Oft kommt man bei Filmen, die ausländische Passagen haben nicht drumherum, dass Hauptcharaktere eine Fremdsprache sprechen müssen.
Um keinen Bruch in der Synchro zu erzeugen, müssen dann gelegentlich auch die Synchronsprecher dran, die dann in einer Fremdsprache parlieren müssen. Beispielsweise: - "Der Pate" Neusynchro - in einigen Szenen hört man Lutz Mackensy auf Sizilianisch, weil man ihn gerade vorher in Deutsch gehört hat. - "Der Herr der Ringe" - sämtliches Elbisch wurde von den Synchronsprechern neu eingesprochen. - "Ronin" - sowohl Christian Brückner, als auch Joachim Kerzel sprechen miteinander gelegentlich Französisch. - "Tödliche Versprechen - Eastern Promises" - das Russische der Charaktere wurde von den deutschen Sprechern nachgesprochen - "Der Pianist" - die Szene zwischen Adrian Brody und Thomas Kretschmann läuft im Original in Deutsch ab (und Brody spricht richtig gutes Deutsch!) - aber um den Bruch zwischen O-Stimme und Synchro zu vermeiden, wurden seine Szenen neu eingesprochen.
Jedenfalls: wie wichtig ist es für Synchronsprecher, Fremdsprachen zu beherrschen? Und - lernen sie sie richtig, oder, wie die Opernsänger, nur bei Bedarf und nach Laut-Transkription?
Roger Thornhill
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14.06.2008 12:12
#2 RE: Fremdsprachenkenntnisse bei Synchronsprechern
Zitat von TheHutt Jedenfalls: wie wichtig ist es für Synchronsprecher, Fremdsprachen zu beherrschen?
Es ist sicherlich von Vorteil, aber keinerlei Grundvoraussetzung.
Zitat von TheHuttUnd - lernen sie sie richtig, oder, wie die Opernsänger, nur bei Bedarf und nach Laut-Transkription?
Weder noch... Wenn jemand nicht zufällig privat eine Fremdsprache beherrscht, wird diese natürlich nicht extra für eine Synchronrolle erlernt. Man besetzt dann entweder Natives/Muttersprachler (z.B. Tayfun Bademsoy, Patrice Luc Doumeyrou), Synchronsprecher, die eine oder mehrere Fremdsprachen ebenfalls sehr gut beherrschen (z.B. Nico Mamone, Sebastian Jacob, Melanie Pukaß) oder aber - und das kommt am häufigsten vor - man bestellt zu den entsprechenden Takes eine Sprachberatung dazu, die dem Sprecher erklärt und vorspricht, wie man einen Take zu sprechen hat. Für was genau man sich dabei entscheidet, ist immer eine Frage von Authentizität. Filme wie z.B. DIE BOURNE IDENTITÄT, SAKRILEG/DAVINCI CODE oder SYRIANA würden meiner Meinung nach Gefahr laufen, unfreiwillig komisch zu wirken, wenn man die "normalen" Synchronsprecher mit gestelltem Akzent hätte sprechen lassen. Darum hat man zum Beispiel beim DAVINCI CODE auch nicht Joachim Kerzel für Jean Reno oder Katherina Mai für Audrey Tautou besetzt, sondern eben Muttersprachler. Bei Komödien hingegen oder Filmen, wo schon im Original die Authentizität keine Rolle gespielt hat, sondern ein US-Schauspieler einen gestellten Akzent hatte, wäre so etwas natürlich wiederum fehl am Platz. Denn da wird oft auch im Original viel Komik durch den lächerlichen Akzent erzeugt.
Weitere Beispiele dafür, dass ein Synchronsprecher innerhalb der Synchro eine andere Sprache sprechen musste: Frank Glaubrecht sprach für Kevin Costner am Ende von "No way out" einige Sätze auf Russische und in "Der mit dem Wolf tanzt" längere Passagen in einer indianischen Sprache. Christian Rode spricht als Gendarm im James Bond-Film "Feuerball" kurz Französisch. Klaus Kindler singt für Al Pacino in "Der Duft der Frauen" kurz Englisch. Harry Bittkowski meint in seinem Buch über Filmfehler angesichts seiner Aussprache ("grauenvollst!") übrigens, man hätte diese Stelle besser im O-Ton gelassen.
Eine andere Frage wäre natürlich, was ein Synchronsprecher, der die Sprache des Originalfilms perfekt beherrscht (wie etwa Holger Hagen) sich denkt, wenn er in der Übersetzung sachliche Fehler oder sogar Verfälschungen bemerkt.
Bei Star Trek Deep Space Nine durften Jan Spitzer und Andreas Thiek auch mal "klingonisch" Sprechen in ihren Rollen als Gowron und Martok (Das werden sie vorher bestimmt auch nicht gelernt haben ). Allerdings klingt das IMO nicht sonderlich gut und hätte besser aus der englischen Fassung übernommen werden sollen.
In "Die große Sause" (Zweitfassung) sprechen Klaus Hoehne über weite Strecken sowie Uwe Paulsen und Rainer Brandt himself ausschließlich englisch (auch die Szenen, die man im Original hätte stehen lassen können, um einen Bruch der Stimmen zu vermeiden). Die Aussprache ist nicht das Gelbe vom Ei ... aber es geht, zumindest ist gerade die erste (komplett englische!) Szene etwas verständlicher als im Original. Jedoch an einer Stelle ist ein übler Fehler passiert: Zwei Engländer beobachten ein Kloster und Terry-Thomas zeigt auf den Platz vor dem Tor. Sein Gegenüber: "What, the Sisters?" und er erwidert "No, the car!" Im Original aber heißt es deutlich hörbar und (natürlich) korrekt "What, the nuns?" Englisch: 6 - Herr Brandt!
Oh ja. Das Singen der Synchronsprecher auf Englisch ist auch noch so ein Thema. Da hört man meistens furchtbar den deutschen Akzent aus dem Englischen heraus.
Sonst noch ein Beispiel für die Fremdsprachlichkeit: - Arne Elsholtz kalauert in Italienisch in "Ein Fisch namens Wanda", und Thomas Danneberg versucht sich in russischen Gedichten (mit mäßigem Erfolg, denn das, was er da vorliest, konnte ich nicht entziffern, im Gegensatz zu John Cleese' Performance). Immerhin hat's gereicht, um Wanda zu betören. ;)
Zitat von CommanderBei Star Trek Deep Space Nine durften Jan Spitzer und Andreas Thiek auch mal "klingonisch" Sprechen in ihren Rollen als Gowron und Martok (Das werden sie vorher bestimmt auch nicht gelernt haben ). Allerdings klingt das IMO nicht sonderlich gut und hätte besser aus der englischen Fassung übernommen werden sollen.
Sie können Klingonisch erst genießen, wenn Sie es im Deutschen Original gehört haben!
In Akira Kurosawas Spätwerk "Rhapsodie im August" (1990) spielt Richard Gere einen amerikanischen Verwandten der Familie. Über weite Strecken spricht er englisch, was man in der deutschen Fassung übernommen hat. Somit spricht Hubertus Bengsch in diesem Film überwiegend englisch, was er auch gut hinbekommen hat (natürlich nicht ohne Akzent).
Dann war es doch Frank Glaubrecht. Ist schon länger her, das ich den Film gesehen habe. Ich war mir nicht mehr sicher.
In "Jagd auf Roter Oktober" spricht Gert-Günter Hoffmann (Sean Connery spielt einen russischen U-Boot-Kapitän) in den schätzungsweise ersten 5 Minuten mit seinen Leuten ausschließlich Russisch. In dem Gespräch mit dem Leutnant wechselt er dann nach einigen Sätzen in die deutsche Sprache.
Zitat von LammersIn "Jagd auf Roter Oktober" spricht Gert-Günter Hoffmann (Sean Connery spielt einen russischen U-Boot-Kapitän) in den schätzungsweise ersten 5 Minuten mit seinen Leuten ausschließlich Russisch. In dem Gespräch mit dem Leutnant wechselt er dann nach einigen Sätzen in die deutsche Sprache.
Der Sprecher von Sam Neil und dem Politoffizier auch (und vielleicht noch andere). Das Gespräch wechselt dann während des Wortes "Armageddon" in die Sprache des Publikums. Später im Film (sobald die Amerikaner an Bord sind) wird wieder auf 2-Sprachigkeit gewechselt und noch mehr Synchronsprecher haben die Chance Russisch zu reden (Dittberner auf Baldwin mit eingeschlossen)
Demnächst wollte ich außerdem mal einen Vergleich zwischen den verschiedenen Untertiteln des Films posten.
In Antwort auf:Demnächst wollte ich außerdem mal einen Vergleich zwischen den verschiedenen Untertiteln des Films posten.
Das wäre mal interessant, da ich nur die Version aus der TV Movie habe, wo nur die deutsche Synchronfassung drauf ist.
Da habe ich mich missverständlcih ausgedrückt. Ich wollte die Unterschiede zwischen den verschiedenen deutschen UTs für den Film herausarbeiten. Aber ich kann dann auch ohne Probleme die Englischen (Amerikanischen) mit dazulegen
Interessant war auch noch: In "James Bond - Die Welt ist nicht genug" spricht Glaubrecht auf Pierce Brosnan ein paar Fetzen Russisch. Allerdings sagt er etwas ganz anderes, als 1) Brosnan im Original und 2) was die dt. Untertitel übersetzen.
Original / dt. UT, sinngemäß übersetzt: "Ich habe in Oxford studiert." Glaubrecht auf Russisch, sinngemäß übersetzt: "Ich habe im Ausland studiert."