Ich kann nicht genau sagen, seit wann ich mich genau und intensiv damit beschäftige, aber Synchronsprecher faszinieren und begleiten mich schon seit längerem.
Und es ist ja wirklich eine tolle Sache, dass man im Internet so viel dazu findet.
Nun würde mich aber interessieren, vor allem von den "Älteren" von euch, wie das Ganze war, bevor das Internet da war. Gab es da großartig Datenbanken oder Beschaffungsmaterial von Synchronsprechern?
Ich meine, gab es Bücher und evtl. beigelegte CDs, Kassetten, Schallplatten oder dergleichen? Ich meine, für den einfachen Mann, nicht für Profis, die beruflich damit zu tun hatten...
Ich behaupte mal, dass früher, zu "analogen" Zeiten das alles ein bischen schwierig war... Höchstens Arnold Marquis hat man vielleicht durch seine Schallplatten und seine Auftritte bei "Disco" mit Ilja Richter gekannt.
Ich würde mich freuen, wenn ihr etwas verraten könntet...
Ich kann mich auf diese Zeit auch noch ein bisschen erinnern. Zum Glück gab es da bei den Disney - Filmen im Abspann noch die Namen der Synchronsprecher, wo ich sie mir nach und nach einprägte und auch dieses Hobby entstand. Durch Joachim Kemmer hat eigentlich bei mir alles angefangen mich für die Stimmen hinter den Figuren und Stars zu interessieren. Später dann mein Favorit Lutz Riedel! Ich hatte mal gehört, dass die Synchronbranche lange als das "dunkle Gewerbe" bekannt war und so gut wie gar nichts ins öffentliche Bewusstsein durchgesickert ist. Diese Zeit ist zum Glück vorbei und die Stars hinter den Stimmen bekommen endlich die Ehre die ihnen gebührt! Es gibt ein sehr gutes Buch, dass ich dir dazu empfehlen kann: Stars und ihre deutschen Stimmen (2009) von Thomas Bräutigam. Hier erklärt der Autor auch sehr ausführlich die Entwicklung der deutschen Film und Fernsehsynchronisation. Hoffe ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen! Viel Spaß bei uns!
Zu dem Thema gibt's sicher viele ähnliche Threads, aber als Neuling kann man das schwer wissen. Einer von mir hat z. Bsp. den Titel "Fred Maire ist an allem Schuld", da geht's nicht nur um erste Eindrücke der Synchronleidenschaft, da wurden auch viele andere Erinnerungen ausgetauscht. Und ich war sicher nicht der Erste, der so was schrieb...
Aber um kurz und bündig deine Frage zu beantworten:
Sprecherangaben bei Hörspielen waren natürlich immer eine Informationsquelle. Von größter Bedeutsamkeit waren Filme mit dem Abspann "Es spielten und sprachen", gelegentlich gab es auch alte Kinofilme mit Sprecherangaben.
Zwitschriften wie "HörZu" hatten doch öfters Synchronangaben in den TV-Programmleisten, ebenso konnte man beim Kundendienst diverser Fernsehsender schon auch etwas zum Thema erfahren.
Sporadisch wurde sogar bei einer TV-Ansage mal darüber gesprochen, es gab schon auch fallweise Zeitungsartikel und bei einigen Schauspielern, die als sie selbst populär waren, kam in Artikeln schon auch mal das Thema "Synchron" vor, etwa bei Erik Ode oder Klaus Schwarzkopf.
Regional bekannte Künstler, über die berichtet wurde und die synchron sprachen, wurden schon auch mal lokal diesbezüglich vorgestellt. Seit Marion Degler etwa in Wien ankam in den frühen 60ern, kam kein Artikel über sie aus ihne Hinweis auf Sophia Loren. Mitunter wurde ihre Synchrontätigkeit aber auch in Kritiken abschätzig ins Siel gebracht. Auch Peter Matic und Wolfgang Pampel wurden ähnlich besprochen in lokalen Berichten.
In den Heyne-Filmjahrbüchern, als auch Karsten Prüßmann noch zum Team gehörte, waren gelegentlich Synchronangaben zu finden. In einzelnen Heyne-Filmbüchern wie etwa zu Klaus Kinski oder Henry Fonda gab es sogar Synchronangaben. Ab 1993 hat Prüßmann dann in einigen Filmbüchern (Die Dracula-Filme, Pierce Brosnan, Whoopie Goldberg, Brad Pitt, Meg Ryan, Jeremy Irons) großen Wert gelegt auf Synchronangaben und sogar teilweise Sprecherbiografien/Interviews beigesteuert.
Ganz düster war also die Steinzeit nicht, es war nur etwas mühsamer. Und wenn ich's mal so sagen darf: es hatte beinahe einen Reiz und etwas Geheimnisvolles, das man im Internet nicht findet.
Auch gab's ja kaum mal Fotos von Synchronsprechern, bei vielen hatte man keine Ahnung, wie die aussahen. Da war's dann so richtig spannend auf die Antwort von Autogrammbitten zu warten und dann die Bilder anzusehen.
Bei mir waren es zuerst auch die Hörspiele. Ein paar Sprecher kannte ich dank "Europa" daher schon seit meiner Kindheit mit Namen, markante Stimmen wie Oliver Rohrbeck, Jürgen Thormann, Christian Rode. Eine weitere wertvolle Quelle waren die Sprechertafeln auf VHS-Kassetten, die allerdings nur Buena Vista zuverlässig lieferte. Ich weiß noch, wie ich THE ROCK im Kino sah und es kaum abwarten konnte, den Film endlich auf Video zu kaufen, um herauszufinden, wie die deutschen Sprecher von Nicolas Cage und Ed Harris heißen. Ein paar weitere Namen erfuhr ich von der TV Movie, die ich einfach mal anschrieb, um sie zu fragen, ob sie die Namen der Sprecher einiger Hollywood-Stars wüssten. Offenbar war meine Frage gar nicht so speziell wie angenommen, denn ich bekam als Antwort einen Standard-Brief, der überhaupt nicht auf meine Fragen einging, mir aber trotzdem mit ein paar neuen Namen dienen konnte.
Von ein paar Sprechern war es ohnehin bekannt, dass sie die deutschen Stimmen einiger Schauspieler sind, da sie quasi bei jedem Fernsehauftritt darauf angesprochen wurden, z. B. Manfred Lehmann, Peer Augustinski, Wolfgang Völz oder Georg Thomalla. Auch Peter Schiff kenne und erkenne ich seit meiner Kindheit. Lustigerweise erfuhr ich diesen Namen von meiner Mutter, die mit Synchron sonst gar nichts am Hut hat. Wir saßen eines Abends vor dem Fernseher und sahen den Film GELIEBTE BRIGITTE, in dem Schiff die männliche Hauptrolle sprach. Ich meinte dann, dass ich die Stimme irgendwo her kenne und meinte Mutter meinte, dass das Peter Schiff sei. Später wurde mir dann klar, woher ich diese markante Stimme kenne: Aus den Zeichentrickfilmen BERNARD & BIANCA und WENN DER WIND WEHT.
Dazu kamen noch ein paar von TV-Sendern selbstgebastelte Abspänne, in denen ab und an Sprecher aufgelistet wurden, speziell beim ZDF, wenn sie die Synchronisation selbst erstellen ließen. Und natürlich immer wieder Hörspiele, mit denen ich nie aufhörte.
Insgesamt war die Prä-Internet-Zeit eine sehr spannende Zeit, um Sprecher herauszufinden. Es war fast eine Art Sport. Ein Kumpel und ich, wir putschten uns damals gegenseitig hoch, wer die meisten Sprecher herausfindet. Wenn dann mal irgendwo ein Synchronsprecher einen Gastauftritt in irgend ner Serie oder nem Film hatte und man das zufällig mitbekam, dann war das ein echtes Highlight.
Natürlich hätte es schon früher die Gelegenheit gegeben, die eigene Beschäftigung mit dem Thema zu beschreiben, trotzdem habe ich lange gezögert. Warum? Weil es ein schrittweiser Prozess war, der langsam verlief und nicht durch bestimmte markante Erlebnisse gefördert wurde (abgesehen vielleicht von Siegfried Schürenberg). Hörspiele waren sicher ein wichtiger Schritt; neben den von Chow genannten Namen habe ich noch die von Gottfried Kramer, Edgar Ott, Wolfgang Draeger und Lutz Mackensy auf diesem Weg kennengelernt, daneben gab es auch solche, die die Originaltonspur eines Films enthielten. Aber es waren eben nur Namen, die einzige Ausnahme war eine Rezitation von Hans Paetsch im Fernsehen, bei der ich den Herrn hinter der Erzählstimme sehen konnte. Durch die Beschäftigung mit den Wallace-Filmen wurde mir erst wirklich bewusst, dass solche Menschen nicht nur "als Stimme" existieren; so hatte ich ein Gesicht, der Name kam wenig später durch ein Szenenfoto in einer Fernsehzeitschrift dazu, unter dem er stand. Auch sonst waren bekanntlich in den meisten Filmen dieser Reihe Synchronsprecher zu sehen, allerdings waren manche Rollen auch nachsynchronisiert, was die Sache spannender machte. Immerhin verdanke ich Joachim Kramps Buch die Namen von Gerd Martienzen und Klaus Miedel: Martienzen wird als Kinskis Synchronstimmen im "Gesicht im Dunkeln" ausdrücklich genannt, Miedel wird als Schauspieler von Donovan im "Mann mit dem Glasauge" genannt, und dort war mir durch den Hall vorher schon klar, dass es sich hier nicht um eine Nachsynchronisation handelte. Den Namen Arnold Marquis hatte ich aus zwei Quellen: Dem Vorspann von "Asterix erobert Rom" (daher war mir auch der von Hans Hessling geläufig) und der Besetzungslite von "Otto, der Außerfriesische". Wenn es mal Angaben im Abspann gab, war ich natürlich froh, ebenso bei Sprecherlisten in Hörspielen, wobei es speziell bei der Europa oft zum Problem wurde, dass sie öfter Pseudonyme einsetzte. Allmählich legte ich mir (zumindest wenn es um die "klassische" Zeit ging) im Kopf eine Art Kartei an, wo ich welche Stimme schonmal gehört hatte, was ohne Namen manchmal etwas mühsam war. Immerhin entstand so ein ungefähres Gefühl dafür, wer in welche Zeit gehört, das allerdings auch zu Täuschungen führen konnte: So war ich bei Alfred Balthoff, Curt Ackermann und Friedrich Joloff überzeugt, diese müssten schon seit vielen Jahrzehnten tot sein. Bräutigams Buch erschien gerade zum richtigen Zeitpunkt, da sowohl meine Beschäftigung als auch der Drang, mehr über die Menschen hinter den Stimmen zu erfahren, größer wurden. Und ein Jahr später begann ich, mich ausführlicher auf Seiten und Foren zum Thema im Internet umzusehen, u. a. auch auf dem Vorgänger dieses Forums.
Für mich gab es da nur drei Quellen: - Hörspiele - Sprechertafeln (meine erste Synchron-Erkenntnis war "Hart aber Herzlich") - Hörzu (da standen auch oft die deutschen Stimmen mit drin)
Zitat von smeagol im Beitrag #6Für mich gab es da nur drei Quellen: - Hörspiele - Sprechertafeln (meine erste Synchron-Erkenntnis war "Hart aber Herzlich") - Hörzu (da standen auch oft die deutschen Stimmen mit drin)
Mehr gab es da (für mich nicht).
Hast du dir früher auch ein Buch von der Art gewünscht, wie es Bräutigam dann tatsächlich geschrieben hat?
In den 1970er Jahren, als ich begann, mich für das Medium Film zu interessieren, gab es fast gar nichts. Filmliteratur war auch nicht allzu viel zu bekommen. Zumindest war in den Buchhandlungen kaum etwas ausgestellt. Wenn man suchen wollte, musste man schon nachfragen und dann in dicken Bestellbüchern blättern. Gezielt fragen war auch nicht; woher sollte man wissen, was erschienen war. Besser wurde es in den frühen 80ern als die Heyne-Taschenbücher mit Biographien über Schauspieler erschienen, als z.B. im Goldmann-Verlag "Klassiker des deutschen Tonfilms" erschien. Dann gab es noch Joe Hembus "Western-Lexikon", der sehr umfangreich über die Western berichtete, welche nach 1945 in Deutschland liefen. Angaben über Synchronisation gab es natürlich kaum oder gar nicht. Hembus hat in seinem Western-Lexikon mit den Synchronisationen praktisch gar nicht beschäftigt (vermutlich hat es ihn nicht interessiert) oder er hat sich über die deutsche Fassung beklagt. Ab Ende der 70er gab es dann im "Gong" teilweise ausführliche Synchronsprecher-Angaben (in geringerem Umfang dann auch in der HörZu). Hier habe ich dann (so um 1980 herum)auf Karteikarten Besetzungs- und Synchronsprecherlisten notiert. Die Angaben im "Gong" waren damals schon sehr hilfreich, sich deutsche Stimmen zu merken. Gelegentlich gab es aber auch falsche Angaben, z.B. Curt Ackermann als Sprecher von Stewart Granger in "Unter Geiern". Auch die Sprechertafeln, die damals vom ZDF oder manchmal der ARD am Ende der Filme oder Serien angegeben wurden, waren ein Segen für Synchroninteressierte.
Den Namen "Arnold Marquis" habe ich in irgend einem Film aufgeschnappt (nicht "Otto", sondern noch vor der Wende), ansonsten habe ich gierig, wenn ich mal krank war und eine ZDF-Synchro im gemeinsamen ARD/ZDF-Vormittagsprogramm wiederholt wurde, mir dort Sprechernamen notiert - auch "Mein Freund Winnetou" war eine brauchbare Quelle (nur Erzähler GGH wurde leider nicht genannt!!!) Einige ALF-Hörspielkassetten kursierten unter der Hand - da hatte ich den lange gesuchten Roger-Moore-Sprecher her. Und Disney - dank "Robin Hood" und "Mary Poppins" ergatterte ich einige heiß begehrte Namen. Und schließlich rutschte auch mal eine Horst-Sommer-Sprecherliste eines Sandalenfilms im DDR-Fernsehen durch. "Rolf Schult" schließlich war ganz klein als Erzähler im Abspann von "Der standhafte Zinnsoldat" verzeichnet - noch eine große Freude. Staudtes "Kirmes" war nicht nur ein bedrückendes Kinoerlebnis - ich erkannte auch in einem der Darsteller die lange gesuchte Stimme von Horst Niendorf - ein Hoch auf Filmprogramme mit ausführlicher Namensnennung. Kurz nach der Wende gab "Gong" dann auch einige wertvolle Hinweise, allerdings auch einige Fehler (Rainer Brandt als Sprecher von Louis de Funes? Das wusste ich schon damals, dass das Blödsinn ist - aber so konnte ich mir zusammen reimen, dass er für die deutsche Fassung vieler seiner Filme verantwortlich war). Aber die Krönung war eine Filmsendung der ARD, in der pro Folge (leider lief sie nicht lange) ein bekannter Synchronsprecher vorgestellt wurde - der Erste war GGH. Eine jahrelange Suche hatte ein Happy End. Die Vorspänne der DEFA hatten frühzeitig mein Interesse geweckt und mir jede Menge ostdeutscher Sprechernamen verschafft.
Zitat von Stefan der DEFA-Fan im Beitrag #9Aber die Krönung war eine Filmsendung der ARD, in der pro Folge (leider lief sie nicht lange) ein bekannter Synchronsprecher vorgestellt wurde - der Erste war GGH. Eine jahrelange Suche hatte ein Happy End.
Du hast einmal geschrieben, dass GGH für dich einige Zeit Ivan Desny hießt, da dieser in "Sherlock Holmes und das Halsband des Todes" lippensynchron mit dieser Stimme zu hören war:Sherlock Holmes und das Halsband des Todes (1962) (3) Kam es daneben noch andere Male vor, dass du bei einem fremdsynchronisierten deutschsprachigen Schauspieler (Desny lassen wir trotz seines Akzents als solchen stehen) meintest, er könnte der von dir gesuchte Sprecher sein? Oder du umgekehrt manchmal unsicher warst, ob in einem Film wirklich der Gesuchte zu sehen war oder es sich lediglich um eine Fremdsynchro handelte?
Hallo, Leute! (könnte auch Norbert Langer oder Joscha Fischer-Antze sagen ;) )
Vielen lieben Dank für eure Beteiligung und euer Willkommenheißen (schreibt man das so... egal) hier.
Wie ich sehe, war es früher doch nicht ganz unmöglich, sich mit dem Thema Synchronsprecher zu beschäftigen. Wenn ich manche Sachen von euch lese, wird mir ganz warm ums Herz. Fast schon bin ich ein wenig beschämt, dass ich das nicht auch so getan habe, aber mein Alter von 26 Jahren dürfte das wohl ein wenig entschuldigen.
Die ersten Synchronsprecher, die mir aufgefallen sind, weil sie in unterschiedlichen Rollen zu hören waren, waren Norbert Gastell und Santiago Ziesmer. Aber diese Namen waren mir natürlich kein Begriff, ich hab mir einfach nur so gesagt: "Ach, der spricht doch auch den und den...".
Erst durchs Internet bin ich eingetaucht in die vielfältige, interessante Welt von Synchronsprechern und hat mich zum Fan gemacht. Manche Filme habe ich mir nur wegen Synchronsprechern gekauft (z.B. Alexander Welbat oder Rüdiger Bahr).