Es sind keine "Hass-Synchros", um die es hier geht. Es sind Synchronfassungen zu mehr oder weniger durchaus guten Filmen, die aus irgendeinem Grund einfach nicht richtig funktionieren.
Das liegt nicht nur an einer eventuell eigenwilligen Besetzung, sondern auch daran, daß die Synchronstimmen lustlos klingen, die deutschen Schauspieler oder der Synchronregisseur absolut kein Gespür für den Film haben.
Selbstverständlich ist das alles subjektiv, jemand anderem kann es ja durchaus zusagen.
Meine "Favoriten":
* Das Grab der lebenden Puppen
Top-Synchronleute am Mikrofon und auch Profis als Verantwortliche. Nur leider will das alles nicht so ganz funktionieren. Einerseits hat der Film eine eigenwillige Besetzung (der zu väterlich-autoritär klingende Joachim Nottke für den psychisch labilen Robert Hardy, der hemdsärmelige Jochen Schröder für den autoritären Christopher Lee, der schneidende Heinz Petruo für den sich väterlich gebenden Herbert Lom, etc), allerdings scheint diese auch einfach so in die Schauspieler reinzusprechen. Die Synchronregie hat kaum Sinn für den Film, der seine Atmosphäre subtil und langsam aufbaut. Die englische Fassung wirkt deutlich flüssiger, gespenstischer, während die deutsche das Gefühl der steigenden Bedrohung absolut nicht einfängt.
* Der scharlachrote Pirat
Sehr gute Synchronbesetzung auf dem Papier. Leider hat man für die deutsche Fassung vergessen, das Augenzwinkern und die Leichtigkeit mitreinzupacken. Horst Schön passt durchaus zu Robert Shaw, aber er spricht ihn so tonlos und todernst, daß die Figur deutsch einfach nicht funktioniert. Schöns todernstes Sprechen passt absolut nicht zu Shaws Spiel, der mit blitzenden Augen wie ein Schuljunge herumläuft. Der Film als solcher ist zwar auch stellenweise etwas zu überdreht, aber im Original deutlich stimmiger. Für mich subjektiv ist es so, als würde jeder Sprecher so ganz nach eigener Facon und ohne Kontrolle gerade so sprechen, wie er will.
* Der Tiger der sieben Meere (Ost-Fassung)
Nochmal Piraten, diesmal aus Frankreich. Seltsam, daß es hier nie eine Westsynchro gab. Die Ostfassung hat viele bekannte Namen zu bieten und ist von den Dialogen her sicherlich einwandfrei. Seltsamerweise fehlt dieser deutschen Fassung aber auch absolut die verspielte Leichtigkeit des Originales. Der augenzwinkernd-leicht spielende Gerard Barray wird von jemandem synchronisiert, der ähnlich als strahlender Held funktioniert wie Christian Marschall. Sämtliche Rollen sind absolut trocken eingesprochen und die zwei Filme stocken zwischendurch immer wieder. Einen ironisch sprechenden GGH oder Eckart Dux für Barray hätte es gebraucht und ein paar Brunnemannsche Freiheiten hätten auch gut getan. Trotz einiger Qualität bleibt die deutsche Fassung ein ziemlich trockenes Etwas.
* Django - Die Geier stehen Schlange
Trotz interessanter Geschichte ein sehr langatmiger Vertreter des Italowesterns. Die deutsche Fassung ist absolut großartig besetzt und man würde sich einen gewissen Standard erwarten. Leider klafft der Film auseinander, weil er sich in der deutschen Fassung nicht für eine ernste oder blödelnde Synchro entscheiden kann. Letzteres passt nun gar nicht in diesen Film.
* Die Stadt im Meer
Diese Fernsehsynchro des sehenswerten B-Movies von Jacques Tourneur ist auch ein Fall für sich. Sie ist alles andere als steril, aber der Dialogregisseur war scheinbar nicht in der Lage, ein einheitliches Klangbild der Synchronbesetzung zu schaffen. Wolf Ackva beherrscht den Film so wie Vincent Price, für den er spricht. Da gibt es nichts zu meckern. Berno von Cramm für Tab Hunter spricht wie ein cooler Teenager und wirkt ziemlich outriert und Gerd Martienzen legte niemand Fesseln an. Der übertreibt es deutsch in der ohnehin halblustigen Rolle für David Tomlinson dermaßen, daß es absolut nervt.
* Balduin, der Trockenschwimmer
wer die kongeniale Ostfassung kennt, wird von Rainer Brandts Version eher enttäuscht sein. Von dieser habe ich mir durchaus einiges versprochen, aber weit gefehlt. Die Übersetzungen sind nicht gerade einfallsreich und weit unter seinem eigenen Standard. Fast alle Rollen sind, wie bei ihm üblich, perfekt klischeebesetzt, aber alle nudeln den Text so runter und vor allem Gerd Martienzen ist enttäuschend für Louis de Funes. Diese Synchronisation zerfällt in alle Einzelteile und lässt den Film sehr episodenhaft wirken, obwohl es auch in dieser Fassung gute Momente gibt. Es fehlt nur ein durchgehender Bogen.
Wer hat noch weitere persönliche Favoriten?
(Dieser Beitrag wurde von Stoffel verfasst für den Meister)
Zitat von fortinbras im Beitrag #1Es sind keine "Hass-Synchros", um die es hier geht. Es sind Synchronfassungen zu mehr oder weniger durchaus guten Filmen, die aus irgendeinem Grund einfach nicht richtig funktionieren.
Das liegt nicht nur an einer eventuell eigenwilligen Besetzung, sondern auch daran, daß die Synchronstimmen lustlos klingen, die deutschen Schauspieler oder der Synchronregisseur absolut kein Gespür für den Film haben.
Nein, nicht unbedingt! Schließlich haben einige der genannten Filme ein erstklassiges Dialogbuch. Das ist so ein Thread, der a bissal was zusammenfasst, das so zwischen den Stühlen steht.
Allerdings wurden in dem älteren Thread auch einige Beispiele genannt, bei denen selbst Top-Sprecher überraschend unmotiviert wirkten, was wohl an der Regie gelegen haben dürfte.
Zitat von fortinbras im Beitrag #1 * Der Tiger der sieben Meere (Ost-Fassung)
Seltsamerweise fehlt dieser deutschen Fassung aber auch absolut die verspielte Leichtigkeit des Originales. Der augenzwinkernd-leicht spielende Gerard Barray wird von jemandem synchronisiert, der ähnlich als strahlender Held funktioniert wie Christian Marschall. Sämtliche Rollen sind absolut trocken eingesprochen und die zwei Filme stocken zwischendurch immer wieder.
Da muss ich einfach absolut widersprechen. Frohriep war eine Besetzung, die ich mir auf dem Papier überhaupt nicht vorstellen konnte (zumal er zwar ein versierter Heldendarsteller bei der DEFA war, aber eher auf zwiespältige oder gebrochene Helden abonniert) - als ich den Film dann aber sah, war ich begeistert. Genau das Augenzwinkern, das Du vermisst, höre ich bei ihm eben heraus. Und auch Gerd Biewer gibt für Armand Mestral einen prachtvollen Bramarbas ab (was bei Norbert Christian im zweiten Teil seltsamerweise nicht der Fall war).
Und in "Die Stadt am Meer" fand ich Martienzen weitaus zurück genommener als in vielen anderen Filmen und daher durchaus angenehm (obwohl ich natürlich Schoenfelder bevorzugt hätte, da ja ohnehin ein Berliner sprach).
Schön, dass es widersprüchliche Meinungen gibt. Mir hat TIGER DER SIEBEN MEERE auch in der Synchronisation ganz gut gefallen.
Eine für mich so durch und durch trockene Synchronisation hatte HAMLET (1990) von Franco Zeffirelli. Das Dialogbuch war sehr gut und ich finde, man hat hier den Shakespearetext auch recht flüssig eingebracht. Die Synchronbesetzung ist auch ausgezeichnet, aber sie zerfällt irgendwie in zwei Teile: moderne und klassische Stimmen. Joachim Tennstedt ist nicht schlecht für den Hamlet von Mel Gibson, aber da hätt man schon so nen ähnlichen Schritt machen sollen wie Sebastian Fischer für Depardie in CYRANO.
Mit SINOLA hab ich auch so meine Problemchen. Ok, is' ja grundsätzlich a bissal so, dass es in dem Film sehr viel Landschaft zwischen der Handlung gibt, amer deutsch kam mir der Film noch lahmer vor. Michael Cramer wirkte hier fast phlegmatisch und sämtliche der tollen Besetzung haben irgendwie so die Rollen runtergenudelt. Aber es waren an sich ja wirklich Profis am Werk und Teile der Synchronfassung sind wieder ganz stimmig.
"Bete Amigo" - Spätsynchros gerade zeitlich eingegrenzter Subgenres wirken nie authentisch (außer vielleicht die münchner TV-Fassungen der Film noir, da sie in erdrückender Mehrzahl sind), aber manchmal muss man damit leben. So auch in diesem Falle. Eigentlich ist die ZDF-Synchro des übersehenen Corbucci-Westerns gar nicht so schlecht (durch den dumpfen Klang des ITs wird man leider immer wieder darauf gestoßen, dass es eine TV-Synchro ist), aber sehr dünnblütig. Und erstaunlich farblos und eintönig ist Leon Boden für Vittorio Gassmann, fast scheint es, als ob er kein komisches Talent hat. Das wäre eine Rolle gewesen für GGH oder Harry Wüstenhagen, hätte es eine zeitgenössische Fassung gegeben ...
Nachdem ich jetzt wieder die drei unübertrefflichen englischen Miniserien von "House of Cards" sah, muss ich zur Dvd-Synchronisation der dritten Ausgabe etwas schreiben. Ein besserer Thread fällt mir nicht ein.
Klarerweise, es liegen viele Jahre zwischen den TV-Synchronisationen der ersten zwei Miniserien und der dritten, die Direct-to-Dvd gemacht wurde.
Das Ergebnis ist keineswegs so, dass es zu hassen wäre. Aber Begeisterung löst es aber bei mir auch nicht gerade aus.
Das Dialogbuch wurde bei/von Ingrid Metz-Neun sehr sauber bearbeitet, da finde ich gar nichts zum bemängeln. Auch ist die Sprache recht flüssig und mit Gespür für den Stoff gemacht.
Klarerweise ist es schwierig, wenn man die ersten beiden Ausgaben hört und dann der Bruch kommt mit ganz anderen Sprechern. Das wurmt einen irgendwie zwangsläufig, weil es dem Gewöhnungseffekt zuwiderläuft.
Dennoch, im Rahmen einer gesamten Dvd-Veröffentlichung aller drei Durchgänge hätte man sich vielleicht doch etwas mehr Anlehnung an die Originalsynchronisation erwarten können.
Erich Räuker ist nicht unbedingt schlecht, aber er ist stimmlich ein krasser Gegensatz zu Reinhard Glemnitz (aber auch zu Ian Richardson). Räuker klingt irgendwie "amerikanisch", es gelingt ihm nicht überzeugend, den durch und durch britischen Ian Richardson als durchtriebenen Francis Urquhart ins Deutsche zu transportieren. Es fehlt ihm auch die Leichtigkeit und Hinterfotzigkeit, die Reinhard Glemnitz so genial umsetzte. Mir ist Räukers Stimme zu hart für die Rolle und Richardson.
Ingrid Metz-Neun für Mrs. Urquhart ist sehr gut besetzt und kann durchaus mit Renate Küster mithalten, auch hat die Stimme doch einen besonderen Klang.
Viele der Stimmen klingen aber so trocken wie in einem lustlos und schnell gemachten Hörspiel, gerade so als hätten sie den Dialog gar nicht zu den Bildern gesprochen. Die Vertrautheit, die typische Ensembles der großen Synchronstädte verbreiten, entsteht hier zwangsläufig nicht. Aber die Stimmen gehen auch nicht wirklich in eine Einheit mit den Schauspielern über, das wurmte mich etwas. Obwohl durchaus vom Stimmtyp her passende Leute dabei waren.
Schade finde ich es, dass man den noch aktiven Reinhard Glemnitz nicht besetzt hat. Seine Stimme klingt noch immer unverkennbar und recht frisch. Ich hätte die Bearbeitung eigentlich viel lieber in München gesehen, z. Bsp. aus der Ecke, wo Polyband die "Poirot"-Reihe "Direct-to-Dvd" bearbeiten ließ. Da kann man auch vertraute Stimmen wie Norbert Gastell, Horst Sachtleben, Dagmar Heller, Thomas Reiner oder Manuela Renard Hören, um nur ein paar zu nennen. Und wenn schon nicht Glemnitz, hätte vielleicht Ulrich Frank einen exzellenten Ian Richardson abgegeben.
Jedenfalls - die Synchronisation dieser dritten Miniserie ist anhörbar und ok, ohne dass man Zustände kriegt. Man muss sie also nicht hassen, aber gerade ein Grund zum Jubeln ist es auch wieder nicht.