Zitat von BlinderPassagier im Beitrag #16
Zunächst einmal hat das überhaupt nichts mit dem Thema des Forums - Synchronisation - in inrgendeiner Weise zu tun.
...weshalb dieser Thread auch im Off-Topic-Bereich eröffnet wurde. Und das Thema Film oder Blockbuster-Kino als solches ist dem Kernthema Synchronisation sicherlich näher, als z.B. Musiktipps, Kochrezepte oder Tagespolitik.
Betrachten wir kogentas Standpunkt doch einfach als Angebot zur Diskussion, und die lebt ja nicht selten von Provokation.
Apropos Provokation: Ein guter Anlass, die Kritiken von Wolfgang Schmitt Jr. zu beleuchten, oder?
Er führt in dem Video zu "Indiana Jones" durchaus einige interessante Punkte auf - etwa, was das Frauenbild oder den (vermeintlichen?) Rassismus angeht. Allerdings fühle ich mich auch an ein Zitat von Max Frisch erinnert, der für Literaturkritiker folgendes Bild fand:
"Man schneidet eine Kartoffel zurecht, bis sie wie eine Birne aussieht, dann beisst man hinein und empört sich vor aller Öffentlichkeit, dass es nicht nach Birne schmeckt, ganz und gar nicht!"
Ich halte wenig davon, Filmen ihre Grundideen zum Vorwurf zu machen. Das grenzt eine Totalverweigerung gegenüber dem Werk. Als durchschnittlicher Zuschauer vertretbar, als professioneller Kritiker streitbar. Wenn die Hommage, das lust- und liebevolle Aufarbeiten und Vermischen alter Versatzstücke per se "reaktionär" ist, dann sind sämtliche Remixes in der Musik auch reaktionär.
Was "Forrest Gump" angeht: In den Kommentaren verteidigen mehrere Leute den Film damit, dass er als Satire gedacht sei. Hat jemand von euch mal die Romanvorlage gelesen? Ich habe das als Jugendlicher getan und war baff, wie groß die Abweichungen sind: Forrest ist im Buch kein knuffiger Tom Hanks, sondern ein haariges, über 2 Meter großes Ungetüm, das u.a. in Begleitung eines Affen ins All fliegt. Hier kann man also durchaus von Satire sprechen. Von dieser Schärfe ist in der Verfilmung nach meiner Erinnerung wenig übrig geblieben. Vielleicht ist "Forrest Gump" dadurch die Anti-These zu "Starship Troopers", der gerade davon lebt, dass er eine klar ideologische Vorlage ins Satirische umstülpt.
Man kann sich daran stören, dass Schmitt stets von einem politisch-ideologischen Standpunkt argumentiert, aber wenigstens vertritt er überhaupt einen. Das ist in Zeiten, in denen die allgemeine Filmrezeption sich auf dem Niveau von "10/10, hat mich gut unterhalten" eingependelt hat, angenehm erfrischend. Darüber hinaus staune ich immer wieder darüber, was für eine Reichweite er mit seinen nicht unbedingt massentauglichen Videos erzielt. Filmanalyse-Zuschauer trifft man mittlerweile an Orten, an denen man sie am wenigsten erwartet.
Was die Geschmacksfrage betrifft: Es gibt in der Kunst, im Film, im Geschichtenerzählen durchaus handwerkliche Kriterien. Diese zu beurteilen hat wenig mit Geschmack zu tun. So wird wohl kaum jemand bestreiten, dass Freddy Mercury besser singen konnte als Michael Wendler. Genauso kann man aus handwerklicher Sicht die Filmmontage in Produktionen wie Transformers, Fast & Furious oder den Til-Schweiger-Komödien monieren. Fragt sich nur, inwieweit einen diese Mängel stören -
Das ist die Geschmacksfrage.
Abschließend: Ich fände es tatsächlich ganz spannend, mal vermehrt über die Filme an sich zu diskutieren. Und warum dabei nicht offen über seine Vorurteile sprechen?