Witzig, denn für mich ist Galabru ganz doll mit Weicker verbunden (durch EIN KÄFIG VOLLER NARREN und den einen oder anderen DeFunes-Film). Er hat ihn aber wohl auch nicht viel öfters gesprochen als Hirthe.
Zitat von Pip im Beitrag #16Witzig, denn für mich ist Galabru ganz doll mit Weicker verbunden (durch EIN KÄFIG VOLLER NARREN und den einen oder anderen DeFunes-Film).
Ach Mensch, da hat mir meine Erinnerung doch wieder einen Streich gespielt (habe das eben nochmal in der Synchron-Kartei gecheckt) . Ich hätte schwören können, Weicker würde auch in mindestens einem der GENDARMEN-Filmen Galabru sprechen. Dem ist aber nicht so Nee, dann kenne ich die Kombi nur aus den drei NARREN-Filmen.
Solltest du dir mal anschauen, falls du die noch nicht kennst VanToby (zumindest den ersten Film). Weicker spielt da herrlich durchgeknallt und trifft Galabrus cholerische Art ganz toll :-)!
Da ich Galabru auch mt Weicker kennengelernt habe, kam mir Hirthe danach immer ein wenig zu "trocken" auf ihm von. Aber er gefiehl mir auf jeden Fall besser als diverse andere Sprecher-Alternativen (wie z.B. Chevalier, Branding oder Ott).
Zitat von VanToby im Beitrag #10Also, wow. So intensiv verzweifelt habe ich Herbert Weicker noch nie gehört. (Selbst in Spocks Horta-Szene nicht.) Das beeindruckt mich richtig. Martin Hirthe klingt am Anfang noch deutlich selbstsicherer und ein bisschen wie ein Windei, das einem trotz allem immer noch einen Lutscher ans Hemd kleben möchte. Bei ihm denkt man eher: "Na, der hat's gerade verdient", während man bei Herbert Weicker richtig Mitleid bekommt. Was besser passt, kann ich aus der Szene heraus nicht sagen.
Weicker fand ich hier auch sehr stark. Mein Eindruck war: Hirthe beherrscht den dreckigen Gangster aus dem FF – Weicker muss ihn sich erspielen, mit allen Facetten. Die Frage, ob es ein menschliches Ar***loch sein soll, oder wirklich ein eiskaltes, hat für den Film natürlich Folgen. Selbst nach vollständiger Sichtung kann ich nicht mit Sicherheit sagen, was der Intention des Films eher entspräche. Immerhin: Am Ende signalisiert er zwar, dass der kurze Ausbruch der Verzweiflung nur gespielt war – aber kurz danach wird er ohnmächtig.
Der Unterschied erscheint mir bei Truemans Rolle allerdings ohnehin noch gravierender. In diesem Falle hören wir ja in der Neusynchro die glatte, kühle, relativ geradlinige Variante. Bei Ursula Krieg in der Kinosynchro dagegen habe ich das Gefühl, dass sie hier fast schon um jeden Satz ringen muss (das ist doch nicht GESPIELT?!) – und gleichzeitig steckt gerade dahinter so viel Power, dass Figur eine ganz neue Prägung erhält: die der schwachen, wirklich gebrochenen alten Frau, die aus Verzweiflung noch einmal alle Kräfte zusammennimmt und zur wahnsinnigen Serienmörderin wird. Dieser Bruch fehlt mir in der Videofassung völlig. Was dem Original eher entspricht – keine Ahnung.
Was die anderen Rollen angeht: Pantel finde ich gegenüber der guten, aber eben auch sehr häufig gehörten Altherrenstimme Schrader auf jeden Fall noch mal eine Spur interessanter. Beide füllen die Rolle aber auf ihre Weise schön aus. Manuela Renards Stimme finde ich einfach unangenehm, dafür kann sie nichts – umso besser passt sie aber für mich zu dieser Rolle. Eva-Katharina Schultz, die ich sehr schätze, legt die Rolle im Prinzip ähnlich gelangweilt an wie sie, klingt durch ihre sanfte Stimme dann aber für mich fast beliebig. Lauenstein finde ich zu aufgekratzt für die einsame, zurückgezogene Frau; da funktionierte Alice Franz für mich besser. Ich glaube fast, dass es mir mit Eilers ähnlich ginge, so gut sie auch spielt – aber dazu müsste man die Fassung mal komplett sehen, inklusive der ruhigeren Szenen. Borchert und Bardischewksi empfinde ich als ebenbürtig.
Zum Studio: Die Arena ist ja aus dem genannten Grund ausgeschlossen. Was bringt Dich denn auf die Hermes, Stefan?
Herbert Weicker würde deine "Aus Opfern werden Täter"-Deutung unterstreichen – unabhängig davon ob es nun gespielt ist oder nicht. Die Emotionen und das Leiden WIRKEN in dem Moment echt und sollten niemanden kalt lassen. Boshaft könnte man aber natürlich sagen, dass die spätere Aussage bestätigt, dass die Bewohner doch "im Recht" waren. Bei Martin Hirthe würde ich mich hingegen fragen, wann er denn bitte Verzweiflung gespielt haben will... Ja, ein bisschen ist da, aber nicht so, dass mir das bis zum Filmende haften bliebe.
Interessant, dass du Tilly Lauenstein ansprichst. Ich empfinde die Rolle in der Hörprobe tatsächlich als die schwächste Person von allen, die von den anderen, insbesondere Rädelsführerin Ursula Krieg, mitgerissen wird und ob ihrer eigenen Ohnmacht wütend wird. Diese ist hingegen darüber wütend, dass sie selbst trotz ihrer Überwindung zur in ihren Augen unumgänglichen, schrecklichen Tat nicht die Anerkennung findet, die ihr schon so lange fehlt. In der VHS-Fassung fehlt dieser Aspekt tatsächlich völlig. Alice Franz hatte zwar meist so eine Teekränzchen –Stimme drauf, aber ich hätte sie, rein nach den Hörproben zu gehen, eher sogar auf Kriegs Rolle besetzt. Sie konnte nämlich auch herrlich bitterböse Gewitterziegen geben und hätte dadurch die Doppelbödigeit der Kinofassung gehabt - hätte man sie haben wollen.
Eigentlich wird dieser durch seine zwei Synchronfassungen dann doch richtig interessant.
Zitat von VanToby im Beitrag #20Herbert Weicker würde deine "Aus Opfern werden Täter"-Deutung unterstreichen – unabhängig davon ob es nun gespielt ist oder nicht. Die Emotionen und das Leiden WIRKEN in dem Moment echt und sollten niemanden kalt lassen. Boshaft könnte man aber natürlich sagen, dass die spätere Aussage bestätigt, dass die Bewohner doch "im Recht" waren. Bei Martin Hirthe würde ich mich hingegen fragen, wann er denn bitte Verzweiflung gespielt haben will... Ja, ein bisschen ist da, aber nicht so, dass mir das bis zum Filmende haften bliebe.
Genau darauf wollte ich auch hinaus. Allerdings: Die Figur muss danach noch genug unzweifelhaft echte Qualen erfahren (der Zuschauer auch ...) – insofern ist das Mitleid zumindest in gewissem Maße intendiert. Auch scheint mir Weicker Fowleys Schauspiel durchaus zu entsprechen. Der plötzliche Wechsel in der Mimik ist relativ extrem. Entweder hat der Regisseur der Kinofassung Hirthe einfach machen lassen (d. h. es war ihm nicht so wichtig) – oder aber es kam ihm gerade auf diesen Effekt an. Die Verschiebung von der Kino- zur Videosynchro ist jedenfalls interessant. (Der Vergleich mit dem Original dann natürlich auch.)
Zitat von VanToby im Beitrag #20Interessant, dass du Tilly Lauenstein ansprichst. Ich empfinde die Rolle in der Hörprobe tatsächlich als die schwächste Person von allen, die von den anderen, insbesondere Rädelsführerin Ursula Krieg, mitgerissen wird und ob ihrer eigenen Ohnmacht wütend wird.
Mit schwach meinen wir hier aber auch unterschiedliche Dinge, oder? Kriegs Rolle ist – in ihrer Interpretation – körperlich schwach, Lauensteins Rolle – unabhängig von ihrem Spiel – charakterlich. Insgesamt wirkt sie mit Lauenstein auf mich aber – zumindest in der hier eingestellten Szene – kraftfoller als mit Alice Franz. Kann sein, dass es gerade durch den Kontrast zu ihrem sonstigen Auftreten im Gesamtbild stimmiger wird; da bin ich durch die Videosynchro wohl erst einmal vorgeprägt, in der ich Franz ziemlich gut fand.
Zitat von VanToby im Beitrag #20Eigentlich wird dieser durch seine zwei Synchronfassungen dann doch richtig interessant.
Definitiv. Ein seltsamer Fall von „Wie die Synchro den Film verändert“ – ohne dass dafür einschneidende Dialogänderungen vorgenommen würden (wobei die z. T. auch interessant sind).
Deine Werbung hat sich gelohnt, Pip. Danke nochmals für den Aufwand!
Ich finde solche Vergleiche ja auch sehr spannend. In vielen Fällen empfinde ich Zweitsynchro`s aber oft nicht mehr ganz so gut wie die Original-Synchronisationen. Hier ist es genauso.
Gerade Pantel, aber auch Bardischewksi klingen mir viel zu nett und "lieber Opi-mäßig". Und für mein empfinden auch irgendwie gelangweilt bzw. beliebig (ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll). Die Frauen finde ich in der Neusynchro schon wesentlich besser, als die Männer (von Weicker mal abgesehen, der seine Sache ja gut macht. Nur im direkten Vergleich mit Hirthe ziehe ich Letzteren in dieser Rolle eben vor). Aber gegen diese Facettenreichen Stimmen aus der Kino-Synchro kommen sie einfach nicht an. Wie schon von Hase beschrieben: dieses langsame abdriften in den Wahnsinn der Hauptdarstellerin bringt die Krieg mit ihrer sich überschlagenden Stimme wirklich toll rüber. Sie findet anscheinend langsam (aber sicher) Geschmack am Morden und will/kann ja gar nicht mehr aufhören damit (und findet das dann auch noch vollkommen in Ordnung). Ich denke, dass ist so auch im Drehbuch angelegt, darum ist es auch richtig (und wichtig), dass in der Synchro mit zu berücksichtigen.
Ich finde übrigens, dass es schon entscheidende (wenn auch kleine) Unterschiede im Dialog gibt. Man hört es an den unterschiedlichen Texten von Hirthe und Weicker, aber auch in dem Beispiel, wo die Krieg zu der Lauenstein knallhart sagt: "Halt die Schnauze", es aber in der Neusynchro dagegen nur heißt: "ich rate dir den Mund zu halten". Und das meinte ich zuvor auch damit, dass die Kino-synchro für mich mehr "Biß" hat. Auch empfinde ich die Dialoge der Kinosynchro irgendwie kraftvoller, natürlicher und flüssiger als in der Neusynchro. Das Spiel der Sprecher tut dazu ihr Übriges.
Ich habe mal einige Samples meiner Frau und ihrem Vater vorgespielt (die beide absolut nichts mit Synchron am Hut haben und sich auch keinerlei Stimmen merken können) und um ihren Eindruck/ihre Meinung gebeten. Die Video-Szenen mit den Frauen fanden beide gut, die aus der Kino-Synchro aber mitreißender ("was hat die denn für eine krasse Stimme", meinte meine Frau zur Krieg ,-)). Weicker und Hirthe kamen gleich gut weg, bei den restlichen Samples kam eher die Kino-Fassung besser bei weg ("das andere wirkt so gekünzelt", meinte mein Stiefvater). Ich finde solche Urteile von "Unbeteiligten", die überhaupt keinen Bezug zur Synchronisation haben, mal ganz interessant. Man selbst ist ja schon so lange und ausgiebig mit dem Thema beschäftigt, dass man vielleicht auch ein wenig den "neutralen Blick (oder besser: dass neutrale Ohr) auf manches verliert ;-).
Man darf bei dem Ganzen einfach auch Eines nicht vergessen: die Schauspieler der ersten Synchro sind alle ein anderes Kaliber gewesen (Vollblut-Theaterschauspiieler der alten Schule), als die späteren . Und zur damaligen Zeit nahmen sich alle Beteiligten oft auch noch wesentlich mehr Zeit für eine Kino-Synchro und betrieben mehr Aufwand, als es für eine Video-Synchro Mitte der 80er der Fall gewesen ist. Dementsprechend fällt (in den meißten Fällen) dann auch das Ergebnis aus.
Wem aber nun Was und Wer einem auf Wem nun besser gefällt - darüber kann man bei Synchros ja schlecht streiten. Denn Vieles ist einfach eine Geschmacksfrage. Und da gilt: Jedem das Seine ;-)!
Zumindest die Liste zur Berliner Synchro kann ich noch ein wenig erweitern – vielleicht nimmt das ja der eine oder andere zum Anlass, noch einmal in die von Pip freundlicherweise bereitgestellten Samples reinzuhören:
DIE STRASSE DES BÖSEN (Homebodies)
Erstverleih: AVCO Embassy Pictures Erstaufführung: 13.09.1974 Drehbuch: Howard Kaminsky, Bennett Sims, Larry Yust Regie: Larry Yust
Deutscher Erstverleih: Gloria Deutsche Erstaufführung: 27.08.1976 Deutsche Bearbeitung: Berliner Synchron GmbH Wenzel Lüdecke (!?), Berlin Buch: ? Dialogregie: Dietmar Behnke?
REVOLTE DER AUSGESTOSSENEN VHS-Fassung: Embassy (ca. 1984) Deutsche Bearbeitung: Synchron 80?, München Buch und Dialogregie: Achim Geisler?*
Mr. Blakely (Peter Brocco) ? Walter Reichelt Miss Emily Wilkins (Frances Fuller) Tilly Lauenstein Alice Treff Mr. Sandy (William Hansen) Hugo Schrader Bruno W. Pantel Mrs. Loomis (Ruth McDevitt) Tina Eilers Margit Weinert Mattie (Paula Trueman) Ursula Krieg ? Mr. Loomis (Ian Wolfe) Ernst Wilhelm Borchert Leo Bardischewski Miss Pollack (Linda Marsh) Eva Katharina Schultz Manuela Renard Mr. Crawford (Douglas Fowley) Martin Hirthe Herbert Weicker Bauleiter (Kenneth Tobey) Otto Czarski ? Vorarbeiter (Wesley Lau) Jochen Schröder ? Hausverwalter (Norman Gottschalk) ? ? Frau mit Schlapphut (Ireene Webster) – Wo? – ? Bauarbeiter [Nr. 1?] (Nicholas Lewis) Uwe Paulsen [?] ? Polizist (Michael Johnson) ? ? Ehefrau des Hausverwalters (Alma Du Bus) [am Ende] ? Bauarbeiter (John Craig) Joachim Pukaß [?] ? Versicherungsinspektor (Eldon Quick) Joachim Pukaß ? Wachmann (William Benedict) ? ? „Intern“ (Joseph DeMeo) – Wo? – ? Vertriebene Mieterin (?) Ursula Krieg?! ? Vertriebener Mieter, (?) Herbert Grünbaum ? Mr. Higgins Bauarbeiter (?) Uwe Paulsen [?] ? Gästin im Café (?) ? Manuela Renard Kellnerin im Café (?) ? Manuela Renard
* Reichelt, Pantel, Bardischewski und Weicker sind auch in „Philadelphia Clan“ zu hören, den Achim Geisler bei Synchron 80 ebenfalls für Embassy Video bearbeitet hat.
In der Kinofassung hat man wirklich den Eindruck, dass Mattie eine im Grunde ihres Herzens gute Seele ist, die ihrer aufgeregten Freundin (da verschieben sich die Gewichte völlig) helfen will.
Auch mein Eindruck von Eva Katharina Schultz hat sich bestätigt. Die klingt am Anfang sogar noch regelrecht nett. Das kann natürlich vom Synchronregisseur gewollt sein, um darzustellen, dass die Herrschaften selbst vor einer wirklich unschuldigen Frau nicht Halt machen.
Was das Studio der Berliner Fassung angeht: Auch wenn es keinen Eintrag bei Arne gibt, passt die BSG hier eigentlich gut ins Bild: vom Gesamteindruck her, aber auch wegen Grünbaum, der dort und unter Behnkes Regie am allerhäufigsten zu hören war.