Das französische Unternehmen Dubbing Brothers plant angeblich bei seinen deutschen Ablegern (u.a. FFS) die sogenannte "Bande Rythmo"-Technologie einzuführen :
Gibt ja schon einige drittklassige Studios z.B. in München die ja sowieso schon auf Cutter verzichten und ewig lange Takes nutzen. Bei denen wird sich qualitativ nichts ändern. Aber bei anderen Projekten bei guten Studios kann das echt mies werden. Zu den Dubbing Brothers gehören glaube ich auch die Interopa…
Zitat von CrimeFan im Beitrag Synchronverband e.V. - Die Gilde Wir stimmen gegen die Einführung von Bande Rythmo! Und damit für das gängige Take by Take-Verfahren. 👍 Ein wichtiger Punkt der Mitgliederversammlung des Verbands am 04.03. war die Diskussion um die Einführung der hauptsächlich in Frankreich genutzten Aufnahmemethode Bande Rythmo in Deutschland.
Zum Hintergrund:
In Deutschland wird das zu sprechende Material in kurze Takes von durchschnittlich 5 Sekunden (entspricht ein bis zwei Sätzen / 10 Wörtern) aufgeteilt. Die Synchronschauspieler*innen können sich die Originalszene anschauen und entsprechend auf sich wirken lassen, während sie den Text im Kurzzeitgedächtnis abspeichern, bevor es Take für Take an das Einsprechen geht.
Bande Rythmo bedeutet, einen längeren Loop von 45-60 Sekunden laufen zu lassen, wobei der Text parallel zum Bild eingeblendet wird. Die Schauspieler*innen lesen ihn weitestgehend ab. Da bleibt wenig bis kein Raum für eine schauspielerische Arbeit.
Ein weiterer Unterschied zwischen Take-by-Take und Bande Rythmo ist das Teamwork. Während im deutschen Atelier Schauspieler*innen, Regie, Ton und Cut Hand in Hand arbeiten, wird bei Bande Rythmo auf Cutter*innen verzichtet. Somit müssen es entweder die Sprechenden selbst oder Ton und Regie mit übernehmen, darauf zu achten, ob Mundschlüsse getroffen, zu schnell oder zu laut geredet, oder die Spielhaltung richtig erfasst wurde.
Wir sehen in dem Verfahren einen technischen Rückschritt, der letztlich nur dazu dienen soll, auf Kosten der Qualität Zeit und damit Geld zu sparen, und befürchten den Abfall der Qualität deutscher Synchronisationen.
Deshalb befürworten wir als Synchronverband e.V. – Die Gilde weiterhin das bewährte Take-by-Take.
Wir müssen nicht darüber reden, dass diese Entscheidung, die ohnehin angeschlagene Qualität noch verschlechtern würde. Bin gespannt, was in Zukunft noch alles auf die Branche zukommt und ob die Aufkauf-Welle weitergeht.
Wenn es aber billiger ist, frage ich mich, ob ProSiebenSat.1 dann wieder zu den Firmen zurückkehrt, die sie wegen der Internationalisierung nicht mehr beauftragten.
Zitat von Psilocybin im Beitrag #5Fun Fact: Die Arbeit ist mit Bande Rythmo gar nicht schneller.
Ist es nicht? Bei der Aufnahme selbst kann ich mir das ja noch gut vorstellen, aber ist nicht der Vorteil, dass man es quasi so auf den Film klatschen kann? Würde gerne mehr von hören, grade wegen Vor- und Nachteilen.
Leufeu
(
gelöscht
)
Beiträge:
23.05.2023 14:33
#8 RE: Bald Loops statt Takes? Verschlechterung der Synchro-Qualität droht
Zitat von CrimeFan im Beitrag #4Passt zu der Meldung aus dem März:
Zitat von CrimeFan im Beitrag Synchronverband e.V. - Die Gilde Wir stimmen gegen die Einführung von Bande Rythmo! Und damit für das gängige Take by Take-Verfahren. 👍 Ein wichtiger Punkt der Mitgliederversammlung des Verbands am 04.03. war die Diskussion um die Einführung der hauptsächlich in Frankreich genutzten Aufnahmemethode Bande Rythmo in Deutschland.
Zum Hintergrund:
In Deutschland wird das zu sprechende Material in kurze Takes von durchschnittlich 5 Sekunden (entspricht ein bis zwei Sätzen / 10 Wörtern) aufgeteilt. Die Synchronschauspieler*innen können sich die Originalszene anschauen und entsprechend auf sich wirken lassen, während sie den Text im Kurzzeitgedächtnis abspeichern, bevor es Take für Take an das Einsprechen geht.
Bande Rythmo bedeutet, einen längeren Loop von 45-60 Sekunden laufen zu lassen, wobei der Text parallel zum Bild eingeblendet wird. Die Schauspieler*innen lesen ihn weitestgehend ab. Da bleibt wenig bis kein Raum für eine schauspielerische Arbeit.
Ein weiterer Unterschied zwischen Take-by-Take und Bande Rythmo ist das Teamwork. Während im deutschen Atelier Schauspieler*innen, Regie, Ton und Cut Hand in Hand arbeiten, wird bei Bande Rythmo auf Cutter*innen verzichtet. Somit müssen es entweder die Sprechenden selbst oder Ton und Regie mit übernehmen, darauf zu achten, ob Mundschlüsse getroffen, zu schnell oder zu laut geredet, oder die Spielhaltung richtig erfasst wurde.
Wir sehen in dem Verfahren einen technischen Rückschritt, der letztlich nur dazu dienen soll, auf Kosten der Qualität Zeit und damit Geld zu sparen, und befürchten den Abfall der Qualität deutscher Synchronisationen.
Deshalb befürworten wir als Synchronverband e.V. – Die Gilde weiterhin das bewährte Take-by-Take.
Wir müssen nicht darüber reden, dass diese Entscheidung, die ohnehin angeschlagene Qualität noch verschlechtern würde. Bin gespannt, was in Zukunft noch alles auf die Branche zukommt und ob die Aufkauf-Welle weitergeht.
Interessant, die FFS und Interopa gehören ja auch zur Gilde. Wie sich das wohl auf die Mitgliedschaft auswirken würde.
Ich frage mich wie Disney, Paramount, und co. darauf reagieren werden sollte dies wirklich passieren (was Ich nicht hoffe). Einen gewissen Qualitätsanspruch scheint Disney bei seinen Top Titeln ja noch zu haben.
Ich find's unklug, sich von einer französischen Firma "ihr" System aufschwatzen zu lassen. Wir pflegen seit Jahrzehnten unsere eigene Synchronkultur, die soll auch weiterhin bestehen bleiben. Wozu denn ein neues System einspielen, wenn quasi alles beim alten bleibt? Nur wegen ein paar administrativen Aufgaben wohl kaum. Schneller ist es wie gesagt wirklich nicht. Also wieso das ganze? Sind die Manager stur? Oder will man am Ende dann doch irgendwo kosten einsparen...Aber wie? Irgendeiner muss schließlich die Dialoge Karaoketauglich machen. Oder soll das der Autor erledigen? Dann will der Autor aber mehr Lobi haben.
Bleibt zu hoffen, dass die Mehrheit der Sprecher/innen sich weigert unter solchen Umständen zuarbeiten. Auch wenn die FFS, leider eine Monopolstellung hat.
Zitat von danielcw im Beitrag #12Wie wurde dises System denn in Frankreich eingeführt und aufgenommen? Was kam dabei raus?
Der französische Ansatz (das System) hat sich im Laufe der Jahrzehnte ebenso entwickelt wie das deutsche Konzept. Und wie bei allen Ansätzen/Systemen, haben sie ihre Vor- und Nachteile. Viele französische Synchronsprecher kennen es nicht mehr anders und arbeiten schon sehr lange damit, aber das heißt nicht unbedingt, dass es auch gut ist.
Ein Nachteil für mich persönlich beim französischen System ("Karaoke-Synchro") ist, dass die Schauspielerei weiter verloren geht und alles noch mehr Fließbandarbeit ist. Das französische System mag in gewissen Aspekten schneller sein, aber der künstlerische Aspekt leidet sehr darunter. Flapsig formuliert: Könnte man dann gleich auch eine KI einsetzen. Denn im französischen System geht es nicht um Kunst, sondern um Schnelligkeit und Gewinnmaximierung.
Und als kleine Anregung. Hör mal in französische Synchronfassungen rein. Achte auf das Bild, die Lippen und die Betonung/Schauspiel. Ich empfehle dir auch, mal einen Blick in französisch synchronisierte Telenovelas oder umfangreichere Serien zu werfen, bei denen viele Episoden nacheinander mit diesem System in Frankreich aufgenommen werden.
Bezüglich des Artikels: Ich finde es immer wieder schön, wenn Kritik (indirekt) mit dem Verweis abgetan wird, die andere Seite solle sich doch lieber mit anderen, wichtigeren Themen und Dingen beschäftigen. Für mich ist das immer ein sehr schlichter und durchschaubarer Schachzug, dass man über Probleme oder Nachteile bereitwillig hinwegsieht, um die eigene Position bzw. Agenda nicht zu gefährden. Und ich denke, dass diese Aussage der FFS nicht klug war.
Leufeu
(
gelöscht
)
Beiträge:
30.05.2023 20:27
#15 RE: Bald Loops statt Takes? Verschlechterung der Synchro-Qualität droht
Das mit dem (und jetzt Achtung, Ich habe das Statement wohlmöglich leicht falsch interpretiert) 'wir machen unser eigenes ding draus, es wird auf dem Französischen System basieren aber die beteiligten können entscheiden ob und in wie viele kleinere Segmente (takes) man das ganze splitten will' lässt mich hoffen das es vielleicht nicht so schlimm wird wie erst gedacht. Wenn die Sprecher erst den größeren clip sehen und dann das ganze (nach Wahl) in kleineren Takes aufnehmen dann wäre das vielleicht sogar gut. Das Scenario wird aber wohl nicht real werden, denn in diesem fall würde das die Synchronarbeiten verlängern und damit wohl auch die kosten steigern. Für mich klingt das ganze statement ohnehin verdächtig nach, 'wir sagen jetzt irgendetwas um die Gemüter der Leute zu besänftigen und dann später sagen wir "oh, das haben wir nie gesagt" - so wie man es oft in der Politik hoert.
Jetzt mal am Rande, was ist eigentlich mit der Interopa; hat die sich schon irgendwie geäußert. Weil die gehören ja auch mittlerweile (leider) zu den Dubbing Brothers. Es wird ja momentan nur über die FFS diskutiert (so sieht es für mich zumindest aus)