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Dieses Thema hat 11 Antworten
und wurde 1.045 mal aufgerufen
 Synchronschaffende
Begas


Beiträge: 2.654

19.03.2020 08:55
Peter Pasetti Zitat · antworten

Peter Pasetti (08.07.1916–23.05.1996)


Peter Pasetti (1971)
Peter Viktor Rudolf Pasetti wurde 1916 als Sohn des Architekten und Bühnenbildners Leo Pasetti (1882–1937) in München geboren.
Zwischen 1934 und 1936 nahm Peter Pasetti Schauspielunterricht und lernte desweiteren Cello- und Klavierspielen und erhielt Gesangsunterricht.
Sein erstes Engagement erhielt er 1936 an der 'Bayerischen Landesbühne'. Es folgten Auftritte in Ingolstadt und Kiel. Seit 1939 war Peter Passeti
beim 'Bayerischen Staatsschauspiel' engagiert und spielte nach dem zweiten Weltkrieg von 1947 bis 1979 an den 'Münchner Kammerspielen'. Seit 1949
wirkte er als freiberuflicher Schauspieler auch in Film und Fernsehen. Neben Auftritten in Kinofilmen, war Peter Pasetti öfter in deutschen Vorabend-
serien, wie 'Der Kommissar', 'Derrick', 'Tatort' und 'Der Alte' zu sehen.

Gerne gab Peter Pasetti den gereiften Charmeur oder den doppelbödigen Gentleman, beschränkte sich jedoch nicht auf diese Rollen, die
aufgrund seiner aristokratischen Erscheinung und seiner markant tiefen Stimme und stark artikulierten Sprechweise, wie für ihn gemacht schienen.
Peter Pasetti konnte auch die tragischen Rollen spielen oder auch jene, die etwas tragikomisches an sich hatten. Hierzu hieß es in einem Nachruf
im Magazin 'Der Spiegel': 'Die meisten kannten ihn aus dem Fernsehen: ein hochgewachsener Grandseigneur und Charmeur, immer dort präsent, wo echte
oder schräge Kavaliere der alten Schule gebraucht wurden. Nur wer dem Sohn eines Münchner Bühnenbildners genauer ins Gesicht sah, entdeckte darin
Züge von Bitterkeit und Ironie.'

Peter Pasetti war dreimal verheiratet, zuletzt seit 1968 mit Marianne Swoboda-Pasetti (1927–2013), einer Literaturübersetzerin und Lektorin aus
Tschechien. Peter Pasetti starb 1996 in Dießen am Ammersee an einem Krebsleiden und wurde auf dem Münchner Nordfriedhof beerdigt.

Peter Pasetti bei Sprachaufnahmen
Durch seine Gesangsausbildung und das große Stimmvolumen arbeitete Peter Pasetti seit den 40er Jahren auch umfassend als Hörspielsprecher, Rezitator
und Synchronsprecher. Im Hörspielbereich ist er vor allem unter den 'Kassettenkindern' als Erzähler beziehungsweise Alfred Hitchcock in der Kinder-
und Jugendserie 'Die drei ???' oder als Bösewicht Skeletor in 'Masters of the Universe' bekannt. Er gab jedoch auch den Sherlock Holmes in mehreren
Vertonung der Geschichten Sir Arthur Conan Doyles in den 60er und 80er Jahren. Innerhalb des Hörspiels konnte Peter Pasetti sein volles tonales Talent
unter Beweis stellen, vom breit und teils ironisch-distinguierten Alfred Hitchcock in 'Die drei ???' bis zum dumpfen Donnern Skeletors in 'Masters of
the Universe'. In zwei Vertonungen von Gisbert Haefs 'Triumvirat'-Reihe bewies Pasetti als Pfarrer Bargmann auch sein Talent für sinistre, schwarzhumorige
Rollen. Obgleich in späteren Jahren stimmlich bereits hörbar angeschlagen, blieb er den 'drei ???' als Erzähler bis Folge 64 erhalten, die 1995 bei EUROPA
in Hamburg aufgezeichnet wurde. Die Hörspielproduktion 'Die drei ??? - Geisterstadt' war zugleich Peter Pasettis letzte Arbeit im Hörspielbereich.

Sein stimmliches Potential wurde auch im Bereich der Film- und Fernsehsynchronisation früh erkannt. Bereits Ende der 40er Jahre stand Peter Pasetti im
Synchronstudio. Er lieh seine Stimme dabei vor allem Schauspielern, wie Charles Boyer, Gary Cooper und Orson Welles. Entgegen seiner Besetzung am Theater oder
in Film und Fernsehen, wurde Peter Pasetti gerade in jüngeren Jahren im Synchron gerne auf Bösewichte oder in undurchsichtigen und betont männlichen Rollen
(Western-Star Gary Cooper) besetzt. Boyer intonierte er so unter anderem wunderbar kalt, berechnend und verschlagen als Gregory Anton in 'Das Haus der Lady Alquist'
(1943). Durch seine basslastige, voluminöse Stimme wurde er zudem gerne für stimmgewaltige, stämmigere Schauspieler besetzt, so auch für Raymond Burr ('Der rote Falke
von Bagdad', 1951) und Welles, den Peter Pasetti unter anderem als mongolischer General Bayan in 'Die schwarze Rose' (1950) sehr brummig und nachdrücklich synchronisierte.
Seit den 50er Jahren gingen Pasettis Arbeiten im Synchron merklich zurück. Vermutlich konzentrierte sich der freiberufliche Schauspieler auf andere Tätigkeitsbereiche, die
zunehmende unverkennbare Markanz seiner Stimme, und ein damit einhergehender Rückgang der Wandlungsfähigkeit, mag ebenso zu einem Rückgang in seiner Auftragslage in der Film-
synchronisation geführt haben. Zu einer seiner letzten Rollen zählte die Synchronisation des tschechischen Schauspielers Vlastimil Brodský als augenzwinkernd-aristokratischen
König Hyazinth im TV-Mehrteiler 'Die Märchenbraut' (1979). Seine letzte Rolle dürfte die des Lords Kilmarnock, gespielt von James Cossins, im TV-Mehrteiler 'Die Bekenntnisse des
Hochstaplers Felix Krull' von 1981 gewesen sein. In dieser Rolle ging er noch einmal ganz in der Rolle des adeligen, leicht ironischen Gentleman auf. Es ist bedauerlich,
dass er später nicht mehr in der Synchronisation aktiv war.

Ein Streitthema unter Synchronfreunden stellt u. a. seine Interpretation der Rolle des Mortimer Brewster, gespielt von Cary Grant, in 'Arsen und Spitzenhäubchen' (1944) dar.
Peter Pasetti tönt darin ungewohnt aufgedreht, schrill und überschlägt sich beim Sprechen geradezu. Obschon auch Grant seine Rolle überzeichnete, setzte Pasetti seiner
Interpretation des nervösen und aufgewühlten Brewster noch eins drauf, sodass die Rolle beinahe zur Lachnummer wird. Erwähnenswert ist die Rolle insbesondere, da sie
ein Zeugnis von der Wandlungsfähigkeit gibt, die Peter Pasetti stimmlich lange Zeit innewohnte.

Mir begegnete Peter Pasettis Stimme als Kind, da eine meiner Schwestern 'Die drei ???'-Kassetten sammelte und ich natürlich nicht umhin kam, sie ebenfalls zu hören.
Pasettis Stimme empfand ich schon als Kind bereits als angenehm, beruhigend und wohltönend. Ich mochte seine Erzählweise, die ernst und im nächsten Moment wieder leicht ironisch
oder sogar humorig sein konnte. Für Alfred Hitchcock vermochte er die richtige Note an 'Hollywood' in das Hörspiel zu bringen.

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.307

19.03.2020 08:58
#2 RE: Peter Pasetti Zitat · antworten

Das untere Bild kann niemals von 1957 sein, das ist mindestens 10 Jahre älter.

Gruß
Stefan

Begas


Beiträge: 2.654

19.03.2020 09:05
#3 RE: Peter Pasetti Zitat · antworten

Ich entnahm es der Beschrift, habe den Zusatz nun aber entfernt.

Dubber der Weiße


Beiträge: 5.422

19.03.2020 10:27
#4 RE: Peter Pasetti Zitat · antworten

Zitat von Begas im Beitrag #1
Seit den 50er Jahren gingen Pasettis Arbeiten im Synchron merklich zurück. Vermutlich konzentrierte sich der freiberufliche Schauspieler auf andere Tätigkeitsbereiche, die zunehmende unverkennbare Markanz seiner Stimme, und ein damit einhergehender Rückgang der Wandlungsfähigkeit, mag ebenso zu einem Rückgang in seiner Auftragslage in der Film-
synchronisation geführt haben.


Pasetti war ein vielbeschäftigter Fernsehdarsteller mit einer lebendigen Theaterkarriere. Ich würde annehmen, dass er sich bewusst auf diese Tätigkeitsfelder konzentriert hat. Und ja, eine Wahnsinnsstimme.

berti


Beiträge: 17.885

21.03.2020 13:50
#5 RE: Peter Pasetti Zitat · antworten

In Synchros ist mir Peter Pasetti bisher gar nicht SO oft begegnet, in Hörspielen dafür umso häufiger. Zu seiner speziellen Wirkung als Hitchcock/Erzähler habe ich hier ja schon etwas geschrieben:"magische" Synchronstimmen
Auch sonst war er im Hause Europa viel dabei, Heikedine Körting besetzte ihn im Rahmen der Asterix-Reihe in zwei Rollen, bei denen er nicht unbedingt naheliegend war. Neulich kam mir der Gedanke, ob er nicht auch ein guter Cäsar gewesen wäre; im Geiste ging ich einige Szenen aus den Comics durch, ließ einige Sätze von seiner Stimme sprechen - ein Hochgenuss! Aber es hat leider nicht sollen sein.
Auch in den beiden ersten (und besten) der vier "Triumvirat"-Folgen aus der Reihe "Das WDR-Kriminalhörspiel" brachte er seine ganze Spielfreude und sein Talent zur Verschmitztheit ein:Hörspiele mit bekannten Synchronsprechern (2)
In derselben Reihe erschien 1982 auch die Produktion "Die Verteidigung hat das Wort", in der er seine vielleicht facettenreichste Leistung im Hörspiel-Bereich bot: Höhepunkt ist ein zweieinhalb Minuten dauernder Monolog, in dem er alle emotionalen Register zieht, teilweise ungewohnt verletzlich und verzweifelt klingt und sogar kurz schluchzt.
Leider scheint er nie Andrew Wyke in Anthony Shaffers "Revanche/Mord mit kleinen Fehlern" gespielt zu haben! Beim Lesen der Beschreibung und Charakterisierung der Figur im Textbuch hatte ich ihn relativ schnell vor Augen, er hätte in den 70ern auch das richtige Alter gehabt.

Lammers


Beiträge: 4.166

25.03.2020 12:12
#6 RE: Peter Pasetti Zitat · antworten

Zitat von Dubber der Weiße im Beitrag #4
Zitat von Begas im Beitrag #1
Seit den 50er Jahren gingen Pasettis Arbeiten im Synchron merklich zurück. Vermutlich konzentrierte sich der freiberufliche Schauspieler auf andere Tätigkeitsbereiche, die zunehmende unverkennbare Markanz seiner Stimme, und ein damit einhergehender Rückgang der Wandlungsfähigkeit, mag ebenso zu einem Rückgang in seiner Auftragslage in der Film-
synchronisation geführt haben.


Pasetti war ein vielbeschäftigter Fernsehdarsteller mit einer lebendigen Theaterkarriere. Ich würde annehmen, dass er sich bewusst auf diese Tätigkeitsfelder konzentriert hat. Und ja, eine Wahnsinnsstimme.


Und nicht nur das. Er hatte auch auf dem Bildschirm eine starke Ausstrahlung, was er in vielen Rollen bewies. Mir fallen da zwei Auftritte aus der Serie "Der Alte" ein. In der einen Episode, "Jack Braun" (Folge 2), spielt er einen prominenten Arzt, der vorübergehend unter Verdacht gerät, da mit seinem Wagen ein Mann überfahren wird, in der Episode "Der Unbekannte im Spiel" (Folge 83), spielt er einen Industriellen, der nach dem Tod seiner Frau nochmal geheiratet hat und auf dessen jetzige Frau ein Anschlag verübt wird.

In beiden Rollen konnte er seine Vielseitigkeit beweisen, die über reine Arroganz (ich meine das auf die Rollen bezogen) hinausging. Wie z.B. als er in der ersteren erwähnten Episode dann dem Täter begegnet, der ihn einfach nur anwidert und auch entsetzt. Ich gehe mal jetzt nicht ins Detail, da ich nicht spoilern will. Allerdings hinterlässt er schon bei seinem ersten Auftritt einen bleibenden Eindruck und die Stimme hat auch einen hohen Wiedererkennungswert: https://www.youtube.com/watch?v=74pjZkkeTg0

In der zweiteren Episode ist mir die Szene in Erinnerung geblieben, wo er aus Eifersucht völlig die Nerven verliert und handgreiflich wird: https://www.youtube.com/watch?v=VttjzrY1sHE (0:00-1:29)

In letzter Zeit habe ich noch eine Episode aus der Reihe "Das Kriminalmuseum" gesehen (Folge 39: "Der Scheck"), wo er eine Nebenrolle spielt. Es geht um einen Firmenchef (gespielt von Günther Ungeheuer), der verschuldet ist und von einem Auftraggeber wegen Vertragsbruch angezeigt wird. Irgendwann in der Folge gibt es eine Szene, in der er einen Freund (gespielt von Peter Pasetti) um einen Kredit bittet, den dieser ihm aber verweigert. Die Selbstverständlichkeit und die Bestimmtheit, ohne den unterschwelligen Ärger außen vor zu lassen, mit der dieser Freund erklärt, warum er ihm keinen Kredit gibt (und das sind verständliche Gründe), ist von der Darstellung her echt klasse. Pasetti braucht da nicht viel Gestus, um die Rolle zu spielen: https://www.youtube.com/watch?v=GbMFheNp4OE

Die Sache mit der Ausstrahlung, sprich Charisma, einer Rolle, ist sowieso etwas, dass leider ziemlich selten geworden ist. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass das Theater hierzulande einen nicht mehr so großen Stellenwert hat. Aber das ist eine andere Geschichte.

Dubber der Weiße


Beiträge: 5.422

25.03.2020 12:44
#7 RE: Peter Pasetti Zitat · antworten

Genau das meinte ich mit den Worten "Pasetti war ein vielbeschäftigter Fernsehdarsteller", in der Tat. Den fand ich als Knirps sehr beeindruckend, da er für meine Kinderaugen meinem Opa ähnelte. Und ich war tatsächlich schon in jüngsten Jahren für coole Stimmen empfänglich. Diese extrem geschliffene, chirurgisch präzise Theateraussprache, die sie damals oft hatten, wirkte da sicherlich entscheidend mit.

berti


Beiträge: 17.885

26.03.2020 10:07
#8 RE: Peter Pasetti Zitat · antworten

Zitat von Lammers im Beitrag #6
In der zweiteren Episode ist mir die Szene in Erinnerung geblieben, wo er aus Eifersucht völlig die Nerven verliert und handgreiflich wird: https://www.youtube.com/watch?v=VttjzrY1sHE (0:00-1:29)

Danke für den Clip, den ich (im Unterschied zu den beiden anderen) bisher noch nicht kannte. Wirklich krass ihn mal so zu erleben!
Ob das wieder ein Beispiel dafür ist, dass ein Schauspieler eine Rolle ungeschminkt dreht, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen?

berti


Beiträge: 17.885

26.03.2020 10:09
#9 RE: Peter Pasetti Zitat · antworten

Zitat von Dubber der Weiße im Beitrag #7
Diese extrem geschliffene, chirurgisch präzise Theateraussprache, die sie damals oft hatten, wirkte da sicherlich entscheidend mit.

Das ging mir ähnlich, die Beschreibung dieser Diktion trifft es ganz gut. Erich Schellow wäre ein weiteres Beispiel dafür, wobei ich dessen Stimme natürlich erst später kennengelernt habe.

Stefan der DEFA-Fan



Beiträge: 15.307

26.03.2020 10:15
#10 RE: Peter Pasetti Zitat · antworten

Zitat von Lammers im Beitrag #6
Die Sache mit der Ausstrahlung, sprich Charisma, einer Rolle, ist sowieso etwas, dass leider ziemlich selten geworden ist. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass das Theater hierzulande einen nicht mehr so großen Stellenwert hat.

Da wären wir auch wieder bei der geschliffenen Sprache. Statt GEschliffen ist heute VERschliffen die große Mode. "Schmuddelige" Aussprache = Realismus - was mitunter stimmt, aber nicht immer. Und bei vielen Gelegenheiten ist sie schlicht fehl am Platz. Viele Schauspieler jüngerer Generation aber beherrschen die "schöne" Sprache nicht mehr. (Umgekehrt kann ich mir Pasetti einfach nicht als Raufbold von der Straße vorstellen, gerade sprachlich nicht.)

Gruß
Stefan

Freddy


Beiträge: 136

29.03.2020 16:33
#11 RE: Peter Pasetti Zitat · antworten

Minute 16:53 😉👍 https://youtu.be/TB8vba3DZl8

berti


Beiträge: 17.885

08.04.2020 14:06
#12 RE: Peter Pasetti Zitat · antworten

Eine Synchronrolle von Peter Pasetti möchte ich dann doch hervorheben: Humphrey Bogart in "Wir sind keine Engel"
Vielleicht hatte der Münchner Pasetti hier gerade ein Gastspiel in Berlin und wurde daher besetzt. Aber auch jenseits davon ein origineller Einfall, da er Bogart ansonsten nie synchronisiert hat und dieser deutlich älter war; allerdings war Bogey selbst in dieser komödiantischen Rolle auch eher ungewohnt.
Pasetti darf hier jedenfalls herrlich verschmitzt und listig klingen, teilweise auch grummeln; es ist eine wahre Freude, ihm zuzuhören, er scheint ganz in seinem Element zu sein!

 Sprung  

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