Italienischer Titel: Upperseven-L'Uomo da uccidere Englischer Titel: The Spy with ten Faces
Deutschland/Italien, 1965 Regie / Drehbuch: Alberto de Martino Musik: Bruno Nicolai Produktion: Roxy / European Verleih: Constantin Film
Deutsche Fassung (1966):
Firma: Aventin Film, München Dialogregie: Joachim Brinkmann Dialogbuch: ?
Deutsche Erstaufführung: 22. April 1966
Geheimagent Paul Finney hat weder tausend, noch zehn Masken - aber immerhin vier oder fünf. Ein origineller Eurospy-Film, der die Bond-Filme ebenso persifliert, wie auch aus ihnen hohes Eigenkapital schlägt. Eine witzige und originelle Geschichte, schöne Locations und ein hervorragender Soundtrack von Bruno Nicolai hat der Film u.a. zu bieten. Auch wenn der Film nicht ganz so Super-Action a la Bond bietet, ist eines jedoch verblüffend: der gesamte (aufwendig gedrehte) Streifen kommt ohne Rückprojektionen aus, was damals selbst bei budgetär verwöhnten A-Produktionen keineswegs selbstverständlich war.
Paul Hubschmid ist für manchen wohl etwas gewöhnungsbed ürftig, aber er paßt ganz gut in den Film, vor allem weil Agent "Supersieben" doch ein wenig mehr ist als nur ein 007-Imitat.
Die deutsche Fassung ist sehr gut gelungen, mit feinen Dialogen und guter Besetzung. Paul Hubschmid spricht sich selbst, außer in seiner zweiten Rolle. Im Film gibt's zudem zwei handlungsbedingt notwendige Synchronpassagen, in denen Schauspieler plötzlich anders sprechen. Rosemarie Fendel für Karin Dor ist ein wenig eigen, aber ganz ok. Wunderbar: Niels Clausnitzer als Bösewicht!
Ein paar Ergänzungen und eine Korrektur kann ich zum bereits bekannten liefern.
Es spielen und sprechen:
Paul Hubschmid (Agent Paul Finney) er selbst
Paul Hubschmid (Finney, eine Sequenz: Stimmübung) Erich Ebert
Paul Hubschmid (Finney, eine Sequenz: Stimmvorführung) Thomas Reiner
Paul Hubschmid (Sir Harold) Thomas Reiner
Karin Dor (Helen Farneit) Rosemarie Fendel
Nando Gazzolo (Kobras) Niels Clausnitzer
Vivi Bach (Birgit) sie selbst
Rosalba Neri (Pauline) Christa Berndl ???
Guido Lollobrigida (Santos) Erich Ebert
Guido Lollobrigida (Paul Finney, als Santos maskiert, eine Sequenz) Paul Hubschmid
Bruno Smith (Sir Richard) Lukas Ammann
Tullio Altamura (Bankdirektor) ??? (Reimer in der SDB ist falsch)
??? (Kontaktmann, Kapstadt) Otto Preuss
Tom Felleghy (Gibbons) ???
Mario Maffei (Duke Robin) Kurt E. Ludwig
??? (Molly, Sekretärin) ???
??? (Zollkontrollor) Norbert Gastell (mit starkem Schweizer Akzent)
Auf Brinkmann hätte ich auch getippt, aber Du scheinst ja sogar eine schriftliche Bestätigung zu haben. Aventin würde ich auch als sicher annehmen, zumal die Constantin den Film verlieh.
Danke für die Unterstützung, das werde ich dann später beim Aufräumen diverser Threads eintragen.
Ich dachte von der Besetzung her und wegen Constantin an Aventin. Ernst Schlott war zwar in überdurchschnittlich vielen Aura-Synchros dabei, aber da hatte ich das subjektive Empfinden, daß dort Ebert kaum eine Rolle spielte.
Das subjektive Empfinden täuscht Dich in diesem Fall allerdings. Denn Conrad von Molo hat mit seiner Aura-Film in München ebenfalls überwiegend im Aventin-Studio aufgenommen, da er über kein eigenes Atelier verfügte. Und Erich Ebert war sogar an überdurchschnittlich vielen Aura-Produktionen beteiligt, wie zum Beispiel: "Die Vergeltung des roten Korsaren", "Eins, zwei, drei", ""Kriegsgesetz", "Die sieben Todsünden", "Die Verführerin", "Der Pfandleiher", "Stunde der Wahrheit", "Das Haus unter den Bäumen", "Kalter Schweiss", "Der Chef", "Drei auf der Flucht", "Die letzte Vorstellung", "Türkische Früchte", "Visum für die Hölle", "Der Erfolgreiche", "Der eiskalte Job", "Der Filou", "Le Magnifique", "Sindbads gefährliche Abenteuer", "Tote Zeugen singen nicht", "Angst über der Stadt", "Der Gangsterboss von New York", "Das Nervenbündel", "Robin und Marian", "Der Strohmann", "Und morgen wird ein Ding gedreht", "Wie ein Bumerang", "Das Geld liegt auf der Straße", "Der Champion"... um nur einige zu nennen. :-)
Abschweifende Frage: Führte von Molo für gewöhnlich auch Regie bei den von Dir genannten Synchronisationen? Ich hatte einige bisher eher der Ultra zugeschrieben, aber die Zuordnung zur Aura erklärt den erheblichen Qualitätsunterschied zwischen bspw. "Sindbad" und den Closeau-Filmen.
ein eindeutiges ja, von Molo führte m.E. bei der Aura sogar ausnahmslos selbst Regie und das Dialogbuch stammte oftmals von seiner Frau Beate von Molo. Für die Ultra führte er ebenfalls Regie, wie zum Beispiel bei "Rocco und seine Brüder", "Liebe 1962" oder "Kommissar Maigret sieht rot".
... und die Tochter Elisabeth wurde wohl auch einige Male besetzt. Vielen Dank für die Antwort, sie schließt einige empfindliche Lücken in meinen privaten Filmlisten (zumal ich gerade die Synchronisation von "Sindbads gefährliche Abenteuer" sehr schätze).
So kann subjektive Wahrnehmung täuschen. Wobei ich gestehen muß, daß ich nicht so intensiv über die Synchronfirmen nachdenke beim Ansehen wie manch anderer es tut. Wieder etwas dazugelernt - ich wußte bisher gar nicht, daß Molo bei Aventin arbeitete. Das werden vermutlich viele gemacht haben, oder andernorts in einem gut ausgestatteten Studio. Es tauchen immer wieder Namen von Synchronfirmen auf, die scheinbar nur ein kurzes Leben hatten, aber die üblichen Verdächtigen dabei sind. Da fällt mir die "Karpat Film" ein, die ich bisher bewußt nur in einem Film wahrgenommen habe, während Rohnstein ja bei vielen Firmen tätig war.
Betreffend Conrad von Molo fiel mir nur (wiederum subjektiv) auf, daß er relativ häufig Ernst Schlott besetzte, leider jedoch auch in zuwenigen Hauptrollen.
Für Exkursionen ist jeder Thread gut. Da fällt mir noch dazu ein, daß einer meiner besonderen Lieblinge (den Begriff meine ich jetzt sarkastisch) zur Hälfte von den Molos abstammt und mal meinte, jener Zweig der Familie hätte "mit Hilfe zweitklassiger Schauspieler" eine ganze Menge Geld durchs Synchronisieren verdient. Der betreffende Herr hält sich nicht nur für einen der gutaussehendsten Schauspieler im deutschen Raum, sondern auch für ausgesprochen begabt. Zeitweilig war er mit einem Hund im Fernsehen.
Wobei Du natürlich Synchronfirmen wie Aura bzw. Ultra nicht mit Filmproduktionsfirmen (Karpat) oder reinen Aufnahmestudios (Aventin) verwechseln darfst.
Und zum zweiten Teil Deines Postings... Diese Aussage erscheint mir ehrlich gesagt zweifelhaft, zumal ich diesbezüglich von ihm schon ganz andere Töne gehört habe. "Jener Zweig" waren immerhin seine Großeltern bzw. die Eltern seiner ebenfalls in dieser Branche tätigen Mutter. Woher stammt das Zitat bzw. wer kolportiert so etwas?
Dann werd ich dem Herrn Otto Preuss später noch einen dicken roten Anstrich geben. Ist wirklich "Le Chiffre", Volltreffer.
@ Willoughby:
Besagtes Zitat wirkte wohl etwas harsch, so wie ich es anführte. Der Betroffene hat weder die Arbeit seiner Familie, noch die Synchronarbeit generell schlecht gemacht. Er äußerte sich etwas kritisch zu dieser Methode, weil sie einen wesentlichen Teil der Leistung des Schauspielers verändern würde, allerdings wäre das Publikum das so gewohnt. An sich wollte ich nur anführen, wie viele aus der Zunft der Meinung sind, Synchron-Leute wären "zweitklassige" Schauspieler. Und diese Bezeichnung sagte er leider tatsächlich. Allerdings steht er damit nicht alleine da, fällt mir nur wieder der berühmte "Schweijk" Fritz Muliar ein, der über seine Josefstadt-Kollegin Marion Degler sinngemäß sagte: "Wenn sie was könnte, tät sie nicht synchronisieren!"
Ja, solche Schmähungen sind häufig zu finden; vor kurzem hab ich einen Ausschnitt vom Klappentext bzw. Werbetext zu Klaus-Peter Graps Roman gepostet, worin eine ähnliche Wertung steht. Auch von einem ehemaligen Polizeihauptmeister des 14. Reviers ist in einem online-Interview zu lesen, wie er über einen Kollegen lästert (den ich sowohl schauspielerisch als auch synchrontechnisch für deutlich fähiger halte), dass man "ihn dann zum Synchron durchgereicht habe"... Vielleicht brauchen manche so etwas auch für ihre eigenes künstlerisches Selbstverständnis, so wie sich manche Professoren über die Zahl ihrer Veröffentlichungen, die zugehörigen Verlage, die Menge an akquirierten Drittmitteln oder die Bedeutung der jeweiligen Fachdisziplin definieren. So kann es auch vorkommen, dass ein renommierter Althistoriker die Numismatik schmäht ("Ich bin halt kein Münzsammler.") oder über die Arbeit der Archäologen in Athen sagt "Hier muss man nicht gewesen sein..."
Als Gegenbeispiel nenne ich gerne Heinz Rühmann, der in seinen Memoiren (oder hab ich es irgendwo anders von ihm zitiert gelesen? In meiner Ausgabe von "Das war's" finde ich es nicht...) erwähnte, dass er seinen Freund Erik Ode für die Synchronarbeit bewundert habe, weil er das selbst kaum hinbekommen habe. Rühmanns Reputation zufolge hätte er sowas auch ganz anders formulieren können...
Ein solches Lob aus Rühmanns Mund ist schon etwas Bedeutsames, man weiß ja doch, daß er nicht unbedingt ein Sonnenschein war.
Dabei fällt mir ein, daß es da ja so einen Sprecher gibt, bei dem mancher dachte, das wäre tatsächlich Rühmann. Ab und an tauchte er in Minirollen auf (so beim "Koloss von Rhodos"). Wer das wohl gewesen sein mag?