So geht eine der imposantesten Altherrenstimmen von uns. Meine bewusste Erstbegegnung mit ihm war Christopher Lees Zauberer Saruman in der "Herr der Ringe"-Trilogie (2000-2003) - rückwirkend hätte ich ihn mir auf einigen anderen Lee-Darstellungen gewünscht. Niemand sonst entsprach dem Bassbariton des Briten in dieser hypnotischen Ebenbürtigkeit.
Auf Sean Connery in "League of Extraordinary Gentlemen" (2003) überzeugte Otto Mellies, indem sein gewaltiges Timbre den schwächlichen Film aufpäppelte. Ich persönlich mochte ihn auch sehr in "Road to Perdition" (2002) auf Paul Newman, in dem sein filigranes Spiel als dem Untergang geweihter Verbrecherboss, der zwischen leiblichem und gefühltem Sohn wählen muss, nichts missen ließ. "Und ich verspreche dir, nur eins steht fest: Keiner von uns kommt in den Himmel!"
Es gibt noch viele andere herausragende Stimmdarstellungen seinerseits. Autoritär, intelligent, gewaltig tönend, doch stets filigran und behände - solche Stimmen hat es wenige gegeben.
Abseits des Mikrofons war er lange Jahre ein gefragter Theaterstar und bis zuletzt renommierter Schauspieler für Film und Fernsehen. Hier sei der Deutsche Filmpreis 2012 für "Halt auf freier Strecke" als Bester Nebendarsteller erwähnt.
Zuletzt sah ich ihn in einem "Tatort" als verbitterter DDR-Richter - das war pure Präsenz. Ein Turm von Mann, Ehrfurcht einflößend, aber in seiner Gebrochenheit zutiefst menschlich. Schauspielerische Meisterklasse.
Eine traurige Nachricht, trotz eines langen und arbeitsreichen Lebens. Ich erinnere mich noch, wie sehr es mich freute, ihn vor ein paar Jahren in einer Talkshow zu sehen, wo er sehr offen über sein Leben in einem Seniorenheim berichtete. Er blieb dennoch dem Synchron bis zum vorletzten Jahr erhalten. Eine tolle, dunkle und gewaltige Stimme, hervorragend für klassische Stoffe oder auch Fantasy. Durch Christopher Lee als Saruman in 'Der Herr der Ringe' prägte er sich auch mir für immer ein. Mein Beileid gilt seinen Freunden und der Familie.
Nach seinem älteren Bruder geht nun auch der jüngere der beiden Mellies Brüder. Im Synchronbereich stand Otto Mellies natürlich auch wegen Christopher Lee mehr im Vordergrund. Auch wenn einige ihn für Lee eher langweilig fanden. Ich fand diese Kombi ganz gut und passte auch vom Typ her. Otto Mellies hatte einen ganz klaren Stimmcharakter den ich am ehesten als düster und verschlagen umschreiben würde mit einer ordentlichen Portion Durchtriebenheit. Er konnte aber auch ganz warm und herzlich klingen. In seinem Leben hatte er auch abseits von Lee schöne Synchronrollen gehabt. Mit seinen 89 Jahren hat er auch sicherlich ein ausgefülltes Leben gehabt.
Ich werde ihn jedenfalls in guter Erinnerung behalten. Möge er in Frieden Ruhen.
Die vielleicht perfekte Synchronrolle, die jede seiner Stärken bediente, war Frank Langellas Höllenstürmer Boris Balkan in "Die neun Pforten" (1999). Teuflisch verführerisch, brutal stark, überlegen intelligent, in jeder Phrasierung elegant, urmännlich.
Eine Rolle, die er selbst hätte darstellen können. Und so kongenial mitgespielt hat, wie es große Synchronschauspieler können.
Ich habe einige Theatervorstellungen mit ihm gesehen. Er großartiger, ja ein großer Schauspieler - im Theater, im Film und im Synchronstudio. Das ist nicht jedem gegeben. Sehr traurig zu wissen, dass von ihm nichts Neues mehr zu sehen und hören sein wird. Aber mit 89 Jahre darf man gehen.
Oben ein Ausschnitt des Gesprächs. Richtig interessant wird es aber erst später, das vollständige Interview (30 Minuten) ist hier zu sehen, ab 19:55 geht es auch um seine Erfahrungen als Sprecher (ähem, "Ich bin Schauspieler, kein Synchronsprecher...").
Vor wenigen Minuten habe ich in der Tagesschau von seinem Tod erfahren. Die Meldung hat mich aufhorchen lassen... Er war einer von denjenigen männichen Stimmen aus der ehemaligen DDR der nach der deutschen Wiedervereinigung die Synchronlandschaft bereichert hat.
Fand es nur etwas schade, dass man da nicht weiter auf seine Synchrontätigkeit einging. Zumindest, dass er die deutsche Stimme von Christopher Lee aka Saruman war hätte man mal kurz erwähnen können. Desöfteren kommt es mir bei den Nachrichtensendungen der Öffentlich-rechtlichen so vor als würde man so tun als würde es so etwas wie Filmsynchronisation nicht existieren, was ich schon etwas ignorant finde. Das nur nebenbei angemerkt.
Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #8Desöfteren kommt es mir bei den Nachrichtensendungen der Öffentlich-rechtlichen so vor als würde man so tun als würde es so etwas wie Filmsynchronisation nicht existieren, was ich schon etwas ignorant finde. Das nur nebenbei angemerkt.
Mich hat es schon ziemlich überrascht, dass im Fernsehen z. B. kaum was über den Tod von Arne Elsholtz berichtet wurde. Ich kann ja verstehen, dass die meisten Synchronleute evtl. für manche "nicht prominent genug" sein dürften.
Allerdings hätte ich gerade bei Elsholtz gedacht, dass er als Stimme von Tom Hanks, Bill Murray und anderen Kult-Stars PLUS als Synchronregisseur schon fast Promi-Status erlangt hätte. Bis auf ein paar belanglose Berichterstattungen im Internet oder in gewissen Zeitungen kam jedoch, glaube ich, so gut wie gar nichts (falls doch, könnt ihr mich gerne korrigieren).
Auch beim Ruhestand von Thomas Danneberg wurde außerhalb von Synchron-Nerd-Kreisen gefühlt NICHTS berichtet. Eigentlich ein bissel traurig...
Eher wird bei der Tagesschau über den Tod eines mittelprächtig bekannten Theaterschauspielers oder Filmschauspieler aus der 2. oder 3. Reihe berichtet als über den Tod einer Synchronlegende. Genau diese Ignoranz finde ich auch so traurig. Hat auch irgendwie was respektloses. Ist ja nicht so als wären den meisten Zuschauern diese Personen völlig unbekannt. Man kennt vielleicht nicht immer deren Namen oder Gesichter, aber die Stimme. Die kennt man und hat man auch immer mal irgendwo schon gehört. Ob Film, Serie, Radio, Werbung oder sonst wo.
Na ja, wer unter 60 schaut sich überhaupt noch die Tagesschau an?? Ich denke das schauende Klientel interessiert sich für die Synchronsbranche in etwa so sehr wie für den berüchtigen umgekippten Sack Reis in China.
Aber nun auch von mir: Ruhen sie in Frieden Herr Mellies. Auchh wenn ich nie der große Fan von Herr der Ringe war so fand ich ihn in anderen Rollen großartig auf Christopher Lee.
Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #10Eher wird bei der Tagesschau über den Tod eines mittelprächtig bekannten Theaterschauspielers oder Filmschauspieler aus der 2. oder 3. Reihe berichtet als über den Tod einer Synchronlegende.
Hannelore Elsner (gemein, ich weiß!). Aber, Schluss mit dem Off-topic.
Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #10Eher wird bei der Tagesschau über den Tod eines mittelprächtig bekannten Theaterschauspielers oder Filmschauspieler aus der 2. oder 3. Reihe berichtet als über den Tod einer Synchronlegende. Genau diese Ignoranz finde ich auch so traurig. Hat auch irgendwie was respektloses.
Bei allem Unmut: Diese Menschen per se als "mittelprächtig" oder aus der "2. oder 3. Reihe" stammend zu beurteilen, ist genauso ignorant und respektlos.
Oh Mann, eine Tragödie jagt die Nächste. Auch wenn es bei Otto Mellies hohem Alter zu erwarten war. und dennoch... Mein Beileid auch hier an die Familie, Freunde und Verwandte. Einer der ganz Großen der uns hier verlassen hat.
Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #10Eher wird bei der Tagesschau über den Tod eines mittelprächtig bekannten Theaterschauspielers oder Filmschauspieler aus der 2. oder 3. Reihe berichtet als über den Tod einer Synchronlegende. Genau diese Ignoranz finde ich auch so traurig. Hat auch irgendwie was respektloses.
Bei allem Unmut: Diese Menschen per se als "mittelprächtig" oder aus der "2. oder 3. Reihe" stammend zu beurteilen, ist genauso ignorant und respektlos.
Herrliches Beispiel für die Doppelmoral mancher Leute.
Zitat von Nyan-Kun im Beitrag #10Eher wird bei der Tagesschau über den Tod eines mittelprächtig bekannten Theaterschauspielers oder Filmschauspieler aus der 2. oder 3. Reihe berichtet als über den Tod einer Synchronlegende. Genau diese Ignoranz finde ich auch so traurig. Hat auch irgendwie was respektloses.
Bei allem Unmut: Diese Menschen per se als "mittelprächtig" oder aus der "2. oder 3. Reihe" stammend zu beurteilen, ist genauso ignorant und respektlos.
Also irgendwie werden in letzter Zeit meine Kommentare gerne so umgedeutet als wäre ich der letzte Unmensch. Natürlich wollte ich die in der Tagesschau thematisierten Todesfälle anderer mehr oder weniger bekannten Personen nicht abwerten und schon gar nicht wollte ich Künstler, die im Leben wirklich was geschaffen hatten wodurch sie diesen Promi-Status verdient haben als "mittelprächtig" zu bezeichnen. Abgesehen davon, dass das von mir eher hypothetisch gemeint war und das "mittelprächtig" sich nur rein auf die Bekanntheit bezog.
Es ging mir eher um die Verhältnismäßigkeit. Wenn man über einen Künstlers Tod berichtet, der allenfalls Arte Zuschauer und dem Feuilleton bekannt ist sollte auch über den Tod eines weitaus bekannteren Synchronsprecher berichtet werden können, dessen Stimme wirklich viele Leute kennen.
Von mir ist das auch erst mal genug Off-Topic und ich werde auch nicht mehr weiter zurückschreiben, wenn man immer noch meint mich weiter in eine bestimmte Ecke reinstecken zu wollen.