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Dieses Thema hat 15 Antworten
und wurde 1.519 mal aufgerufen
 Synchronschaffende
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Ohne Wiederkehr


Beiträge: 907

11.12.2015 21:08
Fred Maire Zitat · antworten

Hallo,

Fred Maire ist einer der Sprecher, die ich am liebsten höre und deshalb dachte ich, dass es an der Zeit wäre hier einen Thread zu eröffnen, auch weil meiner meinung nach, obwohl er durchaus geachtet wird immernoch etwas unterschätzt wird und wurde.

Fred Maire gehört meiner Meinung nach zu den ausdrucksstärksten und markantesten Stimmen aus München und war auf jeden Fall einer der Sprecher, denen es gelang stets eine gewisse Atmosphäre zu erzeugen und die eine ungeheure Präsenz und Intensität in ihrem Spiel hatten. Er war auch jemand, dem es häufig gelang in irgendeiner Weise Aufsehen zu erregen, selbst in kleinen Rollen und Kleinstrollen. er hatte einfach etwas besonderes in er Stimme und in seinem Spiel, das aufhorchen lässt, zumindest empfinde ich das so.

Als einer der am häufigsten eingesetzten münchener Sprecher, war er selbstverständlich oft in den vielen B-Filmen zu hören, die vor Allem in den 70ern und 80ern in München synchronisiert wurden, doch selbst dort hatte ich nie den Eindruck, dass er eine Rolle einfach nur "runterspielt". Er war immer mit vollem Einsatz dabei und zeigte eine gute bis hervoragende Leistung, was wie ich finde ein Talent ist, dass viel zu selten gewürdigt wird. Andererseits wurde er als einer der profiliertesten münchener Sprecher häufig in hochwertigeren Filmen für bekanntere Schauspieler besetzt, so sprach er z.B. für Harvey Keitel, Sir Anthony Hopkins, Jean-Louis Trintignant, dennis Hopper und etliche andere mit Rang und Namen, nur wie mir scheint selten in deren größten und bekanntesten Rollen, sodass er sich (außer vielleicht auf Klaus Kinski) nie auf einem Schauspieler etablieren konnte und ihm bis heute die Popularität verwehrt bleibt, die ihm eigentlich zustehen würde.

Leider habe ich den Eindruck, das man sich bei seinen Besetzungen nicht all zu oft kreativ zeigte, was zur Folge hat, dass er sehr oft in "Schurkenrollen" bzw. allgeimen zwielichtigen Rollen und eher selten "gegen den Strich" zu hören war (Über Gegenbeispiele würde ich mich sehr freuen). Natürlich war er in solchen Rollen brilliant, nur sehr wenige konnte Boshaftigkeit, Aggressivität und Zwielichtigkeit so überzeugend und packend spielen, wie Maire (nicht selten wirkten Schauspieler, die von ihm gesprochen wurden wie brodelnde Vulkane, die ständig kurz davor waren auszubrechen) aber trotzdem hätte ich ihn gern häufiger in prägnanten Rollen gehört, die nicht in dieses Klischee fallen.

Wenn man an Maire denkt, denken viele als erstes wohl an seine Einsätze für Klaus Kinski - eine eher undankbare Assoziation, da Kinskis Originalstimme bekannt ist, viele in verstänlicherweise leiber mit seiner eigenen Stimme hören würden und Kinskis Spiel generell sehr schwer übertragbar ist. Dennoch bin ich er Meinung, dass man keinen passenderen Sprecher für hätte finden können, als Maire (außer vielleicht noch Werner Uschkurat), was nicht nur an seiner erstaunlichen stimmlichen Ähnlichkeit mit Kinski liegt.
Eine von Fred Maires Rollen, die mir besonders im Gedächtnis geblieben ist, hat jedoch nichts mit Kinski zu tun, sondern betrifft seinen Einsatz für Baard Owe in Lars von Triers serie GEISTER. Hier ist er in der sehr skurrilen Rolle des Prof. Bondo zu hören, den er fantastisch spielt. Obwohl diese Rolle nicht all zu viel Raum einnimmt, gelingt Maire hier wahrlich ein Kabinettstück.

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass ich ihn auch in seinen Altersrollen sehr gerne höre, ich mag es einfach, wie "zerfressen" und rauh er mittlerweile klingt (wie gerne hätte ich ihn für Clint Eastwood in Gran Torino gehört) und nach seinem Umzug nach Berlin scheint er ja wieder ganz gut im Geschäft zu sein.

Sehr lange Rede, kurzer Sinn: Fred Maire ist einer meiner Lieblings-Sprecher und ich hoffe auch in Zukunft noch viel von ihm zu hören.

berti


Beiträge: 17.847

11.12.2015 21:49
#2 RE: Fred Maire Zitat · antworten

Zitat von Ohne Wiederkehr im Beitrag #1
Leider habe ich den Eindruck, das man sich bei seinen Besetzungen nicht all zu oft kreativ zeigte, was zur Folge hat, dass er sehr oft in "Schurkenrollen" bzw. allgeimen zwielichtigen Rollen und eher selten "gegen den Strich" zu hören war (Über Gegenbeispiele würde ich mich sehr freuen).

Christopher Plummer als zunächst kühler, im Verlauf seiner Ermittlungen aber immer emotionaler werdender und letzten Endes scheiternder Sherlock Holmes in "Mord an der Themse" fiele mir als Erstes ein. So gerne ich hier Christian Rode gehört hätte, muss ich gestehen, dass Maire eine erfrischend originelle Besetzung war.

Ohne Wiederkehr


Beiträge: 907

11.12.2015 21:57
#3 RE: Fred Maire Zitat · antworten

Das klingt sehr interessant. Ich glaube fast, allein um Fred maire in einer solchen Rolle zu hören lohnt es sich für mich diesen Film mal anzusehen.

bei genauerem Nachdenken ist mir selbst ein Beispiel eingefallen, wo er ungewohnt besetzt wurde: Für den eher komisch und wenig kompetent angelegten Assistenten von Donald Pleasence in TUNNEL DER LEBENDEN LEICHEN.

berti


Beiträge: 17.847

11.12.2015 22:23
#4 RE: Fred Maire Zitat · antworten

Zitat von Ohne Wiederkehr im Beitrag #3
Das klingt sehr interessant. Ich glaube fast, allein um Fred maire in einer solchen Rolle zu hören lohnt es sich für mich diesen Film mal anzusehen.

Das würde sich lohnen, siehe hier:Der klassische Sherlock Holmes und seine deutschen Stimmen (3)
Und hier:http://www.westend-leipzig.de/cgi-bin/fi...=6241&listId=89

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

11.12.2015 23:57
#5 RE: Fred Maire Zitat · antworten

Für mich ist Fred Maire natürlich ein besonderer Sprecher - er war es, mit dem das Synchroninteresse geweckt Würde. Maire zählt zu meinen ältesten TV-Erinnerungen. Als Fuchs in "Pinocchio" und als Protagonist in "Don Quixote" trug er dazu bei, dass ich die Wandlungsfähigkeit eines Schauspielers erkannte und zugleich eine Identifikationsstimme bekam. Darüber habe ich ja unter "Fred Maire ist an allem schuld" genug geschrieben.

Maire ist ein Sprecher, der auf eine ziemlich hohe Anzahl an Schauspieler passt und noch nie eine Rolle vermasselt hat. Selbst in billig gemachten Synchronisationen lieferte er immer hervorragende Leistungen.

Besonders gerne hörte ich ihn für Jean Louis Trintignant. Überhaupt ist Maire ein sehr "französischer" Schauspieler, stets zurückhaltend und nie aufgedreht. Kein "Reinsprecher", immer an exakten Charakterisierungen interessiert.

Besonders großartig fand ich ihn für Anthony Hopkins in "Der zehnte Mann", da konnte man richtig Gänsehaut kriegen, wie eindringlich Maire hier war. Schade, dass es später diese Kombination nicht mehr gab. Das ist für mich eine oscarreife Leistung gewesen.

Peter Sellers, Donald Pleasence, Fredric March, Spencer Tracy, ... - die Anzahl der Schauspieler, denen er seine Stimme lieh ist umfangreich . Er verstand es aber immer, sowohl zeitgenössische, als auch alte Filme glaubhaft zu synchronisieren.

Eigenartig war meine erste Begegnung mit ihm in einer sichtbaren Rolle - da wirkte er sehr unscheinbar.

Eifelfilmfreak


Beiträge: 337

12.12.2015 16:44
#6 RE: Fred Maire Zitat · antworten

Vor allem hätte man ihn ruhig auf Harvey Keitel belassen können! Aber dann kam Brückner ein paar Filme und ab Smoke dann Jockel Kerzel! Auf jeden Fall freue ich mich immer wieder, seine Stimme zu hören!

fortinbras ( gelöscht )
Beiträge:

13.12.2015 13:38
#7 RE: Fred Maire Zitat · antworten

Dass ein Thread zu Fred Maire so wenig Resonanz erhält - das Forum ist momentan aber generell sehr verschlafen...

Ich wollte mal kurz zum Thema Maire und Kinski etwas sagen. Das Kläuschen ist mir manchmal zu viel. Verkraftet hat er ja viele Stimmen. Werner Uschkurat kam dem Original wohl am nächsten und das inklusive Wahn-Faktor. Maire ist mein Favorit für Kinski. Er wurde den Rollen immer gerecht, es war ihm aber offenbar nie wichtig, sozusagen schauspielerisch mit Kinski konkurrieren zu müssen. Maires Disziplin ist hier überragend, weil sie ihn vom Übertreiben abhielt. Kinski Charaktere hatten durchaus auch verletzliche Seiten, aber es fehlte ihm eine "innere" Stille. Maire wiederum hat sie, weswegen mir diese Kombination aus Kinskis darstellerischer Masslosigkeit und Maires Subtilität so zusagt.

Er hätte Kinski gerne immer sprechen können - auch in "Nosferatu". Auf Kinskis eigene Stimme konnte ich stets gut verzichten.

Pride of Frankenstein


Beiträge: 38

13.12.2015 16:59
#8 RE: Fred Maire Zitat · antworten

Zumal Kinski ja 1 Mio. Mark pro Synchro verlangt haben soll...

Ohne Wiederkehr


Beiträge: 907

13.12.2015 17:02
#9 RE: Fred Maire Zitat · antworten

Wer sagt das ? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendjemand bezahlt hat.

kogenta



Beiträge: 2.069

13.12.2015 19:28
#10 RE: Fred Maire Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #7
Er hätte Kinski gerne immer sprechen können - auch in "Nosferatu". Auf Kinskis eigene Stimme konnte ich stets gut verzichten.

Der Meinung bin ich zwar nicht, aber selbst Kinski soll ja gesagt haben: "Muss ich das unbedingt selbst machen? Kann das nicht der Fred Maire machen?"

Und ja, wenn Kinski schon synchronisiert werden muss, dann gerne von Fred Maire (anstatt von Gerd Martienzen, was eine glatte Fehlbesetzung ist).

Das mit der Millionen-Gage ist wohl Werner-Herzog-Latein.
Kinski war als Darsteller international gut im Geschäft und hatte schlichtweg kein Interesse, für die relativ schmalen Synchron-Gagen nach Deutschland zu kommen. Und vermutlich war man auch nicht wild darauf, ihn im Synchron-Studio zu haben und Gefahr zu laufen den geordneten Ablauf zu beeinträchtigen.

Zurück zu Fred Maire:
Für Trintignant finde ich ihn auch genial, besonders in 'Der Konformist'. Leider wurde er für Trintignant nicht oft besetzt, und Norbert Langer ist da ja auch nicht übel (besonders in 'Das Netz der 1000 Augen' und 'Nur Computer morden leise').

Gruß, kogenta

Sünkro


Beiträge: 944

14.12.2015 15:33
#11 RE: Fred Maire Zitat · antworten

Zitat von fortinbras im Beitrag #7
Dass ein Thread zu Fred Maire so wenig Resonanz erhält - das Forum ist momentan aber generell sehr verschlafen...


Dann will ich dem Sprecher die verdiente Aufmerksamkeit schenken.
Zugegeben, zu meinen Favoriten gehört Fred Maire nicht. Was nicht heißt, dass ich mich nicht freue ihn zu sehen äh zu hören. Ich verbinde mit ihm am ehesten Dennis Hopper - obwohl es bei seinen zig Auftriffen nur einige wenige mit F.M. waren - oder Ed Harris in Abyss. Er hätte auf Hopper oder eben auch auf Harvey Keitel viel mehr Einsätze verdient.
Kleine Randnotiz: In der Lethal Weapon Reihe kommt er zweimal vor. Einmal in Teil 2 auf Vorstedt, also der von Riggs mit Adolf angesprochen wird.
Im letzten Teil bei Großvater Hong.
Seine Tochter Laura ist mir noch nie bewusst vorgekommen, kann also ihre Stimme nicht zuordnen. Gehört habe ich sie sicher schonmal.

Donnie Darko
Moderator


Beiträge: 8.126

14.12.2015 15:38
#12 RE: Fred Maire Zitat · antworten

Seine Tochter Laura ist mir noch nie bewusst vorgekommen, kann also ihre Stimme nicht zuordnen. Gehört habe ich sie sicher schonmal.

Da entgeht Dir was, sie ist ganz zauberhaft!

Sünkro


Beiträge: 944

14.12.2015 15:59
#13 RE: Fred Maire Zitat · antworten

Zitat von Donnie Darko im Beitrag #12
Seine Tochter Laura ist mir noch nie bewusst vorgekommen, kann also ihre Stimme nicht zuordnen. Gehört habe ich sie sicher schonmal.

Da entgeht Dir was, sie ist ganz zauberhaft!

Ja hab grad ein paar Bilder von ihr gesehen, ihr Aussehen ist auf jeden Fall zauberhaft . Nach nochmaligem "Studium" in der Synchronkartei gab es bei mir noch immer kein Aha-Erlebnis.

Eifelfilmfreak


Beiträge: 337

16.12.2015 16:08
#14 RE: Fred Maire Zitat · antworten

Übrigens verbinde ich Fred Maire auch mit dem ersten Videofilm, den ich mir von meinem Taschengeld kaufte: "Die Rückkehr der 18 Bronzekämpfer!" "Ihr dürft passieren!" "Ich danke euch, Meister!" In diesem Film sprach er die Hauptrolle! Der Name des Hong-Kong Schauspielers ist mir allerdings entfallen.....

Ozymandias


Beiträge: 1.233

26.06.2024 05:16
#15 RE: Fred Maire Zitat · antworten

Zitat von berti im Beitrag #2
Zitat von Ohne Wiederkehr im Beitrag #1
Leider habe ich den Eindruck, das man sich bei seinen Besetzungen nicht all zu oft kreativ zeigte, was zur Folge hat, dass er sehr oft in "Schurkenrollen" bzw. allgeimen zwielichtigen Rollen und eher selten "gegen den Strich" zu hören war (Über Gegenbeispiele würde ich mich sehr freuen).

Christopher Plummer als zunächst kühler, im Verlauf seiner Ermittlungen aber immer emotionaler werdender und letzten Endes scheiternder Sherlock Holmes in "Mord an der Themse" fiele mir als Erstes ein. So gerne ich hier Christian Rode gehört hätte, muss ich gestehen, dass Maire eine erfrischend originelle Besetzung war.


Das hast du sehr schön beschrieben, Berti. Gerade die fassungslose Empörung Holmes' wird von Maire in fast zarten, zerbrechlichen Tönen eingefangen. Da erklingen ganz viele widersprüchliche Noten, die auf die Zerrissenheit des Ermittlers zurückgehen. Von einem inspirierten Klangschauspieler kongenial zum famosen Bildschauspieler Plummer exzellent verdichtet. Für mich eine Sternstunde in Maires breitem Schaffen, und Manifest der bedauernswerten Tatsache, dass man seine volle Bandbreite viel zu selten eingefordert hat.

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