Deine Formulierungen lassen mitunter zu viel Spielraum für Interpretationen, Nyan-Kun. Wenn dann jemand kommt, der dies bis ans Limit betreibt (was gewiss nicht immer nötig oder auch nur höflich ist), kann es ausarten. Das "über den Tod eines mittelprächtig bekannten Theaterschauspielers" könnte man im ersten Moment sogar auf Otto Mellies beziehen, sprich als deine Sicht auf ihn deuten - was ja aber nicht so ist. Kleiner Tipp: Mach dich mit präziseren Formulierungen weniger angreifbar.
Synchronsprecher werden in der "Tagesschau" nicht genannt, weil dem Zuschauer keine spontane Einordnung möglich ist. Soll man erst Tonproben einspielen? Rechtefreigaben wären bis 20.15 Uhr kaum einzuholen. Und selbst wenn, was wäre das für ein Moderationstext? "Ja, (schwelgerische Pause), diese Stimme kennen Sie. Traugott Himmelblau. Hier ihr Foto. Unvergessen in so vielen Synchronrollen, auf so vielen Starschauspielerinnen aus Hollywood. Tja, nun leider tot. Mit 99. Und nun das Wetter."
Das funktioniert nicht, es braucht einen Wiedererkennungswert. Eine Ruhestandsmeldung gibt es vielleicht für Bundeskanzlerinnen und -trainer, aber derlei für Synchronsprecher zu erwarten, ist unrealistisch.
Umso schöner - um das Thema dann hier bitte auch zu beenden - dass die Anerkennung in Form einer Nennung in der "Tagesschau" Herrn Mellies, der eben auch in der Ex-DDR sehr populär war, zuteil geworden ist.
Nein nicht der jetzt auch noch. Das erste Mal ist er mir aufgefallen in "Bruce Allmächtig" wo er Philipp Baker Hall synchronisiert hat. Dann in "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" Sean Connery und zu guter Letzt fiel er mir für Christopher Lee in "Herr der Ringe" auf. Der Mann hatte wirklich eine gute Stimme. RIP Otto Mellies.
Eine einmalige Charakterstimme. Herr der Ringe ist quasi "Kindheit" für mich gewesen und ich liebe die deutsche Synchron-Fassung über alles, zu der Herr Mellies einen wesentlichen Bestandteil beigesteuert hat. Sir Christopher Lee und Otto Mellies ergänzten sich perfekt in ihrem Spiel. Auch abseits von Lee gefiel er mir sehr für Michael Gambon, z.B. in Sleepy Hollow, oder für Brian Cox in Troja. Dass sich seine Stimme nahezu stereotypisch für "den Bösen" oder grantige Onkels anbot, möchte ich nicht gänzlich verneinen. Vielmehr vermochte es aber Mellies diesen Rollen enorm viel beizufügen: Würde, Größe, Ehrfurcht. Alles perfekt vereint in dem bereits von Dubber genannten Paul Newman in Road to Perdition - ein wahres Glanzstück Mellies' Können als Schauspieler am Mikro. Vielleicht sogar insgeheim meine liebste Performance von ihm. Eine gewaltige Präsenz, wie es einem mächtigen Mann gebührt, den es darzustellen galt. Möge er in Frieden ruhen.
Oben ein Ausschnitt des Gesprächs. Richtig interessant wird es aber erst später, das vollständige Interview (30 Minuten) ist hier zu sehen, ab 19:55 geht es auch um seine Erfahrungen als Sprecher (ähem, "Ich bin Schauspieler, kein Synchronsprecher...").
Gruß Markus
Ähem, ich hoffe, dass trotz der Scharmützel hier auch der eine oder andere Freude an dem Interview hat(te). Besitzt jemand das Buch und weiß, ob er sich dort auch zum Thema Synchronisation äußert?
Ich habe das Buch erst letztes Jahr gelesen. In erster Linie geht es um seine Karriere als Theater- und Filmschauspieler. Er erzählt aber auch viel Privates von seiner bewegten Zeit in der Kindheit während und am Ende des Dritten Reichs. Natürlich erwähnt er seine Tätigkeit im Synchron auch, aber er behandelt das Thema nicht exklusiv gegenüber den anderen Themen. Es gibt keine Synchron-Geschichten per sé. Manchmal dienen Synchron-Jobs aber als Hintergrund für eine interessante Erzählung. In jedem Fall war ich sehr fasziniert von dem Buch und habe es sehr gerne gelesen. Man erfährt doch recht viel über die Person Otto Mellies.
Zitat Synchronsprecher werden in der "Tagesschau" nicht genannt, weil dem Zuschauer keine spontane Einordnung möglich ist. Soll man erst Tonproben einspielen? Rechtefreigaben wären bis 20.15 Uhr kaum einzuholen. Und selbst wenn, was wäre das für ein Moderationstext? "Ja, (schwelgerische Pause), diese Stimme kennen Sie. Traugott Himmelblau. Hier ihr Foto. Unvergessen in so vielen Synchronrollen, auf so vielen Starschauspielerinnen aus Hollywood. Tja, nun leider tot. Mit 99. Und nun das Wetter."
Dubber, deine letzten Zeilen muss ich demnächst aber wirklich in "Die lustigsten Beiträge im Forum" zitieren, wenn du erlaubst (wenngleich der Anlass dafür ein trauriger ist, aber schwarzer Humor ist in einem solchen Fall mE. oft angebracht, überhaupt wenn man die Verstorbenen nicht persönlich kannte)! Aber eine Szene wie du sicherlich satirisch gekonnt überspitzt umrissen hast, wird in einer betont sachlich präsentierten Sendung wie der Tagesschau ganz sicher niemals vorkommen. Diese, oder die ORF-"ZiB" etc. sind schließlich keine Nostalgieshows...
Ich finde, zumindest die Tatsache, dass Herr Mellies als Synchronsprecher von bekannten Hollywood-chauspielern - wie eben Christopher Lee in Herr der Ringe - tätig war, hätte noch ruhig in aller Kürze erwähnt werden können...
Im Land "Hätte" tragen die Flüsse Honig, begegnen Menschen einander prinzipiell mit Wohlwollen und Anerkennung, begraben Fahrgeräte keine Kinder unter sich, ist Krebs einzig der Name eines Tieres, steckt man sich nur mit zwei Dingen an: Freude und Liebe.
Der Blick nach "hätte", so verlockend er auch ist, nimmt dem, was da ist, immer ein bisschen Glanz.
Ich bin mir sicher, dass Herr Mellies die gegebene Erwähnung als Ehre empfinden würde. Diese Vorstellung genügt mir.