre nicht mehr!) und zweimal im Religionsunterricht in der Schule geschaut)
Danke für den Tipp, beim Nachsehen habe ich entdeckt, dass es den Film inzwischen immerhin auf DVD gibt. So lässt sich das trotz mangelnder TV-Ausstrahlungen nach- oder wiederholen.
Schön, daß endlich "Wenn der Wind weht" erwähnt wurde - den hatte ich auch vergessen. Da war er ganz wunderbar und ergänzte sich hervorragend mit Brigitte Mira.
Als HAL in Kubricks (sorry) überladenem und selbstherrlichem Opus "2001" (das auf 75 Minuten gekürzt einen passablen Film abgeben würde) war Schiff wirklich DAS Highlight, wie auch der Sprecher im Original. Schön, daß man ihn bei der Fortsetzung auch wieder nahm und er die Rolle auch in "Der Schläfer" sozusagen als Hommage bekam.
Ich habe als Kind nur selten Hörspielen gefrönt, Märchen natürlich sehr viele. Hörspiele standen bei mir nicht sehr hoch im Kurs, die waren mir meist zu statisch und sind es noch. Aber einige habe ich genossen und da blieb mir Schiff auch in Erinnerung: als Erzähler in "Meuterei auf der Bounty". Da war er so schön sachlich und in den passenden Momenten auch dramatisch.
Silenzio erwähnte "Oscar": da war er tatsächlich super! Ich fand es schade, daß Schiff nicht immer für Preboist herangezogen wurde (der einer der kongenialsten französischen Komödianten war).
Mein Beileid! Leider wurde er meist nur in Nebenrollen besetzt und wirkte dort öfter unterfordert. Der einzige "große Name", mit dem er verbunden war, dürfte de Funes gewesen sein, obwohl er es (wie früher mal erwähnt) hasste, diesen zu sprechen (weil es enorm stressig war). Als Stimme von HAL kam er dem Original erstaunlich nah. Ansonsten habe ich ihn über diverse Hörspiele kennengelernt, ohne sagen zu können, was mein Erstkontakt war.
Zitat von fortinbras im Beitrag #5Man vergißt oft, daß Schiff auch jugendliche Helden sprach, wie etwa Van Johnson in "Damals in Paris".
In eine ähnliche Richtung ging auch sein Auftritt in John Fords "Der schwarze Falke" (ebenfalls eine seiner erste Rollen).