Regie: Peter Ustinov Drehbuch: DeWitt Bodeen / Robert Rossen / Peter Ustinov nach der Novelle von Hermann Melville sowie zweier Bühnenadaptionen Musik: Anthony Hopkins Produktion: Anglo-Allied Verleih: Rank Film
Billy Budd, ein junger Matrose unschuldigen, fast engelhaften Gemütes, der in allem etwas Gutes sehen kann, wird aus seiner kleinen Welt an Bord des Handelsschiffes "Right of Men" geholt. Er wird zwangsrekrutiert auf das Kriegsschiff "Avenger". Captain Vere ist ein eher desinteressierter Mann, der in seiner eigenen Welt lebt und wenig Führungsqualitäten zeigt. Der wahre Herr des Schiffes ist John Claggart, der Bootsmeister. Ein Sadist und Menschenschinder, vor dem sich alle fürchten. Budd gelingt es beinahe, in das Innere dieses zerquälten, sich selbst hassenden Mannes durchzudringen. Die Vorkommnisse an Bord eskalieren nach und nach...
Zum Film:
Von allen Filmen, die der auch als Regisseur etwas selbstverliebte Ustinov inszenierte, ist dieser hier wohl das reifste, unprätentiöseste und ehrlichste Werk. Ein harter Abenteuerfilm mit philosophischen Untertönen über das Gute und Böse, gefilmt in düsterem S/W und trotz üblicher Genrezutaten ein wirkliches Gegenstück zu den kunterbunten Vertretern a la "Meuterei auf der Bounty". Hervorragend besetzt, ist es vor allem Robert Ryans Porträt eines zerquälten, sich hassenden Sadisten, das beeindruckt. Der beinahe unerfahrene Terence Stamp war ein kongenialer Partner.
Der Film war kommerziell nicht besonders erfolgreich und ist auch heute relativ unbekannt. Häufig wird homoerotischer Subtext in den Film interpretiert, von dem sich jedoch nur etwas findet, wenn man sehr gewagt interpretiert. Claggarts' Hass auf Budd damit zu begründen, weil dieser seine Verlangen darstelle, die er zu verdrängen versuche, ist im Zusammenhang mit dem Film absolut hirnrissig, da es hier um das gute und böse Spiegelbild geht und nicht um verdrängte Sexualität.
Die deutsche Fassung ist ausgezeichnet besetzt. Arnold Marquis für Robert Ryan ist hervorragend und erzeugt positive Gänsehaut - eine seiner vollendedsten Leistungen. Werner Lieven passt perfekt zum lahm auftretenden Ustinov und Horst Gentzen darf wohltuend normal einen aufrechten jungen Offizier sprechen. Michael Günther gelingt es nicht ganz, die unschuldige Seite Budds zu treffen. Wenn dieser unbewusst philosophisch bedeutende Sätze von sich gibt, fällt er ein wenig ins Deklamieren ab und wirkt seltsam theatralisch.
Eine Besonderheit ist es, dass die Schauspieler, wenn ihr Name erscheint, ihren dazugehörigen Rollennamen und den Rang sprechen. Das wurde auch in der Synchronfassung so beibehalten. Allerdings kam es hier zu Unterschieden, so ist im Vorspann Ottokar Runze für Stamp zu hören und Erich Fiedler für Cyril Luckham, beide werden im Film jedoch von anderen Sprechern synchronisiert. Auch wurde Thomas Heathcotes' Sprecher nach dem Intro für kurze Sequenzen ausgetauscht. Fiedler scheint übrigens in der Synchrondatenbank auf, was nur teilweise stimmt.
Es spielen und sprechen:
In der Titelrolle:
Terence Stamp (Billy Budd) Michael Günther
An Bord der "Avenger":
Robert Ryan (John Claggart) Arnold Marquis Peter Ustinov (Captain Edward Fairfax Vere) Werner Lieven Melvyn Douglas (Dansker) Konrad P. Rhonstein ? Paul Rogers (Ltd. Seymour) Rolf Mamero John Neville (Ltd. Radcliffe) Gerd Martienzen David McCallum (Ltd. Wyatt) Horst Gentzen Ronald Lewis (Jenkins) Herbert Stass Lee Montague (Squeak) Gerd Duwner Thomas Heathcote (Payne) Heinz Palm / kurze Sequenzen spricht wer anderer Ray McAnally (O'Daniell) Rainer Brandt Robert Brown (Talbot) Hans Putz John Meillon (Kincaid) Siegfried Dornbusch Cyril Luckham (Cpt. Hallam) Heinz Petruo / Erich Fiedler (Vorspann) George Leech (Seemann) Heinz Palm Ian Whittaker (Küchenhelfer) Wolfgang Condrus N. N. (der einbeinige Koch) Toni Herbert N. N. (ein Matrose) Otto Czarski N. N. (Sergeant) Toni Herbert
An Bord der "Right of Men":
Niall MacGinnis (Captain Graveling) Eduard Wandrey Victor Brooks (Amos Leonard) Hubert Suschka Barry Keegan (Mathews) Joachim Nottke
Entschuldigung, dass ich schon wieder zweifle, aber bist Du sicher mit Tonio von der Meden? Aus den 60ern sind mir keine Einsätze von ihm bekannt und schon gar nicht in Berlin. Könnte es eine Verwechslung mit Sebastian Fischer sein? Die beiden klangen sich recht ähnlich und Fischer würde genau in diese Zeit und Stadt passen.
Sebastian Fischer hätte ich schon erkannt und Uwe Paulsen ist auch weit davon entfernt.
Grundsätzlich fände ich die Idee mit Tonio von der Meden nicht so besonders verwegen - er arbeitete damals in Hamburg, war vorher hauptsächlich bei der Rank Synchron beschäftigt und hier waren Berliner/Hamburger-Mischbesetzungen ja keine Seltenheit. Auch wenn aus einer gewissen Phase keine Rollen offiziell auftauchen, heisst das ja nicht, dass...
Um die Karten auf den Tisch zu legen: ich wäre von alleine nie auf die Idee gekommen, weil ich Tonio von der Medens Stimme als "kommt mir bekannt vor" einstufe und trotz einzelner herausragender Leistungen stets nachschauen muss, wer das war. Ich hätte zusätzlich zur Dvd ein paar Kinomemorabilia erwerben können, allerdings sind mir die in der Relation zu teuer und der Film nicht speziell genug. Hier war ein Kinoaushang darunter, der die Rank Synchron, Hamburg angab (die man wohl wie bei "Die Todeskarten des Dr. Schreck" oder "Teufelskreis" nach Berlin verpflanzen muss) und die Sprecher von Terence Stamp, Robert Ryan und Peter Ustinov nannte.
Einen Vergleich mit Folker Bohnet in "Ludwig II." hält die Stimme aber stand, zumindest in einigen Passagen.
Viel mehr würde mich die eigentümliche Stimme von Melvyn Douglas interessieren...
[rot]EDI:[/rot)
Die Angabe von Tonio von der Meden war falsch. Es gab offenbar eine Umbesetzung.
Hab mal Stimmproben von Terence Stamp und Melvyn Douglas hochgeladen.
Ich hatte den Film persönlich als einen Wettstreit unterschiedlicher Schauspielstile bei mir abgespeichert, bei dem der klassische (Robert Ryan) gegenüber dem theatralischen (Ustinov) und dem mit dem method acting liebäugelnden (Stamp) haushoch den Sieg davongetragen hat.
Dateianlage:
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Melvyn Douglas.mp3
Terence Stamp.mp3
Auch wenn ich seine Stimme nicht kenne, verbinde ich Rohnstein eigentlich nur mit Münchener Synchros. Wolfgang Engels hatte dagegen mehrere Synchroneinsätze bei Rank Film und ich habe nachstehend mal eine Kommissar-Folge von 1968 verlinkt, in der Engels als Schuldirektor Stein ab Zeitindex 2:05 einen längeren Auftritt hat. Seine damalige Stimme klingt der von Melvyn Douglas durchaus ähnlich, zumal zwischen der Synchronisation und der Episode ca. sechs Jahre liegen, aber ganz sicher bin ich mir hierbei nicht.
Wolfgang Engels liegt natürlich sehr nahe, die Rolle würde auch perfekt zu ihm passen. Persönlich erkenne ich ihn schwer, seine Stimme erzeugt bei mir aber immer ein "Vertrautheitsgefühl".
Was Rohnstein, das deutsche Synchronurgestein anbelangt:
ich glaube, es wäre nicht ganz seriös oder rational, ihn strikt auszuschließen. Er hat als Sprecher in späteren Jahren wenig größere Rollen gehabt, es sind auch nur wenige verzeichnet, was einen Vergleich erschwert. Er hat aber, wie etwa auch Erich Ebert, in Hamburg einige Male als Dialogregisseur und Autor gearbeitet, deshalb wäre es so undenkbar nicht, dass es auch mal zu einer Besetzung von ihm als Sprecher kam.
Aber Rohnstein ist nur eine Idee von mir, ich könnte das nie zweifelsfrei behaupten. Vielleicht gibt es noch andere Meinungen dazu.
Engels ist das meiner Meinung nach nicht - er rollte das R nicht (das ist allerdings etwas, was ich mit Rohnsteins einzigem Sprechereinsatz, den ich kenne, verbinde). Stamp ist natürlich nicht Fischer - klar (war auch nur ein Schuss ins Blaue), aber Tonio von der Meden höre ich hier auch nicht raus. Allerdings kenne ich nur seine späteren münchner Rollen - kann durchaus sein, dass er sich drastisch verändert hat ... ich tendiere aber eher zu Nein (eine Alternative kann ich allerdings nicht bieten).
Wie gesagt, ohne die Namensnennung wäre ich nicht draufgekommen. Für mein Empfinden ist die Ähnlichkeit mit seiner Synchronrolle in "Ludwig II." sehr stark - vorausgesetzt, dass man mehr als ein Tonbeispiel kennt. Das Problem ist vielleicht auch: Terence Stamp war beim Drehen 23, man nimmt ihm aber locker 25, 26 ab. Billy Budd weiss nicht, ob er 16 oder 17 ist und das Presskommando macht ihn dann zu 18. Stamp wirkt zu alt, bei aller Jugend - und der Sprecher bemüht sich zwischendurch auch, dem Bemühen Stamps "sehr jung" zu wirken und zu spielen gerecht zu werden. Teils schlägt die Stimme verschiedene Tonskalen an und man könnte fast glauben, es wären zwei oder drei Stimmen am Werk. Besonders aber in den Szenen, in denen es tiefer geht und TVDM (sag ich mal) leicht ins Deklamieren driftet, ist die Ähnlichkeit zu Folker Bohnet als Josef Kainz tatsächlich verblüffend.
Da es keine Beispiele aus der Phase gibt oder man sie noch nicht kennt, ist es freilich etwas schwierig.
Wäre noch zu ergänzen: der Sprecher von Robert Brown ist Hans Putz (!), eine Schande, dass ich erst so spät draufgekommen bin - er klang hier so ähnlich wie Lee Marvin...
Weiters: Toni Herbert spricht noch einen Sergeant und Otto Czarski ist für einen Matrosen zu hören, die Darsteller sind jeweils namenlos.
daß keiner der Synchronmannen den Peter Elsholtz erkennt! Mag sein, daß er sich dem sprachlich ungewohnten Spiel von Douglas anpaßt, aber man erkennt ihn doch sehr gut.
Die Rank hat den Film angekündigt mit Dialogbuch von Ottokar Runze und Synchronregie von Peter Elsholtz bei der Hamburger Rank. Mir kommt es allerdings so vor, als sei der Film bei der Ultra in Berlin entstanden, in Koordination mit Rank. Die Ultra hat während jener Zeit in den Rank-Ateliers eine Hamburger Zweigstelle betrieben, die von Elsholtz geleitet wurde. Allerdings war diese nur eine "Synchronsternschnuppe".
Ich hoffe, meine Auskünfte werden nicht als Besserwisserei mißinterpretiert.
Zitat daß keiner der Synchronmannen den Peter Elsholtz erkennt! Mag sein, daß er sich dem sprachlich ungewohnten Spiel von Douglas anpaßt, aber man erkennt ihn doch sehr gut.
Nö, für mich ist er das nicht. Ich bleibe bei Herrn Engels (trotz rrrrrollendem "rrrr")
Und ich bleibe dabei, dass...ach ja, dass ich mich meiner Meinung enthalte. Elsholtz bereitet mir generell Schwierigkeiten, bei Rohnstein und Enghels ist das nicht viel anders. Vielleicht waren sie es alle drei, jeder hat abwechselnd ein Wort gesprochen.