Zitat von bertiOder könnte es sein, dass dieser jemand es in der Kritik über einen anderen Film mit Brando gelesen und diesen später mit der "Gräfin" verwechselt hat?
Ist vieles möglich. Nur so genau sind meine Infos in der Sache nicht.
Genauere Infos sind auch nicht nötig, nachdem mehrere hier Brandt bestätigt haben. Zu einer anderen Frage:
Zitat von seagalfanWen findet ihr am besten bzw. am passendsten für Marlon Brando u.a. auch bei "Der Pate"?
Harald Juhnke für den jungen Brando war unschlagbar und wurde bekanntlich extra von Produzent Sam Spiegel ausgesucht (wie Juhnke in seinen Memoiren genauer beschreibt). Seine Leistung in der "Faust im Nacken" war unglaublich intensiv und nuanciert. Kein Wunder, dass er danach längere Zeit Stammsprecher war. Dass Regisseur Alfred Vohrer hier ursprünglich Sebastian Fischer besetzen wollte, ist mir absolut unverständlich. Zum Glück kam es weder hier noch später dazu. Dass Juhnke nach "Spiegelbild im goldenen Auge" nicht mehr besetzt wurde, kann ich allerdings gut verstehen. Bei keiner der Rollen danach könnte ich ihn mir ernsthaft vorstellen. Ein Brando-Sprecher müsste in jedem Fall eine Kratzigkeit oder zumindest Rauheit in der Stimme haben. Gottfried Kramer war kratzig genug, Claus Biederstaedt zumindest rau. Ihn hätte ich gerne öfter gehört. Völlig daneben war GGH, der hier (wie auch bei Richard Burton) viel zu geschmeidig und heldenhaft klang. Wolfgang Kieling war im Prinzip eine gute Wahl (weil er mich bei seinem Einsatz irgendwie an Biederstaedt erinnerte), aber der Film an sich und Brandos Chargiererei waren einfach zu furchtbar. Rolf Schult fällt stimmlich völlig aus der Reihe der übrigen Sprecher, die sonst kratzig, rau oder zumindest dunkel klangen. Zu der fast gottväterlichen Rolle passte er aber ganz gut. Helmut Krauss war beim gealterten Brando nicht schlecht, obwohl auch Michael Chevalier in mehr als einem Film denkbar gewesen wäre. Leider wüsste ich spontan keine weiteren, die mir bis jetzt untergekommen wären. Marquis kenne ich für Brando noch nicht, finde es aber fast erstaunlich, dass man ihn später nie wieder besetzt hat. Denn um die Zeit, als die Kombination mit Juhnke endete, war er gerade fast omnipräsent. Diese Besetzung wäre aber wahrscheinlich fast so schlimm gewesen, als hätte man in späteren Filmen Wolfgang Völz besetzt.
Marquis für Brando in VIVA ZAPATA! funktioniert erstaunlich gut, den nuschelnden Revoluzzer hat er perfekt hingekriegt.
DER PATE ist einer der am besten synchronbesetzten Filme aller Zeiten, bis in die kleinste Nebenrolle kongenial besetzt – bis auf Gottfried Kramer allerdings! Kramer geht die Subtilität von Brandos Spiel in der Vorlage völlig ab, er legt die Rolle viel zu vordergründig-autoritär an. So gesehen finde ich Brückner mit seiner brüchigen Stimme in der TV-Fassung schlicht brillant – er ist der einzig wahre Don Corleone, und es war ein großartiger Besetzungscoup, ihn auf den jungen wie auf den alten Vito zu besetzen (erst recht, wenn man sich vor Augen führt, wie dieser Coup bei PATE III mit Kramer auf Pacino völlig in die Hose ging).
Auf sämtlichen Rollen, auf denen er besetzt wurde, war Juhnke phantastisch – am allerliebsten höre ich ihn in DIE FAUST IM NACKEN und EIN MANN WIRD GEJAGT. Und er hätte auch den durchschnittlichen DIE GRÄFIN VON HONGKONG retten können, aber danach hätte er zu Brando nicht mehr gepasst.
Seine allerbeste Performance gibt Brando meines Erachtens in MEUTEREI AUF DER BOUNTY – und für einen der besten Schauspieler aller Zeiten braucht es natürlich auch einen der besten Synchronsprecher aller Zeiten: GGH! Klar, wenn Juhnke treffend besetzt wurde, war er hervorragend, aber ich würde ihn nicht in die Top Ten der männlichen Synchronsprecher hineinnehmen, dafür war sein Repertoire nicht breit genug. Und ich bin mir sowas von sicher, dass er Fletcher Christian nie im Leben hätte gerecht werden können. Den dandyhaften Aristokraten mit seinem sarkastischen Witz und Verführercharme zu Beginn, den grüblerischen Intellektuellen und dann den entschlossenen Leader im Mittelteil, den Zweifler am Ende – das hätte Juhnke nie und nimmer hingekriegt, kein anderer außer GGH hätte das so hingekriegt! Für mich eine der besten Synchronleistungen von GGH überhaupt – und auch sonst!
Kieling in DUELL AM MISSOURI war ein Genuss, beim Gucken dieses Films ertappe ich mich immer wieder dabei, ihn mir in Juhnkes Brando-Rollen vorzustellen – wäre ganz interessant gewesen.
Neben Brandt ist Biederstaedt für mich der unpassendste und unsympathischste Brando-Sprecher – QUEIMADA und DER LETZTE TANGO kann ich mir in der deutschen Fassung einfach nicht anschauen, einfach schrecklich (in ZWEI ERFOLGREICHE VERFÜHRER, dem einzigen Brando-Film, den ich in der deutschen Fassung nicht kenne, wird er ähnlich daneben sein, vermute ich mal).
Über die Altersrollen von Brando hülle ich lieber den Mantel des Schweigens, da ist es eigentlich auch ziemlich egal, dass Krauss seine Interpretationen einfach nur karikaturesk angelegt hat.
Geheimtipps: Peer Schmidt in ENDSTATION SEHNSUCHT (äußerst schwach dagegen in DER HÄSSLICHE AMERIKANER), Rolf Schult in SUPERMAN (in AM ABEND DES FOLGENDEN TAGES hatte es noch nicht so gut geklappt) und Michael Chevalier in DAS LOCH IN DER TÜR.
Bei der Kinosynchro des "Paten" wäre Brückner für Brando allerdings unvorstellbar gewesen. Wen hättest du da statt Kramer gerne gehört? Juhnke hätte nicht gepasst, an GGH wäre noch nicht zu denken gewesen, und Biederstaedt magst du für Brando sowiso nicht. Ich fürchte wirklich, dass dann Marquis gute Chancen gehabt hätte.
Zitat von John ConnorSeine allerbeste Performance gibt Brando meines Erachtens in MEUTEREI AUF DER BOUNTY – und für einen der besten Schauspieler aller Zeiten braucht es natürlich auch einen der besten Synchronsprecher aller Zeiten: GGH! Klar, wenn Juhnke treffend besetzt wurde, war er hervorragend, aber ich würde ihn nicht in die Top Ten der männlichen Synchronsprecher hineinnehmen, dafür war sein Repertoire nicht breit genug. Und ich bin mir sowas von sicher, dass er Christian Fletcher nie im Leben hätte gerecht werden können. Den dandyhaften Aristokraten mit seinem sarkastischen Witz und Verführercharme zu Beginn, den grüblerischen Intellektuellen und dann den entschlossenen Leader im Mittelteil, den Zweifler am Ende – das hätte Juhnke nie und nimmer hingekriegt, kein anderer außer GGH hätte das so hingekriegt!
Wer weiß, ob Juhnke eine so facettenreiche Rolle nicht auch hingekriegt hätte? Als Schauspieler wurde er von der Kritik bekanntlich lange unterschätzt. Dandyhaft (allerdings dann mit einem leichten Anschlag von Tuntigkeit), sarkastisch, grüblerisch und entschlossen habe ich ihn Synchros schon erlebt. Alles zusammen hätte er sicher auch hinkriegen können.
GGH mag in MEUTEREI AUF DER BOUNTY gut gepasst haben (hatte ich zwar vor einiger Zeit bei größte Fehlbesetzungen gepostet - bei neueren Ansehen fand ich ihn allerdings gar nicht mal so schlecht). Aber in DER MANN IN DER SCHLANGENHAUT ist er einfach furchtbar.
PS: für die Liste - Gert Günther Hoffmann ohne Bindestrich.
Ich fand GGH in "Meuterei auf der Bounty" großartig und er hat auch prima gepasst (Niendorf, den ich sehr schätze und der ja auch Brando-Erfahrung hatte, wäre hier wirklich fehlbesetzt gewesen). Aber ... Juhnke hätte seine Sache sicher auch hervorragend gemacht. Tatsächlich ist er schauspielerisch oft unterschätzt worden - wenn man wissen will, was er auch in ernsten (Synchron-)Rollen drauf hatte, sollte man sich seine Sterbeszene in "Die Nelson-Affäre" (für Peter Finch) anhören - weitab von seinem üblichen Klischee!
Zitat von Stefan der DEFA-FanNiendorf, den ich sehr schätze und der ja auch Brando-Erfahrung hatte, wäre hier wirklich fehlbesetzt gewesen
Da fällt mir ein, dass ich bei meiner Aufzählung Horst Niendorf in "Julius Caesar" ganz vergessen habe. Vielleicht, weil ich beim Ansehen öfter vergessen, dass der rhetorisch begabte Togaträger Brando ist? Eine Glanzrolle mit vielen Nuancen, die aus der Masse von Niendorfs damaligen Rollen heraussticht. (Mücke schrieb schon öfter, dass er zeitweise in B-Filmen unter Wert eingesetzt worden sei.) Natürlich wäre Juhnke auch hier top gewesen, aber zu dieser Zeit war er noch nicht etabliert. Und ob die bekanntlich oft "eigenwillige" MGM ihn genommen hätte? Andererseits wäre es für Juhnke sicher auch reizvoll gewesen, einen der berühmtesten Shakespeare-Monologe überhaupt zu sprechen. Gerade weil er als Schauspieler jahrzehntelang unterschätzt wurde.
Niendorf war in JULIUS CAESAR nicht schlecht, mir aber allerdings zu theatralisch bzw. zu dick aufgetragen (auch wenn's zur Rolle gehört). War da schon immer mehr der Fan von Cassius, Brutus und Casca.
Zitat von SilenzioNiendorf war in JULIUS CAESAR nicht schlecht, mir aber allerdings zu theatralisch bzw. zu dick aufgetragen (auch wenn's zur Rolle gehört).
Natürlich spielte Brando hier "theatralisch" (der Text stammt schließlich komplett von Shakespeare), da hätte auch Juhnke wenig ändern können. Aber diese Rolle bot Niendorf sicher weitaus mehr Facetten als viele andere, die er zu dieser Zeit bekam.
Zitat von bertiBei der Kinosynchro des "Paten" wäre Brückner für Brando allerdings unvorstellbar gewesen. Wen hättest du da statt Kramer gerne gehört? Juhnke hätte nicht gepasst, an GGH wäre noch nicht zu denken gewesen, und Biederstaedt magst du für Brando sowiso nicht. Ich fürchte wirklich, dass dann Marquis gute Chancen gehabt hätte.
Hmm, gute Frage... Marquis auf keinen Fall, denn der hätte Kramers schiefe Interpretation noch potenziert, außerdem war er bei Sterling Hayden phantastisch aufgehoben und passte super wie selten. GGH wäre auch nicht gegangen, da zu attraktiv und energisch für die Rolle - und auf seinen coolen Sollozzo hätte ich auf keinen FAll verzichten mögen.
Kieling wäre vielleicht eine Option gewesen (obwohl damals noch nicht "Brando-erfahren"); ich hätte es wahrscheinlich mit Erik Schumann versucht - hmmm, je mehr ich darüber nachdenke...;
Shakespeare hin oder her, Niendorf hat JULIUS CAESAR m.E. doch etwas zu dick aufgetragen; auch hier wieder: GGH hätte ich mir sehr gut vorstellen können in dieser Rolle.
Stimmt, Kieling hätte vielleicht auch besetzt werden können. Selbst wenn er zu dieser Zeit bereits Hamburger war; denn das war Kramer ja auch. Hätte Schumann nicht etwas zu dünn geklungen?
Zitat von bertiOder könnte es sein, dass dieser jemand es in der Kritik über einen anderen Film mit Brando gelesen und diesen später mit der "Gräfin" verwechselt hat?
Zitat von schakalIst vieles möglich. Nur so genau sind meine Infos in der Sache nicht.
Zitat von bertiGenauere Infos sind auch nicht nötig, nachdem mehrere hier Brandt bestätigt haben.
Wieso stellst Du dann diese mal wieder mit Verlaub unsinnige und überflüssige Frage. Und ich Blödmann antworte auch noch anständig darauf, um am Ende gesagt zu bekommen, das doch schon alles erledigt sei. Außerdem habe ich doch eh Brandt schon eine Seite vorher für bestätigt erklärt. Also manchmal glaube ich echt...
Zitat von schakalWieso stellst Du dann diese mal wieder mit Verlaub unsinnige und überflüssige Frage.
Es war nicht als Frage gemeint gewesen, sondern eher als eine mögliche Erklärung, wieso jemand meinte, sich bei der "Gräfin" an die Angabe zu Juhnke erinnern zu können. Nachprüfen, warum jemand sich an etwas falsch erinnert haben könnte, ist sowieso praktisch unmöglich. Es war nur als alternative Erklärung zu einer falschen Angabe in der Zeitschrift gemeint, nichts weiter. Entschuldige, dass es durch das Fragezeichen wie eine Frage wirkte!
Den von einigen (auch woanders) gelobten Peer Schmidt habe ich auf Marlon Brando leider noch nicht gehört, bin aber mittlerweile neugierig geworden. Mal sehen, ob sich die Gelegenheit bald ergibt. Ich vermute jedoch, auch er hätte auf Brando in späteren Rollen nicht gepasst? Generell stellt sich mir die Frage, ob überhaupt irgendein Sprecher Brando vom Anfang seiner Karriere an bis zuletz (oder zumindest in die Siebziger/Achtziger) hätte "begleiten" können. Gottfried Kramer wäre vor 1970 sowieso undenkbar gewesen und hätte auch gar nicht funktioniert. Juhnke wiederum war in den frühen Rollen genial, synchronisierte aber nach 1970 deutlich seltener, und hätte beim schwerer gewordenen Brando auch nicht mehr gepasst. Biederstaedt wäre für die frühen Rollen theoretisch denkbar, wenn auch nicht ideal. Allerdings sind abgesehen von einer Coproduktion von 1955, in der er sich selbst sprach, bei Arne keine Synchronrollen von ihm vor 1962 verzeichnet. GGH als Stammsprechenr kann ich mir nicht vorstellen, Marquis auch nicht. Vielleicht Wolfgang Kieling? Immerhin sprach dieser mehrfach Paul Newman, dessen frühe Rollen von der Kritik teilweise als Brando-Imitation eingestuft wurden. Aber hätte er beim jüngeren Brando aufs Gesicht gepasst?