Ich glaube so einen Thread gibt es noch nicht. Habe jedenfalls keinen gefunden.
Mir ist letztens aufgefallen, dass ich die heutige junge Generation von Sprechern kaum auseinander halten kann. Das Problem besteht eigentlich seit Ende der 90er Jahre. Gerrit Schmidt-Foß, Kim Hasper oder Julien Haggége waren für mich früher die ein und dieselbe Person. Erst als ich mich für das Thema Synchronisation interessierte, konnte ich die genannten Sprecher auseinanderhalten. Heute also kein Ding, nach nur einem kurzen Satz kann ich sagen, wer da grad spricht.
Anderes Beispiel: James Bond. Höre ich Frank Glaubrecht oder Gert Günther Hoffmann den bekannten Satz sagen, habe ich sofort den britischen Geheimagenten vor Augen. Wenn Dietmar Wunder diesen zum Besten gibt, höre ich einfach nur Dietmar Wunder. Das soll natürlich nicht die Fähigkeiten eines Dietmar Wunder in Frage stellen. Ich finde er gehört mittlerweile zu der A-Liga seiner Altersklasse! Glaubrecht heißt noch immer Reisende mit einem cool lockeren "Willkommen in Bonn, Köln Bonn", auf dem gleichnamigen Flughafen willkommen.
So richtig markante Stimmen wie früher gibt es fast nicht mehr, jedenfalls hört man sie kaum, was ich sehr schade finde.
Bilde ich mir das nur ein oder teilen andere meine Ansichten?
Ich bin genau deiner Meinung und das ist einer der vielen Dinge, die mich an neuen Synchronisationen stört, die heutigen STimmen klingen sich unternander im Großen und ganzen sehr ähnlich und unterscheiden sich nicht wirklich stark, Außnahmen unter den heute noch Aktiven wären z.B. Christian Brückner, Manfred Lehmann, Hartmut Neugebauer, Norbert Gastell, Jürgen Thormann, Tilo Schmitz, Klaus Sonnenschein, Wolfgang Hess und Eberhard Prüter, die wirklich sehr speziell klingen, aber auch alle schon zur alten generation gehören (außer vielleicht Tilo Schmitz).
Die heutige Synchronbranche braucht meiner Meinung nach unbedingt Stimmen mit der Markanz von Arnold Marquiscoder Rolf Schult, damit die Synchronisationen nicht so einheitlich klingen.
Dem stimme ich im Grunde zu, unter der jungen Generation gibt es wirklich viel weniger potenzielle "Kultstimmen". Allerdings mag ich es persönlich auch, wenn nicht jede Stimme einen sonderlich großen Wiedererkennungswert hat. Solche Sprecher können in meinen Augen meist natürlicher mit verschiedenen Schauspielern harmonieren, ohne dass man bei jeder Besetzung gleich denkt "das ist doch die Stimme von...".
Aber grad dieses denken "das ist doch die Stimme von..." wird von vielen Verantwortlichen durchgezogen und so traut man sich nicht die Sprecher auf andere Rollen zu besetzen. Dieses Schubladen-Denken nervt,vor allem heute. Frank Glaubrecht auf Gandalf z.B. wird nie passieren. Ich finde ja, dass Hess auf Dumbledore eine Besetzung mit Eiern ist. Der Beweis, dass markante und festgelegte Stimmen auch anders können.
Wobei Wolfgang Hess das auch schon vorher oft genug bewiesen hat.
Außerdem finde ich, dass viele sehr markante STimmen von heute hauptsächlich in Nebenrollen und meistens auch nr in Serien zu hören sind (z.B. Hans Holbein).
Da gibt's viele Sprecher, die aufgrund ihrer markanten Stimme nicht besetzt werden. Zu viele! Hans Holbein ist ein gutes Beispiel. Oder auch Gudo Hoegel, Ekki Belle, Kai Taschner, Helmut Krauss... es gibt zu viele gute.
Zitat von Ohne Wiederkehr im Beitrag #2Die heutige Synchronbranche braucht meiner Meinung nach unbedingt Stimmen mit der Markanz von Arnold Marquis oder Rolf Schult, damit die Synchronisationen nicht so einheitlich klingen.
Wobei die Markanz bei Marquis allerdings kein Hindernis war, ihn auf die unterschiedlichsten Schauspieler zu besetzen, selbst wenn er gar nicht passte, es weniger verbrauchte Alternativen gegeben hätte oder er zu viele Stars nahezu gleich klingen ließ. Aber die geringere Markanz vieler heutiger Sprecher gegenüber früheren Größen ist natürlich trotzdem ein kritischer Punkt.
Zitat von ElEf im Beitrag #7Da gibt's viele Sprecher, die aufgrund ihrer markanten Stimme nicht besetzt werden. Zu viele! Hans Holbein ist ein gutes Beispiel. Oder auch Gudo Hoegel, Ekki Belle, Kai Taschner, Helmut Krauss... es gibt zu viele gute.
Bei drei der fünf von dir Genannten kommt natürlich noch hinzu, dass München als Standort bekanntlich seit Jahren verliert.
Ich glaube, dass Leute, wie Christian Brückner oder Jürgen Thormann längst nicht so erfolgrecih geworden wären, wenn sie jetzt mit ihrer Synchronkarriere beginnen würden.
Ganz wenige Sprecher, wie Tobias Meister oder Santiago Ziesmer haben es trotz ihrer sehr markanten und individuellen STimmen geschafft sich durchzusetzen und gehören mittlerweile zu den größten ( besonders Santiago Ziesmer ist gerade schwer im Kommen habe ich den Eindruck). aber auch die haben zumindest in einer ganz anderen Zeit angefangen.
Wenn du 'ne Liste mit markanten Stimmen willst, brauche ich ja eigentlich nur die auflisten, die ich "erhöre", denn genau die sind's nämlich (und dann auch meist nur in einem gewissen Alter). Persönlich finde ich markante Stimmen wie Marquis, Hess, Thormann etc. natürlich toll, im Synchron allerdings auch meistens ein Problem, weil die wie schon gesagt als Stimme zu sehr herausstechen und den "Verschmelzungseffekt" (hiermit melde ich Patene auf diesen genialen Neologismus an) behindern. Dass führt einerseits zu Typecasting bei solchen die auch anders können (Tilo Schmitz) und andererseits oder damit zusammenhängend einem einen Film kaputtmachen können, wie mir z.B. neulich "Albert Schweitzer", weil meiner Vorstellung nach der Titelgebende nicht zum Typ der Kunstfigur "Jürgen Thormann" passt, die in meiner Vorstellungswelt inzwischen aufgrund der Markanz und vor allem üblichen Besetzungspolitik entstanden ist (vom Ton her so ungefähr der Erzähler in "George, der aus dem Dschungel kam").
Ein positives Gegenbeispiel ist für mich Wolfgang Kühne: Konnte trotz markanz sowohl als verrückter Kater Karlo oder Rasul als auch al majestätischer Mufasa überzeugen, weil er seine Stimme durch sein Spiel doch so sehr verstellen konnte. Dass konnte z.B. Engelbert von Nordhausen als Quack auch, Perry Mason und Bill Cosby hingehen unterscheiden sich nur durch den ernsten/komödiantischen Ton. So finde ich den, obwohl in beiden Fällen brilliant gespielt, auf ersteren austuaschbar, auf zweiteren unersätzlich.
Markant ist das Eine, aber variable Einsatzmöglichkeit das Andere. Brückner hatte das Glück, dass seine Stimme (wie die von GGH oder Kindler) auf extrem viele Gesichter passt, was bei Charakterstimmen wie Gudo Hoegel oder gar Hans Hohlbein nicht gegeben ist. Sicher hat Hoegel auch jugendliche Helden gesprochen, aber sie sind eher in der Unterzahl, die komischen oder zwielichtigen überwiegen - und bei Hohlbein ist es gänzlich unvorstellbar. Brückner dagegen war prädestiniert für die Heldenrollen und konnte/kann außerdem Chargen sprechen (am krassesten: Ricardo Palacios, für den er sogar funktionierte).
Wobei zumindest Stimmen, wie Wolfgang Hess oder Hartmut Neugebauer variabel eingsetzt werden können und es auch werden (zwar leider selten aber immerhin manchmal).
Undf auch der überpräsente Arnold Marquis glänzte in den verschiedensten Rollen.
Stimmt Neugebauer ist sozusagen das Münchner Chamäleon. Sticht auch raus, passt immer und daher leider viel zu häufig (und) stereotyp besetzt. Hoegel kann schon anders. Als Al Borland klang seine Stimme wunderbar angenehm, ruhig, klar und passend. Inzwischen spricht er leider nur noch freakig und das in jeder zweiten Simpsons-Folge auf jede noch so unpassende Figur (50 Cent).
Kann es vielleicht einfach daran liegen, dass die Sprecher von heute jünger sind als die Sprecher damals waren, als sie ihre Hoch-Zeit hatten? Wenn man zum Beispiel einen Film mit Christian Brückner oder Jürgen Thormann aus den 60ern sieht (hab da mal so einen Western gesehen, wo beide vorkamen), dann klingen sie auch nicht so spektakulär. Sie sind mit der Zeit aber einfach gereift. Ich könnte mir vorstellen, dass ein gealterter Tobias Kluckert oder Dennis Schmidt-Foß auch sehr viel spezieller klingt, sobald er die 50 Jahr-Grenze überschritten hat. Ist jetzt aber nur eine Theorie...