Regie: Basil Dearden Drehbuch: Janet Green / John Mc Cormick Musik: Philip Green Produktion: Parkway/Rank Verleih: Rank Film
Deutsche Fassung:
Rank Synchronabteilung, Berlin Dialogbuch: Hans Joachim Szelinski Dialogregie: Edgar Flatau
Deutsche Erstaufführung: 30. Mai 1962, freigegeben ab 18 Jahren
Inhalt:
Der junge Lohnbuchhalter Jack Barrett ist auf der Flucht vor der Polizei. Er hat Lohngelder unterschlagen. Keiner seiner Freunde kann ihm wirklich helfen und der angesehene Anwalt Melville Farr verweigert sich seinen Hilferufen. Barrett wurde wegen seiner Homosexualität erpresst. Er hatte in Farr seine große Liebe gefunden und will ihn schützen. Er erhängt sich in der Gefängniszelle. Farr, der kurz vor seiner Ernennung zum Kronanwalt steht, kämpft mit seinem Gewissen. Er will auf eigene Faust die Erpresserbande dingfest machen, aber ohne Polizei geht es letztendlich nicht. Allerdings kann er damit sein Ansehen und seine Ehe endgültig ruinieren...
Zum Film:
Aus dem Buch "Out im Kino" von Axel Schock und Manuela Kay:
"Der Teufelskreis hat in mehrfacher Hinsicht Filmgeschichte geschrieben: Es ist - nach 'Anders als die Anderen' (1919) - der erste kommerzielle Spielfilm, der ein schwules Thema behandelt und dabei für Toleranz gegenüber Homosexuellen plädiert. Zugleich zeigt der Film einen (verheirateten, Anmkg) schwulen Mann, der sich bewußt für sein Coming-Out entscheidet. Entstanden ist der Film zu einer Zeit, während der Homosexualität in England noch unter Strafe stand und Homosexuelle gesellschaftlich weder Lobby noch Rechte hatten. Regisseur Basil Dearden mußte folgerichtig aufgrund seiner liberalen und für eine Verbesserung der Rechtslage plädierenden Haltung öffentliche Anfeindungen erdulden. In den USA erwog die Zensurbehörde gar, den Film ganz zu verbieten. Die Reaktionen der Presse waren großteils vernichtend. 'Die stillschweigende Billigung der Homosexualität', so beispielsweise das Time Magazine, sei anstößig."
Melville Farr ist vielleicht die komplexeste Figur, die Bogarde je dargestellt hat und er spielt ganz hervorragend. Interessanterweise hat Bogarde eine ganze Reihe Figuren mit mehr oder weniger homosexuellem Kontext dargestellt, sich auch für Schwulenrechte eingesetzt, aber bis zu seinem Tod stets fehement geleugnet, schwul zu sein - was er aber war und was zumindest in der Branche stets bekannt war.
Der Film war schwer zu besetzen, da einige Schauspieler um ihren Ruf fürchteten. Der trotz seiner (eigenwilligen) Freundschaft zu John Gielgud als äußerst homophob bekannte Ralph Richardson bekam einen Tobsuchtsanfall, als man ihm die Rolle des Lord Fullbrook anbot. Waren sie auch keine Stars, aber für Leute wie Nigel Stock, Norman Bird oder den am Beginn seiner Karriere stehenden Peter McEnery war es keine Selbstverständlichkeit, schwule Männer zu spielen.
Die deutschen Synchronsprecher hatten nichts zu verlieren, dennoch war dieser mutige Film wohl für alle absolutes Neuland. Die deutsche Fassung wurde in zwei Szenen etwas abgeschwächt im Dialog und zwei Sätze wurden ganz geschnitten, aber ansonsten wurde sorgfältig herangegangen. Gottseidank entstand der Film 1961, nur wenige Jahre später wären wohl schon schwule Klischeestimmen zu hören gewesen, auch wenn es nicht dem Original entsprach.
Bei Arne finden sich zehn Einträge, die sich jedoch ergänzen lassen.
Es spielen und sprechen:
Dirk Bogarde (Melville Farr) Herbert Stass
Sylvia Syms (Laura Farr) Ilse Kiewiet
Anthony Nicholls (Lord Fullbrock) Siegfried Schürenberg
Mich hat der Film ziemlich mitgenommen und bewegt. Er kam mir so 'modern' vor, fast wie gestern gedreht (mit ein paar Abstrichen natürlich). Inhaltlich zwar schon anders, aber vom Background her sehr ähnlich, kam mir A SINGLE MAN dagegen fast altmodisch und verstockt vor. Einen Mann am Klo filmen macht nicht alles wett.
Heut hört man das Wort 'Schneid' ja nur mehr selten. Mir ist es auch in älteren Filmen, bzwe Synchronfassungen jener Zeit kaum geläufig, meistens hört man 'Mut'. Auf mir wirkte es selbst für 1962 fast a bissal anachronistisch, wenn man Werner Peters sehr irgendwie sehr germanisch betont sagen hört: "Ich wünschte, ich hätte den Schneid, Ihnen zu vertrauen."
Herbert Stass antwortet darauf übrigens in echtem Tony Curtis-Tonfall: "Vertrauen Sie meinem Bankkonto!"
ich glaube nicht, daß man "Victim" wirklich mit "A single Man" vergleichen kann, denn außer den in etwa selben Zeithintergrund haben sie nichts gemeinsam. Allerdings ist "A single Man" tatsächlich ein schwer verdaulicher Film - eine antiseptische Studie ohne Emotionen und obwohl der Film eine mehr als adäquate Verfilmung des Buches ist, ist er im Unterschied zu diesem weder emotional, noch aufregend. Er hat keine cineastische Sprache, sondern ist abgefilmte Literatur. Wenn er dann cineastisch wird, wird's peinlich, denn da erinnert er an David Hamiltons unsägliche Erotikepen...
Aber zurück zum "Teufelskreis":
du hättest ruhig deine Vermutung posten können, daß Christian Doermer oder Ralph Persson Peter McEnery synchronisieren.
Nur ein kleines Detail am Rande: Ich weiß nicht, welche Internet-Datenbank beim deutschen Titel den bestimmten Artikel dazugeschwindelt hat, aber der Film hieß hierzulande eigentlich immer nur "Teufelskreis".
Für mich ist Helds Diktion auch unverkennbar. Wenn er es tatsächlich sein sollte, wäre das wirklich sehr ungewöhnlich: Denn der Synchronbranche hatte er zu diesem Zeitpunkt nicht nur fast vollständig den Rücken gekehrt, er gehörte außerdem damals zu den teuersten deutschen Schauspielern.
Danke, dann würde ich mal Martin Held einloggen. Änderungsmeldung an die SK ist raus. Es ist ja sein kompletter Text in diesem Film, vielleicht ein Freundschaftsdienst für den Synchronregisseur?
Oder sogar mal WEGEN der Thematik? Wer weiß, ob nicht seinerzeit die Mitwirkung bestimmter Kollegen in Harlans "Anders als die Anderen" für einigen Ärger sorgte und sich mancher wenigstens indirekt anders positionieren wollte? Aber das ist blanke Spekulation.
Beim letzten Dialog zwischen Farr und Inspektor Harris (01:31:04-01:31:41) sind plötzlich nicht mehr Herbert Stass und Arnold Marquis zu hören. Kann jemand die neuen Sprecher identifizieren? Und fehlte diese Stelle in der deutschen Fassung früher (der Film ist mir zuvor nie untergekommen), oder wurde geschlampt?
Fortinbras schrieb ja, es seien zwei Sätze gekürzt gewesen und einige abgeschwächt - das dürfte dann genau in dieser Szene gewesen sein, die entsprechend nachsynchronisiert wurde.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #13Fortinbras schrieb ja, es seien zwei Sätze gekürzt gewesen und einige abgeschwächt - das dürfte dann genau in dieser Szene gewesen sein, die entsprechend nachsynchronisiert wurde.
Allerdings sind es in dieser Szene mehr als zwei Sätze. Natürlich kann es sein, dass man etwas mehr als nötig neu aufnahm, um den Bruch zu reduzieren. Bei den von ihm in einem anderen Zusammenhang beschriebenen Abschwächungen* wurde allerdings nichts korrigiert. Dass man gerade den Dialog gegen Ende entfernte erscheint etwas seltsam, da man eine frühere Szene, in der der Inspektor sich ähnlich kritisch über die damalige juristische Situation äußert, unverfälscht beibehielt.
Beim letzten Dialog zwischen Farr und Inspektor Harris (01:31:04-01:31:41) sind plötzlich nicht mehr Herbert Stass und Arnold Marquis zu hören. Kann jemand die neuen Sprecher identifizieren? Und fehlte diese Stelle in der deutschen Fassung früher (der Film ist mir zuvor nie untergekommen), oder wurde geschlampt?
In der Premiere-Ausstrahlung von einer alten deutschen Filmkopie hört sich die Szene wie folgt an: https://vocaroo.com/1je6tdUOp1MC
Man wollte in der Nachsynchro den Bruch beim Inspektor abschwächen. Deshalb hat man sogar nur beim Inspektor Marquis ersetzt und schneidet dann für Bogardes Antwort zwischendurch tatsächlich wieder die Ursynchro mit Stass dazwischen.