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Dieses Thema hat 25 Antworten
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 Synchronschaffende
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Edigrieg



Beiträge: 3.030

03.09.2014 16:04
#16 RE: Selbstdarsteller - Kein Tabu im Synchronstudio Zitat · antworten

Wolfgang Völz hat übrigens selbst stets behauptet, dass er im Synchronstudio immer das selbe daherredet und sich in diesem Metier nie als großen Künstler gesehen hat.

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

03.09.2014 17:21
#17 RE: Selbstdarsteller - Kein Tabu im Synchronstudio Zitat · antworten

Genau solche Statements sind der Grund, warum ich Wolfgang Völz ausgesprochen sympathisch finde. Ich mag ihn generell, weswegen mir auch die eigene Kritik an manchen seiner Arbeiten fast ein schlechtes Gewissen verursacht.

Flammentanz



Beiträge: 73

06.09.2014 01:15
#18 RE: Selbstdarsteller - Kein Tabu im Synchronstudio Zitat · antworten

Zitat von berti im Beitrag #2
Mein Paradebeispiel in dieser Hinsicht wäre Heinz Drache für Gene Kelly in "Wer den Wind sät": Für Kelly war diese Rolle äußerst untypisch, aber Drache kam sie absolut entgegen, da er als Schauspieler nicht nur einen Sinn für sarkastische Zwischentöne hatte, sondern auch oft selbstverliebt und arrogant wirkte. Natürlich war die Rolle bereits im Original so angelegt, aber sie verschmolz absolut mit Draches eigener Spielweise, so dass ich ihn mir perfekt als E. K. Hornbeck vorstellen konnte.
Ähnlich war es bei Trevor Howard in der Neusynchro von "Der dritte Mann". Da Draches Synchronrollen (vergleichsweise) überschaubar waren, dürfte es in seinem Fall sicher noch weitere Beispiele dafür geben.


Grundsätzlich bin ich von allem, was ich bisher von Heinz Drache im Bereich Synchronisation erleben durfte fasziniert.

So zynisch E. K. Hornbeck auch fast während des gesamten Filmes "Wer den Wind sät" auftritt, gegen Ende hat er einen wunderbaren Moment der Sanftheit, als er durch Henry Drummond beschämt erkennen muß, wie zutiefst unglücklich doch im Grunde sein Leben ist, weil er keinerlei Ideale hat und Hornbeck leise erwidert, nur Drummond könne sein Recht auf Einsamkeit verteidigen. Das gestaltet Heinz Drache zutiefst bewegend.

Kongenial ist er auch für Christopher Lee in "Der Hexentöter von Blackmoor" (obwohl ich den Film überhaupt nicht mag), wo er die Verkommenheit und Arroganz eines Charakters, der von seiner Macht absolut korrumpiert ist, großartig vermittelt.

Mit Patrick McGoohan hat Heinz Drache in "Die lange Nacht" (als zynischer, aber auch verzweifelter Jago im Gewand der Sechziger Jahre), als smarter, aber häufig auch blasierter Geheimagent John Drake sowie als Mörder in der Fernsehserie "Columbo" ("Tod am Strand", aber vor allem in "Des Teufels Corporal", wo mir seine Eiseskälte und Arroganz unvergesslich sind) einen möglicherweise seelenverwandten Darsteller gefunden.

Ausgezeichnet finde ich auch seine Synchronisation von Hurd Hatfield als Dorian Gray in "Das Bildnis des Dorian Gray" (1945)

Heinz Drache synchronisiert Patrick McGoohan in der Fernsehserie "Geheimauftrag für John Drake" (1960/62)



Heinz Drache als James W. Wesby in dem Edgar-Wallace-Film "Neues vom Hexer" (1965)



Heinz Drache als Inspektor Elford in dem Edgar-Wallace-Film "Der Zinker" (1963)



Heinz Drache als Inspektor Richard Martin in dem Edgar-Wallace-Film "Die Tür mit den sieben Schlössern" (1962)

Lammers


Beiträge: 4.069

06.09.2014 10:20
#19 RE: Selbstdarsteller - Kein Tabu im Synchronstudio Zitat · antworten

Zitat von Flammentanz im Beitrag #18
Ausgezeichnet finde ich auch seine Synchronisation von Hurd Hatfield als Dorian Gray in "Das Bildnis des Dorian Gray" (1945)


Volle Zustimmung. Dies dürfte übrigens so ziemlich seine erste Rolle gewesen sein. Zumindest die erste verzeichnete; die Synchronisation stammt von 1949.

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

03.02.2015 22:26
#20 RE: Selbstdarsteller - Kein Tabu im Synchronstudio Zitat · antworten

Nachdem ich ihr heute schon andernorts einen wenig charmanten Beitrag widmete:

eine absolute Selbstdarstellerin im Synchronstudio war für mich immer Hannelore Elsner. Daran konnte (oder wollte) scheinbar auch kein Dialogregisseur etwas ändern.

Bei "Cabaret" für Liza Minelli ging es gerade noch, aber optimal war es auch nicht.

Viel synchronisiert hat sie ja nicht, aber wenn, war das immer ihre eigene exaltierte Spielweise, die sie auf die fremdsprachigen Schauspielerinnen drauflegte.

Die prominent besetzte "Acht Frauen"-Synchronisation war so eigentlich nicht nötig, aber selbst die im Synchronstudio relativ unerfahrenen Sprecherinnen Senta Berger und Ruth Maria Kubitschek (die ja immerhin in den 60ern etwas in diesem Metier arbeitete) klangen glaubwürdig, während Hannelore Elsner die Fanny Ardant-Rolle so sprach, wie sie sie spielen würde. Da man irgendwie nach Image besetzen wollte (was auch nicht so umsetzbar ist), ist vor allem die Exaltiertheit und aus Manirismen bestehende Schauspielkunst der Elsner deutlich jener der wunderbaren Fanny Ardant unterlegen. Nur eine optische Ähnlichkeit ist dann nun doch zu wenig...

berti


Beiträge: 17.493

04.02.2015 09:01
#21 RE: Selbstdarsteller - Kein Tabu im Synchronstudio Zitat · antworten

Zitat von Gast im Beitrag #1
Auch andere Synchronrollen bei ihm leiden unter seiner Selbstdarstellung, so etwa für Donald Churchill und David Healy als Dr. Watson neben Ian Richardson. Beide sind im Original nicht ganz so bodenständig wie der echte Watson, aber stehen mit beiden Beinen am Boden und sind keinesfalls kauzig-knautschige Zeitgenossen. Völz spricht sie aber genauso, wie er den Watson spielen würde. Teils widerspricht das sogar der sichtbaren Darstellung oder ist sogar nervig, weil es Harry Wüstenhagens feinsinnige Holmes-Synchronisation überlagert.

Bei David Healy in "Im Zeichen der Vier" hatte ich diesen Eindruck eigentlich nicht: Die Rolle ist von Buch und Regie relativ ernst und zurückhaltend angelegt, und Völz fand ich in den ruhigeren Momenten sehr treffend. Donald Churchill im "Hund von Baskerville" war dagegen eine teilweise auf Komik ausgerichtete Interpretation (im Original nuschelt er in einer Szene in bester Nigel-Bruce-Manier vor sich hin), was Völz sicher entgegenkam.
Ein so großer Kontrast zwischen seiner Interpretation und der des Originaldarstellers ist mir in beiden Fällen nicht aufgefallen.

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

04.02.2015 12:39
#22 RE: Selbstdarsteller - Kein Tabu im Synchronstudio Zitat · antworten

So unterschiedlich können Wahrnehmungen sein. Es stimmt schon, daß Churchill etwas "bruciger" ist, aber er schien mir dennoch im Original viel zurückhaltender zu agieren als Völz.

Dieser ist natürlich ein guter Schauspieler und kann in den passenden Szenen auch zurückhaltender sein und subtiler. Aber im Gesamten spricht er mir beide zu ident und komischer als sie im Original sind.

Ein wenig Richtung Nigel Bruce tendieren diese Watsons schon vom Konzept her, aber Wolfgang Völz macht sie einfach so richtig drollig kumpelhaft und das schlägt sich eben etwas mit Holmes/Richardson/Wüstenhagen.

In den Originalen, schien mir, hatten sowohl Healy als auch Churchill doch mehr freundliche Distanz eingebracht, die bei diesem Duo wichtig ist. Völz gelingt das überhaupt nicht.

berti


Beiträge: 17.493

19.02.2015 22:01
#23 RE: Selbstdarsteller - Kein Tabu im Synchronstudio Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #1
Ein solcher Fall ist für mich auch Wolfgang Völz. Ihn zu kritisieren fällt mir sehr schwer, weil ich ihn als Schauspieler und Type einfach sehr gerne mag, sehe und höre. Seinen speziellen Witz und Charme schätze ich sehr und in Filmen/Fernsehproduktionen wird er auch so eingesetzt, weswegen es durchaus paßt. Es ist auch definitiv so, daß er vor allem in den 60ern durchaus vielseitiger eingesetzt wurde und auch mal weniger humorvolle oder sogar ernstere Rollen dabei waren.

Im Synchronstudio hat er sich so richtig ja erst in den 80ern ganz nach oben gebracht. Das Image, das er selbst hatte, wurde auch seiner Stimme verpaßt. Bei Walter Matthau bin ich zwiegespalten: waren es betont kauzige Rollen, war Völz großartig und ideal. Bei ernsteren oder zynischer angelegten Rollen wirkte er indes oft deplaziert, weil er seine "Wolfgang Völz ist der Superkauz"-Masche durchziehen mußte. Auch andere Synchronrollen bei ihm leiden unter seiner Selbstdarstellung, so etwa für Donald Churchill und David Healy als Dr. Watson neben Ian Richardson. Beide sind im Original nicht ganz so bodenständig wie der echte Watson, aber stehen mit beiden Beinen am Boden und sind keinesfalls kauzig-knautschige Zeitgenossen. Völz spricht sie aber genauso, wie er den Watson spielen würde. Teils widerspricht das sogar der sichtbaren Darstellung oder ist sogar nervig, weil es Harry Wüstenhagens feinsinnige Holmes-Synchronisation überlagert. Selbst bei ernsteren Rollen überwiegt der "Kauz-Knautsch"-Eindruck. Dennoch höre ich ihn oft sehr gerne, allerdings nur, wenn die Rolle paßt.

Vermute ich richtig, dass Jürgen Thormann aus deiner Sicht (zumindest in komödiantischen Rollen) ein ähnlicher Fall ist?
Gene Wilder

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

20.02.2015 08:32
#24 RE: Selbstdarsteller - Kein Tabu im Synchronstudio Zitat · antworten

Kandidat hat 100 Punkte.

Wobei Thormann in solchen Fällen vielleicht weniger ein Selbstdarsteller ist, sondern in die Rolle von Jason King als Synchronsprecher schlüpft.

Koboldsky


Beiträge: 3.333

05.06.2017 15:54
#25 RE: Selbstdarsteller - Kein Tabu im Synchronstudio Zitat · antworten

Kurz vor seiner Stimmveränderung 2007 schien auch Arne Elsholtz so ein bisschen in eine Art Selbstdarstellung abzudriften.
Dadurch kam er mir in Filmen wie z. B. TERMINAL oder auch DIE TIEFSEETAUCHER etwas blass und einseitig vor, aber nichtsdestotrotz immer noch recht charmant.

Ludo


Beiträge: 1.126

18.12.2022 23:50
#26 RE: Selbstdarsteller - Kein Tabu im Synchronstudio Zitat · antworten

Zitat von Koboldsky im Beitrag #25
Kurz vor seiner Stimmveränderung 2007 schien auch Arne Elsholtz so ein bisschen in eine Art Selbstdarstellung abzudriften.
Dadurch kam er mir in Filmen wie z. B. TERMINAL oder auch DIE TIEFSEETAUCHER etwas blass und einseitig vor, aber nichtsdestotrotz immer noch recht charmant.


So nach 5 Jahren mal kurz meine Einschätzung
Ich sehe es bei Elsholtz genau andersherum. Zwar stimme ich dir zu, dass er hin und wieder mal den Selbstdarsteller geben konnte und dementsprechend auch gab, aber das würde ich alles vor seiner endgültigen Etablierung auf Tom Hanks verorten. Ab "Forrest Gump" und in den folgenden Filmen zeigt er sich (durch Hanks bedingt) mE bedeutend vielseitiger und spielte schaupielerische Seiten aus, die er zuvor eher nicht bedient hatte (zB Green Mile). Dadurch, dass er in den 70ern und 80ern einer der gefragtesten Synchronregisseure war und sich dementsprechend auch oft in Hauptrollen selbst besetzte, empfinde ich ihn in solchen Filmen eher als Selbstdarsteller als in denen, die du genannt hast. Ich will damit nicht behaupten, dass er lustlos oder abgespult klingt, dagegen spricht die unüberhörbare Spielfreude. Aber dennoch ähneln sich viele dieser Rollen untereinander, meist gibt er da den Typ "ironischer Salonlöwe". Das hat natürlich auch viel mit den sich zugewiesenen Rollenprofilen zutun, aber manchmal erhärtet sich bei mir dieser Eindruck. "Forrest Gump" und "Philadelphia" waren jedoch die Wendepunkte, die ihn nochmal etwas höher in die Oberliga stiegen ließen und wo er dann auch vermehrt unter fremder Regie arbeitete.

Was ich am Rande beim Threadüberfliegen ganz interessant fand. Alle genannten Herren und Damen haben überaus markante und unverwechselbare Stimmen. Vielleicht passt das ja zu VanTobys Theorie "Je markanter die Stimme ist, die sich nach einer Weile für einen Darsteller durchsetzt, desto 'primitiver' ist oft das Spiel"

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