Aber die Krönung war eine Filmsendung der ARD, in der pro Folge (leider lief sie nicht lange) ein bekannter Synchronsprecher vorgestellt wurde - der Erste war GGH.
Du hast nicht zufällig noch irgendeinen Anhaltspunkt, wie diese Sendung hieß, oder? Würde mich sehr interessieren.
Das war nicht zufällig die Sendung OSCAR, die aus rechtlichen Gründen direkt umbenannt werden musste, in der man GGH vorm Mikro sieht, wie er Paul Newman für Die SchattenMacher synhronsiert und auf die Frage, wenn Connery und Newman in einem Film spielen würden, wen er dann lieber sprechen würde, er andeutet, dass er Newman seit den 50ern macht... falls mich bei all dem mein Gedächnis nicht trügt?
Die Sendung hieß nur eine Folge lang "Oscar" und wurde dann umbenannt in "Film-Palast". Ich war damals Redakteur in der Unterhaltungsabteilung des Bayerischen Rundfunks. Als der Ruf der ARD erging, ein Kino-Magazin für die ARD zu entwickeln, habe ich zugegriffen. Ich wollte auf keinen Fall wieder einen Moderator, der in einem Studio von Beitrag zu Beitrag führt, sondern habe davon geträumt, dass ein Film-Star mit seinen Anmerkungen zu Filmen und Kollegen den roten Faden bildet. Ich habe die Rechtsabteilung gefragt, ob etwas gegen den Titel "Oscar" einzuwenden wäre, weil es doch da dieses berühmte Film-Institut gibt. Antwort: kein Problem. Das eine sei eine Fernsehsendung, das andere ein Filmpreis. Nach der ersten Sendung meldete sich prompt die Academy aus Hollywood. Antwort der Rechtsabteilung: sofort den Namen ändern, schließlich gäbe es ja einen berühmten Filmpreis gleichen Namens. Die Titelmusik war das Hauptthema aus dem Film "The high and the mighty" in einer Version von Martin Böttcher. Als Off-Stimme habe ich mir einen meiner (damals schon, 1990) Lieblings-Synchronsprecher gewünscht: Norbert Langer. Er reiste morgens aus Berlin an, er sprach seinen Text in ca. 45 Minuten ein, meistens ohne Korrektur, wir gingen essen, und er flog wieder zurück. Der "rote Faden" der ersten Sendung war Sean Connery, und dazu haben wir natürlich GGH befragt. Ich erinnere mich noch, dass er keine gute Laune hatte. Er war wohl der Meinung, dass er fürs Radio befragt werden sollte. Als er merkte, dass ein Drehteam fürs Fernsehen kam, ärgerte er sich, weil er sich nicht besser angezogen hatte. Eine interessante Begegnung gab es mit Georg Thomalla. Der "rote Faden" der zweiten oder dritten Sendung war Jack Lemmon, den unser USA-Korrespondent zuhause besuchen durfte. Aus den erlaubten 30 Minuten wurden drei Stunden, und Jack Lemmon setzte sich zum Schluss sogar an den hauseigenen Flügel und spielte Film-Melodien. Georg Thomalla wurde dazu interviewt - er saß auf dem Sofa in meinem Büro in München-Unterföhring. Er war alles andere als entspannt, drohte mehrfach damit, den Dreh abzubrechen und kritisierte Licht, Ton und Kamera. Als wir schließlich fertig waren, wich die Anspannung von ihm und er war wie verwandelt. Ich habe ihn gefragt, warum einen Profi wie ihn so ein läppisches kleines Interview so aus der Fassung bringen kann - und er antwortete, dass er eben Perfektionist sei. Im weiteren Gespräch wurde deutlich, wie sehr er darunter litt, nur als Komiker bekannt zu sein, während seine ernsthaften Arbeiten fast niemals wahrgenommen würden. Je länger das Gespräch dauerte, desto liebenswerter wurde er, entschuldigte sich beim Dreh-Team, erzählte aus seinem Leben und erkundigte sich nach den unseren. Der Respekt, den ich schon vorher hatte, wurde nach dieser Begegnung noch einmal deutlich größer.
Mal eine ganz blöde Frage: Gab es vor der Internet-Ära eigentlich schon sowas wie "Synchronsprecher-Fanclubs" oder Vereinigungen?
Andererseits kann ich mir schon vorstellen, dass Synchronisation vor der Erfindung entsprechender Foren ein verdammt einsames Hobby gewesen sein muss...
Und ein unbefriedigendes, je weiter man von Möglichkeiten entfernt war, Sprechernamen herauszubekommen. Ich weiß es nicht, aber es dürfte kaum etwas Vergleichbares gegeben haben - ich jedenfalls dachte, ich sei so ziemlich der Einzige, der sich für sowas interessiert und war völlig baff, als ich vor fast 20 Jahren dieses Forum entdeckte und seinen Umfang erkannte.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #23ich jedenfalls dachte, ich sei so ziemlich der Einzige, der sich für sowas interessiert und war völlig baff, als ich vor fast 20 Jahren dieses Forum entdeckte und seinen Umfang erkannte
Ich fühlte mich lange Zeit mit meinem Interesse daran auch eher isoliert, bis mir Anfang 2001 Bräutigams Buch in die Hände fiel und ich wenig später auf Internetseiten zum Thema stieß (u. a. auch auf den Vorgänger dieses Forums).
Mein Interesse für Synchron begann bereits als Kind der frühen 90er. Ich kannte niemanden, der diese Begeisterung mit mir teilen konnte, aber ich erinnere mich daran, dass mein Vater mal auf mich zu kam mit einer Anzeige aus der Tageszeitung. Dort suchte jemand nach "Artgenossen", die sich mit ihm über Synchronisationen austauschen würden. Er gab sich selbst auch als Sammler zu erkennen, überwiegend älterer, klassischer Vorkriegs-Synchros. Trotz eines Altersunterschied von über 50 Jahren zum damaligen Zeitpunkt und völlig verschiedenen Berührungspunkten mit Synchros kamen wir damals jedoch in Kontakt, tauschten uns zunächst klassisch per Brief aus und konnten uns auch 2-3x treffen. Er selbst gab an, dass er lange Zeit auch niemanden fand, der sein Hobby mit ihm teilen konnte, aber über verschiedene Anzeigen quer durch Deutschland und auch Österreich ein paar Interessierte fand. Ich glaube, er wäre eine riesige Bereicherung für dieses Forum gewesen. Heute kann ich mehr denn je einordnen, dass seine Begeisterung riesig und sein Wissensschatz enorm war. Leider verstarb er bereits knapp ein Jahr später unerwartet. Ich hoffe bis heute, dass seine Sammlung in irgendeiner Form erhalten blieb.