München, zur guten alten Sedlmayer-Zeit, als die Welt noch in Ordnung war. Der Chef der Polizeiinpektion 1 warf das papierene Etwas hin auf den nächsgelegenen Schreibtisch und schüttelte den Kopf. "Du, Moosgruber! I hab fei no nia a so a schlechts Biachl g'lesn. A so a Schmarren a ausgmachter."
"Aber, Franz - was is denn mit dem Buch so falsch? Gfallts dir net?"
Schöninger seufzte. "Viel zu unrealistisch! Was soll das sein? Ein Krimi? Eine Parodie auf den 007? Und überhaupt: wozu brauchen mir an James Bond, mir haben doch den Derrick und den Kommissar. Aa wann der nur mehr wiederholt wird. Ausserdem: a ordentlicher Bayer schreibt einen Aktionskrimi mit dem Wanninger, hast mi?""
Das Gespräch wurde unterbrochen, denn die Türe zur Polizeiinspektion öffnete sich und die berühmte Frau Gmeinwieser kam herein. "Ja, mei, griaß Goooot! Der Schöninger , ja wia i mi gfreu! Und da isser ja, der Meister Moosgruber!"
"Ja, wieso den 'Meister', Frau Gmeinwieser?" wollte Schöninger wissen.
"Der Kollege von Ihna, Herr Schöninger, mei, der is ja allerweil so freundlich. Aber jetzt ist er ein Schriftsteller und da muaß i scho a bisserl mehr Respekt vor ihm haben, net wahr?! Er hat mir ein Biachl geb'n mit einem Kriminalfall rund um Synchronsprecher. A internationale Affäre, spannender als der Frederick Forsyth!"
Schöninger stutzte. "Spannender als wia wer?"
Frau Gmeinwieser schneuzte sich kurz. "Ja, spannender als der Frederick Forsyth. Der schreibt aufregende Thriller, wissen S'?"
"Und des lesen Sie?"
"Ja, freili! Weil was soll i sonst machen? Den Derrick schauen oder den Kommissar? Da schlafen mir ja die Hühneraugen ein, Herr Schöninger!" Sie wandte sich an den Moosgruber: "Mei, Herr Moosgruber, des war a feins Biachl. Iatz tatat i halt nur gern wissen, wia's weiter geht!"
"Sobald i wieder Zeit hab, schreib i weiter!" meinte Moosgruber stolz. "I weiß nur noch nicht, ob ich den Inspektor Schürenberg behalten soll oder ob i wen nimm, der besser passt, um sich mit Spectre anzulegen. Das muss wohlüberlegt sein! Des find i sehr nett, dass Sie nur wegen mir herkommen sind, Frau Gmeinwieser!"
"Naja, Herr Moosgruber, nur wegen Ihrem Thriller is es ja net, nix für ungut!" Sie wühlte in ihrer Handtasche herum und knallte ein Stück Papier auf den Tisch.
"Ja, und was is jetzt des?" fragte Schöninger. "Haben S' jetzt auch einen Thriller geschrieben?"
Sie deutete auf Schöninger und sagte in verhaltenem Ton zu Moosgruber: "I glaub, der nimmt mi no allerweil net ernst! Dabei hätt er ohne mi damals seine Juwelendiebe gar net g'fangen! Geschweige denn die Bankräuber! Also, Herr Moosgruber! Wie ich Ihre Geschichte gelesen hab mit der Entführung von dem Herrn Hoffmann in der Telefonzelle..."
Sie blickte erneut zu Schöninger, lächelte wie ein verliebter Teenager, wurde dann aber wieder ernster: "A Stimme hat der Herr Hoffmann, da könnt ich Tag und Nacht zuhören! Net so wie Sie, Herr Schöninger! Sie sollten sich aa mal synchronisieren lassen!"
Schöninger winkte ab. "I geh jetzt an Leberkäs holen, i horch mir des gar nimmer länger an!"
Nachdem er verschwunden war, gab Frau Gmeinwieser dem Moosgruber das herausgesuchte Blatt Papier. "Herr Moosgruber, das ist ein Corpus Delicti! Und Ihr G'schicht hat mi drauf bracht, dass i ein Beweisstück hab für ein Synchronverbrechen!"
"Ah so?"
"Ja, ja!" sagte Frau Gmeinwieser sich selbst bestätigend. "I kenn eine, die eine kennt, die auch eine kennt und die war anno '59 in Berlin bei dera Firma im Synchrongeschäft, wo die Katz immer so brüllt."
"Sie meinen den Löwen?"
" Hab i ja gsagt! Also, und die hat erzählt, dass es ursprünglich eine ganz andere Besetzung gegeben hat in einem Film mit dem Cary Grant. Da sind aber dann unter merkwürdigen Umständen einige Unfälle passiert und der Erik Ode ist dann der Sprecher geworden. Diesen Zettel hat die eine von der, die wen kennt, die wen kennt, die i aa kenn, aus dem Ode seiner Arbeitsmappe entwendet. Is das nicht ein Beweisstück?"
Moosgruber sah es an. Auf dem Blatt Papier standen schön untereinander getippt die Namen:
1) Curt Ackermann 2) Paul Klinger 3) Siegfried Schürenberg 4) Axel Monje 5) Wolfgang Lukschy 6) Heinz Engelmann 7) G. G. Hoffmann 8) Hans Nielsen
Rund um die getippten Name hatte jemand mit Rotstift mehrfach groß "Erik Ode" geschrieben. Die Namen waren mit verschiedenen Stiften durchgestrichen, daneben waren Totenköpfe gezeichnet. Ganz dick mit rotem Farbstift stand darunter: "Erik Ode IST Cary Grant".
Frau Gmeinwieser kramte wieder in der Tasche und legte ein Autogramm von Erik Ode auf den Tisch, das eine Widmung zeigte. "Da, Herr Moosgruber, das ist doch dieselbe Handschrift!"
Er nickte und kratzte sich am Kopf. "Frau Gmeinwieser, i glaub, wir san da einem gewaltigen Synchronverbrechen auf der Spur. Da muss ich einen Experten hinzuziehen, der das untersucht. Da kann nur einer helfen!"
"Und wer is des?"
"Des erfahren S' in der nächsten Folge!" meinte Moosgruber lächelnd. "An Cliffhanger brauch ma schon, nicht? So, i ruf jetzt in der Kriminalabteilung für Synchronverbrechen an und die kümmern sich um den Fall! Pfiat Ihna, Frau Gmeinwieser!"
Sie lächelte: "Kommen S', geb'n S' ma a Busserl!"
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09.06.2015 13:31
#17 RE: Synchron-Wege zum Glück: ein Fortsetzungsroman
In der Funkzentrale des FBI ging's wieder heiss her. Ich habe die Mannschaft in dieser Abteilung immer bewundert und dem Chef oft genug gesagt, dass diese Leute nicht unterbezahlt werden dürfen.
Ich fuhr gerade mit meinem Jaguar E über die Brooklyn Bridge, das macht sich immer gut, wenn gerade wo eine deutsche Filmkamera steht. Gerade als ich von der Brooklyn Bridge nach Altona einbog, hörte ich dieses vertraute Knistern im Polizeifunk, das selten Gutes verhieß. Der mir nicht gut bekannte Mr. Berg, den ich Alex nennen durfte, hat in seinem anderen Leben oft genug düstere Worte für solche Momente gefunden: Wieder ist ein Verbrechen geschehen. Wieder hat ein Mensch eine Grenze überschritten. Wieder muss ein Polizeimann einer Arbeit nachgehen, vor der ihm graut. Doch das Opfer des Verbrechens verlangt nach Gerechtigkeit. Hier hat es gelebt, hier wurde es ermordet, hier beginnt der Auftrag für den Polizisten.
Eine jener Stimmen rief durchs Telefon: "FBI-Mann Jerry Cotton! FBI-Mann Jerry Cotton! Rufen Sie schnellstens die Zentrale!". Ich parkte meinen Jaguar am nächstbesten Platz, von wo aus ich in jede erdenkbare Richtung wenden konnte und rief den Chef an. "Hallo, Mr. High! Was gibt's Neues in New York?"
Der Chef klang sehr düster. Seine Stimmung schien Schwarzweiss zu sein. Wie lange waren ich und Phil ihm schon in den Ohren gelegen endlich Urlaub zu machen, damit er wieder etwas Farbe bekam. "Ich habe hier eine Anfrage aus München bekommen, die vielleicht etwas bedeutet. Ich brauche Sie dringend! Bringen Sie Phil Decker mit!"
"Ok, Sir", lautete meine Antwort und ich fuhr sofort zum Hafen. Auf einem der großen Schiffe würde ich meinen Freund Phil schon finden. Ich musste nicht lange suchen. "Ah, Phil! Der Chef ruft uns, wir werden gebraucht!"
"Jerry! Lange nicht mehr gesehen!" Hinter ihm trat ein großer Mann aus dem Schatten. Er sah mich beunruhigt an und fragte: "Wer ist Nummer 1?" "Ich bin Jerry Cotton und unsere Nummer 1 ist Mr. High, der braucht uns jetzt - dringend!"
Ich verfrachtete Phil in meinen Wagen und fuhr los. "Was war denn das für einer?" "Oh, der ist gelegentlich Schiffsarzt. Mitunter beharrt er aber darauf keine Nummer zu sein, sondern ein freier Mann. Aber nun zu Wichtigerem: was will der Chef?"
Ich konnte meinen Freund Phil nicht groß aufklären, wusste ich doch selbst nur, was der Chef gesagt hat. Wir fuhren noch schnell an drei Rückprojektionen vorbei, marschierten im Gleichschritt durch die Zentrale und pfiffen dabei einen schmissigen Marsch. Dann standen wir vor dem Chef.
Mr. High begrüßte uns höflich, bat uns Platz an. Er wirkte besorgt, weswegen ich ihm gleich versicherte: "Chef, was auch immer anliegt, Sie können sich auf mich und Jerry verlassen!"
"Ihr seidt genau die Männer, die das FBI braucht!" meinte Mr. High und kam zur Sache: "Ich hab da eine Anfrage aus München bekommen, die vielleicht etwas bedeutet. Es geht um die Aufdeckung eines Kriminalfalles in der deutschen Synchronbranche. Dringend tatverdächtig ist ein Herr namens Erik Ode, der auch unter dem Pseudonym Herbert Keller auftritt. Er hat bei einer großen MGM-Produktion Synchronregie gemacht und da kam es durch merkwürdige Umstände zur Besetzung der Hauptfigur."
"Jaja", sagte Phil Decker etwas ungestüm. "Aber was hat FBI damit zu tun?"
Ich sah Phil leicht strafend an. "Phil, nicht doch! Lass Mr. High erst einmal zu Wort kommen!"
"An und für sich haben Sie recht, Decker! Aber hier handelt es sich nicht um irgendeinen Film, sondern um einen mit Cary Grant."
Mein Freund Phil zog die Augenbrauen hoch. "Jetzt beginne ich zu verstehen! Haben wir irgendwelche Unterlagen zum Fall?"
Wie immer war es nicht viel, aber es war ein Anfang. Schon mancher Fall konnte gelöst werden durch zunächst unscheinbares Beweismaterial. Mr. High überreichte uns die Kopie eines von der Münchener Polzei sichergestellten Notizblattes. Es schien von hohem Interesse zu sein. Der Chef setzte sich in seinen großen Lehnsessel und schwieg eine ganze Minute lang. "Jerry, Sie werden den Fall mit Phil Decker lösen. Es ist dringend. Ein echter Synchronskandal muss hier geklärt werden!" Er zeigte auf ein Zählwerk, das in die Wand montiert war. "Sie haben genau 71 Stunden, 59 Minuten und 53 Sekunden Zeit, um den Fall zu lösen. Finden Sie heraus, was seinerzeit in den MGM-Synchronateliers geschah und erstatten Sie mir dann Bericht. Viel Glück, Jerry! Phil."
Phil und ich verließen das Büro des Chefs. Mein Freund war sehr irritiert: "Warum gibt er uns nicht ganze 72 Stunden? Die paar Sekunden!" "Die Sieben ist wohl seine Glückszahl. Sieben Ticker vor dem Knall macht sich immer gut." "Ich habe noch nicht ganz herausgefunden, was dann knallt, Jerry!"
"Phil, Phil, Phil!" sagte ich freundschaftlich. "Abwarten und Tee trinken."
Zu dem Zeitpunkt ahnten weder ich, noch Phil Decker, dass wir vor einem Wespennest standen. Zuallererst aber besorgten wir ein großes Stück rohes Fleisch.
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12.06.2015 00:19
#18 RE: Synchron-Wege zum Glück: ein Fortsetzungsroman
Mein Name ist Phil Decker. Üblicherweise schreibt Jerry alle unsere Erlebnisse nieder. Jerry, das ist mein Freund Jerry Cotton, der beste Mann vom FBI.
Wir erinnern uns: wir sollten herausfinden, warum es 1959 in deutschen Synchronabteilung bei MGM zu einem handfesten Skandal kam, dessen Auswirkungen sich bis heute zeigen.
Guter Dinge und voll Tatendrang machten sich Jerry und ich an den Fall. Mein Herz ist schwer, nun da ich zur Feder greife und das letzte Abenteuer meines Freundes Jerry Cotton schildere.
Jerry fuhr uns in seinem roten Jaguar E Richtung Manhattan. An der Ecke 42. Strasse/Reeperbahn kannte er einen guten Fleischerladen und kaufte ein dickes, blutiges Steak. Wir fuhren über die Brooklynbrücke zurück, querten den Kurfürstendamm und irgendwo zwischen Centralpark und Grunewald verlor ich die Orientierung. Jerry hätte als Taxifahrer ganz New York bedienen können.
Dann stand es da, das altehrwürdige Synchronatelier. Ich hatte es mir anders vorgestellt. Es sah so aus, als wäre es eigens für uns gebaut worden. Wir stiegen aus und gingen langsam zum Tor.
Im Pförtnerhaus kratzte sich der Portier namens Bluhm am Kopf und rief über ein Kurbeltelefon den Chef an. Wir wurden eingelassen und gingen einen langen dunklen Gang entlang. Hinter uns ertönte höllischer Lärm: eine Gitterwand rasselte zu Boden. Rückwärts gab es kein Entkommen mehr. Vor uns gab es nur eine Türe und durch die mussten wir durch.
"Gib mir das Steak!, sagte Jerry. Er wirkte vollkommen gefasst, aber kleine Schweißperlen auf der Stirn sagten mir, dass er sich der Gefahr voll bewusst war. Die Türe öffnete sich, ein Löwe stand brüllend vor uns. Gerade als er sich anschickte, uns anzugreifen, warf Jerry das extrablutige Steak ins Eck und der Löwe sprang dem Stück Fleisch nach. Wir schlichen uns durch die Türe. Jerry Cotton wäre nicht Jerry Cotton gewesen, hätte er nicht sofort das Kabel gesehen, das oberhalb der Türe kaum sichtbar verlief. Er schob die Türe zu und riss das Kabel heraus. "Sehr clever, Phil! Vollautomatische Türöffnung, aber damit ist jetzt Schluß!"
Daraufhin warf er das Kabel zu Boden. Wir holten unsere SmithandWesson-Revolver hervor und schlichen den langen Gang entlang. Wir wurden über einen Lautsprecher begrüßt: "Ein sehr gelungener Auftritt, Mr. Cotton! Willkommen, Mr. Decker! Viel habe ich mir aus ihren Abenteuern ja nie gemacht. Um eines aber habe ich Sie beneidet: Sie durften immer viel sprechen und ich nur zuhören!"
Eine weitere Türe öffnete sich, diesmal gab es keine bösen Überraschungen. Helles Licht blendete uns und umrisshaft sahen wir einen Hünen in einiger Entfernung.
"Nemen Sie Platz!", befahl er uns und in der Situation blieb uns kaum etwas anderes übrig. Jerry versuchte es dennoch: "Geben Sie auf, Ode! Das Haus wird umstellt, Mr. High ist alarmiert!"
Der Fremde quittierte es mit einem Lachen. Dann sprach die Gestalt weiter: "Mr. Cotton, hier ist jemand, der eine Rechnung mit Ihnen zu begleichen hat."
Von der Decke fiel ein Stahlnetz herab, das sich an Jerrys Stuhlbeinen verfing. Er wurde hochgezogen. Aus einem Winkel des Raumes schritt ein großer Mann auf uns zu. Er blieb unterhalb von Jerry stehen, der hoch in der Luft baumelte. "Guten Abend, Mr. Cotton! G. G. Hoffmann war also dieser 'wunderbare' Synchronsprecher, den Sie so lobten! Ohne mich wären Sie aber nicht weit gekommen, ich war zuerst da! Aber dass Sie so gar kein Lob für mich hatten, das traf mich schon tief."
Cotton sprach kein Wort mehr, er wurde im Stahlnetz samt Sessel hochgehoben und verschwand in einer Luke in der Decke, die sich knarrend hinter ihm schloß.
Ich sprang hoch, griff nach meiner Waffe und schoß wie von Sinnen auf mein Gegenüber ein. Aber er fiel nicht um. "Mr. Decker, ich habe eine kugelsichere Weste - auch aus Stahlnetz hergestellt. Geben Sie auf! Alle großen Detektive sind im Bett gestorben. Niemals auf Heinz Engelmann schießen! Denn meistens kann er's besser!"
Ich erinnere mich dann nur noch, dass ich von etwas getroffen wurde und zu Boden fiel. Dann trat Erik Ode hinter der hünenhaften Schemengestalt hervor und sah auf mich herab. "Gute Arbeit, Heinz!", sagte er erhaben. Dann griff er nach einem Funkgerät. "Harry, hol schon...nein, nein. Harry, sag den andern, sie sollen einen Krankenwagen vorbeischicken!"
Dann fiel ich in tiefe Bewußtlosigkeit. Als ich zu mir kam, waren drei Wochen vergangen. Man hatte mich aus dem Hudson gefischt und ins Hafenkrankenhaus gebracht.
Das ist nun auch wieder vier Wochen her. Von Jerry fehlt seither jede Spur. Das MGM-Synchronatelier ist wie vom Erdboden verschluckt. Die Fahndung nach Erik Ode lief auf Hochtouren, aber in der Maske Fred Astaires konnte er verschwinden. Er hat mir eine Schachtel Pralinen zukommen lassen und einen Brief:
"Mr. Decker, gute Genesung! Bleiben Sie in Ihrem Bereich. Sie werden nie erfahren, was damals geschah, als der unsichtbare Dritte die Bildfläche betrat. Belassen Sie es dabei!"
Jerry, mein Freund, wo bist du?
fortinbras
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03.10.2015 13:07
#19 RE: Synchron-Wege zum Glück: ein Fortsetzungsroman
Der Fall wurde immer mysteriöser. Phil Decker quittierte seinen Dienst beim FBI und ging endgütlig auf See. Von Jerry Cotton fehlte jede Spur. Dass es ausgerechnet in England weitergehen würde, ahnte zu dem Zeitpunkt noch keiner.
M, der pensionierte Chef des britischen Geheimdienstes, schmauchte gemütlich seine Pfeife, angelte an einem Nebenufer der Themse und dachte an die gute, alte Zeit beim Secret Service. Da zupfte etwas an der Angelschnur.
Das, was M an diesem Tag aus der Themse fischte, war eine Leiche. Die Leiche eines eher kleinen Mannes schmächtiger Statur. Drei Tage brauchten die englischen Sicherheitsbehörden, um die Identität der Leiche festzustellen: es war Erik Ode.
M ging ins Ministerium, um die Tragweite des Falles klar zu machen. Kurz später war er wieder im Dienst. In seinem alten Büro war alles anders. Da war so ein Weibsbild kaum ein paar Jahre im Dienst und schon hatte sie alles umgebaut. Als dann die Holzvertäfelung wieder da war, die gepolsterte Türe und die maritimen Ziergegenstände, fühlte er sich wieder wie zuhause. Er drückte auf den Knopf des Sprechgerätes. "Miss Moneypenny, wo ist Bond?" "Der ist seit einiger Zeit verschwunden, Sir." "Seit wann?" "Seit er von Madonna besungen wurde. Das danach eingesetzte Double konnte aber nicht restlos überzeugen. Abteilung 'Fortinbras' indes behauptet nach wie vor, James wäre zuletzt 1989 gesehen worden und dann schon durch ein Double ersetzt worden."
M klopfte seine Pfeife aus. "Wurde das überprüft?" "Ihre Nachfolgerin war mit dem zufrieden, das sie bekam." "Ich verstehe, gut. Also muss ich einen Ersatzmann finden. Holen Sie mir bitte Frederick Grey vom Aussenamt. Der so aussieht wie Geoffrey Keen, der Schauspieler!"
Es dauerte nicht lange und Grey saß M gegenüber. Nach einer herzlichen Begrüßung kam der Leiter des Secret Service zur Sache. "Wir haben die Leiche eines deutschen Schauspielers und Synchronsprechers namens Erik Ode aus der Themse gefischt. Genaugenommen habe ich ihn an der Angelschnur gehabt." "Wäre das nicht ein Fall für den CID oder den Yard?" "Im Regelfall schon. Allerdings hängt hier das Verschwinden mit einem gewissen G. G. Hoffmann mit in der Sache, weiters haben Münchener Kollegen damit zu tun und es ist undurchsichtig, ob deren Geschichten fingiert sind oder wahr. Jedenfalls tauchte ein ominöses Papier der MGM-Synchronabteilung auf. FBI und Jerry Cotton kümmerten sich um die Angelegenheit. Cotton, der beste Mann vom FBI, ist spurlos verschwunden. Sein Kollege, ein Mr. Decker, hat jedoch genaue Angaben gemacht. Demzufolge könnte Ode von seinem Kollegen Heinz Engelmann ermordet worden sein. Herr Engelmann ist mit einem besonderen Stahlnetz bewaffnet, das Menschen irgendwohin zieht und sie dann verschwinden lässt. Offenbar hat er Ode nur zu seinen Zwecken missbraucht und ihn dann aus Rache ermordet, weil er damals nicht Cary Grant...also, Grey, das ist ungeheuer kompliziert." "Zwei Fragen, M: Hat sich Abteilung Q schon mit dem mysteriösen Stahlnetz befasst und warum geht diese Sache unseren Geheimdienst an?"
M stopfte sich eine neue Pfeife. "Sehen Sie, Grey, unsere amerikanischen Vettern sind zu sehr in die Sache einbezogen, zu wenig neutral. Es geht um das US-Monument Cary Grant. Weiters ist der beste Mann des FBI verschwunden, was vor allem zu schlimmen diplomatischen Verwicklungen mit Deutschland und Oberst Lübbe von der Organisation B.A.S.T.E.I. geführt hat. Man darf nicht vergessen, Grey, dass der entführte Herr Hoffmann die Stimme von Bond war. Dem Echten! Und der gesuchte Herr Engelmann sprach das US-Monument John Wayne. Wird Engelmann des Mordes überführt, kann das fatale Folgen haben. Ausserdem: Cary Grant ist gebürtiger Engländer! Und ja, die Abteilung Q hat sich des Stahlnetzes angenommen und ein neues Sortiment an trickreichen Waffen und Gegenmitteln konzipiert. Wenn der britische Steuerzahler wüsste, wofür wir Geld ausgeben. Ich habe von Q übrigens ein hübsches Weihnachtsgeschenk bekommen. Ich brauch nur einen Knopf zu drücken und kann mit verschiedenen Stimmen sprechen. Aber zurück zum Fall: James Bond ist verschwunden. Wie lange, das haben wir noch nicht feststellen können. Möglich, aber nicht zwingend, dass wir den Aufenthaltsort von 007 erfahren, wenn wir Mr. Engelmann festsetzen!"
Frederick Grey kratzte sich an der Nase. "Aber wer soll den Auftrag dann übernehmen?"
M schob die Akte mit der Aufschrift "For Your Eyes Only" zu seinem Gegenüber. "Unser Kontaktmann in München hat einen entscheidenden Tipp abgegeben. Eigentlich ist es eine Kontaktfrau, eine ältere, nun ja,...etwas SEHR ältere Dame, eine Frau Gmeinwieser. Sie hat wen an der Angel, einen fähigen Mann. Er arbeitet mit deutscher Gründlichkeit, hat aber einen angloamerikanischen Namen. Wir führen ihn als John Connor 0,07. Kontaktaufnahme läuft. Ein kleines Programmkino hat soeben hinter seinem Wohnhaus eröffnet, Tarnung natürlich. Das Stück 'Alpine Drive' von John Barry dient als Signal."
Währenddessen am Münchener Flughafen im Frühling 1987
Die Maschine landete pünktlich um 8:30. Noch eine Stunde hatte Lutz Riedel zeit ins Synchronatelier zu Pierre Peters-Arnolds zu kommen. Er sollte heute mit der Synchronisation von Timothy Dalton, dem neuen 007, beginnen. Irgendwie ironisch, dachte Lutz Riedel und musste schmunzeln, jetzt zeigen die sogar schon im Flugzeug was über GGH und Konsorten. Ich wette, dass ist ein gutes Omen für meinen Einstieg als Nachfolger von Hoffmann, Kindler und Clausnitzer!
Draußen angekommen stieg Lutz Riedel in ein Taxi. Ihm schwirrten die verschiedensten Gedanken durch den Kopf. GGH war einer davon. Und dieser ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Hoffentlich kommt Gert nicht überraschend vorbei und sieht mir bei der Arbeit zu, oder Niels. In ihre Fußstapfen zu treten und sich würdig erweisen, ist hart. Nach diesem Gedanken wurde Lutz Riedel doch ziemlich nervös. Nach einigen Entspannungsübungen, hatte er seine Gedanken wieder beruhigt und genoss noch ein bisschen den Rest der Fahrt. Er stieg aus, bezahlte den Taxifahrer und ging die 15 Meter zu Fuß zum Eingang der PPA-Film. Lutz Riedel staunte nicht schlecht, als er plötzlich GGH von der anderen Straßenseite ins Atelier marschieren sah...
Im Atelier angekommen, schlich er GGH unbemerkt nach, der gerade an PPA's Büro klopfte und sogleich eintrat. Lutz Riedel versuchte sich schon mal auch körperlich in die Rolle des James Bond einzufühlen. Das kann sicher nicht so schwer sein, dachte er, zog seine Schuhe aus nahm sie schleichend unterm Arm tragend mit, bis kurz vor PPA's Büro um die beiden zu belauschen...
"So, und du glaubst also, dass der da draußen der Richtige ist ?", fragte GGH. "Na klar, der Junge hat ohne Weiteres das Zeug um in deine Fußstapfen zu treten", sagte Pierre-Peter Arnolds. "Du vergisst, dass ich und Niels Clausnitzer schon lange das Monopol auf James Bond haben. Der Typ da draußen und dieser neue Schauspieler haben doch kein Format, um James Bond zu geben", empörte sich GGH. "Jetzt komm mal auf den Teppich, Gert", meinte Pierre Peter-Arnolds. "Du hast nicht mehr die Stimme dafür und Connery und Moore machen auch keine James-Bond-Filme mehr. Die sind aus der Rolle rausgewachsen, wie du auch". Gerade wollte GGH eine Drohung aussprechen, als es an der Tür klopfte. Herein kam Hansjörg Haferkamp, der Leiter des K3, Außenstelle München, Spezialabteilung Synchronisation. Er war seit 1980 Leiter dieser Abteilung und hatte sich von Essen nach München versetzen lassen, seitdem dort die Situation immer hoffnungsloser wurde. Kreutzer, sein Kollege, hatte es ihm verziehen.
"Sind Sie Gert-Günther Hoffmann ?", fragte er. "Nein, ich bin James Bond. Quatsch. Natürlich bin ich Gert-Günther Hoffmann. Was wollen Sie von mir", fragte GGH mürrisch. "Wir haben Sie seit längerem im Auge. Wir haben vor kurzem eine Akte vom FBI zugespielt bekommen. Übermittler ist ein gewisser Phil Decker". - "Und ich dachte, der Name sei irgendwelchen Groschenheft-Autoren eingefallen". - "Sehen Sie, es handelt sich um das mysteriöse Verschwinden eines Jerry Cotton vor 20 Jahren. Um die selbe Zeit ertrank der Schauspieler Erik Ode in der Themse. Und überall ist auch ihr Name zu lesen." - Haferkamp zeigte GGH die Akte, worauf dieser sagte: "Ich habe zwar jemand gesprochen, dessen Rolle auch Jerry Cotton hieß. Aber mit dessen Verschwinden habe ich nichts zu tun. Ebenso hätte ich keinen Grund gehabt, Erik Ode in die Themse oder in die Isar zu schmeißen. Er hat zwar mal ein Stück inszeniert, wo ich mitgespielt habe und wir hatten zwar so unsere Meinungsverschiedenheiten, aber sie waren niemals so stark, dass ich ihn beseitigt hätte." - "Gab es damals noch andere, die Ärger mit ihm hatten ?" - "Es gab damals so jemanden, der hatte so eine merkwürdige Erfindung, die Menschen anzog und verschwinden ließ." GGH überlegte, was er sagen sollte. Er wusste nicht mehr genau, ob es Heinz Engelmann war. "Und wie heißt der Mann ?", fragte Haferkamp. GGH zögerte: "Ich weiß es nicht mehr genau. Und ich will auch niemanden anschwärzen." - "Schon gut, Herr Hoffmann. Ihre Angaben werden von uns absolut vertraulich behandelt", sagte Haferkamp. Er gab GGH seine Visitenkarte. "Falls Ihnen noch etwas einfällt, rufen Sie mich an. Übrigens: Draußen steht jemand. Ich glaube, der will zu Ihnen".
"Nein, ich möchte zu Herrn Peters-Arnolds", sagte Lutz Riedel empört. Pierre Peters-Arnolds drehte sich zu GGH und flüsterte ihm leise ins Ohr, "Bitte lass uns kurz allein Gert, wir können später im Wirtshaus weiter reden. Herr Riedel ist heute extra aus Berlin angereist und wir müssen pünktlich anfangen, sei bitte nicht unkollegial!". GGH warf Lutz Riedel einen skeptischen Blick zu und sagte zu PPA, "Na schön, um 18:00 Uhr im Cafe gegenüber!". Dann wandte sich GGH, Riedel zu und sagte provokant, "Ist Ihr Gesicht nicht etwas zu weich für Bond, Herr Kollege?". Riedel blieb ungerührt und erwiderte souverän, "Allein auf die Stimme kommt es an, Herr Hoffmann!". Auf GGHs Gesicht erschien plötzlich ein leichtes Schmunzeln und er nickte anerkennend. Er sah zu PPA hinüber und sagte, "Du kannst es ja mit dem jungen Kollegen versuchen! Falls es nichts wird, weißt du ja wo du mich findest. Und noch etwas Pierre!". GGH machte eine Kunstpause, "Einmal Bond. Immer Bond. Also bis um 6! Ich wünsch den Herrschaften noch einen guten Tag." Mit diesen Worten verließ GGH das Büro gefolgt von Haferkamp. PPA und Lutz Riedel standen nun endlich allein im Büro. "Wollen wir?" fragte PPA. "Aber immer!" sagte Lutz Riedel mit einem funkeln in den Augen...
Als Lutz Riedel in die Kabine trat, und am Sprecherpult das Dialogbuch von "Der Hauch des Todes" bereits aufgeschlagen liegen sah, hielt er kurz inne und konnte diesen besonderen Moment geradezu körperlich fühlen. "Heute beginnt etwas bedeutendes in meinem Leben!". Dieser Satz kreiste endlos in seinem Kopf umher. Er bekam von PPA ein Zeichen, dass es losging und Lutz Riedel ging ehrfürchtig an das Pult. Als das erste Bild erschien, hatte er das seltsame Gefühl, dies alles schon mal erlebt zu haben. Lutz Riedel schüttelte den Kopf, lächelte flüchtig über diesen absurden Gedanken und bat PPA um einen zweiten Take.
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15.11.2015 23:52
#26 RE: Synchron-Wege zum Glück: ein Fortsetzungsroman
Pierre Peters-Arnolds nickte und streckte den Daumen einer Hand aufmunternd nach oben. Doch Lutz Riedel kam nicht mehr dazu. Es traf ihn etwas hart am Kopf und er sackte zusammen. Jemand hatte ihm von Hinten schlicht und einfach eins übergebraten. Die Gestalt stand im Dunkeln und war für den Synchronregisseur zuerst kaum auszumachen.
"Wer sind Sie? Und wie sind Sie hier reingekommen?"
"Mein Name ist Brandt. Rainer Brandt!", sagte der Eindringling und trat weiter vor ins Licht. "Und hereingekommen bin ich durch den Schrank drüben. Der hat eine Geheimtüre, den hab ich aus dem ollen Hotel mitgenommen bei Blackwood Castle. Und jetzt keine Bewegung, ich bin bewaffnet!"
Pierre Peters-Arnolds drückt den roten Knopf für Synchronalarm, allerdings funktionierte nichts.
Brandt lachte. "Ich habe sämtliche Kabel durchgeschnitten, wir sind hier von der Aussenwelt nunmehr vollkommen abgeschnitten und raus werden wir erst wieder gehen, wenn ICH die Rolle eingesprochen habe. Verstanden, Pierre?"
"Da muss ich aber protestieren! Lutz Riedel wurde vom Verleih bestätigt und, sei mir nicht böse, du bist doch eine Spur zu alt für Timothy Dalton."
"Du hast wohl einen in der Birne hast du wohl, Kleiner! Das in meiner Hand ist eine Walther PPK. Sleep well in your Sarggestell, Pierre! Entweder du machst das jetzt mit mir oder du landest im Holzpyjama!"
An der Türe ins Studio war lautes Klopfen zu hören. "Hier ist Kommissar Haferkamp! Öffnen Sie die Türe! Das Studio ist umstellt, Sie haben keine Chance!"
"Die Bedingungen hier stelle ich!", rief Rainer Brandt. "Und ich gebe das Studio erst frei, wenn ich Bond gesprochen habe! Die Rolle hätte seit 1962 von rechtswegen mir gehört! Keiner ist cooler, keiner ist lustiger als ich! Bond gehört mir! JEDER! Ich werde jetzt alle Bond-Filme neu machen! Alle! Mit mir als Bond und der Danneberg darf meine Rolle in dem Feuerball-Film machen. Ich habe "Sag niemals nie" gemacht, aber ich durfte Bond nicht sprechen! Und jetzt ist die Zeit der Rache gekommen!"
Draussen herrschte nun reger Betrieb. Haferkamp war mit G. G. Hoffmann nochmals zurückgekommen,er hatte irgendwo sein Tupperwaregeschirr mit den Bulletten vergessen. Er hatte gleich bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Haferkamp hatte an der Türe gelauscht, nun kratzte er sich nachdenklich am Kinn. "Wir brauchen jetzt einen guten Psychologen! Einer, der etwas von der Materie versteht!"
Gert Günther Hoffmann lächelte stolz. "Ich hab schon Psychiater synchronisiert!" "Tatsächlich, Hoffmann?" "Ja, natürlich, ich weiss nur gerade nicht, welche das waren."
Herbert Weicker betrat den Raum in russischer Uniform und trank ein paar Schluck aus einer Wodkaflasche. "Nasdrovje!", rief er den Anwesenden zu. "Faszinierend, wer sich hier so aller tummelt! Gert, sprichst du auch in dem Film? Wen? Ich diesen russischen General, darum habe ich mich in Schale geworfen. Wen sprichst du? M?"
Haferkamp unterbrach. "Hören Sie, da drinnen ist Rainer Brandt und er will scheinbar jeden abknallen, der ihn daran hindert, die Bond-Rolle zu synchronisieren. Wir brauchen dringend einen Psychologen!" - "Nun ja, ich könnte es einmal mit dem vulkanischen Griff versuchen. Aber ich weiss nicht, ob das funktioniert. Habe ich Ihnen eigentlich schon mal erzählt, dass mich Ausserirdische entführt haben und Sprechunterricht wollten?"
"Dafür ist jetzt keine Zeit!", unterbrach ihn Haferkamp. "Schade", meinte Weicker. "Das wäre eine so hübsche Geschichte gewesen. Was ist jetzt mit dem Brandt? Synchronisiert er jetzt den Bond oder nicht? " - "Er hat Lutz Riedel k.o. geschlagen, der wird Bond synchronisieren!"
Herr Hoffmann mischte sich wieder ein. "Lasst ihn doch, den guten Rainer! Lasst ihn nur machen! Wenn er fertig ist, fährt er zurück nach Berlin und ich synchronisiere das dann nach. Das kommt ja öfters mal vor in der Branche, nicht? Ausserdem bin ich hier ja doch sehr erfahren! Mein Name ist..."
"Namen sind was für Grabsteine, Baby!", sagte Weicker und nahm noch einen Schluck Wodka. "Also, wenn Sie psychologische Unterstützung brauchen, sollten Sie sich unbedingt an Niels Clausnitzer wenden. Der versteht einiges davon." Haferkamp nickte und dachte angestrengt nach. "Ja, das kann sein. Aber ist er als ehemaliger Bond-Sprecher nicht zu wenig neutral in der Angelegenheit? Nanu, was war das?"
Man hatte einige Geräusche aus dem Aufnahmeraum gehört und nun ging die Türe auf. Rainer Brandt lag am Boden, Lutz Riedel hatte ihn entwaffnet und k.o. geschlagen. "Eine gute Übung für die Rolle! Ich habe mich nur bewusstlos gestellt und den geeigneten Augenblick abgewartet."
G. G. Hoffmann sah den jungen Kollegen durchdringend an. "Aber er hat ihnen ja doch eins über den Schädel gebraten, Sie sollten sich das ansehen lassen im Krankenhaus und ein paar Tage zur Überwachung dort bleiben. Sie können ja den nächsten Bond machen, ich springe gerne für Sie ein!"
Haferkamp beugte sich zu dem bewusstlosen Körper hinunter. "Da stimmt etwas nicht! Sehen Sie!". Vorsichtig zog er das Gesicht von dem Kopf ab. "Das ist nicht Rainer Brandt! Das Gesicht ist aus Latex!"
"Wer ist es denn?", riefen alle Anwesenden.
Haferkamp sagte eine Zeit lang nichts. "Wie er das wohl mit der Stimme hinbekommen hat? Er wird uns einiges erklären müssen, wenn er wieder zu sich kommt!"
"Ja, aber wer ist es nun?", fragte Herbert Weicker.