Zum Ausklang des Jahres möchte ich eine Idee umsetzen, die mir schon länger im Kopf herumgeistert und mir einfach keine Ruhe lässt: "Wilkins' Corner!" - Meine eigene kleine Kolumne im Synchronforum, die sich nicht nur mit Synchronisation beschäftigt, sondern auch mit anderen Themen - Oh ja, es gibt noch Dinge im Leben außerhalb von Synchronesien! Künftig werdet ihr hier in unregelmäßigen Abständen neue Kolumnen von mir finden. Mal boshaft, mal albern, aber immer ehrlich werde ich dem Wahnsinn ins Auge blicken und schonungslos meine Meinung kundtun. Aus aktuellem Anlass folgt als kleiner Appetitanreger der erste Text - Viel Spaß beim Lesen!
Es ist schon seltsam, welche Verhaltenweisen wir bei unseren Artgenossen beobachten können - Nein, ich meine nicht die Jungs und Mädels im Affenkäfig, sondern ihre aufrecht gehenden Nachfahren (heute meist mit gesenktem Kopf, wegen der Smartphonenutzung); sprich: Den Homo Sapiens. Diese Beobachtungen lassen sich nicht nur in unserem unmittelbaren Umfeld machen, sondern vor allem auch in den unendlichen Weiten des Internets.
Aktuelles Beispiel: Da erscheint ein nettes, kleines Video, in dem ein altgedienter Synchronschauspieler einem langjährigen Fan eine Freude macht. Der Fan darf sein Idol persönlich treffen und sogar eine Filmszene mit ihm gemeinsam synchronisieren. An sich eine schöne Aktion, an der sich nichts negatives finden lässt, oder? Tatsächlich regt dieser erfreuliche Videoclip Leute dazu an, auf unapptetliche Weise über den Gesundheitszustand des Herrn zu spekulieren. Das kam leider in jüngerer Vergangenheit immer wieder vor, und zwar nur, weil besagter Altmeister genauso alt wirkt, wie er ist. Man meint, in der Klatschspalte des hinterletzten Boulevard-Schmierblättchens oder der in Diagnose eines selbsternannten Facharztes gelandet zu sein, aber nicht in einem Forum für Filminteressierte. Es ist weniger persönliche Anteilnahme, die solche Spekulationen befeuert, sondern eher Sensationslüsternheit und vor allem Eigeninteresse: Der Sprecher muss doch seine zahlrreichen Stammschauspieler solange wie möglich sprechen, denn eine Umbesetzung wäre eine Katastrophe, die der Pest, Tschernobyl, Fukushima und den Weltkriegen zusammengenommen gleichkäme.
Derartige Spekulationen beschränken sich nicht nur auf diesen einen Sprecher. Manch einer scheint regelrecht davon besessen zu sein, über potenzielle Nachfolger von Synchronschaffenden zu spekulieren, wenn diese schon ein höheres Alter erreicht haben. Verändert sich eine Stimme sich altersbedingt, sehen solche Spekulanten den betreffenden Sprecher schon mit einem Bein im Grab. Es wird übrigens nicht besser, wenn man solche Gedanken in einem völlig verquasten, schwer lesbaren Deutsch niederschreibt, und sich fragt ob Synchronsprecher X Synchronsprecher X noch im nächsten Film sprechen wird. So etwas zu lesen ist in etwa so angenehm, wie unter Hämorriden leidend einer Karnevalssitzung beizuwohnen.
Es scheint in Zeiten, in denen sich selbst Spitzenpolitiker regelmäßig auf Twitter und ähnlichen Kanälen die Blöße geben, unvorstellbar, aber: Früher musste man noch nicht jeden Gedanken, der einen kurz durchs Hirn zuckt, umgehend ins Netz posaunen. Damals gab es eine heute aus der Mode gekommene Praktik, die ich für unheimlich toll halte und nur jedem weiterempfehlen kann: Das sogenannte "Sich-Seinen-Teil-denken". Für alle, die nicht wissen wie das geht, eine kleine Gebrauchsanweisung: Lesen, Nachdenken und... Klappe halten. Im Klartext: Nicht alles, was einem so durch den Kopf geht, muss umgehend jemandem mitgeteilt werden. Es gibt immerhin noch sowas wie Anstand und gesellschaftliche Normen. Ich spreche ja auch nicht wildfremde Frauen (oder Männer, je nach Bedarf) in der Fußgängerzone an und beglückwünsche sie zu ihrem wohlgeformten Hinterteil, nur weil mir das gerade in den Kopf kommt. Oder gehe ins Altenheim, um den Bewohnern schöne Sargmodelle zu präsentieren. Ihr etwa? Wenn ja, dann hab ich nichts gesagt, und würde euch einen guten Therapeuten empfehlen. Manche Dinge gehören einfach nicht in die Öffentlichkeit, und das Netz ist öffentlich. Gedanken über Nachfolger kann man sich machen, wenn sie wirklich gebraucht werden. Soviel Bequemlichkeit darf man sich ruhig gönnen.
Das Großartige am "Sich-Seinen-Teil-denken": Es lässt sich nicht nur im Alltag oder bei diesem konkreten Beispiel anwenden, sondern bei allen unerträglichen Diskursen im Internet. Ob ihr's glaubt oder nicht, man (und frau genauso wenig) muss nicht nicht zu jedem möglichen oder unmöglichen Thema das Maul aufreißen - Insbesondere dann, wenn man sich gerade einmal zwei Minuten eingelesen, vom eigentlichen Thema keine Ahnung und im Grunde nichts mitzuteilen hat. Noch nerviger ist es, bestimmte Aspekte innerhalb der Diskussion unablässig zu wiederholen, ohne ihnen etwas signifkant Neues hinzuzufügen. Besonders bei subjektiven Standpunkten, die dadurch zu vermeintlichen Fakten aufgebläht werden, ist das ärgerlich. Irgendwann hat sich die Diskussion so lange im Kreis gedreht, dass man sich übergeben muss - insbesondere wenn's um die Neubesetzung abgehalfterter Altstars geht, die ohnehin nichts relevantes mehr drehen. In die selbe Kerbe schlagen diejenigen, welche andauernd auf die offensichtlichsten Punkte hinweisen, die eigentlich ohnehin jedem klar sein sollten. Bin ich der Einzige, dem diese Form der Diskussionskultur total mürbe macht? Man kommt sich vor wie in Angela Merkels langer Unterhose. Oder bin ich am Ende nur im geleakten Drehbuch des neuesten Superhelden-Blockbusters gelandet, nämlich "Captain Obvious: The Movie"? Fragen über Fragen... Eins ist auf jeden Fall sicher: Es ist ratsam, sich vor jedem neuen Posting zu fragen, ob man etwas Konstruktives zur Diskussion beiträgt. Wenn nicht, dann ist höfliche Zurückhaltung vielleicht angebrachter.
In diesem Sinne: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, und sich seinen Teil denken ist Platin. Damit wünsche ich allen schon einmal einen guten Rutsch! Wenn euch meine erste Kolumne gefallen hat oder sie euch zum Nachdenken gebracht hat, schreibt doch etwas dazu. Wenn ihr jetzt sauer seid und persönlich angegriffen fühlt, lasst eure Wut nicht im Netz, sondern an euren Computern oder Mobilgeräten aus. Damit wäre allen geholfen. Und wenn euch der Text nicht gefällt oder einfach egal ist, dann... Seid so gut, bleibt ruhig und denkt euch einfach euren Teil.
Vielen Dank. Anmerkung: Ich möchte wirklich niemanden kränken oder beleidigen, sondern einfach nur ein wenig der Community den Spiegel vorhalten. Das ist ja Sinn und Zweck von Satire. Wenn du und vielleicht andere drüber lachen und etwas draus lernen können, dann trägt das nur zum guten Klima hier bei. Mehr kann man sich nicht wünschen (...außer vielleicht einen extragroßen Eisbecher, den Weltfrieden und noch viele weitere Synchroninterviews).
Danke Wilkins, für den mutigen Vorstoß. Ich sehe besonders das Thema 'Altersdiskriminierung' als wichtigen Punkt an. Menschen altern, Schauspieler altern. Ich finde es geschmacklos, wenn bereits Mutmaßungen angestellt werden, wie lange ein Sprecher noch vor dem Mikrofon stehen kann, nur weil er/sie optisch nicht mehr taufrisch aussieht und stimmlich auch ein wenig abgebaut hat.
Gerade bei der Thematik des Videointerviews wurde von außerhalb des Forums auf's Tapé gebracht, ältete Sprecher nur stimmlich und nicht bildlich aufzunehmen, um keine Illusionen zu zerstören. Bedauerlich, wenn man so etwas lesen muss. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich Sprecher sehen und hören kann. Das Altern gehört zum Leben dazu. Sich Illusionen über seine 'Stars' zu machen ist etwas, was man mit dem Erwachsenwerden hinter sich lassen sollte.
"Alle Synchronsprecher von heute klingen farblos und austauschbar!" Wie oft habe ich dieses radikale Urteil in allen Formen und Farben im Forum gelesen, meistens von glühenden Klassiker-Verfechtern? Es waren unzählige Male, und immer wieder kommt diese Diskussion um mangelnde Markanz auf. Also muss doch etwas an dieser Aussage dran sein? Betrachten wir das ganze Thema einmal bei Licht, und zwar durch die Augen eines Synchroninteressierten, der eher in der Moderne zuhause ist, aber auch gerne Abstecher ins Klassische unternimmt. (Übrigens interessiert er sich besonders für Hamburger Synchros, daher versteht er sich auf Farblosigkeit.)
Zuallererst das Offensichtliche: Ja, Synchronsprecher klingen heute anders als noch in den 60er Jahren. Wäre doch schlimm, wenn es nur Stillstand gäbe. Das ist zahlreichen Faktoren geschuldet: Die Technik hat sich weiterentwickelt, Schauspiel- und Sprechstil ebenso, und nicht zuletzt die Schauspieler und Produktionen, die heute ins Deutsche übertragen werden. Also einleuchtend, dass sich auch die Synchros mitgewandelt haben. (Dass heutige Synchronsprecher kaum zu den Schauspielern einer anderen Generation passen, liegt natürlich auf der Hand. Insbesondere, wenn die Synchros auf Sparflamme produziert werden, und die besetzten Sprecher somit auch auf Schauspielern der eigenen Generation unpassend daherkämen.) Eine Veränderung ist erst einmal eine neutrale Angelegenheit - Nun kommt es darauf an, ob man sie positiv oder negativ wertet.
"Farblos" und "Austauschbar" klingen freilich wenig schmeichelhaft, das Schöne jedoch an Meinungen ist: Sie sind subjektiv. Wir fällen unsere Urteile immer auf der Basis unserer eigenen Erfahrungen. Die Klassiker-Fans sehen sich überwiegend (wenn nicht gar ausschließlich) ältere Synchros an, daher sind ihnen diese Stimmen viel präsenter, sie gehen ihnen in Fleisch und Blut über. Insbesondere, wenn man bestimmte Filme zum Weihnachtsritual oder ähnlichem erkoren hat, und man mit den Stimmen von Kindesbeinen an aufgewachsen ist. Wenn Nostalgie erst einmal ins Spiel kommt, tja, dann haben die Leute von Heute ohnehin automatisch verloren. Zudem gab es damals schlicht weniger Synchros und (regelmäßige) Sprecher, sodass die Wahrscheinlichkeit hoch war, in Film X mal wieder über Arnold Marquis oder G.G. Hoffmann stolpern - Vor allem dann, wenn Synchronschauspieler (wie die beiden Genannten) in mehreren Städten aktiv waren.
Wer hingegen verstärkt neuere Synchros sieht oder gar mit ihnen aufgewachsen ist, der wird sich hier besser zurechtfinden. Ich beispielsweise habe mir bis heute die Wagner-Brüder, Paul Klinger oder Curt Ackermann nicht einprägen können - Ja, richtig gelesen! Nicht, weil ich sie als unmarkant empfinde, sondern weil ich sie einfach zu selten bewusst gehört habe. Das kann sich noch ändern, aber auch nur, wenn ich zukünftig mehr Klassiker schaue. Auf die umgekehrte Weise können Klassiker-Experten neuere Stimmen kennenlernen. Für das Sprecherwissen einzelner Synchronstädte gilt übrigens das gleiche Prinzip. Wir sind alle Sklaven der Gewohnheit.
Ich möchte nicht bestreiten, dass es in der "guten, alten Zeit" tolle Stimmen und einzigartige Typen gab, ich mag die damaligen Synchronschaffenden durchaus. Nur fallen in diesen Zusammenhang (auch aus oben gennannten Gründen) meist die selben Namen, und ich könnte genauso viele Sprecher aus den Synchros der letzten 20 bis 30 Jahre aufzählen, die ich für ebenso großartig und unverwechselbar halte. Umgekehrt gab es damals wie heute Stimmen, die bei vielen nicht richtig hängenbleiben wollen. Wir reden bei den Klassikern schließlich von Synchros, in denen sich eine Dagmar Altrichter nicht von einer Roswitha Kraemer unterscheiden lässt, und in denen hinter jeder zweiten älteren Frauenstimme Elfe Schneider gemutmaßt wird. Dieser Umstand wird komischerweise stets unter den Teppich gekehrt.
Früher war Synchron Theater, heute ist es eher Radio? Gar nicht so falsch: Flechtner und Konsorten sind quasi die Ed Sheerans der Branche. Total angesagt, permanent irgendwo zu hören, und keiner weiß eigentlich warum. Oder? Nun, Unternehmer gehen bekanntlich ungern Riskien ein, daher werden altbekannte und bewährte Stimmen gebucht. Man weiß, dass sie's draufhaben, und auch der Zuschauer kennt und liebt sie. Wozu also ein Riskio, wenn man auf Nummer sicher gehen kann? Synchronschaffende werden leider meist erst dann experimentell, wenn sie dazu durch Umstände gezwungen werden - Sei es nun, weil man aufgrund der vielen Aufträge auf Neulinge ausweichen oder weil man laut Verleih unbedingt Promis im neuesten Animationsspektakel besetzen muss. Also kein Wunder, dass - heute wie damals - ein gewisser Prozentsatz an Stimmen existiert, der überdurchschnittlich oft zu hören ist.
Also ist beim Besetzen (! - Nicht bei den Stimmen selbst) durchaus eine Tendenz zur Vereinheitlichung da, insbesondere bei Hauptrollen. Wirklich spannend wird es allerdings, wenn wir die extrem präsenten Stimmen unter die Lupe nehmen: Da gibt es Leute wie Martin Umbach, Uwe Büschken, Tobias Kluckert oder eben Peter Flechtner. Eins haben diese Herrschaften alle gemein: Sie funktionieren auf erstaunlich vielen Schauspielern und haben nicht die ausgefallensten Stimmfarben - Nicht unmarkant, aber eher "gedeckte Farben", als "kunterbunt". Deshalb stechen sie nicht zu stark heraus, weder negativ noch positiv. Mit Sprechern von diesem Kaliber fährt man am Sichersten, das ist ihr Erfolgsgeheimnis.
Für Musik und Synchron gilt (wie übrigens für nahezu alle kulturellen Bereiche): Die wirklich interessanten und geilen Sachen finden fast immer abseits des Mainstreams statt. Es gibt sie also noch, die Individualisten und schrägen Käuze - Man findet sie nur nicht unbedingt in den großen Parts von Blockbustern, sondern eher in Nebenrollen oder in kleineren Synchros. Der Bedarf nach echten Charakteren ist geringer, sodass viele Sprecher außerhalb der Nebenrollensparte kaum eine Chance bekommen, obwohl sie es sowas von verdient hätten. Ich bin sogar der Auffassung, dass es viele der heutigen Nebenroller in der "guten, alten Zeit" richtig weit gebracht hätten: Stefan Staudinger, Reinhard Scheunemann, Gerhard Jilka oder Thomas Schmuckert - Nur, um ein paar zu nennen, ich könnte noch mehrere Dutzend aufführen. Im Umkehrschluss wären die großen Namen der Klassiker-Ära heute vielleicht nicht weit gekommen. Liebe Bud-Spencer-Fans, es tut mir echt weh das zu schreiben, aber: Wolfgang Hess wäre heute - zwanzig Jahre jünger - vielleicht auch nur ein Edelmengensprecher. Sein akkustischer Zwilling Elmar Gutmann ist es jedenfalls. (Ich würde meinen Körper für wissenschaftliche Experimente verkaufen, damit er endlich wieder Hauptrollen bekommt.)
Es ist also weniger die Sacklosigkeit der Sprecher, als die Sacklosigkeit der Verantwortlichen, die sich keine frischen, individuellen Besetzungen mehr trauen, oder es gar von "oben" indirekt untersagt bekommen. Abgesehen davon: Ist es nicht müßig, andauernd verschiedene Epochen oder Synchronstädte gegeneinander auszuspielen? Zumal man damit unentwegt pauschalisiert, weil die Grenzen fließend sind. Lothar Blumhagen und Eckart Dux sind bis heute aktiv, und es gibt noch viele weitere Grenzgänger. Ab und zu gibt es sogar Fälle, in denen klassische Stimmen in der Gegenwart eine Nachfolge finden; mein Paradebeispiel: Ursula Krieg und Luise Lunow - Letztere hat übrigens ebenfalls schon in den 50ern synchronisiert. (Damit habe ich kurz vor Schluss noch die Frauenquote bei den Beispielen erfüllt, puh.)
Was lernen wir daraus? Meinungen gehen auseinander, Geschmäcker sind verschieden - Es ist völlig in Ordnung, eine Dekade der anderen vorzuziehen. Dennoch sind Eindrücke subjektiv, und man kann ruhig versuchen, sich erst ein differenziertes Bild zu machen, und danach zu urteilen. Mal ehrlich, liebe Klassiker-Fans: Wäre es nicht schön, festzustellen, dass es auch heutzutage noch tolle, markante Stimmen gibt (die - tatsächlich! - Leuten mit Schauspieltalent gehören), selbst wenn man sie an ungewöhnlichen Orten suchen muss? Umgekehrt möchte ich alle Synchronverantwortlichen, Auftraggebern (und auch Kontinuitätsfanatiker) ermutigen, öfters neue Wege zu beschreiten, und es verstärkt wieder mit eigenständigen und herausstechenden Kombis zu probieren! Es tut nicht weh, versprochen! Die empörten Zuschauermails werden ausbleiben. (...zumal ihr sie ohnehin ignorieren würdet.)
P.S: Falls jemand Lust hat, die Diskussion fortzuführen oder auf einzelne Aspekte einzugehen, dann bitte hier: Markante Stimmen. Dieser Thread ist fürs erste für weitere Kolumnen reserviert.
Ein wirklich sehr guter Beitrag von dir, der das Thema "die Synchronstimmen heutzutage klingen doch alle irgendwie gleich" ganz gut aufgreift. Bin da genau derselben Meinung wie du. Hat richtig Spaß gemacht das mal durchzulesen. Wenn ich Zeit habe werde ich auf deinen Beitrag mal in dem anderen Thread etwas genauer eingehen und da noch meine Positionen zu ergänzen.
Wäre übrigens Klasse, wenn du auch mal was zum Thema "Wohin entwickelt sich die Synchronbrache in der Zukunft?" schreiben würdest. Heutzutage ist ja das X-en Gang und Gäbe. Noch in den 90ern bis frühen 2000er hinein war das ja noch eher die Ausnahme. Da muss ich immer an des Interview von Peer Augustinski Anfang der 90er bei der Harald Schmidt Show denken, wo er auch kurz erwähnt hat, dass man ihn notgedrungen ausnahmsweise X-en musste, weil er so viel am Theater beschäftigt war.
Die lustige Pop-Up-Funktion? Kalt. Das Gendersternchen bei den Sprecher*Innen? Warm, wärmer... heiß! Es sind die aufgeführten Namen. Die decken sich nämlich zufälligerweise genau mit den Angaben, die wir hier im Forum zusammengetragen haben - Die Schlawiner haben diese Liste benutzt. Gut, das mag etwas überspitzt formuliert sein. Irgendjemand bei Edel wird die Angaben aus der Synchronkartei abgeschrieben haben, aber woher stammen die Angaben dort? Erraten. Ich bezweifle jedenfalls, dass Edel sich offizieller Unterlagen bedient hat, da Ensemblesprecher wie "Rodrigo" Kühn oder uns' Uwe Jellinek dort vermutlich nicht aufgetaucht wären. Wenn doch, hätten sich die spekulierte Ellen Rappus und der nachträglich ergänzte Martin Hoppe dort ebenfalls finden müssen.
Jedenfalls bin ich schon an den unmöglichsten Orten im Netz über Infos gestolpert, die sich mittelbar auf die Recherchen in diesem Forum zurückverfolgen lassen. Ob Wikipedia, Spencerhill-DB, IMDb, OFDb, andere Foren, YouTube-Videos... Die Kreise, die unsere gemeinsame Arbeit zieht, überraschen und amüsieren mich immer wieder. Ist das nicht ein schönes Bild? Ein strahlender Sonntagmorgen, Wilkins sitzt verpennt in T-Shirt und Boxershorts beim ersten Kaffee und löst Soundsamples auf, Kollege Begas trägt die Angaben fleißig in seine Liste und später in die Synchronkartei ein, und Jahre später landen all diese Infos auf der Rückseite einer (im wahrsten Sinne des Wortes) Edel-Hörspielplatte, die in dutzendfach in Elektronikmärkten ausliegt und ihren Weg in etliche Plattenschränke finden wird.
Haarig wird es hingegen, wenn wir über das Thema Falschangaben sprechen. Die verbreiten sich schneller als Corona-Viren oder Affenpocken, und sind schwieriger zu entfernen als Rotweinflecken. Seitdem ich festgestellt habe, dass sich von mir zwischen Tür und Angel gemachte Sprechernennungen einfach so weiterverbreitet wurden, bin ich zumindest weitaus vorsichtiger und kritischer beim Hinhören geworden. Denn wir wissen: "When it's on the Internet, it's gonna stay there FOR-FUCKIN'-EVER!" Also birgt unhinterfragtes Abschreiben ein gewisses Riskio. Zumindest sind Synchronkartei und Kaul-Datenbank als zwischengeschaltete Instanz zwischen Forum und breiter Öffentlichkeit durchaus hilfreich, da hier seltenst Spekulationen vermerkt werden. Übrigens dürfte der absolute Weltmeister im Abschreiben von Sprecherangaben wohl Pidax sein. So schön es ist, dass sie den deutschen Stimmen durch Nennung etwas mehr Kredit geben... Umso eigentümlicher ist es, dass die Sprecherangaben immer genau bei den Veröffentlichungen fehlen, die keinen Synchronkartei-Eintrag haben; so wie aktuell bei der Serie "Captain Scarlett".
Wenn man wollte, könnte man sich über dieses Thema aufregen, insbesondere da die besagten Labels konsequent auf Quellenangaben verzichten. Das ist schade und unfair. Aber ich möchte mich nicht beklagen, sondern mit euch den Siegeszug unserer Sache feiern. Auch ohne Quellenangaben ist das ganze nicht nur eine Anerkennung unserer Synchronhelden, sondern - beabsichtigt oder nicht - auch an all die Listenersteller, -Pfleger, Datensammler, Reinhörer, Ergänzer und Korrigierer. Die "Jurassic Park"-Schallplatte ist endlich ein weiterer Schritt von der digitalen in die analoge Welt. In diesem Sinne: Mach mir davon eine feste Kopie!
Das scheint mir eine gute Gelegenheit zu sein, um mal wieder zu erwähnen, dass Teile meiner Nebenrollen-Spekulationen zur ersten Staffel von DanMachi ihren Weg ins Booklet gefunden haben. Ja, im Booklet wurden die Namen gedruckt, die ich mir überlegt hatte, obwohl die tatsächlichen Besetzungen ganz andere waren. Wer auch immer bei Anime House mit der Erstellung des kleinen Heftchens beschäftigt war, hat lieber Google gefragt und Spekulationen aus dem Forum kopiert, anstatt einfach in die eigenen Unterlagen zu gucken.
Ich wurde seinerzeit mal bei Cinefacts angepöbelt, daß ich meinen Columbo-Thread nicht ordentlich gepflegt hätte und sich daher ein fehlerhafter Schnittbericht von "Waffen des Bösen" weiterverbreitet hätte. Der Gag - erstens entstand die Verwirrung dadurch, daß es von der Folge mindestens 3 verschiedene Schnittfassungen gibt (wovon wir beide nichts wußten), und zweitens hatte ich den Eintrag buchstäblich einen Tag zuvor aktualisiert. Ich war dann noch so entgegenkommend, recherchierte nach und kam so auf den Trichter mit der dritten Schnittfassung.
Interessierte den Platzwart nicht, ich sei an der Verbreitung einer Falschinformation schuld und basta! Ein Verweis meinerseits, daß sein Beitrag auch eine Falschinformation gewesen sei (schließlich hatte ich den "Fehler" zuvor schon korrigiert) wurde abgeblockt mit "Ist mir egal, der Fehler war Dir durch einen Hinweis von User XY schon seit dem Soundsovielten bekannt, das hättest Du viel eher korrigieren müssen!", so daß ich die Diskussion an dieser Stelle beendete.