Grandioser Film, der allerdings nicht ganz so massentauglich daherkommt wie es einst "Parasite" tat, sondern eher etwas arthousiger ist. Inszenatorisch mit das beste, dass es 2022 auf die große Kinoleinwand geschafft hat und zudem detailverliebt bis in die Fingerspitzen. Nahezu jeder Frame könnte als Postermaterial herhalten. Für mich der Oscar Topanwärter für den besten fremdsprachigen Film, wenn nicht sogar für den besten Film.
Die deutsche Fassung ist ebenfalls toll geworden. Großes Lob an das zuständige Team und PLAION Pictures für die Umsetzung und die Verpflichtung von Sebastian Schulz und Manja Doering. Gerade über Erstgenannten hab ich mich wahnsinnig gefreut, insbesondere da er sich in jüngster Vergangenheit mehr und mehr dem Regiefach zugewandt hat und zuletzt vor über 10 Jahren auf Park Hae-il zu hören war. Eine Umbesetzung hätte ich aus besagten Gründen für nicht ausgeschlossen gehalten. Doch allein für die Schildkrötenszene sollte der Name Sebastian Schulz in den Köpfen der Aufnahmeleiter in Erscheinung treten.
Es sind auch Schulz (Park Hae-il) und Doering (Tang Wei), die den Film tragen und toll miteinander harmonieren. Dabei dürfen die beiden aus den Vollen schöpfen und Sebastian Schulz hört man endlich mal wieder in einer ernsteren Rolle. Er verkörpert den unter Schlaflosigkeit leidenden Kriminalbeamten mit Bravur, darf gebrechliche und analytische Töne anschlagen und einmal mehr, wenn auch nur ganz kurz, seine Kollegen aus dem Studio schreien. Hinter den Kulissen haben Wolfgang Ziffer und Stefan Kaiser ganze Arbeit geleistet. Die Kombi ging ebenso auf, wie damals bei "Parasite". Ziffer hat nebenbei bemerkt auch hier wieder einen kleinen Sprechpart, zu hören während der Lügendetektorszene.
Ganz ohne Kritik kommt die deutsche Fassung leider nicht aus, wobei diese wohl eher subjektiver Natur ist und ganz klein gehalten werden sollte. Die Altersdiskrepanz bei einigen Nebendarstellern war mir persönlich etwas zu groß, weswegen bei mir die Illusion einer Synchronisation bei diesen Rollen nicht vollends aufging. Die Rede ist von den beiden Ermittlern, die von Mißbach und Schlagwein, sowie den beiden Ehemännern, die von Gauß und Räuker vertont wurden. Bei der Rolle von Gauß fällt dies nicht sonderlich ins Gewicht, da man ihn fortwährend aus dem Off hört und er den "älteren" Ehemann der Femme fatale mimt. Durch Gauß wirkt er jedoch nochmals ein ganzes Stück älter, spielerisch macht er es natürlich toll und man hört ihm gerne zu. Die beiden erwähnten Ermittler werden, wie oftmals in koreanischen Produktionen, etwas überzeichnet dargestellt und sind dem von Sebastian Schulz gespielten Kommissar untergeordnet. Ich persönlich hatte den Eindruck, dass die beiden junge Frischlinge bei der Polzei sind. Durch Schlagwein und Mißbach wurde dem etwas entgegengewirkt. Kann jedoch verstehen, wie man auf die beiden kam. Erich Räuker kam mir neben dem großen Altersunterschied auch nicht gut vom Gesicht. Für den Film funktionieren die eben erwähnten Kombis zwar, würde sie aber nicht für weitere Projekte etablieren.
Es würde mich sehr freuen, wenn "Die Frau im Nebel" hierzulande den gleichen Effekt für Park Hae-il hätte wie es seinerzeit "Parasite" für Song Kang-ho hatte und mehr Filme mit ihm nachträglich für den deutschen Markt lizenziert würden. "Whistle Blower (2014)", "Heaven: To the Land of Happiness (2021)" und "The King's Letters (2019)" hätte ich gerne noch auf deutsch im Regal stehen.
Angaben zur deutschen Fassung wurden im Eingangspost ergänzt. Die weiteren Stimmen werde ich bei der Zweitsichtung so gut es geht zuordnen. Zwei habe ich jedoch noch in Erinnerung behalten. Stefan Gossler spricht den Polizeichef und Thomas Schmuckert war die Stimme einer Übersetzer-App.
Kann mich Jaden nur anschließen. Toller Film mit einer erstklassigen Synchro. Schulz hat um einiges besser funktioniert als erwartet, habe ihn nach den Trailern erst für zu jung befunden. Aber davon merkt man im Film überhaupt nichts. Doering, die auch in jeden großen asiatischen Film vertreten sein muss, hat ebenfalls richtig toll gespielt. Beide harmonieren erstklassig und dürfen sich für die Zukunft gerne etablieren. Das Problem mit der Sprachbarriere hat man ganz gut gelöst, auch wenn Doering an manchen Stellen zu Hochdeutsch klang.
Die sonstigen Besetzungen waren wie schon erwähnt, sehr nach Rolle gewählt. Was ich allerdings nicht so schlimm fand. Nur Helmut Gauß war doch ziemlich drüber, wenn es mich natürlich freut, ihn mal wieder in einer asiatischen Produktion zuhören.
Danke an das gesamte Team für diese erstklassige Arbeit. Und Ruhe in Frieden Wolfgang Ziffer!