Nachdem nun das Forum neu gestaltet wurde hier mal ein weiterer organisatorischer Punkt. Viele in diesem Forum schreiben sich selbst ja Besetzungs-Listen. In welcher Form schreibt ihr Eure Credits auf und archiviert sie ?
Bevor ich mir einen Film ansehe, werfe ich natürlich inzwischen immer zunächst einen Blick in Arnes Datenbank. Die Sprecher/Schauspieler/Rollen schreibe ich dann während des Films auf einen Schmierzettel. Ich habe mir eine Formatvorlage in Word gemacht (Titel/FSK/Länge/Format/Verleih/Erstaufführung/Synchronstudio/Buch/Regie und dreispaltiger Besetzungsteil). Anhand von http://www.imdb.com kann ich dann meist alle Rollen zuordnen und in eine sinnvolle Reihenfolge bringen. Die technischen Details entnehme ich der Loseblattsammlung Filmhandbuch, die leider nur bis 1963 von der FSK/SPIO herausgegeben wurde. Für die Filme danach müssen Verleihkataloge herhalten. Schließlich mache ich noch einen Abgleich, inwieweit der Film fürs deutsche Kino damals komplett synchronisiert wurde oder nicht. Hierbei hilft vor allem die Seite http://www.bbfc.co.uk, denn die britische Zensurstelle nennt die Länge eines Films auf 24 B/S in Minuten und Sekunden für die Erstvorlage, also die Angaben für den Zeitpunkt noch bevor dort u.U. geschnitten wurde. Anhand dessen kann ich dann mit Hilfe des konfortablen Filmlängenrechners http://members.aol.com/kameraassi/page07.htm auch die Meterzahl für die internationale Version ermitteln bzw die Differenzen errechnen. Auf diese Weise sind im Idealfall alle technischen und künstlerischen Aspekte der Synchronfassung erfasst.
Vorteil: ich habe ein übersichtliches Dokument zum Ausdrucken. Hätte man alle Filme beisammen, könnte man gemäß Filmhandbuch z.B. ein Buch zusamenstellen, in dem z.B. alle amerikanischen Filme in chronologischer Reihenfolge aufgeführt werden, die seit 1948 in Deutschland liefen und von der FSK geprüft wurden. Das ist natürlich ein illusorischer Anspruch. Nachteil: jeder Film erhält bei mir ein Extra Word-Dokument; es findet also keine Vernetzung i.S.e. Datenbank statt (Wüßte auf Anhieb auch gar nicht, wie ich das machen sollte. Irgendwann habe ich halt angefangen, diese Dinge aufzuschreiben und mit meinen Lieblingsfilmen begonnen.). Wie habt ihr Euch organisiert ?
Zum zweiten: welche Motivation steht für die Besucher dieses Forums eigentlich hinter der Listen-Schreiberei ? Eine Liste bedeutet ja auch Arbeitsaufwand und ist schon etwas anderes, als wenn man sich nur mal im Einzelfall fragt, wer ein bestimmter Sprecher war und auf diese kopfzerbrechende Frage eben eine Antwort haben möchte. In meinen DVDs z.B. liegen üblicherweise immer meine Ausdrucke drin, und dann kommt meist die Frage, warum ich das alles zusammenschreibe. Geht mal in ein Multiplexkino und fragt nach der Vorstellung, wie viele Besucher den Namen des Regisseurs kennen (wenns nicht gerade ein Tarantino-Film war) ? Glaubt ihr mehr als 50% ? Ich denke mal eher weit weit drunter oder ?
Bei mir war es so, daß ich von Haus aus immer alte deutsche Spielfilme gesammelt habe. Und die deutschen Synchronfassungen internationaler Filme sehe ich im Prinzip auch als alte deutsche Spielfilme oder Hörspiele an. Ich stehe immer noch klar auf dem Standpunkt: wer einen Film wirklich ernst nehmen und als Kunstwerk per se goutieren will, muß ihn sich in der Originalsprache ansehen und wird nie darum herumkommen. Selbst eine sehr gute Synchro die eine akkurate Übersetzung, dennoch flüssigen Dialog und nahezu indentische Stimmenähnlichkeit bietet wird immer etwas komplett anderes bleiben als der Originalfilm. Würde ich mich primär für die Filme selbst interessieren, würde ich sie also nur im Original anschauen.
Es spricht ja aber nichts dagegen, eine Synchronfassung als eigenständiges Kunstwerk anzusehen, die man dann eben ggf dem Original vorzieht. Mir gehts mehr um die deutschen Schauspieler als um die internationalen Stars. Schließlich sind viele Synchros aus den 50ern oft hochkarätiger besetzt und geben den Schauspielern mehr Gelegenheit, ihre Talente unter Beweis zu stellen, als mancher vergleichbarer Spielfilm jener Jahre. Wer z.B. Thomalla, Hasse oder Nielsen auf ihre Kinofilme beschränkt, verpasst nahezu die Hälfte ihrer Schaffenskraft und zahlreiche Highlights. Wer Schürenberg mag, müßte sich auf die Wallace-Filme und ein paar mehr oder weniger gute Nebenrollen beschränken - hier schon eine vergleichsweise magere Ausbeute gegenüber den Synchron-Parts. Zudem kam viel Durchschnittsware in die Kinos, die im Original bar jeden Interesses wäre, würde sie nicht durch herausragende deutsche Fassung geadelt. Wenn O.E. Hasse in einem B-Western spricht interessiert mich der Western dabei sicher am wenigsten. Heute wird ja das gesamte Kino vom amerikanischen Kino dominiert, einen deutschen Spielfilm wie in klassischen Jahren gibt es nicht mehr (ein vergleichbares amerikanischen Kino aber auch nicht mehr). Diesen Total-Kulturschock finde ich übel. In den Fünfzigern hatten die Synchros durch die deutschen Fassungen (alles Thaeterschauspieler oder auch Nebendarsteller im Film) doch einen sehr eigenen nationalen Charakter.
Das große Problem liegt darin, daß vieles bis heute nirgendwo erfasst ist, bevor man es nicht selbst entdeckt hat. Während eine Filmographie, die auch die unwichtigste Nebenrolle erfasst meist spielerisch zusammenzustellen ist, bleiben die Synchron-Credits immer außen vor. Die Synchronfassungen sind an sich das einzige Feld der deutschen Filmgeschichte, wo man über Nacht noch echte Überraschungen erleben kann, von denen man bis dato g a r n i c h t s wußte. Da läuft dann doch mal wieder ein unbekannter Film und plötzlich entdeckt darin z.B. eine der genialsten Schürenberg- Nielsen- Leonard- usw- Performances aller Zeiten, von der man bis dato nicht einmal ahnte. Dshalb macht es für mich Spaß und Sinn, die Synchros zu erforschen und auszuwerten. Auf den deutschen Tonspuren internationaler Filme liegen immer noch mehr Geheimnissse verborgen, als man sich träumen lassen kann. Wenn im Herbst ARSEN UND SPITZENHÄUBCHEN erstmals seit über 40 Jahren mit der ersten deutschen Fassung von 1957 auf DVD veröffentlicht wird, kann man (hoffentlich) wieder solch ein Geheimnis lüften. Ich würde mich freuen über Ackermann (Grant), Leonard (Lane), Balthoff (Lorre) und Fiedler (Horton). Vielleicht bekommen wir aber auch nur Ode, Kiewiet, Gentzen und... Ackermann. Vorher kanns halt niemand wissen !
Warum macht ihr Euch die Mühe ?
Gruß, Christoph
Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
Du beziehst dich in deinem Fall zwar auf klassische Synchros und daher auch im "Klassik-Part" des Forums gepostet, aber ich denke, dir geht es generell um die Motivation etc., hinter Besetzungen sammeln, daher antworte ich dann auch mal hier.
In welcher Form schreibt ihr Eure Credits auf und archiviert sie?
In einer WORKS-Datenbank mit folgenden Spalten (die aber Dank WORKS frei filter- und durchsuchbar sind):
Sprecher - Film | Serie - Schauspieler - Rolle - Folge / Staffel - Folgentitel - Jahr [orig.] - Jahr [syn.] - Synchronfirma | TV-Sender / Verleih
Bevor ich mir einen Film ansehe, werfe ich natürlich inzwischen immer zunächst einen Blick in Arnes Datenbank.
Das ist bei mir nur selten möglich, da das Meiste, was ich sehe, nicht im öffentlich-zugänglichen Teil von Arnes Datenbank steht, also vor allem Serien und Filme der "Neuzeit".
Die Sprecher/Schauspieler/Rollen schreibe ich dann während des Films auf einen Schmierzettel.
Dito.
Welche Motivation steht für die Besucher dieses Forums eigentlich hinter der Listen-Schreiberei ? Eine Liste bedeutet ja auch Arbeitsaufwand und ist schon etwas anderes, als wenn man sich nur mal im Einzelfall fragt, wer ein bestimmter Sprecher war und auf diese kopfzerbrechende Frage eben eine Antwort haben möchte. [...] Warum macht ihr Euch die Mühe ?
Ich finde es vor allem interessant, Serienbesetzungen zu sammeln, dort vor allem Einzelepisodenbesetzungen der Gaststars. So weiß ich z.B. bis heute nicht, welche große Film- oder Serienhauptrolle Willie Garson hatte, bei der er von Dietmar Wunder synchronisiert wurde, dennoch wurde er bislang in div. Serien-Synchros immer in Gastrollen von Wunder synchronisiert, darunter z.B. "Allein gegen die Zukunft" (Telesynchron Berlin), "Sex and the City" (Arena Synchron Berlin), "Friends" (Arena Synchron Berlin), "Special Unit 2" (Arena Synchron Berlin) und "Nash Bridges" (Studio Hamburg Synchron). Aber natürlich synchronermittel ich auch in Filmen. Ganz gleich, ob Arne die nun schon in seiner Datenbank hat oder nicht, denn mehrere Ohren hören immer mehr oder können sich gegenseitig bestätigen. Aus welcher sonstigen Grundmotivation heraus ich das mache? - Keine Ahnung, Synchronisation ist halt meine große Leidenschaft. Genauso könnte man fragen, warum Leute Briefmarken oder sonstwas sammeln.
Ich möchte etwas zum Kunstcharakter von synchronisierten Filmen sagen. In einigen Punkten würde ich dir zustimmen, in anderen nicht. Nicht einverstanden bin ich vor allem damit, dass und aus welchem Grund du die Synchronfassungen gering zu schätzen scheinst.
Wenn man Kunst nicht mehr wie in der älteren (idealistischen) Kunstauffassung als etwas Wesenhaftes, Substantialistisches bestimmt, muss man m.E. auch Wertungskriterien wie z.B. Originalität fallen lassen.
Das heißt dann, dass ein Film nicht deshalb künstlerischer ist (oder gar: künstlerisch wertvoller) als seine synchronisierte Fassung - so wie der Sohn eben nicht weniger wert ist als der Vater, nur weil er später geboren wurde.
In unserem Fall bedeutet es dann: es handelt sich um zwei verschiedene Werke (was die meisten Forumsteilnehmer ja dadurch zum Ausdruck bringen, dass sie stets die deutschen Synchrontitel zitieren). Es ist eben wie bei einem Song, der von verschiedenen Sängern interpretiert wird oder einem Theaterstück, der unterschiedliche Inszenierungen erfährt.
Wenn man dem zustimmt, dann kann man m.E. weder den Standpunkt vertreten, dass die Urfassung „per se“ besser sei als die synchronisierte Fassung noch den umgekehrten Standpunkt.
Wie lässt sich nun entscheiden, welche Fassung ‚besser’ ist? Diese Frage lässt sich nur empirisch, also nur im Einzelfall beantworten. Nur: welches Kriterium legt man da an? Das ist in der Tat eine schwierige Frage (meine Antwort auf diese Frage möchte ich an dieser Stelle nicht geben, weil sie nicht in dieses Forum gehört); aber eines kann man wohl sagen: es muss ein ästhetisches Kriterium sein – wenn man denn Kunst als Kunst beurteilen will, und nicht als wissenschaftliche Abhandlung oder als politisches Manifest.
Noch heute wird ja in zahlreichen Abhandlungen zur Synchronisation die unselige Frage diskutiert, ob denn die untertitelte einer gesprochenen Synchronfassung vorzuziehen sei. Was bitte schön ist denn an einem Untertitel ästhetisch? Man wird aber zugestehen müssen, dass von Stimmen immerhin ein gewisser ästhetischer Reiz ausgeht, ob nun positiv oder negativ.
Manche gucken Filme, weil sie die Schauspieler interessant finden, das Thema, das Genre, den Regisseur etc. Die Synchronstimmen sind ein Grund unter anderen, für die meisten in diesem Forum vermutlich der wichtigste. Ich interessiere mich z.B. in erster Linie für das Thema des Filmes, die Synchronstimmen sind für mich eine Dreingabe wie z.B. die Musik oder die Kameraführung, die im günstigsten Fall den Genuss des Films wesentlich erhöhen.
Ich würde z.B. nicht behaupten wollen, dass Bob Hope eine ästhetisch ansprechendere Stimme hat als Georg Thomalla. Außerdem: wenn man Thomalla-Fan ist, ist man doch in der glücklichen Lage, ihn in mindestens fünf Mal so vielen Filmen zu bewundern als Bob Hope.
Noch ein Wort zum Originalitäts-Diktat: Dies führt in manchen Fällen ja auch dazu, dass von manchen Filmen „adäquatere“ Fassungen erstellt werden, z.B. ‚WEISSES GIFT’ und ‚BERÜCHTIGT’, nur weil in der ersteren die Nazis eliminiert wurden; dabei handelte es sich bei der Nazi-Verschwörung um einen austauschbaren dramaturgischen Vorwand (Hitchcocks berühmtes McGuffin); oder es wird eine Serie komplett neu synchronisiert (MAGNUM), nur weil in der ersten Fassung die Vietnam-Thematik ausgelassen wurde.
Damit keine Mißverständnisse aufkommen: man kann selbstverständlich die Neufassungen ästhetisch ‚besser’ finden, sie sind es aber auf keinen Fall dadurch, weil sie politisch korrekter sind (wenn man das behauptet, dann betrachtet man Kunst nicht als Kunst).
Grüße, Fehmi
Zitat des Tages: „Mrs. Pedicaris, Sie bereiten mir große Schwierigkeiten!“ (GGH in DER WIND UND DER LÖWE)
Ich machen das ähnlich wie Hendrik, auch wenn ich eher der Filmegucker bin, nicht der Serien-Gucker. In meiner WORX-Datenbank habe ich nur 3 Spalten: Schauspieler, Sprecher, Filmtitel. Während eines Films notiere ich mir, welcher Charakter welche Stimme hat (also z. B. Jack = Martin Kessler). Wenn ich den Darsteller kenne, mach' ich das nicht, die Sprecher der mir bekannten Schauspieler behalte ich bis zum Filmende im Kopf. Anschließend schau' ich in der imdb nach, wie die Darsteller heißen und wo sie noch mitgespielt haben. Allerdings nehme ich nicht jeden Darsteller in die Liste auf, das hängt immer davon ab, in wie vielen Filmen er bereits mitgespielt hat (also nur, wenn er bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad hat, kommt er in die Liste). Bei alten Filmen schau' ich natürlich hinterher auch in Arnes Datenbank, um meine Angaben zu überprüfen. Überwiegend sehe ich allerdings aktuellere Filme (bin halt ein Kind der Neuzeit). Die neuen Stimmen kenne ich auch besser als die alte Garde, von daher ist Arnes Datenbank für mich natürlich auch sehr von Vorteil, weil ich mir oftmals nicht so ganz sicher bin. Warum ich das mache? Keine Ahnung, aber wenn man erstmal damit angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören. In erster Linie interessieren mich beim Schauen die Filme, d. h. ich würde mir nie einen Film ansehen, der mich nicht interessiert, nur um herauszufinden, welche Stimme Darsteller X in Film Y hat. Und natürlich stellt eine Synchronisation eine Einschränkung und Veränderung gegenüber dem Original dar. Aber eine Synchronisation ist für mich auch ein eigenständiges Kunstwerk, daß einen Film nicht unbedingt schlechter macht oder das Filmvergnügen einschränkt, auch wenn natürlich nicht jede 100%ig gelungen ist. Aber einen guten Film kann auch eine schlechte Synchro nicht kaputtmachen, und dank DVD-Technik kann man bei einem gekauften Film ja auch einfach die deutsche Fassung wegdrücken, wenn sie einem nicht gefällt. Diese Hardcore-Puristen, die in Synchronisationen ein Werkzeug des Teufels sehen, finde ich stellenweise recht engstirnig und unflexibel, zumal viele davon nur selbsternannte Pseudo-"Cineasten" sind, die sich durch ihre übertriebene Abneigung gegenüber Synchronisationen intellektuell vorkommen möchten.
Zunächst zum Wie. Ich fahre ja zweigleisig, also mach mir einerseits die Listen, wie sie bei mir online stehen und führe daneben noch meine Works-Datenbank. Wie Hendrik bin ich da eher ein Komplettist und versuche, so viel Rollen wie möglich zu erfassen. Für die Online-Listen habe ich auch eine Vorlage, und ich schreibe mir in der Regel schon vor dem Schauen eine provisorische Liste von der imdb ab und überprüfe z.B. in der Synchronkartei oder im Synchronlexikon, ob ich vielleicht schon einige Namen eintragen kann. Ich habe den Vorteil, dass ich am Computer fernsehen kann, wodurch ich direkt mitschreiben kann. Oft kann ich auch danach oder sogar noch währenddessen im Chat mit Hendrik einiges abgleichen, das ist dann immer ganz praktisch . Und dann gibt es natürlich auch dieses Forum, in dem ihr anderen hier mir immer bestens mithelft. ("Pulp Fiction" ist z.B. heute ein tolles Beispiel gewesen, wie gut das ablaufen kann.) Später trage ich die Liste dann in meiner Datenbank ein, in der ich Schauspieler, Rolle, Synchronsprecher, dt. Film-/Serientitel, ggf. dt. Folgentitel, Synchronjahr, Originaltitel und Produktionsjahr erfasse. Außerdem habe ich es mir auch eingerichtet, dass ich eintragen kann, ob ein Auftritt eines Schauspielers nur stimmlich ist (was ja dann die Besetzung eines Standardsprechers weniger notwendig macht), ob er in den Credits aufgeführt ist, ob die Rolle (im Deutschen) stumm ist oder 1:1 die O-Ton-Spur übernommen wurde (z.B. wenn eine ganz andere Sprache gesprochen wird), es eine Mengenrolle ist und, ja, ob ich mir nicht sicher bin. Soll es ja auch geben. Wenn ich mal doch nicht direkt am Computer mitschreibe, dann schreibe ich auf Schmierzetteln mit (davon habe ich hier noch reichlich rumfliegen) und übertrage dann später. Beim Kino ist das dann wieder eine andere Sache. Ist bei mir auch ein bisher seltenerer Fall. Die letzten Male (z.B. bei meiner DAS URTEIL - Liste) habe ich mir im Voraus auf einem Block von der imdb die größeren Rollen (und bei denen es mich wegen des Schauspielers interessiert) herausgeschrieben, schon die Sprecher der offiziellen Liste eingetragen und bin damit dann ins Kino. Dort habe ich mir dann im doch recht Dunklen während des Films Notizen gemacht und dann direkt danach weil es a) teilweise kaum zu lesen war und b) damit ich nix vergesse direkt in meine vorbereitete handschriftliche saubere Liste übertragen. Den üblichen Rest habe ich dann zu Hause erledigt.
Und nun, tja, warum mache ich das? Gute Frage. Wie Hendrik schon sagt, besteht da einfach ein Grundinteresse, das man nicht so einfach erklären. Ich könnte jetzt versuchen, mich selbst tiefenpsychologisch dahingehend zu analysieren, aber das will keiner von euch lesen . Jedenfalls ist es bei mir inzwischen so, dass die Synchronisation oder das Interesse an ihr ein großes Kriterium dabei ist, ob ich mir einen Film oder eine Serie anschaue. Ich würde aber in den seltensten Fällen einen Film nur anschauen, um die Synchronisation zu erfassen, wenn er mich nicht thematisch oder aus gewissen anderen Gründen interessiert. Bei "Das Urteil" zum Beispiel, da wollte ich den Film sehen, weil er mich einfach interessierte UND weil ich "synchronermitteln" (wie Hendrik und ich sagen ) wollte. Und weil ich einfach gerne John Cusack mag, besonders mit der Stimme von Andreas Fröhlich. Und in letzter Zeit gibt es tatsächlich auch Produktionen, die ich mir letztlich (aber nicht nur deswegen) entweder im Kino oder auf DVD zu Genüge geführt habe, weil da jemand Bestimmtes Dialogregie führte, bei dem ich wusste, dass man die Synchronisation garantiert genießen kann und ich gespannt war...
Gute Nacht (oder guten Morgen... oder.., wann immer ihr das lest), Tobias -- "Diese Signale wurden gesendet, um auf sie aufmerksam zu machen."
Ich glaube, da liegt ein Missverständnis vor. Ich schätze die Synchronfassungen keineswegs gering, im Gegenteil, in den meisten Fällen gefallen sie mir besser und ich ziehe sie BEWUSST dem Original vor. Und ich finde oben auch keine einzige Stelle, in dem ich auch nur ansatzweise eine künstlerische Bewertung überhaupt vorgenommen hätte. Ich habe gesagt: es sind zwei völlig verschiedene Paar Schuhe, und jeder muß selbst wissen, welches er lieber anzieht. Ich schrieb nur, wer das Original in seiner Originalität beurteilen möchte, kommt nicht darum herum, sich das Original anzusehen. Von besser oder schlechter war von mir nirgendwo die Rede.
Thomalla, Ackermann, Schürenberg und Leonard sind mir z.B. nahezu immer lieber als die Originalstimmen von Hope, Grant, Gable oder Monroe. Das geht sogar soweit, daß ich mir die ersten fünf ROAD-TO-FILME, bei denen man an die alten deutschen Fassungen nicht mehr rankommt in Englisch angesehen habe, und mir dabei Thomalla, Paul Klinger (Crosby) und Friedel Schuster (Lamour) vorgestellt habe. Dadurch habe ich den Eindruck, die (deutschen) Filme quasi doch gesehen zu haben, obwohl es ja gar nicht möglich war. Der erste Film der Reihe ROAD TO SINGAPORE, ist darüber hinaus hierzulande im Kino nie gelaufen. Da habe ich mir also sogar eine Synchro vorgestellt, die es in Wirklichkeit nie gab, die es aber so hätte geben können. Ebenso mit dem Danny-Kaye-Film WONDER MAN, der 1952 schon für die Synchronisation vorgesehen war, dann aber aus welchen Gründen auch immer keine deutsche Fassung mehr erhielt. Auf Basis der deutschen RKO-Fassungen von HELD DES TAGES und DAS DOPPELLEBEN DES HERRN MITTY von 1952 habe ich mir die englische Fassung angesehen und mir Thomalla dabei vorgestellt. Wiederum eine Synchro, die leider nie existierte, mir persönlich aber viel mehr Spaß bereitet hätte, als die englische Originalfassung (die aber deswegen doch nicht schlechter ist !!!).
Es gibt viele Filme, bei denen man sogar die komplette Synchron-Besetzung aus dem Filmprogramm oder ähnlichen Quellen kennt, deren deutsche Fassungen aber verschollen sind. Hier verfahre ich regelmäßig so, z.B. auch bei dem Film BESUCH ZUR NACHT (UK 1938, DF 1950), in dem Hans Söhnker für Laurence Olivier gesprochen hat oder die Original-Kinofassung von Marilyn Monroes BUS STOP. Ich kann mir in etwa vorstellen, wie die deutschen Fassungen ausgesehen haben mögen, obwohl ich sie nie gesehen habe und vermutlich auch nie mehr sehen werde. Bei DER UNSICHTBARE DRITTE stelle ich mir immer Curt Ackermann für Grant und E.W. Borchert für Leo G. Carroll vor. Und im Großen und Ganzen funktioniert das. Bei DAS FENSTER ZUM HOF hat man für die Neusynchro deutlich hörbar das alte Dialogbuch von 1955 wiederverwendet - man merkt es an der Sprache. Hier habe ich mir daher ausnahmsweise sogar mal die Neusynchro von 1983 angesehen und mir dabei die Fassung von 1955 vorgestellt. Man muß sich nur mal den Dialog von Wendell Corey vornehmen: das ist einfach durch und durch ein Klinger-Dialog, der Corey in der alten Fassung gesprochen hat. Man hört und sieht Klinger richtig vor sich, wie er diesen Dialog spricht. Das kommt da ganz von selbst, man braucht nicht mal große Vorstellungkraft dafür.
Für mich ist grundsätzlich sehr wichtig, daß die Synchro etwa genauso alt ist, wie der Film selbst, denn nur so wird der entsprechende Zeitgeist transportiert. Bei Filmen aus den 30er und 40er Jahren liegen zwangsläufig immer schon 10 - 15 jahre zwischen Entstehung des Films und der deutschen Synchro. Bei einem Film wie DAS ZAUBERHAFTE LAND (1939), im Jahr 1951 synchronisiert, wirkt sich die zeitliche Distanz aber m.E. noch nicht aus. Sicher würde die Synchro aber anders klingen, wenn sie schon 1939 produziert worden wäre. Aber i.d.R. kennt man es nicht anders. MEUTEREI AUF DER BOUNTY wurde z.B. 1936 und 1951 synchronisiert - beide Male mit Siegfried Schürenberg für Clark Gable aber jeweils mit komplett anderem Dialog. Ich mag natürlich Margot Leonard, aber die deutsche Fassung von BRINGING UP BABY (1938) war eine Katastrophe, weil 1966 einfach zu spät war, kein IT-Band existierte und außerdem noch fehlbesetzt wurde. Hier sehe ich mir beispielsweise auch nur die englische Fassung an und stelle mir vor, der Film wäre 1950 mit Curt Ackermann und Ingeborg Grunewald synchronisiert worden. Und diese Fassung hätte mir sehr gefallen, und zwar besser, als die Englische (im übrigen erstaunlich, daß quasi die ganzen Grant-RKO-Filme zwischen 1948 und 1952 bei uns ins Kino kamen, bloß dieser Klassiker nicht. Ein Verleih-Rätsel unter weiteren.).
Wer also würde Listen schreiben und sonst all diesen Aufwand betreiben, der Synchros gering schätzt ? Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, daß eine Synchro etwas ganz Neues und Eigenständiges ist gegenüber dem Originalfilm. Was einem besser gefällt, muß jeder subjektiv für sich selbst entscheiden. Ich mag eben schon gleich gar nicht in diesen Kategorien besser - schlechter denken, weil es zwei völlig verschiedene Dinge sind. Aber es ist einfach ein Faktum, daß Cary Grant nur mit der Stimme von Cary Grant auch voll und ganz Cary Grant ist. Das hat nichts mit gut oder schlecht zu tun. Ich kenne die Stimmen von Grant, Hope, Gable und Monroe, aber mit Ackermann, Thomalla, Schürenberg und Leonard habe ich subjektiv mehr Spaß und entscheide mich deshalb BEWUSST für sie gegen die Originalstimmen. Es gibt aber auch Schauspieler, deren Originalstimme ich sehr schätze, und bei denen ich ohne sie weit weniger oder gar keinen Spaß habe. Christopher Lee z.B. möchte ich mittlerweile eigentlich gar nicht mehr synchronisiert hören. James Mason höre ich z.B. sehr gern im Original, weil ich seine distinguierte Stimme und seinen sehr britischen Sprachduktus besonders schätze. Ich mag aber auch die alten Synchros gerne, in denen Mason von Wolfgang Lukschy gesprochen wird. Bei NOTORIOUS sehe ich mir die englische Fassung an, weil ich Reinhold Schünzel und Leopoldine Konstantin mit ihren Originalstimmen hören möchte. Genauso gern (und sogar öfter) sehe ich mir aber auch WEISSES GIFT an, weil es eine wunderschöne alte RKO-Synchro mit rundum genialer Besetzung ist und weil ich Harry Giese für Schünzel und Friedel Schuster für Konstantin auch gerne mag. BERÜCHTIGT benutze ich nur als Demo um Leuten zu zeigen, wie schlecht moderne Fernsehsynchros sind.
Also: Ich mag Synchros. Leid tun mir nur diejenigen, die sagen: "Der Keeanu Reeves ist toll !", obwohl sie ihn selbst noch nie einen Satz haben sprechen hören...
Gruß, Christoph
Alte Kinofilme nach Jahrzehnten nachträglich neu zu synchronisieren ist wie Süßstoff in einen guten alten Wein kippen: ungenießbar-pappige "Spätlese".
Was wären Jack Lemmon, Danny Kaye, Peter Sellers, Bob Hope und Red Skelton im deutschsprachigen Raum ohne die Stimme von Georg Thomalla ?
Es scheint sich tatsächlich um ein Missverständnis zu handeln. Ich habe wohl folgende Äußerungen von dir überbewertet: „Ich stehe immer noch klar auf dem Standpunkt: wer einen Film wirklich ernst nehmen und als Kunstwerk per se goutieren will, muß ihn sich in der Originalsprache ansehen und wird nie darum herumkommen“.
--> ich nehme Filme ernst, aber eben als Kunstwerke. Da es sich aber bei beiden Fassungen (Urfassung und synchronisierte Fassung) um Kunstwerke handelt, ist die Rede vom „Kunstwerk per se“ etwas irreführend.
Und: „Würde ich mich primär für die Filme selbst interessieren, würde ich sie also nur im Original anschauen“.
--> auch hier verstehe ich unter Film ein Gesamtkunstwerk, das die Dramaturgie, Inszenierung, Fotografie, Sound (und somit auch die Stimmen der Schauspieler bzw. der Synchronsprecher) etc. beinhaltet.
Ansonsten aber: die Gemeinsamkeit hinsichtlich unserer Sprecher-Vorlieben ist sehr erfreulich. Auch ich zähle Thomalla, Ackermann, Schürenberg zu meinen Lieblingssprechern, nur Leonard würde ich durch Marion Degler ersetzen.
„Thomalla, Ackermann, Schürenberg und Leonard sind mir z.B. nahezu immer lieber als die Originalstimmen von Hope, Grant, Gable oder Monroe. Das geht sogar soweit, daß ich mir die ersten fünf ROAD-TO-FILME, bei denen man an die alten deutschen Fassungen nicht mehr rankommt in Englisch angesehen habe, und mir dabei Thomalla, Paul Klinger (Crosby) und Friedel Schuster (Lamour) vorgestellt habe“. --> Das mit der Sprecherimagination mach ich z.B. auch, wenn ich Romane lese.
„Bei DER UNSICHTBARE DRITTE stelle ich mir immer Curt Ackermann für Grant und E.W. Borchert für Leo G. Carroll vor. Und im Großen und Ganzen funktioniert das“ --> Als ich diesen Film das erste Mal sah, hat mich Ode auf Grant auch unheimlich gestört. Aber inzwischen muss ich sagen, dass ich es so übel nicht finde (klar hätte ich auch Ackermann vorgezogen), irgendwie passt Odes Stimmlage zur Grant-Rolle. Ode als Zweitbesetzung für Hope fand ich auch akzeptabel. Irritiert war ich z.B. auch, als ich Schürenberg auf Grant in NICHT SO SCHNELL, MEIN JUNGE hörte. Aber inzwischen stört mich auch das nicht mehr. Aber an Klinger auf Grant hab ich mich immer noch nicht gewöhnt.
„James Mason höre ich z.B. sehr gern im Original, weil ich seine distinguierte Stimme und seinen sehr britischen Sprachduktus besonders schätze. Ich mag aber auch die alten Synchros gerne, in denen Mason von Wolfgang Lukschy gesprochen wird“ --> Also auf Mason höre ich immer noch Borchert am liebsten, in Schurken-Rollen finde ich Joloff sehr gut. Apropos Lukschy: der gefällt mir ab Mitte der Sechziger so richtig, als seine Stimme voller und rauchiger wurde, sehr gut z.B. als Stimme von Matthau in STOPPT DIE TODESFAHRT DER U 123, von Marvin in DIE GEFÜRCHTETEN VIER, von Peck in SHOOT OUT – ABRECHNUNG IN GUNN HILL.
Grüße, Fehmi
Zitat des Tages: „Ist das der Dank dafür, dass ich dich gerettet hab? Komm, massier deinen albernen Fuß alleine!“ (Curt Ackermann in CHARADE)
um zur ursprünglichen Frage zurückzukommen; ich habe meine Besetzungslisten als Word-Datei gespeichert bzw. ausgedruckt. Aufgeführt sind (im Idealfall) dt. Verleihtitel - Originaltitel - Produktionsland - Produktionsfirma - dt. Erstverleih - Musik - Kamera - Drehbuch - Regie - dt. Fassung (Synchronstudio, dt. Buch u. Regie) - Drehorte - Drehzeit - Länge - dt. Ur- bzw. Erstaufführung. Die Ausdrucke sind in Klarsichtüllen (wie früher bei Herrn Vogel) in Ordnern nach Aufführungsdatum sortiert. Ein großer Teil meiner DVD-bzw. Videosammlung sind allerdings deutsche Filme, wobei ich mich besonders für den Zeitraum 1946-65 interessiere.
Die Synchronbesetzungen stelle ich anhand von Ausdrucken der imdb-Datenbank, manchmal auch der Hoerzu-Datenbank zusamme. Wobei man bei der Hoerzu schon Geduld mitbringen sollte, seit man dort ein phantastisches Design entworfen hat, wo Fehlermeldungen programmiert sind ("Die Usersitzung wurde wg. längerer Inaktivität abgebrochen" oder so ähnlich). Etwas problematisch sind für mich häufig Filme mit italienisch/spanischer Beteiligung, wo ich zwar die deutschen Synchronstimmen kenne, aber sie keinem Darsteller zuordnen kann, da sowohl imdb als auch Hoerzu nur wenig Rollenangaben machen.
Warum ich überhaupt Synchronbesetzungen sammle? Weil für mich die Synchronschauspieler genauso zur Besetzung gehören wie die Darsteller!
Gruß Peter
rote Blume
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Beiträge:
29.05.2004 15:08
#9 RE:WIE und WARUM schreiben die Forumsteilnehmer sich Synchronlisten ?
@Christoph: Dieses - einen Film auf englisch ansehen und die deutschen Stimmen hoeren - kann ich voll nachvollziehen. Das man einige Schauspieler lieber im Original hoert und andere lieber synchronisiert (am besten in einem Film ) sind dann die komischen Auswuechse unseres Hobbies. Leider muss ich zugeben, dass, seit ich alles erst mal auf englisch sehe, viele Schauspieler viel von der Magie verloren haben, ich dafuer andere wegen ihrer Stimme oder ihres Akzentes (neu) entdecke. Richard Gere (Jede deutsche Stimme ist besser als seine eigene), John Cusack (Froehlich oder PPA [mag ich fast noch lieber]), Costner(abschreckend), Tom Hanks (abschreckend), Nicole Kidman (nur Barthel), Michelle Pfeiffer lieber deutsch, dafuer Jude Law im Original, Renee Zellweger im Original, Deborah Kerr im Original, Alan Rickman im Original, Martin Shaw ("Die Profis") lieber Original, Colm Meaneys irischer Akzent ist goldig (trotz Doering und Hemmo)lieber Original, Gwyneth Paltrow (Froehlich gefaellt, Original ist mir lieber), Michael Douglas lieber deutsch, Christopher Walken lieber Original (egal welche deutsche Stimme)u.s.w.
@Neusynchronisationen: Filme sollten zu der Zeit synchronisiert werden, wenn sie auch erschienen sind. Viele Filmfans finden z.B. die Synchro von "Scarface" (1984?) furchtbar. Ja, dieses staendige "Kacke" hat mich beim ersten Mal auch wahnsinnig gestoert, aber die Synchro "atmet den "Zeitgeist"" der 80er. Es war - fuer die juengeren wahrscheinlich unverstaendlich - das "Schlimmste Wort" das man damals sagen konnte (Schimanski mit "Scheisse" kam spaeter). Natuerlich amuesieren Begriffe wie "gruene Karte" heute, aber der Kenntnisstand des Zuschauers war vor 20 Jahren auch noch ein anderer. Der Film "Green Card" kam spaeter. Auch wenn es durchaus Beispiele fuer gelungene Neusynchronisationen gibt (Sigmar Solbach erweisst sich als albsolut wuerdiger Nachfolger von Siegmar Schneider fuer James Stewart, ebenso Norbert Langer fuer Clark Gable), aber die "Atmosphaere" kann einfach nicht wieder voellig eingefangen werden. Alte Filme, insbesondere S/W Filme, vertragen sich nicht mit Dolby Surround, das widerspricht einfach unserer Erfahrung und die Filme waren ja so auch nicht angelegt. Sprache und Sprechen erfaehrt ja im Laufe der Zeit auch eine gewisse Wandlung , so dass diese deklamatorische Ton der 50er (der auch im Original zu hoeren ist) eben heute seltsam antiquiert wirkt.
Dass so viele Filme neue Tonspuren erhalten, fuehrt auch dazu, dass die Stimmenvielfalt immer mehr verloren geht. Frueher konnte man anhand der Stimmenkomposition auf das ungefaehre Alter einer Synchronisation schliessen, so dass das Auflisten aller Fassungen sehr wichtig ist.
Im Zusammenhang mit der Kritik, das eine Synchronisation das "Original verfaelsche", kann ich nur fragen "Original?". Heute mehr denn je werden Filme auf ein gewisses Publikum hin zugeschnitten, wegen Alterfreigabe, moeglicher Zensur in dem einen oder anderen Land, umgeschnitten, gekuerzt, Dialoge "geloopt" [die Schauspieler muessen sich nachsynchronisieren] sogar Dialoge nachtraeglich ausgetauscht, sogar einzelne Rollen synchronisiert (soviel zur bedingungslosen Liebe zum Original): Kai Wiesinger in dem Film "Terror in der Mall" (nicht sehenswert), Gerd Froebe in "Goldfinger" ebenso wie Ursula Andress [gesungen hat wieder jemand anderes], genau wie George Clooney in "Brother where thou art". Film = WARE (GELD) Was sich negativ auf Synchronfassungen auswirkt, ist der zunehmende Zeitdruck, unter dem die Fassungen entstehen. Als ich mal fragte, wie lange ein Autor fuer ein Dialogbuch Zeit hat: 2 Wochen oder auch mal 3 Tage (= 72 Stunden - 21 Schlafen - - - ), wenn dabei keine schoenen und passenden Texte rumkommen, wen wundert dass. Ueber 200 Takes/ Tag lassen auch den Schauspielern kaum Spielraum fuer Perfektion. Die Erwartung moeglichst dicht am Original zu bleiben, verfuehrt dazu, dass heute viele Texte zwar sehr lippensynchron sind, aber sich nicht mehr "deutsch anfuehlen". Waehrend insbesondere Amerikaner gerne Filmeideen "kaufen", munter "Remakes" drehen und mit viel Geld heftig promoten (wer kennt eigentlich Insomnia, Norwegen 1997 mit Stellan Skarsgard??), werden dort wie hier (in England) auslaendische Filme mit UT in der Regel nicht anders als in Synchronlaendern nur von einem kleinen Teil der Bevoelkerung gesehen. Das uebliche Programmkinopublikum eben. Auch wenn's den Verleihern zusaetzliche Kosten verursacht, unsere AUDIOREMAKES machen immer noch Gewinn. Auch sind uns die Charaktere durch die vertraute Sprache viel naeher als es eine Fremdsprache je sein kann. Der staendige Stimmenwechsel beeintraechtigt diesen positiven Effekt natuerlich.
Auch wenn viele mittlerweile recht gut englisch koennen, versucht mal die Dialoge eines Films aufzuschreiben. Dann merkt ihr erst mal, wieviel man wirklich verstanden (gehoert) hat und wieviel man einfach sinngemaess ergaenzt hat. Beim Gross der Blockbuster mag das keine grosse Rolle spielen, zumal ein Film hauptsaechlich Informationen ueber die Bilder transportieren soll und Dialoge in der Regel nur zusaetzliche Informationen beisteuern, aber wehe es ist ein dialoglastiger Film. Englisch/Amerikanisch/Suedafrikanisch/Australisch etc. ist eben nicht unsere Muttersprache und die wenigsten erreichen dieses Niveau. Ausser einigen wenigen Liebhabern der franzoesischen Sprache sieht es da noch trauriger aus. Da wir einen anderen kulturellen Hintergrund haben als die Ursprungslaender koennen durch die Synchronisation ja auch Unklarheiten beseitigt werden. So wird dann "Jacuzzi" (Synomym fuer "Whirlpool") in der deutschen Fassung zu Whirlpool. So wird letztlich unsere eigene Kultur nicht noch staerker amerikanisiert. Dank der Synchronisation haben wir im deutschsprachigen Raum (das Oesterreicher zwar keine Deutschen sind, aber wir doch sprachlich untrennbar miteinanderverwoben sind und sie aus Kostengruenden immer die bundesdeutschen Synchronisationen uebernehmen, soll hier neutral angemerkt werden) so etwas wie ein Deutsch. Durch das Bemuehen Lokalkolorit in Synchronisationen auf einem Minimum zu halten, koennen wir uns alle miteinander verstaendigen. Waehrend hier in England das BBC English in den letzten Jahren immer mehr zugunsten der Gleichberechtigung der Regionen aufgeweicht wurde und man heute bei den juengeren Moteratoren schottische, walische Akzente etc. hoert (das BBC English oder RP-English (Theater-Englisch) wurde wohl auch fuer die wenigen Synchronisationen benutzt), schafft die Synchronisation wie die Eurovisionssendungen mehr als die Reisemoeglichkeiten ein Gemeinschaftserleben.
Mir persoenlich ist Sprache sehr wichtig: ich habe mich ueber die Jahre immer wieder mit Fremdsprachen beschaeftigt und in letzter Konsequenz viel ueber die deutsche Sprache gelernt. Seit meiner Kindheit habe ich ein Faible fuer Stimmen und in der Synchronisation wimmelt es natuerlich geradezu vor wunderbaren Stimmen (Ist wie eine Voliere im Zoo sozusagen). In der freien "Wildbahn" um bei der Metapher zu bleiben, muesste man da lange suchen. Wenn Stimmen gecastet werden, nimmt man natuerlich die ausdrucksstaerkeren und die praegen sich natuerlich doppelt so schnell ein. Je staerker Stimmen, umso heftiger stoert einen ein Wechsel. Da man sich nicht immer alles merken kann und mich auch immer interessiert hat, wem die Stimme gehoert, habe ich ca. 1983 angefangen die Besetzungen aufzuschreiben, Fotos mit einzukleben und bin dann ueber einige Schreibprogramme letztes Jahr erst auf Works und dann auf Excel umgestiegen (das Risiko beim Sortieren nicht alle Spalten markiert zu haben, bereitet mir allerdings Alptraeume). Zum einen erlaubt einem die Liste eine Filmographie der Stimmen zu erstellen, so wie Du das ja selbst intensiv betreibst, Christoph, und die Erinnerung an die Stimme in einem Film bringt auch den Film schneller wieder in Erinnerung.
Viele Gruesse
Elisabeth
fortinbras
(
gelöscht
)
Beiträge:
29.01.2015 02:37
RE: WIE und WARUM schreiben die Forumsteilnehmer sich Synchronlisten ?
Ich hatte jetzt mal Lust, den alleruntersten Beitrag auf Seite 57 von "Allgemeines" hervorzukramen. Egal, was es gewesen wäre - ich hätte das ausgegraben.
Wie man sehen kann, sogar ein nicht uninteressantes Thema.
Und zum Thema mal gleich mein Verhalten:
Ich habe in meinen Dvd-Hüllen große Aufkleber, auf denen ich handschriftlich zwischen drei und fünf Stimmen vermerke (die Wichtigsten). Spielfilmthreads erstelle ich individuell. Ich weiß, welche Filme und Serien ich habe, zu vielen habe ich sämtliche Grundinformationen im Kopf und den Rest besorgen Bücher und natürlich das Internet.
Ich brauche für meinen Heimbedarf keinen virtuellen Aktenschrank, in dem ich alles festhalte. Früher habe ich das einmal sehr exakt gemacht mit allen erdenklichen Details. Nachdem diese Aufzeichnungen fast vollständig verloren gingen, war das ein Befreiungsschlag und ich habe keinerlei Bedürfnis mehr, damit wieder zu beginnen.
Wer denkt, daß meine Spielfilmthreads eine Kopie dessen sind, was ich zuhause habe, irrt sich. Allerdings entsprechen sie natürlich dem, was ich individuell für wichtig erachte.
also ich habe in meinem Regal aktuell ca. 1.400 DVDs mit Serienmaterial (pro DVD ca. 5 Episoden à 48' bzw. ca. 10 Episoden à 23'), hinzu kommen auch Serien-DVD-Boxen aus dem "normalen" Handel.
Da ich mich erst spät für "Synchronsprecher" überhaupt interessiere, habe ich zunächst gar keine Listen mit irgendwelchen Sprechern vorliegen. Wenn mir "aus Versehen" mal wieder eine besondere Serie/DVD in die Hände fällt, höre ich kurz rein, und entscheide dann, ob ich überhaupt Sprecher erkenne (Ost-Sprecher nach der Wende, Sprecher VOR 1970 und Sprecher NACH 2000 sind für mich schon mal ein "rotes Tuch", da das einfach (noch) nicht (mehr) "meine" Serien sind, die ich während der Jugend konsumiert habe), worauf dann die Serie für eine "Listung" optimiert wird... Aber den einen oder anderen Sprecher er-hört man dann ja doch hin und wieder.
Archiviert? Oh Mann, ich glaube, ich nutze mal die diesjährigen Sommerferien (PAUSE mit Listungen!!) dazu, um die bisherigen knapp 198 Serienführer irgendwo auf einem Stick oder so zu speichern. Ich stehe allerdings mehr darauf, "alles" zusammen zu haben, also nicht nur die Sprecher/Rollen an sich, sondern auch EA-Datum, Inhaltsangabe, die "Schon-gewusst?"-Frage bei Merkwürdigkeiten etc. dabei zu listen.
Ansonsten drucke ich mir (von vornherein) die Rollen-Daten einer US-Serie auf imdb.com aus und trage dann beim Anschauen die Namen ein. Ich weiß, dass es zwar andere Foren gibt, wo schon einige Namen wohl gelistet sind, aber ich will mich erst selbst prüfen (= welche Stimme ich jetzt da raushöre), bevor ich evtl. mal einen Blick in andere Synchronforen werfe.
Z. T. liegen so noch ca. 10 ungesendete ähm... ungelistete TV-Serien bei mir auf Halde. Auch aktuelle Serien (die gerade in der Listung sind) haben bei mir zu 80 % eine Vorlaufszeit von ca. 6 Wochen. D. h., so bin ich immer aktuell am jeweiligen Wochentag mit den Serien und kann mir auch schon mal eine "Erkrankung" zwischendurch erlauben , ohne dass gleich eine Sendung... ähm. eine "Listung" am jeweiligen Wochentag ausfällt..
Seit Oktober 2006 bin ich einfach mit dem "Synchron"-Fieber infiziert, obwohl mir bald die (hauptsächlich) 80er-Jahre-Serien ausgehen...
In den wenigsten Fällen hab ich fertige Listen (wenn dann nur einzelne Einträge bei bekannteren Schauspielern). Das heißt ich schreibe die Liste erst während des Filmes, der Serienfolge. Zunächst erfasst nach Auftrittsreihenfolge und dann i.d.R. nach imdb. Für italienischen Filme ist diese allerdings absolut ungeeignet (teilweise mit haarsträubenden Fehlern). Dafür gibt's dann entweder die cinema-italiano-db.de oder pollanetsquad.it - für vor allem englische Filme ist aveleyman.com ganz hilfreich, vor allem was konkrete Zuordnungen angeht, da die schön bebildert mit den jeweiligen Rollen sind. Ähnlich übrigens die beiden italienischen Datenbanken.
Archiviert hab ich noch gar nichts. Ich überschreibe die Vorlage (im Editor) immer wieder. Könnte man durchaus darüber nachdenken, aber weder fehlt mir das spezielle Wissen im Umgang mit Datendanken (außer natürlich Excel), noch hab ich die Muse tausend Blätter auszudrucken. Und zumindest bei Filmen landen die Listen ja früher oder später in der Synchrondatenbank und Synchronkartei.
Etwas erstaunt - um nicht zu sagen: entsetzt - nehme ich zur Kenntnis, dass manch einer stets mit Stift und Zettel bewaffnet vor dem Bildschirm oder gar im Kino sitzt und während des Films Notizen macht.
Wenn ich einen Film erstmals sehe, mache ich keinerlei Notizen. Ich sitze im Kino oder im dunklen Zimmer und konzentriere mich voll und ganz auf den Film, jegliche Nebentätigkeiten (Schreiben, Essen, Telefonieren, etc.) sind absolut tabu.
Erst im Anschluss mache ich mir Notizen, wobei hier und da dann wohl Lücken auftreten. Um diese im Vorfeld zu vermeiden, werde ich mir doch nicht das Filmerlebnis ruinieren! Nie und nimmer!!
Erst beim erneuten 'Sichten' bereits bekannter Filme sieht es dann anders aus. Denn das Sammeln von Infos ist für mich mehr eine Nebenbeschäftigung mit untergeordneter Priorität.
Warum sollte sich jemand heute noch die Mühe machen, privat Synchronlisten zu führen? Das meiste steht heute in öffentlich zugänglichen Datenbank im Internet. Wenn man etwas vermißt, trägt man es dort ein.
Ich kann das nur so beantworten, dass mich das Thema Synchron im Allgemeinen interessiert. :) Und ich mich gern darüber unterhalte. Ich bin kein Crack, aber lerne immer wieder dazu. :)