By the way: Es wurde ja schon erwähnt, dass Jan Hendriks den für die Zeit deftigen Ausdruck "Scheißangelegenheit" verwendet - und ich habe die Theorie geäußert, dass ihm das bei den Dreharbeiten rausrutschte und einfach drin blieb. Umso sicherer bin ich, weil es noch eine andere Stelle gibt, bei der es noch ärger wird. Kinski verlor (was man so an Anekdoten hört) ein paar Mal ein wenig die Kontrolle und schrie an einer Stelle (was garantiert so nicht im Drehbuch stand): "Der war es! Der und die kleine Nutte!!!" Für die Entstehungszeit ist das wirklich heftig, zumal es eindeutig eine wüste Beschimpfung ist und keine Berufsbezeichnung. Da haben die FSK-Leute beim ganzen Film wohl nicht so genau hingehört, sonst hätte das eigentlich eine Hochstufung auslösen müssen (wenn man bedenkt, wie oft weniger starke solcher Kleinigkeiten mokiert wurden, wahrscheinlich haben wir solch überzogenen Forderungen sogar die Nachsynchronisation von Otto Collin im "Fälscher von London" zu verdanken).
Mir ging es so, dass ich erst beim wiederholten Male verstehen konnte, was Kinski da schreit, da er gerade das letzte Wort extrem kreischt. Da die FSK sich sicher nicht die Mühe gemacht hat, eine Szene mehrmals zu sichten, kann ich mir gut vorstellen, dass sie die obszöne Beschimpfung schlicht akustisch nicht verstanden haben und deswegen weder Schnitt noch Nachsynchronisation verlangten.
Da wir gerade bei der Frage nach möglichen Ausrutschern sind: Sehr viel früher im Film gibt es eine Szene, in der Jack Tarling (Fuchsberger) bei einer Szene mit Peter Keene (Kinski) kurz grinst und dieser ihn anbrüllt: "Was gibt´s denn da zu lachen?". Beides wirkt out of character, letzteres deswegen, weil Keene bei seinen Szenen lange sehr unterwürfig und schüchtern wirkt. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Fuchsberger beim Dreh ungeplant grinsen musste, Kinski explodierte und der Regisseur es drin ließ. Bei seinen Auftritten als Rezitator, später auch beim Dreh mit Werner Herzog oder bei Auftritten in Talkshows kam es ja auch immer wieder vor, dass er auf (manchmal nur eingebildete) Reaktionen im Publikum oder auf dem Set ähnlich reagierte.
Bin ich skeptisch, weil Kinski am Wallace-Set den Berichten nach recht diszipliniert war.
Obwohl: die Beispiele wären ja eher als eine Art „Method Acting“ zu sehen. Und Sabina Sesselmann hat erzählt, dass sie Kinskis Avancen abgelehnt hat. Daraufhin brach er ihr bei der Schlussszene den kleinen Finger.
Zitat von Markus im Beitrag #21Obwohl: die Beispiele wären ja eher als eine Art „Method Acting“ zu sehen. Und Sabina Sesselmann hat erzählt, dass sie Kinskis Avancen abgelehnt hat. Daraufhin brach er ihr bei der Schlussszene den kleinen Finger.
Genau das meinte ich eigentlich auch. Und wenn man sich einfach so fallen lässt, ohne sich darum zu kümmern wohin, und mit dem Kopf auf Stein aufschlägt (seitdem ich das weiß, zucke ich bei dieser Szene immer wieder zusammen), zählt das für mich auch als unkontrolliert.
Zitat von berti im Beitrag #20Ich könnte mir gut vorstellen, dass Fuchsberger beim Dreh ungeplant grinsen musste, Kinski explodierte und der Regisseur es drin ließ.
Glaube ich nicht. Fuchsberger verstand sich wohl mit jedem gut und wurde auch von jedem gemocht - und ich mag diese Stelle, deshalb warte ich immer schon drauf und sehe, wie lange Fuchsberger grinsen muss, damit die Zeile noch passt.