Das Jahr ist keine vier Wochen alt und schon müssen wir uns von der zweiten Synchronlegende verabschieden. Wie in der Berliner Morgenpost zu lesen ist, starb Jochen Schröder im Alter von 95 Jahren. Die Traueranzeige sagt zwar nichts über Schauspieltätigkeit aus, aber das Geburtsdatum, der 11. Februar 1927, stimmt mit "unserem" Jochen Schröder überein und der Waltons-Bezug spricht wohl auch für sich...
Jochen Schröder war ein sehr vielseitiger Künstler. Als Kabarettist bei den Stachelschweinen, als Schauspieler (meine "Erstbegegnung" war hier die ZDF-Vorabendserie "Wartesaal zum kleinen Glück"), und natürlich seine Tätigkeit als Sprechschauspieler. Hier fand ich seine Bandbreite von seriöser (Vater)figuren wie John Walton, Rauhbeinen und unangenehmen Typen, subtilen bzw. verschrobenen Charakteren (beispielsweise Dick van Dyke) bis hin zu blasiert-versnobten Typen wie Tom Wilkinson in "Patriot", bei dem sich auch wieder einmal zeigte, wie alterslos Jochen Schroeders Stimme wirkte - Wilkinson war knapp 21 Jahre jünger und es fällt nicht auf... Wie bei Lothar Blumhagen finde ich auch bei Jochen Schröder, dass er in den letzten 30 Jahren immer noch konstant klingen konnte - sofern es Rolle bzw. Regie zuließen. Trotz seines Ruhestandes auf Sylt hat er immer wieder einmal ins Synchronatelier zurückgefunden. Ein verdientes Künstlerleben, das zurecht mit dem Preis für das Lebenswerk ausgezeichnet wurde, und nach einem kurzen Kontakt vor vielen Jahren habe ich auch den Eindruck von einem sehr freundlichen und sympathischen Menschen gewonnen.
Ich habe mich riesig gefreut, als er noch einmal als Cochrane in Star Trek Lower Decks zu hören war. Dann war das wohl sein letzter Auftritt, der ihm aber durchaus würdig war und einen schönen Abschluss seiner Arbeit im Synchronatelier darstellt. Natürlich klang er toll wie eh und je. 2018 trafen wir uns einmal in einem Flur und ich erzählte ihm von einer anstehenden Kopenhagen-Reise. Unvermittelt griff er in seine Tasche, holte einen 50-Euro-Schein heraus und gab ihn mir mit den Worten "Steck's weg, steck's weg!". Das einzige, was er dafür wollte, war, dass ich am Tivoli dort an ihn denke.
Ein großer Verlust. Schön, dass er bis ins hohe Alter noch aktiv war. Aus Captain Future ist er mir erstmalig als "Prof. Simon" ins Bewußtsein getreten bevor viele Rollen folgten. In "Neues vom Bülowbogen" mit Ursula Heyer ist er mir noch als Schauspieler vor der Kamera im Gedächtnis.
Bei Jochen Schröder gilt dasselbe wie bei Lothar Blumhagen. Eine absolute Legende und es ringt mir Respekt ab wie er in einem solch hohen Alter immer noch eine durchgehend gute Leistung im Synchron abliefern konnte. Bis zuletzt noch aktiv mit 95 Jahren. Einfach nur unglaublich.
Auch er wird ein enorm großes Lebenswerk hinterlassen, welches noch lange seinen Tod überdauern wird.
Mir kam gerade noch der lustige Schluss einer Radiosendung (keine Ahnung, wann/wo das mal war) in den Sinn, wo Jochen Schröder auch immer zu hören war (wurde natürlich nur einmal aufgezeichnet, aber immer am Ende der Sendung eingespielt). Die Sendung wurde immer mit "Gute Nacht ...", "Gute Nacht ..." (UNZÄHLIGE Kindernamen nacheinander aufgezählt) beendet. Am Ende sagt Jochen Schröder dann sinngemäß "Nun hört endlich mal auf, wer soll denn hier noch schlafen können?!" (oder so ähnlich).
Zuerst bewusst gehört in Spione wie wir irgendwann in den 80ern… zuletzt in Lower Decks. Vielen Dank für den wundervollen Hörgenuss, Ruhen Sie in Frieden 😔
Schon traurig, dass das Jahr gleich mit zwei Todesmeldungen innerhalb kurzer Zeit beginnt. Aber wie auch bei Lothar Blumhagen kann man sagen, dass Jochen Schröder ein langes und erfülltes Leben hatte, mit über zweitausend Synchronrollen. Vor zwei Wochen noch habe ich am Sonntagabend "Winnetou 1. Teil" (1963) gesehen und Schröder als Barmann Hicks gehört. Heute nun die Nachricht, dass er einen Tag später verstorben ist. Mir bleibt er in Erinnerung durch sein Mitwirken in Zeichentricksynchros von Heinrich Riethmüller, z. B. in Asterix (klasse als Zauberer Iris: "Bei Osiris und Apis, schau mich ganz fest an!") oder in den alten Disney-Filmen. Oft nur kleine Rollen, aber dennoch gehörte er zu Riethmüllers Team dazu. Auch vor der Kamera konnte man ihn gelegentlich erleben, z. B. in "Klassenkeile" (1969) als Englischlehrer, "Der Bucklige von Soho" (1966) oder "Unser Willi ist der Beste" (1971). Toll auch, dass er schon Anfang der 1970er in einer Star-Trek-Zeichentrickserie mitgesprochen hat und 2022 (!) erneut. Das kann wohl sonst keiner von sich behaupten.
Zitat von marakundnougat im Beitrag #3Ich habe mich riesig gefreut, als er noch einmal als Cochrane in Star Trek Lower Decks zu hören war. Dann war das wohl sein letzter Auftritt, der ihm aber durchaus würdig war und einen schönen Abschluss seiner Arbeit im Synchronatelier darstellt.
Zitat von Joshua Tree im Beitrag #1Trotz seines Ruhestandes auf Sylt hat er immer wieder einmal ins Synchronatelier zurückgefunden.
Im Wikipedia-Artikel über Jochen schröder (wo sein Tod bereits mitberücksichtigt wurde) kann man dazu folgendes nachlesen:
Zitat Am 15. September 2021 erhielt Schröder den Deutschen Synchronpreis in der Kategorie Lebenswerk. Der zu diesem Zeitpunkt 94-jährige Schröder erschien nicht selbst zur Preisverleihung da ihm die Reise von seinem Wohnort Sylt nach Berlin zu beschwerlich gewesen wäre. Er schrieb allerdings einen Brief und bat seine Laudatorin Katrin Fröhlich diesen vorzulesen. In dem Brief verkündete er, dass er sich aus der Synchronbranche aus Altersgründen zurückziehen wolle. Für James Cromwell könne man sich aber „gerne bei ihm melden“.
Dieser Aussage kam er 2022 nach, als er in der Zeichentrickserie Star Trek: Lower Decks die im Original von Cromwell gesprochene Figur Zefram Cochrane synchronisierte. Cromwell hatte diese Figur bereits in Star Trek: Der erste Kontakt gespielt.
John Walton und in einer Folge von "Mord ist ihr Hobby" für Ralph Waite, Dick van Dike in "Diagnose Mord".... und es ringt auch mir Respekt und bewunderung ab, dass er trotz seines Alters seine Bereitschaft erklärt hat, noch einmal james Cromwell seine Stimme zur Verfügung zu stellen und es noch in seinem letzten Lebensjahr dann wirklich dazu kam. Ich bin überzeugt, wir werden ihn nicht vergessen, solange wir seine Stimme zu hören bekommen, oder ihn in Film- und Serienrollen sehen! Wir können dankbar sein, dass er uns so viele mit Seiner markanten Stimme hinterlassen hat und dass er so ein langes, auf jeden Fall beruflich erfülltes Leben (mit den "Stachelschweinen" bzw. vor der Kamera) leben konnte!:'D
Noch ein schmerzlicher Verlust einer weiteren Legende dieses Berufsstands. Natürlich verbinde ich seine Stimme automatisch mit Dick van Dyke ... aber auch mit "Luther H. Gillis" - eine weitere Nebenrolle in "Magnum", die ich in der Zweitsynchro als deutlich besser besetzt empfinde. Man hat ihm immer gerne zugehört und die schönen Anekdoten hier runden das Gesamtbild schön ab. Die Reihen der "ganz Großen" lichten sich ... seien wir dankbar für alle, die uns noch eine zeitlang erhalten bleiben mögen.