Eine weniger bekannte Sprechrolle hatte Büttner in "Die unglaubliche Geschichte des Mr. C", wo er den von William Schallert gespielten Hausarzt Dr. Bramson des bedauernswerten Scott Carey sprach.
Ich habe mir überlegt, ob es bestimmte Schauspieler/Rollen gibt, für die ich mir Büttner auch vorstellen könnte. Ob er zu Truman Capote bei dessen Auftritt als Lionel Twain gepasst hätte, wenn "Eine Leiche zum Dessert" in München synchronisiert worden oder er zu dieser Zeit zufällig gerade in Berlin gewesen wäre? Stimmlich hatten er und Beckhaus aus meiner Sicht durchaus einige Parallelen (zumindest bevor Letzterer knorriger klang). Und ob es einen Versuch wert gewesen wäre, ihn auf Richard Attenborough zu besetzen (natürlich nicht in "Gesprengte Ketten")?
Zitat von berti im Beitrag #5Jenseits von der Synchronarbeit fand ich besonders seine Interpretation des "Meister Hora" im um 1976 produzierten "Momo"-Hörspiel beachtlich. Seine Leistung als Sprecher dieser Rolle stand der von Wilhelm Borchert in der zehn Jahre später entstandenen Filmversion in nichts nach. Und da Borchert bekanntlich einer der ganz Großen der Branche war, will das etwas heißen!
Nachdem ich Büttner kürzlich wieder in dieser Rolle erlebt habe, hat mich erneut beeindruckt, wie milde, weise und beruhigend er hier klingen konnte. Allzu viele Synchronrollen von ihm kenne ich nicht, aber oft hatte er dabei einen entweder verschlagen-schmierigen oder etwas wehleidigen Unterton (zur jeweiligen Figur passend), der ihm hier völlig abging. Beachtlich, dass man ihn und nicht z. B. Holger Hagen besetzte, der 1975 in München naheliegender gewesen wäre!
Eine Rolle, die komischerweise trotz der Bekanntheit des Films noch nicht genannt wurde, wäre Friedrich von Ledebur als Queequeg in "Moby Dick". Vielleicht liegt es daran, dass diese Rolle so untypisch für Büttner war? Für den Hühnen Ledebur* war er nicht gerade naheliegend, für einen am ganzen Körper tätowierten Polynesier (der zumindest ein Kopfjäger ist) auch nicht. Hier durfte er jedenfalls ungewohnt grimmig und knarrend klingen, Welten entfernt von den meisten anderen seiner Sprechrollen, die eher leise und manchmal sogar wehleidig oder schmierig angelegt waren.
*Er dürfte einer der wenigen Schauspieler gewesen sein, zu denen Lex Barker aufblicken musste!
Ich muss an dieser Stelle mal äußern, dass Büttner für mich zu den Schauspielern zählt, die sehr oft nach Schema F besetzt wurden und denen das gar nicht gut getan hat. Ich persönlich höre ihn in seinen "üblichen" Synchronrollen nicht so gern, aber er hat mich in Rollen abseits des Klischees schon mehrfach äußerst positiv überrascht. Tatsächlich zählt auch der Queequeg dazu, vor allem aber sein hasserfüllter Ahab im Hörspiel "Leviathan '99" und sein schimpfender Doktor im Plüsch-Krimi "Der Strick um den Hals" (wo übrigens mit Panczak ein weiterer Synchronsprecher in einer beeindruckenden Rolle zu sehen ist).
Ich nehme an, der bereits erwähnte Meister Hora zählt für dich ebenfalls zu den Rollen jenseits seines Schemas (zumal du das betreffende Hörspiel bekanntlich sehr schätzt)?
Ich vermute mal, dass du zu seinen "üblichen" Rollen solche zählst, in denen Büttner unterwürfig, verschlagen, schmierig oder auch weinerlich klang. Selbst innerhalb dieses Bereichs konnte er aber auch Kabinettstückchen abliefern, wenn die Rolle genug hergab, so etwa im "Spion, der aus der Kälte kam" oder in der "Nacht der Generäle" (beides bereits früher genannte Beispiele).
Zitat von Gast im Beitrag #1Wolfgang Büttner ging nach München, wo er ab 1948 am "Bayrischen Staatsschauspiel" zum Ensemble gehörte. Dort blieb er bis 1960, als er im Streit das Haus verließ. Hans Schweikart nannte ihn einen hochsensiblen, mit Hang zum Perfektionismus ausgestatteten Künstler, in dem ständig etwas brodelte und der cholerisch werden konnte oder sich in Tiraden aus Hass und Selbstmitleid erbrach, wenn ihm etwas gegen den Strich ging. Nicht selten sei er spurlos bei Proben verschwunden. (...) Büttner erkrankte während der 50er-Jahre an einem chronischen, mitunter schmerzhaften neurologischen Leiden, das Lähmungserscheinungen im Gesicht und sporadisch auch am Körper verursachte. Einige seiner Weggefährten sind der Meinung, daß diese Krankheit einen wesentlichen Anteil daran gehabt haben dürfte, daß er mitunter unausstehlich und feindselig war. (...) Jutta Kammann erzählt im Interview auf der Dvd zu "Der Monddiamant" auch vom schwierigen Umgang mit Büttner während der Arbeit an "Goya".
1971 verstarb der Sohn des Paares Büttner-Noelle durch einen Unfall. Danach soll Büttner ruhiger geworden sein, aber sehr introvertiert und noch unnahbarer als vorher. Bis zuletzt sei er immer wieder in Depressionen verfallen, die Familie war sein Rückhalt und wie Ellen Schwiers einmal erzählte, war er zuhause ein ganz anderer Mensch, relativ fröhlich und gutmütig, seine Kinder wickelten ihn ständig um die Finger.
Büttner schätzte immer sehr politisch brisante Stoffe, modernes Theater und gewagte Figuren. Er eckte auch gerne an mit seinen Darstellungen. (...) Seine Stimme ließ stets sofort aufhorchen, sie verlangte nach Aufmerksamkeit und konnte sich richtig schön ins Ohr Bohren. Oft wirkte sie gnadenlos, konnte aber auch herzliche Töne haben.
Ich weiß natürlich nicht, ob fortinbras beim Erstellen des Porträts dieses Interview kannte, das Harald von Troschke um 1982 herum mit Wolfgang Büttner führte (und bei dem sich an einer Stelle auch die anwesende Eleonore Noelle zu Wort meldete):https://troschke-archiv.de/interviews/wolfgang-buettner Es deckt sich jedenfalls sehr gut mit seiner Charakterisierung des Mannes und auch seiner Stimme. An einigen Stellen blitzt Humor durch, aber insgesamt bleibt doch der Eindruck eines durch viele Schicksalsschläge und schreckliche Erfahrungen bitter und pessimistisch gewordenen Mannes.