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Dieses Thema hat 48 Antworten
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 Allgemeines
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WB2017



Beiträge: 7.158

05.04.2020 17:47
#16 RE: Synchronverband präsentiert: Produktionsalltag Zitat · antworten

Schritt 3: Dialogbuch

Zitat
Um überhaupt synchronisieren zu können brauchen wir ein deutsches Dialogbuch. Der Originalschauspieler bekommt bei der Synchronisation gewissermaßen einen Zwillingsbruder, einen deutschen Schauspieler, der ihm seine Stimme leiht, indem er die Szenen im Film nachspielt. Ihm das zu ermöglichen, ist die Aufgabe des Dialogbuchautors. Er schreibt die Dialoge des Films neu - und zwar so, dass sie den jeweiligen Rollen, den Milieus, der Zeit in der der Film spielt, etc. gerecht werden und vor allem so, dass sie in der dargestellten Situation spielbar sind. (Jemand, der an einem Seil vom Helikopter hängt spricht anders, als jemand, der vor dem Kamin im Sessel sitzt.)
Dazu kommt, dass der Text lippensynchron sein muss. Wenn im Original jemand 'sky' sagt - der Mund steht dabei weit offen - kann man auf Deutsch an der Stelle schlecht 'Himmel' schreiben - dabei würden sich die Lippen in der Wortmitte berühren.
Der Sprachrhythmus und der des ganzen Körpers, auch Handbewegungen, müssen ebenfalls beachtet werden, außerdem darf es weder zu viel noch zu wenig Text geben.
Die Lösung möglichst aller Schwierigkeiten auf einmal ist der Alltag eines Synchronbuchautors.
Grundlage seiner Arbeit bildet entweder die Rohübersetzung (Teil 1), oder er übersetzt selbst. Geschrieben wird in einer vorgefertigten Maske, die die Weiterverarbeitung beim nächsten Schritt, dem Taken, erleichtert. Um dem Schauspieler die Orientierung zu vereinfachen, werden Steuerzeichen wie 'ON' (der Mund ist voll zu sehen), 'ins OFF' (der Mund ist nicht zu sehen), sowie 'Atmer' etc. im Text vermerkt.

Änne Troester, Autorin: "Ich freue mich am meisten, wenn mein Dialog auf der Leinwand lebt und atmet!"

Bild_1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Bild_2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Nyan-Kun


Beiträge: 5.001

06.04.2020 13:53
#17 RE: Synchronverband präsentiert: Produktionsalltag Zitat · antworten

Finde diese Fotos vom Home-Office sehr schick. Mit der Ausstattung Dialogbücher zu schreiben stelle ich mir richtig cool vor.
Hab mich da auch immer gefragt, ob man das Copyright Material immer einfach so mit nach Hause nehmen kann, um dort an dem Dialogbuch arbeiten zu können. Hatte mal in der Vergangenheit irgendwo aufgeschnappt, dass dies nicht bei allen Projekten möglich ist, weil das Filmmaterial da wirklich noch streng Geheim ist und man das Dialogbuch daher nur im Synchronstudio schreiben darf. Ansonsten kommt es mir so vor als würde mittlerweile ein Großteil der Arbeit am Dialogbuch vom Home-Office aus stattfinden.

Dubber der Weiße


Beiträge: 5.422

06.04.2020 14:30
#18 RE: Synchronverband präsentiert: Produktionsalltag Zitat · antworten

Das links ist übrigens nicht Captain Picard auf der Enterprise-Brücke, sondern Manuel Dörr, der u.a. witzige Bücher für "Hawaii Five-0" verfasst. Der Mann sollte nebenbei Inneneinrichter werden.

Sandokan


Beiträge: 287

06.04.2020 15:02
#19 RE: Synchronverband präsentiert: Produktionsalltag Zitat · antworten

Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #17
Hatte mal in der Vergangenheit irgendwo aufgeschnappt, dass dies nicht bei allen Projekten möglich ist, weil das Filmmaterial da wirklich noch streng Geheim ist und man das Dialogbuch daher nur im Synchronstudio schreiben darf. Ansonsten kommt es mir so vor als würde mittlerweile ein Großteil der Arbeit am Dialogbuch vom Home-Office aus stattfinden.


Im Synchronstudio hat noch nie jemand ein Buch geschrieben, denke ich.
Festangestellte Synchron-Dialogbuch-Autoren gibt es nicht, soweit ich weiß.
Autoren sind zu 99,9% Freiberufler, schreiben also im Homeoffice, oder in ihrem eigenen Büro.
Aber sicher nicht im Synchronstudio ;-)

Nyan-Kun


Beiträge: 5.001

06.04.2020 15:29
#20 RE: Synchronverband präsentiert: Produktionsalltag Zitat · antworten

Ok, danke.
Das Dialogbuchautoren, genauso wie Übersetzer, Synchronregisseure und die Sprecher selbst auch Freiberufler sind wusste ich schon. Nur die Sache mit dem Filmmaterial ging mir da nicht so richtig in dem Kopf, weil darüber ja bekanntlich viel Bohei vom Verleih gemacht wurde u.a. dadurch, dass die Sprecher während der Aufnahme da größtenteils nur Schwarzbild sehen bzw. nur wenig. Könnte aber auch sein, dass die Dialogbuchautoren in solchen Fällen möglicherweise auch nicht mehr zu sehen bekommen. Wäre insofern eine interessante Frage, ob die Leute hinter den Kulissen in den entsprechenden Fällen im Gegensatz zu den Sprechern das ganze Material zu sehen bekommen.

VanToby
Forumsleiter

Beiträge: 42.457

06.04.2020 15:47
#21 RE: Synchronverband präsentiert: Produktionsalltag Zitat · antworten

Zitat von Sandokan im Beitrag #19
Autoren sind zu 99,9% Freiberufler, schreiben also im Homeoffice, oder in ihrem eigenen Büro.


Stimmt, aber ...

Zitat von Sandokan im Beitrag #19
Im Synchronstudio hat noch nie jemand ein Buch geschrieben, denke ich.


Doch. Ich denke, das war früher sogar die Regel. Die nötigen Abspielanlagen für die Arbeit waren damals sehr teuer und platzraubend. Da gab es dann sogar noch eine Einsprecherin (oder gar Schreibsklavin ...), die für die Autorin testete, ob ihre Dialoge überhaupt sprech- & spielbar sind.

In neuerer Zeit wurden manche Blockbuster tatsächlich wieder in einem speziell abgesicherten Raum auf dem Studiogelände geschrieben, weil der Verleih dahingehende Sicherheitsauflagen gemacht hat.


Zitat von Sandokan im Beitrag #19
Festangestellte Synchron-Dialogbuch-Autoren gibt es nicht, soweit ich weiß.


Mir sind solche Fälle bekannt.

Donnie Darko
Moderator


Beiträge: 8.125

06.04.2020 16:47
#22 RE: Synchronverband präsentiert: Produktionsalltag Zitat · antworten

In dem Artikel fehlt leider der Hinweis, dass es auch heutzutage noch Autoren gibt, die ihre Bücher nicht SCHREIBEN, sondern DIKTIEREN. Das heißt, man sitzt mit einem speziellen Diktiergerät an seinem Arbeitsplatz und diktiert sämtliche Texte, Satzzeichen und Anmerkungen. Dieses Diktat geht dann an ein Schreibbüro und wird dort in die endgültige Form gebracht. Früher war das Diktieren fast Standard. Und ja, da saß der Autor in der Regel in der jeweiligen Synchronfirma am Schneidetisch und hat dort das Buch gemacht. Ein üblicher Fachbegriff für das Texten ist übrigens auch "Checken".

Nyan-Kun


Beiträge: 5.001

06.04.2020 16:54
#23 RE: Synchronverband präsentiert: Produktionsalltag Zitat · antworten

Klasse. Man lernt nie aus hier.
Danke für die ganzen Ergänzungen.

Maestro1


Beiträge: 1.114

07.04.2020 20:57
#24 RE: Synchronverband präsentiert: Produktionsalltag Zitat · antworten

Zitat von Sandokan im Beitrag #19
Autoren sind zu 99,9% Freiberufler, schreiben also im Homeoffice, oder in ihrem eigenen Büro.


Die Berliner Synchron hat doch Festangestellte. Zum Beispiel Frank Muth (R) oder Arian Raschidi (Dialogbuch).

WB2017



Beiträge: 7.158

12.04.2020 16:14
#25 RE: Synchronverband präsentiert: Produktionsalltag Zitat · antworten

Schritt 4: Taken

Zitat
Taken gehört wie der MnE Check zu den Aufgaben einer Synchroncutterin. Dabei wird der Film in kleine Teile, sogenannte Takes, aufgeteilt. Das sind ca. 2-10 Sekunden lange Sinneinheiten, etwa 1 bis 2 Sätze. Früher wurde dafür tatsächlich die Filmrolle zerschnitten. Heutzutage benutzt man eine Software, um den Text der Dialogbuchautoren mit dem Film zu verknüpfen: Jedem Textabschnitt wird eine Nummer und ein Zeitstempel (IN- und OUT-Punkt, Timecode) zugeordnet. Am Ende wird das Ganze als Dialogbuch ausgedruckt.
Wichtig ist, dass die SchauspielerInnen sich den Text gut merken können und auch dann wissen wann es losgeht, wenn ihre Figur gerade nicht im Bild ist. Ist der Text kompliziert, weil er z.B. schwierige Fachbegriffe enthält, wird kürzer getaket.

Das oberste Ziel sollte die Spielbarkeit sein. Gut getaket ist schon halb aufgenommen, sprich: Gute Takes erleichtern die Atelierarbeit sehr, weil weniger Versuche gebraucht werden. Manchmal müssen Takes aber länger sein, weil z.B. eine Rolle ohne Punkt und Komma redet. Das müssen unsere deutschen SchauspielerInnen dann natürlich auch machen. Dafür gibt es zur Erholung drumherum nach Möglichkeit Ausgleichstakes.

Katharina: „Beim Taken ist auch die Psychologie wichtig. Es sollte planbare Erfolgserlebnisse geben, also zwischen unvermeidlich schweren Takes auch immer wieder leichtere. So bleibt die Laune oben, man kommt in einen Flow und hat genug Kraft, auch die schwierigen Stellen zu meistern. Ich versuche das Material so für das Atelier vorzubereiten, dass sich alle auf ihre spezielle Aufgabe konzentrieren können. Je entspannter die Aufnahme läuft, desto besser wird am Ende das Ergebnis. Gut taken kann da schon viel helfen.“ Das Taken ist auch für Aufnahmeplanung, Zeitkalkulation und Abrechnung relevant. Erst wenn man weiß, welche Rolle wann wieviele Takes hat, lassen sich Ateliertage sinnvoll planen.

Bild_1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Bild_2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Dark_Blue


Beiträge: 920

12.04.2020 18:34
#26 RE: Synchronverband präsentiert: Produktionsalltag Zitat · antworten

Zitat von WB2017 im Beitrag #25
Schritt 4: Taken
Früher wurde dafür tatsächlich die Filmrolle zerschnitten.



Oha. Das ist schon heftig. Aber gut. Damals blieb einem wohl nichts anderes übrig. Heutzutage undenkbar.

Nyan-Kun


Beiträge: 5.001

12.04.2020 18:42
#27 RE: Synchronverband präsentiert: Produktionsalltag Zitat · antworten

Naja. Heutzutage gibt es auch keine analogen Filmrollen mehr.

Dark_Blue


Beiträge: 920

12.04.2020 18:49
#28 RE: Synchronverband präsentiert: Produktionsalltag Zitat · antworten

Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #27
Naja. Heutzutage gibt es auch keine analogen Filmrollen mehr.


Okay? Blockbuster setzen weiter auf Analogen Film

Nyan-Kun


Beiträge: 5.001

12.04.2020 19:12
#29 RE: Synchronverband präsentiert: Produktionsalltag Zitat · antworten

Gut. Da hab ich mich etwas blöd ausgedrückt. Hab es mehr darauf bezogen, dass es bei den Vorführungen im Kino und im Synchronstudio im Bezug auf das angelieferte Material keine analogen Filmrollen mehr gibt. Läuft alles digitalisiert ab. Das man immer noch gerne auf analogen Film dreht ist mir durchaus bewusst. Nicht zuletzt da große Filmemacher wie etwa Quentin Tarantino immer noch darauf schwören.

Donnie Darko
Moderator


Beiträge: 8.125

12.04.2020 19:38
#30 RE: Synchronverband präsentiert: Produktionsalltag Zitat · antworten

Die analoge Arbeitsweise mit Filmschleifen und später auch mit Videobändern hatte meiner Ansicht nach den Vorteil, dass man als Schauspieler am Mikrofon etwas mehr "Atempausen" hatte. Da die entsprechende Take-Schleife nach einer Aufnahme immer erst zurückgespult werden musste bzw. zwischen den Takes die Schleife auch erst mal gewechselt werden musste, konnte man sich entspannter auf den nächsten Take vorbereiten, den Text lernen etc. ... In der heutigen volldigitalisierten Zeit ist der nächste Take mitunter schon zwei Mal durchgelaufen, bevor man überhaupt das Buch aufgeschlagen hat. Das Tempo ist eben extrem angestiegen.

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